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Montag, 9. März 2015

Kunsthalle Karlsruhe Teil 2

Die Karlsruher Maler des 19. Jahrhunderts verbindet man vor allem mit der Landschafts- und Historienmalerei.


In diesem Teil möchte ich ein paar Landschaftler vorstellen, welche ihren Weg in die Sammlung der Kunsthalle gefunden haben.

Johann Wilhelm Schirmer (1807 - 1863)

Der Aufstieg der Karlsruher Kunstakademie zur bedeutenden Institution begann Mitte des 19. Jahrhundert mit der Anwerbung Johann Wilhelm Schirmers. Er galt als einer der Hauptgründer der weltweit bekannten Düsseldorfer Landschaftsschule und war Anziehungspunkt für junge Maler und schon bekanntere Kollegen.

Schirmers Naturansichten sind oft ähnlich komponiert wie die seines Vorbilds Carl Friedrich Lessing. Die Bilder könnten auch ohne menschliche Staffage bestehen, aber zur Abrundung ist fast immer eine kleine Geschichte eingebaut, um das Interesse an dem Gemälde zu steigern. Schirmer stellt hierbei meist kleine Anekdoten oder biblische Geschichten dar.
So wie in den beiden Szenen aus der Serie Die vier Tageszeiten, welche der Großherzog 1858 der Sammlung einverleibte.
 
Johann Wilhelm Schirmer - Der Mittag - Der Überfall auf den Wanderer (1857)

Johann Wilhelm Schirmer - Der Abend - Der Barmherzige Samariter (1857)

Seine große Stärke zeigte Schirmer, wenn er frei von solchem Tiefgang die Natur darstellte, wie sie war. So sind in der Kunsthalle zwei schöne Ausflüge mit Blick auf ein weites Tal ausgestellt.

Johann Wilhelm Schirmer - Das Geroldsauer Tal bei Baden-Baden (1855)
Johann Wilhelm Schirmer - Das Oberbeuerner Tal vom Cäcilienberg aus - Vormittag (1855)

Wahre Meisterwerke sind seine detaillierten Studien, die nicht als eigenständige, für die Öffentlichkeit gedachte Werke galten.

Johann Wilhelm Schirmer - Böschung mit Baumstamm (um 1855-60)

Die Felsküste bei Etretat habe ich schon 2002 in einer Aachener Ausstellung gesehen und war damals hin und weg. Und nach all den Jahren hat sich an dieser Wirkung nichts geändert. Dieses kleine Werk ist für mich noch immer die schönste Küstenstudie, die ich je gesehen habe. Ein Höhepunkt der gesamten Karlsruher Sammlung.

Johann Wilhelm Schirmer - Felsküste bei Etretat (1836)

Carl Blechen (1798 - 1840)

Blechen ist einer der ausgestellten Landschaftsmaler, die keine direkte Verbindung zu Karlsruhe haben. Sein Bild soll die Sammlung der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts vervollständigen. Ausgestellt ist ein typisches Italien-Motiv Blechens. Ein spektakulärer Blick die Steilwand hoch in Richtung Kloster, welches er aus einer etwas anderen Richtung auch hier festgehalten hat.

Carl Blechen - Blick auf das Kloster Sta. Scolastica bei Subiaco (1832)

Carl Morgenstern (1811 - 1893) 

Der Frankfurter Morgenstern rundet die hochwertige Zusammenstellung der Zeit vor 1850 ab. Der Künstler war ein guter Architektur- und Landschaftsmaler, ist aber leider nicht allzu bekannt. An der Qualität seiner Bilder liegt es jedenfalls nicht, diese sind von hoher Güte. Die von seiner frühen Italienreise beeinflussten Gemälde überzeugen durch schöne Lichteffekte, wie auch in diesem Bild. Seine große Schwäche war die Darstellung der menschlichen Staffage, aber in seinen Freilichtstudien, wie diese hier, spielte dies, zum Glück mag man sagen, keine Rolle.

Carl Morgenstern - Am Golf von La Spezia (1841)

Arnold Böcklin (1827 - 1901)

In jungen Jahren lebte der Schweizer Böcklin fast sieben Jahre in Rom. Die Italienreise stand zu dieser Zeit noch auf dem Pflichtprogramm viele Maler und ebbte erst mit dem größeren Selbstbewusstsein zur eigenen nationalen Kunst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts langsam wieder ab.
Das in der Kunsthalle ausgestellte Landschaftsbild Böcklins wirkt auf meiner Aufnahme bei weitem nicht so schön, wie es wirklich ist. Vor allem der große, alles überragende Baum in der Mitte, mit seiner hellen, gefleckten Rinde, ist wunderbar gemalt.

