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Freitag, 21. August 2009

Skandal Munch

Im Folgenden möchte ich auf den Fall Munch des Jahres 1892 eingehen, der einer der Auslöser für die Gründung der Berliner Sezession war. Dieser Fall wurde vielfach beschrieben, meiner Meinung nach aber viel zu einseitig.

Unterlegt habe ich das Ganze mit Bildern beider Seiten, um nicht nur im Trockenen zu schwimmen. Leider kann ich aufgrund der 70 Jahre Sperrgrenze keine Bilder Munchs zeigen, aber die zeitlich zulässigen Expressionisten stehen ihm in nichts nach und werden ernsthaft in Museen als besonderes beachtenswert gezeigt. Als ein Fortschritt der Malerei unter dem Primat der Ästhetik, wie eine der hohlen Floskeln heißt.

Unbekannter Maler

Aufgrund einer Empfehlung des Malers Adelsteen Normann lud der Verein Berliner Künstler dessen norwegischen Landsmann Edvard Munch nach Berlin ein, vielleicht um einen weiteren skandinavischen Maler die Chance zum Aufstieg in Deutschland zu geben.

Adelsteen Normann - Fischerhafen in Nordnorwegen (1880)

So, wie es Normann selber, Hans Dahl, Adolph Tidemand und anderen vergönnt war.

Adolph Mandel Tidemand - Die Andacht der Haugianer (1848)
Öl auf Leinwand (143 x 181 cm)

Munchs Bilder waren fast allen Mitgliedern des Vereins unbekannt und so vertrauten sie voll und ganz auf den Rat ihres Kollegen. Man wollte den Berliner etwas Besonderes bieten, etwas Neues. Was jedoch genau auf sie zu kam, wusste außer Normann keiner so genau.

Hans Dahl - In Erwartung seiner Rückkehr

Hoffnung

Die Ausstellung wurde mit der Umschreibung Ibsenscher Stimmungsbilder mit Tiefgang, eines genialen norwegischen Malers, umworben. Dies suggerierte eine intime, realistische Bilderwelt in der Art des in den 90er Jahren aufkommenden Naturalismus oder Symbolismus, gepaart mit skandinavischen Einflüssen. Leon Lhermitte, Jules Bastien-Lepage, Fernand Khnopf oder Anders Zorn fallen einem ein. Diese malten manchmal mit dem breiten Pinsel der Impressionisten, aber immer in der meisterhaften akademischen Tradition mit feinen Details und gekonntem Bildaufbau.

Anders Zorn - Lappings of the waves (1887)
Aquarell (254 x 167,64 cm)

Realität

Die Spannung war groß. Als jedoch die Show mit 55 Bildern eröffnete, fuhr mit einem Schlag ein Zug der Entrüstung durch den Berliner Blätterwald und den Verein Berliner Freunde. Und so kam es nicht überraschend, dass nach der ersten der geplanten zwei Wochen die Ausstellung wieder geschlossen wurde.

Paul Adolf Seehaus - Leuchtturm mit rotierenden Strahlen (1913)
Öl auf Leinwand (49 x 45,5 cm)

Warum?

Warum war die Ablehnung groß? War dies wirklich unberechtigt? Welche Rolle spielte Anton von Werner hierbei? Und war die Kunstfreiheit in Gefahr? Dies sind Fragen, die einem in den Sinn kommen.

Urteil 1. Instanz

Die offizielle Geschichtsschreibung findet hier schnell eine Antwort. Das große, revolutionäre Neue des norwegischen Malers wurde verkannt und Anton von Werner war der Buhmann, der alles einfädelte. Dies ist im Wikipedia-Artikel zu Munch, auf der Geschichtsseite des Vereins Berliner Künstler und an vielen anderen Stellen in diesem Sinne zu lesen zu.


Ernst Ludwig Kirchner - Taverne (1909)
Öl auf Leinwand (71,8 x 81,3 cm)

Revidiertes Urteil

Schön wäre die Welt, wenn sie immer so einfach wäre. Aber die Medaille hat auch eine Kehrseite, und diese möchte ich hier etwas genauer erläutern.

