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Freitag, 27. März 2009

Feuerbach und die bösen Geister

Anselm Feuerbach ist heutzutage, im Gegensatz zu anderen großen akademischen Meistern des 19. Jahrhunderts, noch relativ beliebt. Dies habe ich an anderer Stelle (siehe Nanna) mit seiner Persönlichkeit begründet. Was ich damit meine, möchte ich hier ausführlicher darstellen.

Anselm Feuerbach - Selbstbildnis (1873)
Öl auf Leinwand 62 x 50 cm

Verkannte Genies sind beliebt

Wenn man sein "Vermächtnis" liest, dann tritt einem ein selbsternanntes, verkanntes Genie entgegen.

Diese werden von der Riege der 'Kunstverständigen' hoch geschätzt. Nicht umsonst gilt bei ihnen der mäßig talentierte van Gogh als einer der größten Maler aller Zeiten. So kommt es nicht überraschend, dass Feuerbach immer wieder mit Wohlwollen erwähnt wird. Sein Können ist unbestritten, was bei einem akademischen Maler des 19. Jahrhunderts nicht überrascht, als das Lernen der Basisfähigkeiten noch selbstverständlich für einen Maler war. Sein Lebenslauf ist vielfach beschrieben und im Internet nachzulesen. Als Kritiker des deutschen Spießbürger und der Mittelmäßigkeit ist er wohl bekannt.

Das er auch eine ganz anderer Seite besaß, möchte ich hier herausstellen. Man könnte das verkannte Genie mit großer Berechtigung auch als antisemitischen, chauvinistischen, unter Verfolgungswahn leidenden Großkotz bezeichnen.

Motto

Warum dies so ist, zeigt sein "Vermächtnis". Neben biografischen Fakten enthält es vor allem eine Ansammlung von Hasstiraden gegen alles und jedes. Frei nach seinem Motto:
Wenn dich einer auf die linke Backe schlägt, so haue ihm eine auf die rechte.

Mit dem falschen Fuß aufgestanden

Schuld an dem folgenden ganzen Schlamassel war wohl sein erster Kontakt mit der Kunstwelt. Der Eintritt in die Düsseldorfer Akademie wird mit den Worten beschrieben:
Mit fröstelnden Unbehagen betrat ich das erstemal die häßlichen Räume der Düsseldorfer Akademie. Ausser dem gewöhnlichen Geruche der allen öffentlichen Anstalten eigen ist, war hier noch etwas besonderes, feuchtes, moderiges, was ich nur mit dem Ausdruck akademischer Luft bezeichnen könnte.
Friedrich Wilhelm von Schadow

Friedrich Wilhelm Schadow - Porträt des Felix Schadow (1830) Öl auf Leinwand 61 x 51 cm

Da wundert es nicht, dass sein erster Lehrer sein erstes Opfer war. Direktor Schadow.
Ein lebensmüder, kranker, barscher Mann mit feinem, scharf geschnittenen Profile, stets seitwärts, gesenktem Kopfe,..., als Maler, war er eine Null.

Dieser war wohl nicht ganz glücklich mit seinem Schüler und gab ihm die warmen Worte mit auf den Weg:
Jehen Sie nach Paris und wenn sie nicht Schüler von de la Roche werden können, wird nischt aus Ihnen. (Schadow)
Paul Delaroche - Head of a Camoldoline Monk (1834) Öl auf Leinwand

In Feuerbachs Ohren wohlklingender war da wohl die Meinung seines Freundes Alfed Rethel:
Recht haben sie gehabt, denn sehen sie der Alte (Schadow) hat manchmal Blähungen im Unterleibe, die hält er dann für Gedanken. (Rethel)
Schadow war vielleicht sein erstes persönliches Feindbild, aber viele werden folgen.

Theodor Mintrop

So sein Freund aus Düsseldorfer Zeiten, Mintrop, den er als Wendehals bezeichnet:

Theodor Mintrop - Reproduktion Zeichnung für sein Märchen König Heinzelmann (ca 1872)
Damals war seine naive Natur und Bauernweisheit echt, später, eine Lockspeise eleganter Salon's, war er Bauer genug, um den naiven fortzuspielen.

Verloren in München

Die folgenden beiden Jahre verbrachte Anselm in München. Verlorene Zeit war dies seiner Meinung nach. Typisch für ihn. Anstatt selber die Notleine zu ziehen, wird den anderen die Schuld gegeben.

In München jeden Fall hielt er es nur acht Tage bei seinem Lehrer Carl Rahl aus, und mit Moritz Schwind
hatte ich mich auch, weiß Gott warum, verfeindet.
Moritz von Schwind - Kaiser Rudolfs Ritt zum Grabe (1857) Öl auf Leinwand

Das die Pilotyschule für ihn mehr als verderblich war, wundert nicht. Alles, was zu jener Zeit bekannt und erfolgreich war, hatte er auf dem Kieker. Freunde werden nicht gemacht.
Die ganze Pilotyschule ist die brutale Vernichtung alles ideellen im großen Sinne, ein Aufgehen in theatralischer Sentimentalität und romantischen Materialismus. Der Triumph der Gliederpuppe.
Über Belgien nach Paris

Sein Weg führte über Gustave Wappers Atelier in Antwerpen, den er als Künstler schätze,

Gustav Wappers - Episode der Belgischen Revolution (1830)

nach Paris ins Studio von Thomas Couture. Couture ist einer der wenigen Maler seines Jahrhunderts, den er wirklich verehrte.

Thomas Couture - Eine Witwe (1840)
Öl auf Leinwand 92 x 73,5
cm
Nicht genug kann ich dem Meister danken, welcher mich von deutscher Spitzpinselei zu breiter, pastoster und größerer Behandlung und Anschauung führte.
Ansonsten galt seine ganze Bewunderung Rubens, van Dyck, Tiepolo und den großen Renaissancemeistern Michelangelo, Leonardo, Raffael, Tintoretto, Veroneso oder Tizian.

Die schöne Zeit in Paris strapazierte seinen Geldbeutel arg,
und so wachte ich eines Tages - in Carlsruhe auf
, der Stadt seiner schlaflosen Nächte.

Unglückliches Karlsruhe

Die bösen Mächte ließen ihn stolze zehn Jahre nicht von deutschem Boden weichen, und so kam es, dass an seinem Unglück wieder die anderen Schuld waren.
... während mir so bei sorgenvollem Kampfe in der wichtigsten Entwicklungszeit 10 Jahre meines Lebens gestohlen wurden.
Eine der letzten Etappen war für ein Jahr Karlsruhe, eine Stadt, die seinen Ansprüchen natürlich auch nicht genügen konnte. Das war
wohl ein Fluch meines Lebens, daß ich gerade auf dieses Dorf mit meinem künstlerischen Beginnen angewiesen war.
Zerstörungswut und Konfuzius

In Karlsruhe fanden seine Bilder nicht immer einen Käufer. Und wenn, dann gab es aus seiner Sicht eher Almosen zu verdienen als gerechte Belohnung. Über eine schlechte Besprechung seines Bildes Die Versuchung des heiligen Antonius (1854) geriet er in Rage.
Letzteres Bild zerstörte ich selbst, vor Wut, daß es so dumm beurteilt wurde. Ich habe es später sehr bereut.
Anselm Feuerbach - Die Versuchung des heiligen Antonius (vernichtet) (1854)

Der mangelnde Verkauf konnte natürlich nicht an der Qualität seiner Gemälde liegen. In seiner typisch bescheidenden Art nennt er auch den simplen Grund, eine Weisheit eines Konfuzius würdig:
Jedes Werk braucht etwa 10 bis 20 Jahre Zeit, um verstanden zu werden, nach Abfluß dieses Zeitraumes, werden die Bilder wunderschön...