Arnold Böckling - Landschaft im Albanergebirge (1851)

Eugen Bracht (1842 - 1921)

Eugen Bracht war einer der besten Landschaftsmaler im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts. Anton von Werner war sehr bemüht, ihn nach Berlin zu holen und machte ihm dies mit einer Professur schmackhaft.

Seine Lehrjahre verbrachte der Maler an mehreren Akademien, unter anderem an der Kunstschule in Karlsruhe, wo er zeitweise mit Hans Thoma befreundet war. Nach zwei Jahren verließ er Baden jedoch in Richtung Düsseldorf, da ihm Professor Schirmer nicht als geeignetes Vorbild erschien.

Auf den Auktionen tauchen immer wieder beeindruckende Orientbilder Brachts auf, welche das Leben in der kargen Wüste beschreiben. So wie das wunderbare Gemälde der Kunsthalle aus dem Jahre 1882. Vor dem Bild trocknet einem die Kehle. Die brütende Hitze dieses Wüstentages muss mit einem kühlen Schluck gemildert werden. Prost!

Eugen Bracht - In der Wüste Araba (1882)

Hans Thoma (1839 - 1924)

Als Anfang des 20. Jahrhunderts immer mehr Salon-Maler von der Kritik als bedeutungslos eingestuft wurden, konnte überraschenderweise Hans Thoma seinen guten Ruf behaupten. Seine Bilder gehörten technisch noch der akademischen Tradition an, aber mit ihren harmlosen Themen waren sie kein rotes Tuch für die Neues suchenden Kunstrichter.

Hans Thoma - Kinderreigen (1872)
In seinen zwanziger Jahren lebte und studierte Thoma immer mal wieder in Karlsruhe. Es war nicht die glücklichste Zeit seines Lebens, wie man in seiner Autobiographie Im Winter des Lebens nachlesen kann (zum Beispiel online hier). Nach Karlsruhe zog es ihn deshalb erst wieder im hohen Alter von 60 Jahren. Grund war ein Stellenangebot, welches er nicht ablehnen konnte. Direktor der Kunsthalle und Professor an der Akademie. Den Aufwand seiner Lehrtätigkeit konnte er gering halten, was zeigt, welch freies Leben die angeworbenen Kräfte damals in Karlsruhe hatten. Gleiches war nämlich auch von seinem Vorgänger Lessing bekannt.

Hans Thoma - Selbstbildnis mit Amor und Tod (1875)
Thoma war nicht der große Könner wie Anton von Werner. Seine Bilder sind manchmal etwas langweilig, unglücklich komponiert und die Menschen leblos. Mir gefallen vor allem die Landschaften, in denen er mit sattem grün und kräftigem blau arbeitet. So wie oben zum Beispiel beim Kinderreigen, hier oder hier.

Thoma-Kapelle Eingang
Ein faszinierender Raum, der seinesgleichen sucht, ist die Thoma-Kapelle. Man tritt von oben, über eine abgedunkelte Zwischenpassage, ein in eine Art Gruft (ohne Sarg). Diese Gestaltung verleiht dem Raum einen sakralen Charakter. Der zu Thomas Ehren errichtete Bau (1905-1909) sollte der krönende Abschluss seines Lebenswerkes werden, da der Meister selber die großformatige Gemälde aus dem Leben Jesus beisteuerte.

Vor allem die Nahaufnahmen zeigen jedoch, dass das malerische Endergebnis die hohen Erwartungen nicht ganz erfüllen konnte. Die Umsetzung der Menschen ist für einen akademischen Maler eher bescheiden, nur die Gewänder können wirklich überzeugen.


Thoma - Kapelle

Thoma - Kapelle

Thoma - Kapelle
Thoma - Kapelle
Thoma - Kapelle
Thoma - Kapelle

Samstag, 27. Dezember 2014

Hamburger Kunsthalle - Teil 2

Klassische Moderne

Die Räume der Kunsthalle Hamburg sind weitgehend chronologisch geordnet. Deshalb ist es kein Wunder, wenn ich in dem Abschnitt zur klassischen Modernen nicht allzu viel Zeit verbrachte. Ich erwartete nichts und wurde darin bestätigt. Mein Kunstverständnis ist zu weit entfernt von diesen Werken. Das ich dieser Richtung trotzdem einen kleinen Abschnitt widme, ist der Hamburger Künstlerin Anita Rée zu verdanken.