Inhalt

Das Besondere an den neueren Gemälden Munchs (so waren auf jeden Fall von seinen neueren Werken Der Kuss, Melancholie, Verzweiflung, Vision vertreten) war seine Fixierung auf die melancholisch, einsame, verlorene Seite der Menschen. Seine Bilder boten keine Hoffnung, was ungewöhnlich für diese Zeit war.

Fernand Khnopff - Die Klausnerin (I lock my door upon myself) (1891)
Öl auf Leinwand (72 x 140 cm)

Diese inhaltliche Komponente spielte aber bei der Ablehnung Munchs, soweit ich das den Zitaten entnehme, keine wirkliche Rolle.

Form

Der Grund der Ablehnung lag vielmehr in der Art der technischen Umsetzung. Und diese war für die damalige Zeit einfach lachhaft. Hier sollten Gemälde, die höchstens als einfache, ungeschickt gemalte Studien gelten konnten, als meisterhafte Werke dem Publikum angepriesen werden.

Marianne von Werefkin - Herbst (Schule) (1907)
Der Möbelwagen ist bepackt, die fünfundfünfzig Studien des Norwegers sind aufgeladen (Zitat Frankfurter Zeitung)
Dies war eine Beleidigung der großen Künstler der Vergangenheit und Gegenwart, die sich durch ihr großes Können von den normalen Zeitgenossen unterschieden. Ein Raffael, Caravaggio, Rubens, Rembrandt oder Tiepolo gelten als Große der Kunst nicht wegen ihres thematischen Inhalts (meist religiöse Bilder, Sagen oder Allegorien, deren genaue Bedeutung den heutigen Betrachter nicht mehr wirklich berührt oder direkt bekannt ist), sondern wegen ihrer technischen Brillanz und ihrem Können, welches sie von ihren Zeitgenossen unterschied.
Dies sollte nun mit einem Male nicht mehr von Interesse sein?


Jules Bastien-Lepage - Joan Of Arc (1882)
Öl auf Leinwand(254 x 279 cm)

Nein, diese Vorstellung war absurd. Vielleicht nicht für die Ohren eines modernen Kunstjünger, der mit der Vorstellung aufwächst, dass alles Kunst und jeder Künstler ist und für den der Expressionismus (meine Meinung dazu hier) das höchste der Gefühle darstellt.
Dieser Unsinn war jedoch zur damaligen Zeit wenig verbreitet und macht die Reaktion umso verständlicher.

Klare Verhältnisse in der Küche

Vielleicht hilft es, den Sachverhalt nochmal auf neutralerem Boden zu verdeutlichen.

Niemand würde sich über Folgendes wundern:

Ein angesehenes Restaurant lädt für jeweils zwei Wochen Gastköche ein, um seinen Kunden einen Blick in die Kochtöpfe anderer Länder zu ermöglichen. Einer dieser Köche war ein ungeschriebenes Blatt, aber aufgrund einer Empfehlung eines Bekannten eingeladen worden. Sein Kommen wurde mit hochlobenden Worten in der Zeitung beworben.

Man freute sich auf das neue Geschmacksfeuerwerk und der Andrang war groß. Jeder wollte mal kosten.

Jedoch als die ersten Gäste ihre gefüllten Teller sahen, war das Erstaunen groß.
Dieser Mensch kochte ganz anders als man dies kannte. Alles war roh, nichts gekocht, gegrillt oder gewürzt. Mit einer revolutionären Ausnahme. Sand wurde als besonderes Geschmackserlebnis allem beigegeben. Dies war bodenständig, billig, neuartig und für jeden machbar.

Geschmeckt hat es Niemanden und deswegen gab es einen kräftigen Tritt in den Allerwertesten. Dieser Koch war eine Beleidigung für jede Küche und er konnte nicht weiter geduldet werden. Wenn kochen so schnell und einfach wäre, warum gab es dann diese lang ausgebildeten und hart arbeitende Sterneköche. Dann wäre jeder ein Meisterkoch.

Paul Gauguin - Armer Fischer (1896)

Léon Lhermitte - Löhnung der Erntearbeiter (1882)
Öl auf Leinwand (215 x 272 cm)

So kam es, dass im Restaurant darüber abgestimmt wurde, ob man dem Koch seine vollen, vorher versprochenen zwei Wochen geben sollte oder ob er im hohen Bogen aus der Küche fliegt. Die Mehrheit war dafür, aus dem Fehler der Einladung zu lernen und diesen dilettantischen Pseudokoch zu feuern, ehe der Ruf des Restaurants und der Kochwelt noch mehr Schaden nahm. Und so geschah es.