Bevor er Karlsruhe endgültig verlässt, bekommen natürlich noch zwei anderer Professoren ihr Fett weg. Johann Wilhelm Schirmer und der große Carl Friedrich Lessing.

Johann Wilhelm Schirmer

Johann Wilhelm Schirmer - Felsküste bei Etretat (1836) Öl auf Leinwand auf Pappe aufgezogen 41 x 32 cm
Ein knorriger dicker Mann mit kurz geschorenem grauen Haar...ein süßlicher Mucker ... Jammerseele.

Dessen Hinweis, dass Feuerbach das Terrain in Karlsruhe verkannt habe, konterte dieser mit:
Wenn Schlamm Terrain ist, dann haben sie recht.
Carl Friedrich Lessing

Lessing war ebenso wenig genehm:

Carl Friedrich Lessing - Der Klosterbrand (1846) Öl auf Leinwand 123 x 172 cm
trat mir gegenüber in dieselben Fußstapfen. Was er nicht fertig brachte, besorgten dann zwei Weiber.
Letzter Wunsch

Also was wünscht der höfliche, taktvolle Feuerbach seinen ehemaligen Karlsruher Mitstreitern?
werfe ich Menschen und Sachen der damaligen Zeit hiermit auf den Lumpenkarren, wo sie hingehören, und zu schlechten Büchern verwehrtet werden können.

Auf nach Rom

Es wurde Zeit, nach Rom aufzubrechen. Über Venedig und Florenz näherte er sich seinem Ziel. Beide Zwischenstationen beeindruckten ihn sehr, von den Raffaels und del Sartos in den Uffizien war er im höchsten verzückt. Es war eine Offenbarung für ihn.
Die Vergangenheit war ausgelöscht, die modernen Franzosen wurden einfache Spachtelmaler und mein künftiger Weg, stand klar und sonnig vor mir.
Künstlerverein

In Rom angekommen, gibt es natürlich mehr als genug zu bemäkeln. Der deutsche Künstlerverein mit seiner
modernen Oberflächlichkeit
kommt ihm da gerade recht.
Im Positiven die Poesie festzuhalten, scheint wenigen gegeben zu sein, darum haben auch die Herren NIE etwas geleistet trotz Künstlerverein und Selbstüberhebung.
Die Tatsache, dass Feuerbach selber den Kunstverein öfter besuchte, wird an dieser Stelle natürlich verschwiegen und ist nur einem Brief im Anhang zu entnehmen:
Im Künstlerverein, wenn ich nicht da bin, kann nicht gesungen werden, ich bin der einzige Tenor... Jeden Sonntag ist Probe...
Glücksmomente

Die Zeit in Rom war zum Glück einmal nicht ganz vergebens für Anselm. Dies zeigt seine künstlerische Selbsteinschätzung zu jener Zeit. Uneitel wie meist formuliert:
...die Erscheinung, daß an den besten meiner Bilder nicht ein Jota zu ändern ist
und die meisten den Gegenstand erschöpfen, während beim modernen Maler gewöhnlich alles eben so gut anders sein könnte.
Doch nicht nur das. Seinen Röntgenaugen entgeht, mit Bescheidenheit und Verlaub, nichts:
...unermüdliche Mache, bei strengster Beobachtung haben es gebracht, daß ich jetzt stecknadelgroße Mängel auf den ersten Blick ersehe.

Im Laufe der Zeit sah er die
albernen Fremden, welche dort herumstolpern
immer mehr mit Humor und sein
leicht erregbares Wesen
wich
einer angeregten Ruhe, die mich selbst bei Gefahren nicht verlässt.

Gut so. Rom war seine Stadt.

Antideutsch

Auf sein Deutschsein war er jedoch weniger gut zu sprechen. Dieses attackiert er mit den Worten:
Die Rohheit des Volkes, welches sich in Kneipen herumtreibt, die Halbbildung und prätentiöse Vortrefflichkeit der sogenannten gebildeten Stände, das Bocksbeinige Gelehrtentum, nebst übertriebener Schulbildung, der kompletteste Unverstand in den höchsten Kreisen hat mir das Vaterland verleidet.
Und
Wir haben und bekommen nie eine Kunst mitsamt unsern 42 Millionen nichtdenkender Leute.
Professor in Wien

Eine Professorenstelle zog ihn nach Wien. Wien, galant umschmeichelt mit den Worten:
Ich habe in Paris und lange in Rom gelebt, eine konzentriertere Canaille, als in Wien habe ich nirgends vorgefunden. Um in Wien Karriere zu machen, muß man etweder ein dummer oder zum mindestens ein zweideutiger Mensch sein.

Hans Makart

Und da wären wir schon beim nächsten Lieblings-Attacke-Objekt Feuerbachs. Hans Makart.

Hans Makart - Bildnis Gräfin Palffy (Die Betende) (1880) Öl auf Holz 127,5 x 90 cm
Auch in der Malerei ist die technische Begabung sehr auffallend, allein sie bleiben alle in dem Accessoire und den Kleidern stecken...
Das Saloppe Makartscher Weiber liegt nicht sowohl in geschminkten Augenbrauen, konventionell frivolen Bewegungen, als insbesondere in der gänzlichen Unkenntnis menschlicher Form und Seele.
Große Leinwände mosaikartig zu tapezieren ist von guter Kunst so weit entfernt wie ein Freudenmädchen von einer anständigen Frau.
Erscheinungen wie Makart hat es zu allen Zeiten gegeben, sie kennzeichnen genau die rapide Dekadenz...
Wo die Gedanken fehlen....würde sein koloristisches Kartenhaus zusammen stürzen....was bei Makart mühselig gequält erscheint...

Und so weiter und so fort. Feuerbachs Tiraden haben ihre Ursache wohl daher, dass er in Wien immer im Schatten des großen Makart stand. Das man einem großen Künstlerkollegen, der eine andere Malauffassung als man selber hat, auch mit Respekt begegnen kann, sieht man bei Anton von Werner.

Verlorene Zeit

Das seine Professur ihn in Wien wieder vier Jahre seines Lebens gekostet hat, brauche ich glaube ich hier nicht mehr zu erwähnen:
Auch das habe ich vergessen, daß sie mir 4 Jahre meines Lebens gestohlen, denn zu eigenem künstlerischen Schaffen, ließ man mir kaum Zeit.

Ob er überhaupt in diesen vier Jahren das Akademiegebäude einmal hat verlassen dürfen, wird für immer ungeklärt bleiben...