Anita Rée (1885 - 1933):
Das Schicksal der Malerin ist bewegend. Als Frau hatte sie es zur damaligen Zeit extrem schwer, eine professionelle Ausbildung zu erhalten. Als Jüdin wurde sie diffamiert und nach der Machtergreifung Hitlers als entartete Künstlerin ausgestoßen. Kurz darauf beendet sie ihr hoffnungsloses Leben.
Zum Glück kannte ich ihre Geschichte nicht und habe sie erst nachträglich gelesen. Denn für die Beurteilung eines Kunstwerkes sollte das Leben des Malers nur eine nachrangige Bedeutung haben.
Ihren Werken sieht man an, dass sie die technischen Grundlagen beherrschte. Aber sie war weit von dem Können der großen Salonmaler entfernt. Die meisten ihre Gemälde finde ich langweilig oder zu dilettantisch umgesetzt. Aber zwei Porträts in der Kunsthalle gefielen mir doch. Zum einen das Selbstporträt, aufgrund der ungewöhnlichen, grünlich-gelben Farbgebung und dem intensiven Blick. Zum anderen das Bildnis des jungen Mädchens, welches eine Ruhe ausstrahlt, die den Werken dieses Ausstellungsraumes sonst fremd sind.

Anita Rée - Selbstbildnis (um 1929)
Anita Rée - Teresina (1925)

Edvard Munch (1863 - 1944): 
Das ich nicht gerade ein großer Fan Munchs bin, kann man hier nachlesen. Seine comicartigen Bilder, laienhaft gemalt, statisch komponiert, fehlt jedes Leben. Aber als akademisch geschulter Maler kannte er sein Handwerk und hat es manchmal auch genutzt. So wie hier bei seiner Madonnen-Studie, deren geschlossene Augen von religiöser Ekstase zeugen.
Apropos, wer ein ähnliches Motiv in vollendeter Form von einem Salonmaler umgesetzt sehen möchte, öffne den Link hier zur Gyula Benczúrs fantastischen Version seines Narziss. Dann wird sofort klar, warum die Umsetzung Munchs nur als einfache, aber natürlich schöne Studie bezeichnet werden kann.

Eduard Munch - Madonna (1894)

Französische Impressionen des 19. Jahrhunderts

In der Kunsthalle sind Werke von allen bekannten Malern aus dem Umkreis der französischen Impressionisten vertreten. Nicht mit 0815-Ware, wie es bei kleinen Museen oft der Fall ist, um mit ihren Namen in der Sammlung zu punkten. Sondern mit guten, mehr an ihre akademischen Wurzeln anknüpfende Gemälden.

Henri de Toulouse-Lautrec (1864 - 1901):
Toulouse-Lautrec war bestimmt nicht der talentierteste Maler, aber in fast fünf Jahren Ausbildung bei einem Salonmaler (Fernand Cormon) nahm er natürlich einiges an Handwerk mit. Seinen Figuren fehlte das Blut in den Adern, aber schlecht ist das Bild mit Sicherheit nicht.

Henri de Toulouse-Lautrec - Die Tochter des Polizisten (1890)

Édouard Manet (1832 - 1882):
Manet ist kein Impressionist, aber genauso wie diese betrachtete er Bilder als fertig, die früher nur als Studien oder als Zwischenstation zum vollendeten Gemälde angesehen wurden. Die beiden hier abgebildeten Werke sind Beispiel dafür.

Édouard Manet - Der Schriftstelle Henri Rochefort (1881)
Édouard Manet - Nana (1877)

Claude Monet (1840 - 1926):
Monets Bilder sind mir meist nicht vollendet genug, aber seine Farbgebung spricht mich fast immer an. Aus der Riege der berühmten französischen Impressionisten ist er der beste Kolorist. Dies bestätigt auch die schöne Stillleben-Studie der Hamburger Kunsthalle.

Claude Monet - Birnen und  Trauben (1880)

Pierre-Auguste Renoir (1841- 1919):
Renoir hat in seinen frühen, noch von der akademischen Ausbildung geprägten Jahren, einige beeindruckende Stillleben gemalt. Eine davon ist im Besitz des Museums und hier abgebildet.