Zum Glück aus meiner Sicht. Denn wenn es um unsere Küchen so schlecht bestellt wäre wie um unserer Museen mit ihren dilettantischen expressionistischen und abstrakten Nichtskönnerwerken, die nur aufgrund ihrer Signatur Bedeutung haben, dann hätten unsere Mägen nichts mehr zu lachen.

Anton von Werners Rolle

Von Werner sah die Bilder, wie sollte es anders sein, als Hohn für die Kunst und wahre Künstler an.

Otto Mueller - Knabe vor zwei stehenden und einem sitzenden Akt

Anton von Werner - Die Enthüllung des Richard Wagner Denkmals am 1 Oktober 1903 (1908)
Ausschnitt mit Adolph Menzel
Öl auf Leinwand (230 x 280 cm)

Aber er war nicht alleine auf schmaler Front. Die Schließung war kein Einzelakt, sondern wurde nach einer hitzigen Debatte durch eine breite Abstimmung im Verein beschlossen. 120 gegen 105 Stimmen für die Variante der direkten Schließung, die durch Professor Eschke beantragt wurde.
Also nicht Anton von Werner allein, sondern 120 Mitglieder des Vereins Berliner Künstler stimmten für das direkte Ende. Anton von Werner als Vorsitzender und vehementer Verfechter wirklicher Kunst war hierbei natürlich in exponierter Lage und wird deshalb wohl immer wieder als alleiniger Übeltäter betrachtet.
Oder, wie ich es formulieren würde, als unbeugsamer Kämpfer für die jahrhundertealte große Tradition der Malerei.

Zitate

Die Stimmen für die Fortführung der Ausstellung waren übrigens nicht mit der Begeisterung für die Kunst selber verbunden, sondern mit dem Glauben, sein Wort halten zu müssen.
In einem von 48 Berliner Künstlern verfassten Rundschreiben ist unter anderem folgendes zu lesen:
... und deshalb verurteilen wir, ohne zu der in den Munchen'schen Bildern ausgesprochenen Kunstrichtung irgendwie Stellung nehmen zu wollen, die Schließung der Ausstellung als eine dem üblichen Anstand zuwiderlaufende Maßnahme.
Die Bilder selber waren hart Tobak auch für wohlgesonnene Zeitgenossen:
unserem Auge so ungewöhnlich, daß man sich auf den ersten Blick kaum in diesem bunten Farbenspiel von violetten und grünen Farbflecke zurechtfindet
Da hatte es ein Kritiker wie Adolf Rosenberg schon einfacher. Er erklärte:
Über die Munch'schen Bilder ... ist kein Wort weiter zu verlieren, weil sie mit Kunst nichts zu tun haben
Kunstfreiheit in Gefahr?

Und da sind wir direkt bei der letzten Frage, ob mit solch einer Entscheidung nicht die Kunstfreiheit auf's schwerste verletzt wurde?

Meiner Meinung nach Nein, da die Werke Munchs aufgrund fehlenden Könnens wenig mit Kunst zu tun haben.

Hier ist nichts verletzt worden, sondern der Notanker geworfen. Wenn bei einer Mathematiker-Konferenz ein Hochstapler auftritt, der nicht mal bis 10 Zählen kann, gäbe es Null Aufregung, wenn man diesem den Ton abdreht.


Egon Schiele - Neugeborenes (1910)

Aber in der Kunstwelt ist ja heutzutage Toleranz gefragt. Denn ohne diese wäre der Müll, der in unseren modernen Museen hängt, nicht zu erklären.

Der dilettantische Realist unserer Zeit, der die simpelst nachzumalenden Munchs kopiert (Bildersuche im Web liefert dafür genügend Beispiele), fragt sich natürlich, was hat eigentlich dieser Munch und die anderen jüngeren Künstler in den Museen, was ich nicht habe, außer dass sie zuerst kamen? Meine Antwort ist Glück. Ansonsten nichts.

Hermann Stenner - Grüne Frau mit gelbem Hut I (1913)
Öl auf Pappe (42,5 x 38 cm)


Ein Meisterwerk Viberts, Rembrandts oder von von Werner, um ein paar Beispiele zu nennen, wird niemals ein Laie kopieren können, weil ihnen dazu jede Fähigkeit fehlt. Deshalb sind diese drei vorher genannten große Künstler, ein Munch jedoch nicht.