Grund der Anfeindungen

Styl ist das, was laut Anselm Feuerbach in der Kunst zählt.
...der wahre Styl kommt dann, wenn der Mensch selbst groß angelegt...
Und groß ist er natürlich selber.
Da die Größe der Auffassung kaum zu verkennen war, so wurde ich als Feind angesehen und behandelt.
Achso, deshalb wird er angefeindet. Weil er zu groß denkt.
Aber Feuerbach präzisiert das noch:
Einige Male hatte ich Gelegenheit, Bilder von mir auf Ausstellungen zu sehen, sie machten mir ungefähr den Eindruck, wie wenn anständige Leute sich durch einen Zufall in ordinärer Gesellschaft befinden. Dieses Gefühl ... ist der Grund jener lebenslangen, gehässigen Anfeindungen.
Da haben wir es. Weil er alle anderen für große Idioten und Arschlöcher hält, wollen diese angeblich nichts mehr mit ihm zu tun haben. Sachen gibts...

Alles und Jeder

Im weiteren Verlauf seines Vermächtnis kriegt jeder und alles sein Fett weg. Künstlervereine, Kritiker, Kunstausstellungen, Kunsthändler, Akademien, das Theater und so weiter und so fort.

Wilhem von Kaulbach

Wilhelm von Kaulbach - Die Seeschlacht bei Salamis (1868) Öl auf Leinwand
So hat ein Kaulbach eine angeblich große Nation ein halbes Jahrhundert an der Nase herumführen können und erst sein materieller Tod führt seinen geistigen herbei.
Anton von Werner

Anton von Werner - Moltke mit seinem Stabe vor Paris (1873) Öl auf Leinwand
Victor Scheffel lässt bei Lebzeiten seine dürftigen Werke mit schlechten Illustrationen austapezieren.

Zum Beginn wurde ein harmloser Genre und Aquarellmaler das unbegreifliche Schoßkind...
Carl Theodor von Piloty

Carl Theodor Piloty - Die Gründung der katholischen Liga durch Herzog Maximilian I von Bayern - Ausschnitt (1854) Öl auf Leinwand 379,5 x 516,5 cm
Piloty und Makart werden ewig nur große Dekorations-Staffeleibilder malen, weil ihnen die absolut notwendige Bildung abgeht, welche ihnen sagen würde, daß nur eminentes Studium zur richtigen Pforte führt.
Kunsthändler
Die modernen Kunsthändler, diese Kolporteure der Mittelmäßigkeit, ...sollen... sich dort, samt den Redakteuren der Gartenlaube in ihrem eigenen Bilde aufhängen.
Juden
Die Juden transportiere man mit Kind und Kegel auf IHRE Kosten - Geld haben sie - nach Jerusalem, dort sollen sie den Tempel Salomons wieder aufbauen und
Knoblauch-Plantagen auf Aktien gründen. Wenn solches geschehen, wird die Luft in Deutschland wieder gesünder werden.
Frauen
Frauenerziehung: ... Von den Mädchen ist wenig Erfreuliches zu notieren, es strebt unser ganzes Gesellschaftswesen der gründlichsten Oberflächlichkeit entgegen.
Wenn ich einmal so weit bin das Angelernte von dem Natürlichen im Benehmen eines Frauenzimmers unterscheiden zu können, werde ich ein eigenes Kapitel nachträglich hier einschalten.
...jede große und kleine Stadt in Deutschland eine sogenannte tonangebende Clique erduldet. Es sind manchmal nur fünf bis sechs Leute, wobei natürlich die Weiber wieder obenan stehen, über die man nicht vorwärts oder hinauskommt.
Blick hinter den Kulissen

Das Feuerbach in der Realität von der Fahne im Wind nicht immer so weit entfernt war, wie er wirken wollte, zeigen Briefe seiner Schwiegermutter Henriette Feuerbach.

Anselm Feuerbach - Bildnis Henriette Feuerbach (1867) Öl auf Leinwand 101 x 82,4 cm


Friedrich Pecht

So zieht Anselm des Öfteren kräftig über den früheren Maler und bedeutenden Kritiker Friedrich Pecht her.
Man belle den Mond nicht an, wenn man ihn nicht beißen kann.
... selbst weniger schlechte Bilder zu malen
möge er seinen Styl verbessern
und die Kunst mit eigenen, vorurteilsfreien Augen betrachten lernen
Solche Widersprüche sind zu dumm, als daß wir noch weiter ein Wort darüber verlieren können
Pechts Essay ist keine kritische Künstlerische Betrachtung, sondern eine herumtastende Dilettantenarbeit.
Der Mann an und für sich wäre zu unbedeutend wenn er nicht
der Dolmetscher einer halben Million nichtdenkender Leute wäre.
Vielleicht ist dies alles berechtigt, aber wenn man dann im Gegensatz dazu folgendes liest, kommen mehr als Zweifel an der Standfestigkeit der Ansichten Feuerbachs auf:

Brief von Pecht an Henriette Feuerbach vom 10.7.1872:
...so wollen wir nun doch sehen, ob wir ihn nicht bald zu der Anerkennung bringen, die ihm gebührt...!
Brief Henriette Feuerbach an Julius Allgeyer 10.12.1873:
...Ich habe heute endlich es dahin gebracht, an H.Pecht zu schreiben, mit dem herzl. Wunsche, daß ihm mein elender Brief doch wohl tun möchte. Wir haben alle Ursache, ihm von Herzen dankbar zu sein, war er doch der Einzige, der in der allerschlimmsten Zeit die Stimme erhoben hat, und damals gehörte Mut dazu, denn er war eigentlich gegen die ganze Welt. Und es war kein persönliches Interesse, sondern reines Kunstinteresse, er kannte Anselm ja nicht, oder nur vom Hörensagen, was immer die schlimmste Sache war. Kurz, es wäre mir schrecklich, wenn Pecht verletzt wäre.
Brief Henriette Feuerbach an Julius Allgeyer 21.1.1874:
...Pecht hat mir einen sehr lieben und herzlichen Brief geschrieben, der auch Anselm sehr gefreut hat, so hoffe ich, wird dieser Schatten gewichen sein.
Dass scheint der gute Feuerbach zum Zeitpunkt seiner Memoiren Ende der 70er Jahre ganz vergessen zu haben.

Versöhnender Abschluss

Ich habe im vorausgehenden Feuerbach einseitig zitiert um aufzuzeigen, dass Mitleid mit einem verkannten Genie nicht immer berechtigt ist.
Was an dieser Stelle letztendlich zählt, sind die Kunstwerke, welche der Maler geschaffen hat. Und davon hat Feuerbach einige zu bieten.

Anselm Feuerbach - Hafis vor der Schenke (1852)
Öl auf Leinwand 205 x 258 cm

Also möchte ich den Bericht mit Worten schließen, die der akademische Meister des 19. Jahrhunderts den Malern unserer Zeit zuruft:
daß der höchsten Vollendung der Kunst eine vielleicht Jahrhunderte lange mehr handwerksmäßige Technik voraus gehen muß, lehrt uns die Geschichte gleichfalls.
Das frühe Modellzeichnen nach dem Leben bietet die einzig solide Grundlage, auf welcher später die Phantasie weiter bauen darf.
Um ein guter Maler zu sein, braucht es 4 Dinge. Weiches Herz, feines Auge, leichte Hand und immer frisch gewaschene Pinsel.
Und zuletzt, einen kräftigen Tritt in den Hintern der Originalitätsfanatiker und Nichtskönnenprediger an den Kunst-Hochschulen unserer Zeit:
Die Originalitätssucht aus Mangel an Schule. Das Werk mag viele Fehler haben, aber EINES muß man ihm lassen - "originell" ist es. So sprechen gewisse Leute und nehmen eine Prise Tabak. Was ist originell? Alles
und jedes in der Welt war schon einmal da und leider immer besser.