Pierre-Auguste Renoir - Blumen im Gewächshaus (1864)

Landschaften des 19. Jahrhunderts

In der Hamburger Kunsthalle liegt der Schwerpunkt der Landschaftsbilder bei der deutschen Romantik und der Schule von Barbizon. Als Besonderheit findet man einen originalgetreu wiederhergestellten Raum der Gründerzeit, der unter anderem mit acht großformatigen Gemälden trumpft.

Heinrich Reinhold  (1788 - 1825):
Reinhold ist für mich die große Überraschung bei den Landschaftsmalern. Seinen Namen kannte ich bisher nicht und war deshalb umso erstaunter, zwei so wunderbare Studien von ihm zu sehen. Beide auf höchstem Niveau.

Heinrich Reinhold - Baumstudie (um 1822)
Heinrich Reinhold - Felsschlucht bei Sorrent (1823)

Ludwig Richter (1803 - 1884):
Die Gemälde Ludwig Richters finde ich in der Regel zu langweilig, um länger bei ihnen zu verweilen. Deshalb achte ich nicht so sehr auf Details in seinen Bildern. Dabei geht jedoch völlig unter, welch ein guter Landschaftsmaler er war. Der prächtige Entwurf der Hamburger Kunsthalle gehört zu den besten Landschaftsstudien, die ich live je gesehen habe.

Ludwig Richter - Das Nadelöhr im Rabenauer Grund (um 1839 -40)

Ferdinand Georg Waldmüller (1793 - 1865):
Vom Alleskönner aus Wien sind unter anderem mehrere kleinen Baumstudien in der Kunsthalle zu finden. Die Schönste sei hier abgebildet.

Ferdinand Georg Waldmüller - Alte Ulmen im Prater (1831)

Théodore Rousseau (1812 - 1867):
Das Gemälde Rousseaus ist ein gutes Beispiel für die realistische Landschaftsmalerei der Schule von Barbizon. Die geschickt eingesetzten roten Kleidungsstücke sind ein Anziehungspunkt auch bei Nahsicht des Gemäldes.

Théodore Rousseau - Waldlichtung nahe einem Dorf (1833)

Charles-François Daubigny (1817 - 1878):
Daubigny war zeitweise Schüler eines der größten Maler der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, Paul Delaroche. Thematisch liegen zwischen diesen beiden Künstlern Welten. Aber Sinn einer guten akademischen Ausbildung ist nicht der Zwang in das Korsett des Lehrers, sondern Vermittlung der Technik. Das hier abgebildete Bild ist eines der unzähligen Gemälde, die Daubigny von dem Fluß Oise malte.

Charles-François Daubigny- An der Oise (1869)

Jean-Baptiste Camille Corot (1796 - 1875):
Wenn von der Schule von Barbizon die Rede ist, dann darf Corot natürlich nicht fehlen. Von ihm sind mehrere Landschaftsstudien in Hamburg ausgestellt. Die vielleicht Schönste möchte ich hier zeigen.

Camille Corot - Der Fährmann (um 1868)

Johan Barthold Jongkind (1819 - 1891):
Jongkind gilt als einer der Väter des Impressionismus. Seine Bilder sind mir deshalb meist nicht vollendet genug. Wer jedoch ein typisches Werk von ihm sehen möchte, ist mit dem Gemälde der Kunsthalle bestens bedient.

Johan Barthold Jongkind - Die Seine beim Pont Marie in Paris (1851)

Hans Thoma (1839 - 1924):
Von Thoma ist ein sehr schönes Gemälde ausgestellt, eine Symphonie in den verschiedensten Grüntönen.

Hans Thoma - Waldwiese (1876)

Valentin Ruths (1825 - 1905):
Im Zentrum der Kunsthalle ist ein beeindruckendes Treppenhaus, welches in den Jahren 1880 bis 1886 mit Gemälden, Sprüchen und meisterlicher Dekorationsarbeit ausgestattet wurde. Der Raum ist ein Schmuckstück des Historismus und versetzt einen für kurze Zeit zurück in den Glanz und Pomp der Kaiserzeit.
Der Maler Ruths, den ich bis dahin noch nicht kannte, schuf hierfür zwei Zyklen von Tages- und Jahreszeitenbildern, bestehend aus acht Wandbildern.

Valentin Ruths - Treppenhaus Kunsthalle (1880 - 84)
Valentin Ruths - Treppenhaus Kunsthalle (1880 - 84)

Valentin Ruths - Treppenhaus Kunsthalle (1880 - 84)