Jehan Georges Vibert - The Fortune Teller
Öl auf Leinwand (68,6 x 101,6 cm)

Um die Schattenseiten des Menschen und der Menschheit zu malen, muss man seine Kunstfertigkeit nicht, wie Munch oder Picasso, ablegen. Aber dazu ein andermal mehr...

Sonntag, 11. Januar 2009

Expressionismus Light oder Macke vs. Bauernfeind

Das Wunder des Expressionismus

Habe eben den Artikel in Wikipedia zum Expressionismus gelesen. Mich schaudert es, wenn ich dieses typische Kunstblabla lese. Und es wundert mich, wenn ich die hochtrabenden Sätze mit der Realität der Bilder vergleiche, wie jemand klaren Sinnes so etwas schreiben und glauben kann.

Bildvergleich

Ich möchte das Geschwafel etwas genauer unter die Lupe nehmen und mit einem Bildvergleich unterlegen. Ich werde hierbei die angeblich ach so großen Orient-Aquarelle des August Macke den dilettantischen Aquarell-Schmierereien eines Gustav Bauernfeind gegenüberstellen.

August Macke

Offizieller Blick

Macke gilt als einer der großen deutschen Expressionisten. Seine Werke haben Eingang in die Geschichtsbücher gefunden, seine Bilder zieren unzählige Jahreskalender. Seine Orient-Aquarelle sollen zu den Meisterwerken der Menschheit zählen. Auf jeden Fall laut The Yorck Project: 10.000 Meisterwerke der Malerei, dort sind sie nämlich alle zu finden.

Klarer Blick

Ich betrachte dies um einiges nüchterner und sehe zu Beginn seiner Laufbahn einen 4-klassigen Künstler, der ein paar simple, akzeptable Porträts malte, jedoch, aufgrund fehlenden Talents, jeden seiner Pinsel entfernt von komplizierteren Kompositionen hielt.

Schnell ist er wohl zu dem Schluss gekommen, dass mit seinem beschränkten Können der Weg zum Malerfürsten etwas beschwerlich werden könnte. Er hatte jedoch Glück. Jemand flüsterte ihm das magische Geheimnis des Erfolges zu. Nämlich erstens viel Geschwätz über die angebliche Bedeutung seiner Werke verbreiten. Und zweitens das Bild immer schön dilettantisch aussehen lassen, dann wird's was mit der Karriere. An diesen Rat hat er sich den Rest seines Lebens gehalten.

So meine Version des Meisters des dilettantischen Realismus, die sich wohl so mehr oder weniger zugetragen haben mag.

Gustav Bauernfeind

Offizieller Blick

Gustav Bauernfeind (1848-1904) hingegen ist ein nicht erwähnenswerter Langweiler ohne Gefühl und Kunstwert.
Nicht zu Unrecht ist er unbeachtet und vergessen in Jerusalem gestorben. Man könnte ihn, aufgrund seines Könnens, zu den akademischen Malern zählen. Und die waren alle nichts.

Klarer Blick

Bauernfeind wurde als sechstes von neun Kinder eines Stadtapothekers 1848 in Sulm am Neckar geboren. Sein Vater verunglückte früh, so dass Bauernfeind schon mit 17 Jahren selbst für seinen Lebensunterhalt verantwortlich war.

Er schloss trotz dieser widrigen Umstände ein Architekturstudium in Stuttgart erfolgreich ab. Gewann einen Architekturwettbewerb und erhielt den Auftrag, Ansichten von Italien und der Schweiz für einen Verlag festzuhalten (1873/1874).

Diese Reise überzeugte ihn endgültig, dass er zum Maler, statt zum Architekten berufen war. Autodidaktisch bildete er sich weiter. Aufgrund eines Honorars für eine Innenvedute des Bayreuther Festspielhauses konnte er sich den Traum einer Orientreise erfüllen. Dies waren wohl unvergessliche Momente, da in den folgenden Jahren weitere Reisen in den Orient folgten.