AMEN!

Freitag, 6. März 2009

Koppay, Maler der High Society

Ich habe vor kurzem für ein paar Euro ein ca. 90 Jahre altes kleines Buch über einen vergessenen, österreichisch ungarischen Porträtmaler kaufen können. 'Koppay' von Rudolf Lothar.

Joszi Arpád Koppay: Selbstporträt

Koppay war einer der gefragtesten Porträtmaler um die Wende zum 20. Jahrhundert und wird vom Autor in den höchsten Tönen gelobt.

Joszi Arpád Koppay: Sir John Astbury - High Judge of England

Mit konkreten Jahresangaben spart Lothar, deshalb ist das Folgende eher allgemein gehalten. Das Buch hat einen leichten Wasserschaden, deshalb sind die Bilder leider meist etwas wellig.

Herkunft

Baron Joszi Arpád Koppay von Drétoma, so sein offizieller Name, wurde am 15. März 1859 in Wien geboren. Dort verblieb seine Familie aber nicht lange, da es sie nach einem Jahr zurück in ihre Heimat Ungarn, Richtung Budapest zog. Den Adelstitel hatte er von seinen Vorfahren väterlicherseits geerbt, Burggrafen in Liechtenstein. Seine Mutter kam aus einer einfacheren Bürgerfamilie Niederösterreichs.

Schulzeit

Der kleine Adelige ging, wie jedes normale Kind, mit 6 Jahren in die Grundschule. Dort machte er die für die damalige Zeit normale Bekanntschaft mit einem Lehrer, der den Rohrstock nie aus der Hand nahm. Die Grundschulzeit hat er aber offensichtlich überstanden, da dass Gymnasium die nächste Station auf seinem Lebensweg war. Trotz angeblich guter Noten wechselte er zur Realschule, weil Arpád aufgrund seines Zeichentalents Techniker/Architekt und kein Akademiker werden wollte.

Studienzeit und Militär

Es wird im folgenden nicht ganz klar dargestellt, ob er nach der Schulzeit erst eine Technikerausbildung machte und dann Architektur studierte, oder Architektur Teil der Technikerausbildung war. Es ist auf jeden Fall von 2 Jahren in Budapest und 3 Jahren in Wien die Rede.
Als Architekturstudent war er Schüler von Baron Ferstel, Hofrat König und Dombaumeister Schmidt.
Die Studienzeit wurde unterbrochen durch eine Einberufung in den Militärdienst als Leutnant des Österreich/Ungarischen Feldzugs gegen Bosnien.

Ausbildung bei Makart

Seine kleine private Leidenschaft war die Aquarellmalerei. Als eines Tages sein Lehrer Schmidt diese Bilder zufällig erblickte, war es um die Architektenkarriere Koppays geschehen.
Sie müssen unbedingt Maler werden. Ich werde Sie mit Makart zusammenbringen. (Schmidt)
Und so geschah es. Hans Makart war von den Arbeiten Koppays überzeugt und nahm ihn in den beiden folgenden Jahren in sein Meisteratelier auf.

Hans Makart: Dora Fournier-Gabillon (um 1879)

Makart, Personifizierung des aufblühenden Wiens, viel bewunderter Maler und Dekorateur, war nicht nur weltbekannt für seine vielfigurigen, fantasiereichen Großkompositionen, sondern auch ein gefragter Porträtmaler. Der Makarttypische Farbenzauber war einzigartig.

Eines Tages wies der große Meister seinen Schüler in die Kunst der Farbgebung ein:
Warum plagen Sie sich so? Ich werde Ihnen einen guten Rat geben und Ihnen das Geheimnis meines Malens verraten. Bei jedem Bilde lassen Sie eine einzige Farbe dominieren, d.h. mischen Sie jeder Farbe die Grundfarbe bei, die Sie für das ganze Bild gewählt haben: Ob es sich nun um grün oder blau oder rot oder violett oder gelb handelt. Dadurch bekommt das Bild einen einheitlichen koloristischen Charakter und aus einer gewissen Entfernung gesehen, wird es tatsächlich blau in blau oder grün in grün oder rot in rot erscheinen. Sie vermeiden dadurch, dass das Bild kaleidoskopartig, also bunt erscheine. Denn die Buntheit ist immer ein Fehler. (Makart)

Dies soll Koppay verinnerlicht haben, was aber leider anhand der Schwarz-Weißbilder nicht mehr ganz nachzuvollziehen ist.

Makart bezeichnete Koppay später als seinen besten Schüler. Dem Autor ist das noch zu wenig und er lässt sich in seiner Euphorie zu der Äußerung hinreißen,
dass der Meister der Makartzeit nicht Makart sei, sondern Koppay (Lothar)

Joszi Arpád Koppay: Theodor Herzl

Erste Aufträge

Nach der Zeit in Makarts Atelier zieht es Koppay nach München.

Seine ersten noch zögerlichen Versuche sind in Genremalerei verkleidete Porträts oder Bilder im mythologischen Gewand. Kleine Berühmtheit sollen beispielsweise seine Gemälde aus dem Jahre 1882 "Kraft und List"

Joszi Arpád Koppay: Kraft und List (1880 oder 1882)

oder "Das Unheil" erlangt haben.

Joszi Arpád Koppay: Das Unheil (1882)
Auch diese Bilder sind so oft reproduziert worden, haben eine so grenzenlose Volkstümlichkeit erlangt,... (Lothar)

Aber bald kommt Koppay zu dem Schluss, dass seine eigentliche Passion und Begabung die reine Porträtmalerei ist. Das rahmende Beiwerk der Genremalerei gibt er fast vollständig auf und konzentriert sich zukünftig ganz auf die Darstellung der Person.

Joszi Arpád Koppay: Sohn des Honourable Mr Charles Rothschild - London

Porträtmaler

Den ersten großen Erfolg als Porträtmaler erreicht er mit einem Gemälde Ludwig II von Bayern. Dieses Bild war wohl so gelungen, dass Koppay für die Kaiserin Elisabeth von Österreich eine Kopie malen musste. Das war die Visitenkarte, die ihm die Welt der Reichen und Mächtigen eröffnete. Kaiser, Könige, Erb- und Geldadel wurden seine Kunden. Damit war er einer der gefragtesten Porträtmaler seiner Zeit.

Joszi Arpád Koppay: Baron Nagy

Seine Reise begann, die ihn in den folgenden Jahren an alle wichtigen Kaiser- und Königshöfe Europas und nach Amerika führte.

Joszi Arpád Koppay: Eleonore Fürstin von Bulgarien

Reisender

1887 zog es Koppay für acht Monate nach Paris.

Ende 1887 wurde er nach Madrid gerufen, um dort unter anderem die habsburgische, königliche Familie zu malen.

Joszi Arpád Koppay: Sohn des Erzherzogs Leopold Salvator

Er bereiste als Tourist das ganze Land. Von den privaten Eindrücken, die sein Skizzenbuch füllten, sind mir aber leider keine Bilder bekannt.

Wohl Anfang 1888 wohnte er wieder in Paris, wo er bis Ende 1889 blieb. Dort verkehrte er häufig mit den Malern Mihály Munkácsy und Léon Bonnat, der ihn auch malerisch beeinflusst haben soll.

Léon Bonnat: Gambetta (1875)

1889 ging es dann nach London, wo er ungefähr ein Jahr verweilte.

Joszi Arpád Koppay: Lady Astbury - London

In London heiratet er seine hübsche Frau Mathilde, die
in den grauen Alltag meines Lebens .. den hellen Silberton der Glückseligkeit (Koppay)
brachte.

Joszi Arpád Koppay: Baronin Mathilde Koppay von Dretoma

1890 zog er nach Berlin und malte fast die gesamte Hofgesellschaft und den diplomatischen Korps. Aufsehen soll sein 26 figuriges Bild der Samoa-Konferenz erregt haben, vielleicht ein Gemälde in der Art von Anton von Werners Berliner Kongress (1881).

1894 sah ihn seine Heimat wieder, natürlich Wien.

Joszi Arpád Koppay: Erzherzogin Josepha

In den Jahren dort malte er neben dem Hochadel auch unzählige Großindustrielle, Künstler und Schriftsteller.

Joszi Arpád Koppay: Erzherzogin Marie Valerie

Ab 1905 erweiterte er seinen Markt mit dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten, Amerika.

Joszi Arpád Koppay: Mrs Marjorie Johnston - San Francisco

7 Jahre hintereinander zog es ihn für jeweils ungefähr 7 Monate dort hin. Präsident Roosevelt oder die mächtigen Rockefeller wurden seine Auftraggeber.


Joszi Arpád Koppay: Präsident Roosevelt

1911, drei Jahre vor dem Krieg, ließ er sich, scheinbar endgültig, in London nieder.

Aber der 1. Weltkrieg machte dem einen Strich durch die Rechnung. Der englische Boden wurde zu heiß für ihn. Darum verlegte er seinen Wohnsitz in die neutrale Schweiz nach Zürich. Dort blieb er bis zu dem Zeitpunkt der Auflage des Buchs (1918 oder 1919).

Gründe des Erfolgs

Den immensen Erfolg Baron Koppays begründet der Autor Lothar vor allem mit drei Dingen: Können, Optimismus und Person.

Können
Zum einen seine malerisch, technische Meisterschaft. Sein zeichnerisches Können und seine große, durch die Makartschule geschliffene koloristische Begabung, zeigen einen fähigen Maler in der Tradition der großen akademischen Meister des 19. Jahrhunderts.

Joszi Arpád Koppay: Herzogin Maria Immaculata

Koppay stand, nach Ansicht des Autors, auf einer Stufe mit den beiden großen amerikanischen Porträtmalern seiner Zeit. John Singer Sargent und den mir bisher unbekannten James Jebusa Shannon.

So preist er Sargent unter anderem mit folgenden Worten:
Die Figuren stehen prachtvoll im Raume. Immer interessant beleuchtet...seine großen Erfolge erzielte er nicht durch Ähnlichkeit und Naturtreue, sondern durch die Farbe und durch die oft hinreißende Bildwirkung (Lothar)

John Singer Sargent: Children of Asher Wertheimer (1902)

Und Shannon mit der nicht weniger lobenden Aussage
Shannon malt gerne schummerig, vibrierend. Man glaubt die Luft zu sehen, die zwischen dem Beschauer und dem gemalten Kopfe ist. Er hat ein unendlich feines Empfinden für Farbe und Licht... Ein Rembrandt in Silber (Lothar)

James Jebusa Shannon: The Flower Girl (1900)

Auf einer Stufe, und wohl leicht ihnen voraus, steht Koppay, der die beiden in der Farbbehandlung erreicht, aber in der Naturbeobachtung und Darstellung des konkreten Menschen überragt. So jedenfalls Rudolf Lothar.

Joszi Arpád Koppay: Lady Rothschild - London

Joszi Arpád Koppay: Hofrat Dr. Widerhofer

Optimismus
Was mit seinem Optimismus gemeint ist, wird am besten klar in einer Kritik an die Ende des 19. Jahrhundert aufkommenden Tendenzen in der Porträtmalerei.

Joszi Arpád Koppay: Lady Stuart Mackencie - Schottland

Da dies sehr passend formuliert ist und sich auch auf Porträts unserer Zeit übertragen lässt, möchte ich es gerne zitieren:

Es geschah nicht zum Vorteil der Kunst, dass moderne Porträtmaler ihren Ehrgeiz darein setzten, sich an den Alltag der Menschen, statt an ihren Sonntag zu halten. Je banaler, gewöhnlicher, hässlicher der Porträtierte erscheint, desto stolzer war der Künstler auf seine Leistung. Der malerische Pessimismus ging Hand in Hand mit einer bewussten Trivialisierung des Modells. Verfechter der Moderne sahen darin eine soziale Leistung der Kunst, die nicht jene Momente der Menschen verewigt, wo sie über der Masse stehen, sondern jene, wo sie in der Masse verschwinden.(Lothar)
Joszi Arpád Koppay: Fürstin zu Windischgrätz

Koppay war also ein Maler des Sonntags. Einen trüben, verregneten Dienstagmaler wie Lucian Freud, um in dem Sprachgebrauch zu bleiben, soll es auch geben. Aber dies als einzig möglichen Weg moderner Porträtmalerei darzustellen, ist falsch und unnötig einschränkend. Die Welt ist nicht nur Schwarz und nicht nur Weiß. Dies darf auch die Kunst widerspiegeln, wobei dem Schönen heutzutage jedoch leider zu oft zu wenig Platz eingeräumt wird. Aber zurück zum Thema.

Person
Koppay repräsentierte den erfolgreichen, adeligen Künstler. Seine Ateliers waren prachtvoll und exotisch ausgestattet.

Joszi Arpád Koppay: Atelier in New York (Foto)

Er zeigte seinen Erfolg, was das Herz seines Meisters Makart bestimmt höher hätte schlagen lassen.

Joszi Arpád Koppay: Speisezimmer in Wien (Foto)

Aufgrund seiner adeligen Abstammung besaß er perfekte Manieren und ein geschliffenes Auftreten. Gepaart mit einem gesunden Wiener Humor konnte er sich somit problemlos auf dem Parkett der oberen Zehntausend bewegen.

Joszi Arpád Koppay: Graf Mensdorff-Boully-Dietrichstein

Er galt als einer der ihren. Die Porträtierten fühlten sich in seiner Gegenwart wohl, was für ein gelungenes Porträt mehr als förderlich war. Das man mit ihm zufrieden war, belegen u.a. folgende Zitate:

Kaiser Franz Josef:
Der Kaiser sass oft vor meinem Bilde der Kaiserin und die Gräfin Fesztetics musste ihm von meiner Arbeit erzählen. Er kam immer wieder, um sich das Bild anzusehen und sprach stets aufs neue seine Verwunderung darüber aus, dass ein Maler imstande sei, ein Porträt nach dem Tode so lebenswahr zu machen. Mein Bild, meinte der Kaiser, sei viel lebenswahrer als das Porträt von Winterhalter, das doch nach dem Leben gemacht worden ist. (Koppay)

Fürstin Bismarcks:
Die Fürstin Bismarck schrieb mir: "Die Bilder, die Sie von meinem Manne und meinem Sohn gemalt haben, sind die besten Porträts der Beiden, die existieren." Dieser Brief machte mir eine grosse Freunde, aber - er entzweite mich mit Lenbach. (Koppay)

Joszi Arpád Koppay: Bismarck

Fazit

Da ich Porträtmalerei meist langweilig finde (zu wenig Figuren, Details, Handlung), habe ich dieses Buch eher aus geschichtlichem Interesse gelesen, da mir der Maler völlig unbekannt war.
Beim ersten oberflächlichen Durchblättern fand ich die Bedeutung, die Koppay hatte, unerklärlich. Bei genauerem Hinsehen musste ich jedoch zugeben, dass seine Art zu malen nicht ohne Grund so beliebt war.

Joszi Arpád Koppay: Tochter des Honourable Mr Charles Rothschild - London

Die koloristische Meisterschaft lässt sich aufgrund der Schwarzweiß Bilder zwar nur erahnen. Als Porträtmaler auf eine Stufe mit Sargent oder Shannon würde ich ihn aufgrund der vorliegenden Bilder nicht stellen.

Joszi Arpád Koppay: Zarin Alexandrowna

Aber die ausgearbeiteten Gesichter, gepaart mit einem fließenden, verwehten, manchmal feurig gemalten Hintergrund, wirken anziehend und selten langweilig.

Joszi Arpád Koppay: Frau von Rath

Auf machen Gemälden wirkt alles wie im Fluss. Seine Bildnisse sprühen mehr Leben aus, als die endlose Reihe austauschbarer, mittelklassiger, steifer Porträts, die man so oft in Schlössern sieht.

Um mit den Worten des Autors zu Enden:
Für mich hat ein Porträt dann Stil, wenn eben sein menschlicher Inhalt mit der Ähnlichkeit nicht erschöpft ist, dass heißt also, wenn ein Porträt, ganz losgelöst vom Model, mich menschlich ergreift. Bei den ganz großen Bildnismalern ist also die Ähnlichkeit eine bis zur höchsten Vollkommenheit gesteigerte Nebenerscheinung, die im Laufe der Zeit ihren Wert vollkommen einbüsst. (Lothar)

Und dieses große Können, gepaart mit subjektiven ansprechenden Motiven, sehe ich auch bei den Gemälden Koppays.

Weitere Bilder

Joszi Arpád Koppay: Kaiser Wilhelm II zu Pferd  OAL (145 x 106 cm)




Freitag, 26. Dezember 2008

Anton von Werner (Teil 2)

Paris (1867 - 1868)

Anton von Werner gewann 1866 ein einjähriges Stipendium für eine Italienreise. Bevor er diese Reise antrat, wollte er in Paris seinen künstlerischen Horizont erweitern. Diesmal sollte es nicht nur ein flüchtiger Besuch wie 1865 werden, sondern ein längerer Aufenthalt, den er dann 1867 auch realisierte.

Paris war der Mittelpunkt der Kunstwelt, da dort die technisch größten Meister lebten und lehrten. In dieser Atmosphäre und mit diesen Vorbildern wollte von Werner seinen Blick und seine Fähigkeiten erweitern und verfeinern.

Weltausstellung 1867

Gelegen kam da natürlich die Weltausstellung 1867, an der er sowohl als Beauftragter der süddeutschen Staaten als auch als Künstler teilnahm.

Anton von Werner: Konradin von Hohenstaufen und Friedrich von Baden, das Todesurteil hörend (1866)
Öl auf Leinwand - 286 x 237 cm

Ausgestellt wurde sein erst kurz vorher fertig gestelltes Gemälde Konradin von Hohenstaufen und Friedrich von Baden, das Todesurteil höhrend.

Die Weltausstellung ist eine Art Olympiade der Nationen (vor allem europäische) auf handwerklich, technisch, künstlerischem Gebiet. Dieses Messen der Kräfte der Nationen sollte die Länder in ihrem besten Licht erscheinen lassen, wurde also von höchster Regierungsstelle befördert und unterstützt.

Aus von Werners Sicht waren 1867 der Auftritt der Kunstabteilung der Belgier, von Baron Hendrik Leys zentral organisiert, sehr homogen, der deutsche Auftritt, ein Spiegelbild der damaligen politischen Situation, eher zersplittert in einzelne regionale Gruppen.

Ernest Meissonier: Napoleon auf dem Rückzug 1814 (1864)

Von allen Bildern der Ausstellung hat Napoléon auf dem Rückzug 1814 von Meissonier den größten und nachhaltigsten Eindruck auf von Werner hinterlassen.

Leben in Paris

Anton von Werner lernte in dieser Zeit, aufgrund der freundlichen Führung des Professors Eduard Willmann, die Stadt endlich in all ihrer Vielfalt kennen und schätzen, mehr als dies beim kurzen Besuch 1865 möglich war.
Willmann führte ihn im deutschen Künstlerkreis ein, dessen gesellschaftliches Leben ein heimisches Gefühl vermittelte.
Die Tage und Abende verbrachte er, neben den regelmäßigen Besuchen der Museen, ähnlich wie zur Karlsruher Zeit, häufig mit musizieren oder dem Besuch von Opern oder Konzerten.

Arbeit in Paris

Anton von Werner: Titelblatt zu Gaudeamus (1867)
Feder in Schwarz über Bleistift, laviert - 46,9x 36,2 cm

Sein tägliches Einkommen sicherte er mit kleinen Auftragsarbeiten, zum Beispiel Illustrationen zu Werken seinen bestens Freunds Joseph Victor von Scheffel, Gaudeamus! oder die Bergpsalmen.
Ursprünglich plante er, bei Leon Bonnat oder Charles Gleyre Aktkurse zu besuchen, aber der sehr wohlmeinende und freundliche Leon Cogniet riet ihm davon ab. Er lobte sein in der Weltausstellung gezeigtes Hohenstaufenbild. Ein so fähiger Künstler sollte seine Pariser Zeit besser mit dem Malen von Bildern verbringen, statt als Schüler seine Zeit zu vergeuden.
Diesen Rat nahm er an und malte in seiner Pariser Zeit das Gemälde Heinrich der IV durch Anno von Köln geraubt. Wieder ein Historienbild, welches seine Fähigkeiten auf dem Gebiet, welche als Krone der Malerei betrachtet wurde, zeigen sollte. Und vor allem auch ihm selber zeigen sollte, ob er dazu wirklich fähig war.

Ausstellungen in Paris

Ludwig Knaus: Seine Hoheit auf Reisen (1867)

Im Salon dieses Jahres 1867, der trotz der großen Weltausstellung stattfand, stach vor allem Ludwig Knaus mit seinem Gemälde Seine Hoheit auf Reisen und Paul Meyerheim mit zwei Genrebildern hervor.

Als hervorstechendes Ereignisse des Jahres 1867 ist noch die Gedächtnisausstellung zum Tode des erst kurz vorher verstorbenen Jean-Auguste-Dominique Ingres zu nennen, den Werner sehr hoch schätzte.

Jean Auguste Dominique Ingres: Die Quelle (1856)

Sein Werk Die Quelle, welche er als nicht übertreffbar zur Darstellung
reinster und keuschechster Weiblichkeit

beschreibt, galt seine höchste Anerkennung.

Andere Städte

Ende 1867 lernte er das Frankreich außerhalb Paris kennen. Seine Reise führte ihn nach Chartres, Chateaudun und anderen Städten. Der Besuch der architektonischen und künstlerischen Sehenswürdigkeiten stand hierbei natürlich immer auf dem Tagesprogramm. Oft waren die Eindrücke positiv, manchmal beeindruckend, aber nie so unvergesslich, wie es später teilweise in Italien der Fall war.

In dieser ganzen Zeit blieb der Kontakt zu der einheimischen Bevölkerung sehr beschränkt.

Dem heutzutage als Vorreiter der Moderne hoch verehrten und auch damals, zu Anton von Werners Zeit, schon sehr bekannten Gustave Courbet, lernte er so kennen, wie dieser Künstlerkauz immer beschrieben wurde:
... saß in Hemdsärmeln, seine kurze stinkige Pfeife qualmend, am Tisch, anscheinend betrunken, spuckend, rülpsend und hin und wieder einige Sätze in gewöhnlichsten Pariser Jargon vor sich hinglucksend - das Ideal des freien Künstlers.

Weihnachten in Karslruhe

Zum Ende des Jahres 1867 überfiel ihm das Heimweh und so verbrachte er die Weihnachtszeit 67/68 mit seinen Freunden in Karlsruhe.

Zurück nach Paris

Anton von Werner: Heinrich der IV durch Anno von Köln geraubt (1868)
Öl auf Leinwand - 194 x 250 cm

Anfang 1868 ging es wieder zurück nach Paris, um sein großes Bild über Heinrich IV zu vollenden. Der Trubel in und um die Weltausstellung hatte sich gelegt und so konnte er in Ruhe arbeiten, obwohl ihm mancher riet, dass dieses Gemälde keinen Feinschliff mehr benötigt. Dem wohlgemeinten Ratschlag des Kupferstechers Forster,
Man sollte immer eine fröhliche junge Dame in ein Gemälde einfügen... und das ist es, was fehlt
konnte und wollte er dann doch nicht folgen.

Anton von Werner: Ausschnitt aus Heinrich der IV durch Anno von Köln geraubt (1869)

Dies war auch gar nicht notwendig. So besticht dieses Kunstwerk durch seine gelungene Perspektive, den fantastisch gemalten Personen in unterschiedlichsten Haltungen und den glänzend gemalten Wassereffekten.
Dargestellt ist der Augenblick der Entführung des jungen Königs, der kurz zuvor durch einen gewagten Sprung ins Wasser entkommen wollte. Die Flucht wurde verhindert und seine Kidnapper ziehen ihn gerade wieder ins Boot zurück.
Die Szene ist in eine dämmrige Stimmung (dies wirkt auf dem Schwarz-Foto noch besser) eingetaucht und der Betrachter ist Teil der Entführung, da er wohl von einem Beiboot das Geschehen verfolgt.

Anton von Werner: Ausschnitt aus Heinrich der IV durch Anno von Köln geraubt (1869)

Monatelange Arbeit, viele Skizzen, geschichtliche und künstlerische Studien und Entwürfe führten zu dem wohl besten Frühwerk des damals 25-jährigen Anton von Werner.
In bester Tradition erstellte er ein Wachsmodell der Komposition.
...modellierte ich mir die ganze Gruppe im Kahn aus Wachs und bekleidete die Figuren mit Stückchen Gewand in den entsprechenden Farben, um darnach, das Ganze in die Sonne gestellt, die Wirkung probieren zu können, ein Verfahren, das Delaroche, Gerome und Meissonier wie auch Sir Frederic Leighton und Sir L. Alma Tadema oft angewendet haben.

Erfolg im Pariser Salon 1868

Am Pariser Salon 1868 beteiligte er sich mit zwei kleineren Bildern. Als meisterliches Gemälde ist ihm hierbei Jean Georges Viberts (einer meiner Lieblingsmaler) Mönche, die sich bewaffnen, in Erinnerung geblieben. Auch für von Werner war der Salon sehr erfolgreich, da er beide Bilder direkt verkaufte.

Italien (1868 - 1869)

Italien konnte kommen. Italien sollte seine künstlerischen Anschauungen (die Technik hatte er ja in Paris vervollkommnet) reinigen und klären. An moderner Malerei war er, bis auf das Werk des damals in Italien lebenden Anselm Feuerbach,
...dessen mir seit langem bekannten Werke ich überaus hochschätze...
, nicht interessiert.

Über München
Die Herren Pilotyschüler waren aber schon so berühmt und zugeknöpft, daß es mir nicht gelang, eine freundschaftlich gemeinte Annäherung zu erzielen...
ging die Reise, gemeinsam mit seinem Freund Scheffel, durch die beeindruckende Schweiz. Dort blieben sie bis Anfang November und waren in gelassener, nüchterner Stimmung bereit für das Abenteuer Italien.

Dreck und Enge

Die ersten Eindrücke gaben wenig Anlass zum Schwärmen. Überall, in diesem Ausmaß nicht gekannt, Schmutz und Verkommenheit. Das ganze multipliziert mit schlechtem Wetter ließen seine Stimmung erst ab Venedig positiver werden. Padua vorher war ein Graus, Verona zwar teilweise beeindruckend, aber auch nicht wirklich einladend. Von Venedig war ihm vor allem die tolle, nächtliche Ankunft samt einer Fahrt über den Canale Grande Richtung Hotel, gleitend in voller Dunkelheit und Stille, in traumhafter Erinnerung geblieben. Von Florenz die eisige Kälte und eine katastrophale Zugfahrt Richtung Rom, in der er bei strömenden, kaltem Dauerregen, wie ein Hering im Abteil zusammengepfercht, endlich dort ankam.

Rom ein Loch

In Rom bezog er eine kleine verwanzte Wohnung (und ein Atelier) in einem wenig vertrauenerweckendem Viertel.
Auch betrat man die langen, finsteren Gänge des winkligen Hauses abends nie anders als mit dem brennenden Cerino in der einen Hand vor sich ausgestreckt und den derben Spazierstock schutz- und schlagbereit in der anderen.
Öffentliche Sicherheit war damals kein großes Thema für die päpstliche Polizei und die Erzählungen über den Maler Schweinfurth, der einen nächtlichen Angreifer töten musste, milderte das Unwohlsein nicht gerade.
So wundert es nicht, dass er zu Beginn kein Auge für die Rom typische Renaissance- und Barockarchitektur hatte und diese erst viel später schätzen gelernt hat.

Deutscher Künstlerverein

Seine Situation verbesserte sich erst, als er in dem schon seit Jahrzehnten bestehenden deutschen Künstlerverein aufgenommen wurde. Dies war, wie in Karlsruhe, als auch in Paris, mit musikalischen Abenden, Künstlergesprächen, selbst organisierten Veranstaltungen und gesellschaftlichem Leben verbunden.
Er bewunderte viele der in den Museen und Kirchen ausgestellten Gemälde und Skulpturen.

Diego Velazquez: Papst Innozenz X (1650)
Aber ich muß gestehen, daß eigentlich nur ein Bild in Rom auf mich den Eindruck vollendeter Malerei machte: das Porträt des Papstes Innocenz X. von Velazques in der Galerie Doria, ein Eindruck, der unverwischbar geblieben ist.

Arbeit und Künstlerbekanntschaften

Anton von Werner: Titelblatt zum Trompeter von Säckingen (1869)
Feder in Schwarz und rote Tusche sowie weiße Deckfarbe - 47,8 x 32,1 cm

So verging das Jahr 1868 ohne weitere besondere Vorkommnis. Für das kommenden Jahr, nachdem er sich endlich in Rom akklimatisierte, plante er, die Illustrationsarbeiten zu Scheffels Trompeter von Säckingen voranzutreiben und den Süden Italiens näher kennen zu lernen.

In dieser Zeit lernte er mehrere große Künstler in Rom kennen.
  • Von Hans Markart, obwohl sehr schweigsam und wenig anregend in der Unterhaltung, schwärmt er in höchsten Tönen.
Aber er malte, und wie! In einem leeren, kahlen Atelier, das Gegenstück von seinem später so berühmten Wiener Prunkatelier, entstand sein Bild Julie auf dem Sterbelager, während Paris mit dem Hochzeitszug naht wie aus dem Nichts heraus in kürzester Zeit. Im Atelier sah man keine Studien, auf dem Fußboden lagen nur verschiedene Fetzen Stoff, Modell habe ich bei ihm, so oft ich ihn auch besuchte, nie angetroffen, und von seinem Schaffen machte er keinerlei Aufhebens.
  • Im Gegensatz dazu wird Anselm Feuerbach beschrieben, der zu dieser Zeit an dem großen Gemälde Das Gastmahl des Plato arbeitete. Feuerbach schätze er zwar künstlerisch sehr hoch ein, aber menschlich verachtete er ihn.
Er hatte mir, zusammen mit allem, was ich in deutschen Künstlerkreisen über seine Eitelkeit und seinen Größenwahn gehört hatte, einen wenig sympathischen Eindruck gemacht - wie all jene berühmten Leute, die vor dem lieben Ich beständig auf die Knie liegen.
Anselm Feuerbach: Gastmahl des Plato (1869)
  • Ferdinand Keller war zu dieser Zeit auch in Rom. Da er aber sehr eng mit Feuerbach befreundet war, war der Kontakt zu Anton von Werner nicht sehr groß. Vom malerischen hätte er, wie Werner meinte, jedoch viel besser zum Freundeskreis Makarts gepasst.
  • Ein anderer großer Künstler, der zu dieser Zeit in Rom zu treffen war, und den er gerne viel näher kennen gelernt hätte, war der Spanier Mariano José María Bernardo Fortuny y Marsal, kurz Mariano Fortuny .
Betreffs der Wertschätzung seiner künstlerischen Bedeutung war er das gerade Gegenteil von A.Feuerbach, denn in Paris, wo ich bei Goupil sein Meisterwerk Fantaisie arabe gesehen hatte, erzählte mir dieser, daß Fortuny das Bild nicht im Salon ausstellen wollte, weil es ihm nicht vollendet oder gut genug dafür erscheine.

Schlechter Reiseführer, guter Anführer

Zu Ostern 1869 war der schon aus Karlsruhe bekannte Gönner Graf Albert Flemming zu Gast. Dieser zeigte von Werner seine Grenzen als Fremdenführer in der päpstlichen Stadt schnell auf:
Den Grafen für den Reiz der Campagna zu begeistern wollte mir auch nicht gelingen. Als wir auf einer Fahrt schon längst mitten drin in der berühmten Landschaft waren, fragter er: "Wann kommt denn die Campagna?" und äußerte auf meine Antwort, daß das eben die Campagna sei enttäuscht: "Na, hören Sie mal, da ist es doch bei mir in Buckow viel schöner, da wollen wir nun umkehren."
A. Claß und J. Niedermann: Cervara Künstlerfest 1869 nach Anton von Werner
Holzstich

Besser lief es mit dem von ihm mitorganisierten Cervara-Fest der deutschen Künstler in Rom. Dies war ein großes Ereignis mit Musikkorps und Wagenzug Richtung Festplatz samt Essgelage und Tanz. Anton von Werner selber war in fürstlicher Tracht samt Hermelinmantel der Anführer dieser bunten Gesellschaft. Einer seiner hochgeschätzten Gäste war Henri Regnault,
...der als Prix de Rome in der Villa Medici soeben seine vielbewunderte Pflichtarbeit Judith und Holofernes, zwar noch unfertig, aber ein koloristisches Meisterwerk, ausgestellt hatte.

Verträumter Süden

Das andere, verträumte Italien lernte er in den folgenden Monaten auf seinen Reisen Richtung Süden kennen.

Besuch des Tivoli und der Villa d'Este erzeugte jedoch noch nicht bei allen Beteiligten ungeteilte Freude
... und amüsierten uns nebenher köstlich über das Gejammer des behäbigen Franz Meyerheim, dem das Hinauf- und Hinunterklettern weniger Behagen als Schweiß verursachte und der deshalb unausgesetzt über das niederträchtige Leben in Italien schimpfte und Rom ein ganz elendes Drecksnest nannte, das für die Zivilisation erst erobert werden müßte.

Aber die nachfolgenden Tage in die Sabiner Bergen, Sorrent, Neapel und Capri waren so, wie man sich das romantische Italien erträumt. Die deutsche Künsterlergruppe, mit der er reiste, war eine kleine Attraktion für die Einheimischen. So lernten sie erstmals 'einfache' Italiener wirklich kennen.

Mehrfach beeindruckt war Anton von Werner von den Feuerwerkskünsten der Italiener, die eine märchenhafte Atmosphäre erzeugten.
Weiße, grüne und rote bengalische Flammen erhellten fortwährend die steilen Felswände, welche in der glutroten oder grünen Beleuchtung seltsam phantastisch in die blaue Luft hineinragten.
Das war das Italien seiner Phantasie:
Gondelfahrt, Mondschein, Illumination, Vesuv, Zitherklang und Gesang - es war eine richtige italienische Nacht, wie der Berliner sie sich denkt.
Oswald Achenbach: Nächtliches Fest der Santa Lucia (1884)
Öl auf Leinwand - 122 x 152,2 cm

Neapel wirkt so strahlend in der Nacht wie auf den Gemälden des Oswald Achenbachs. Capri, welches für ihn bisher ein unbekanntes, weißes Blatt war, glänzte deshalb umso schöner. Die sagenhafte blauen Grotte war noch blauer, als er es für möglich hielt. Die Abende voller Musik und Tarantella-Tanz blieben ihm immer in Erinnerung.  Dort in Capri begegnete er unter anderem Eduard Hübner und dem Prix de Rome Gewinner des Jahres 1868, Eduard Theophile Blanchard.

Richtung Heimat

Schon neigte sich das Jahr seines Stipendiums dem Ende zu. Im Herbst und Winter 1869 ging es über Pompeij, Assisi und Venedig Richtung Heimat.

Paolo Veronese: Das Gastmahl im Hause des Levi (1573)

In Venedig begeisterte ihn die großen Koloristen dieser Stadt und er kopierte voller Eifer und Ehrfurcht eine Madonna und ein Stück aus dem Gastmahl des Levi, beide vom großen Paolo Veronese.

Weihnachten 1869 verbrachte er im Kreise seiner Freunde und zukünftigen Gemahlin, der Tochter Adolph Schroedters.

Auf zu neuen Ufern

Seine Lehrjahre waren beendet und große Aufgaben, wie die Ausmalung der Aula des Kieler Gymnasiums, standen an. Das sich in kurzer Zeit die deutsche Landkarte radikal ändern würde, lag in der Luft, aber war so schnell nicht abzusehen...

Soweit seine Jugenderinnerungen.