1896 verließ seine Familie, wohl auch aufgrund finanzieller Probleme in München (er wohnte dort seit 1876), sein Heimatland und wanderte nach Jerusalem aus. Dort starb er am Heiligen Abend des Jahres 1904. Er wurde in aller Stille auf dem Friedhof der Templergesellschaft in Jerusalem beigesetzt.

Autodidakt

Ich kenne kaum einen Maler (eigentlich fällt mir gerade gar kein anderer ein), weder im deutschsprachigen noch internationalen Vergleich, der als Autodidakt der Malerei zu solchen Höhen der Kunst geschwungenen ist. Großartige, komplexe Kompositionen, feines Farbgefühl, perfekt gemalte Perspektiven kennzeichnen sein Werk. Die exotische, faszinierende Region des Orients spiegelt sich in seinen Bildern wider, wie dies nur wenigen anderen gelungen ist. Bei einem Israel-Urlaub hatte ich manchmal den Eindruck, Teil eines Bauernfeindbildes zu sein. Und dies ist aus meiner Sicht ein großes Lob.

Wikipedia Artikel

Nun zurück zu dem Wikipedia-Artikel und den Aquarell-Orientbildern des großen Expressionisten und denen des unbedeutenden, pedantischen Langweiler.

1. Sein Erlebnis


Das Besondere des Expressionismus soll sein,

dass der Künstler versucht, sein Erlebnis für den Betrachter darzustellen.

Als ob dies etwas Besonderes wäre, etwas großartiges Neues. Ganze Schulen der Landschaftsmalerei oder der Orientmaler, so wie Bauernfeind, haben oft ausschließlich das dargestellt, was sie selber erlebt und gesehen haben. Diese Faszination des Orients ist bei Bauernfeind nicht nur spüren, nein auch zu sehen.

Gustav Bauernfeind: Jude in Jerusalem
Aquarell - 30,8 x 11,7 cm

Gemeint ist jedoch mit "sein Erlebnis" noch etwas anders. Das sich angeblich die psychische Empfindung beim Malen manifestieren muss. In der Praxis heißt das, je schlechter gemalt, desto tiefgründiger sein Erlebnis. Diesen Quatsch muss man jedoch nur als Expressionist glauben.

August Macke: Landschaft bei Hammamet (1914)

Wenn man Mackes ungeschickte Farbkleckse dagegen sieht, schien ihn die Landschaft ziemlich kalt gelassen zu haben. Seine schwammigen, lustlos hingeschmierten Bilder weisen auf Langeweile, denn auf Begeisterung für die fremde Kultur hin.


2. Seelischer Ausdruck
Als Kunst des seelischen Ausdrucks dem Impressionismus (Darstellung der äußeren Erscheinung der Dinge) entgegentrat und diesem somit diametral gegenüberstand.

Da bin ich ja mal gespannt, wie die lieben Expressionisten ihre Seele auf der Leinwand ausdrücken.
Wenn es kunstvoll geschieht, dann will ich nicht meckern.
Die Intention des Künstlers mag für ihn selber von Bedeutung sein, was als Kunstwerk jedoch zählt, ist das Ergebnis. Wenn dieses dilettantisch ist, dann mag der Mensch seine Seele auf die Leinwand gebracht haben, aber es hat nichts mit Kunst zu tun.
Es kann für seinen Therapeuten von Interesse sein, solange das Werk aber millionenfach in jedem VHS-Kurs gemalt werden kann, hat sein Werk nicht den Vorrang vor diesen Millionen anderen VHS-Dilettanten.

In Museen soll Platz für Kunst und nicht für Kunsttherapie sein!

August Macke: Blick in eine Gasse (1914)

Die Seele Mackes hat scheinbar nicht all zu viel auszudrücken. Ein paar Kleckse, angedeutete Person, fertig.

Gustav Bauernfeind: Die Klagemauer in Jerusalem
Aquarell - 97,1 x 51,4 cm

Bauernfeinds fast ein Meter großes, fantastische Aquarell (es gibt eine identische, noch größere Ölversion dieses Motivs) der Klagemauer mag als Vergleich dienen. Auch ohne Geschwafel über den seelischen Ausdruck des Malers erkennt man, dass er von dieser Region und den Menschen beeindruckt war.

3. Farbe, Dynamik und Gefühl
Die Elemente Farbe, Dynamik und Gefühl lassen sich in nahezu jedem expressionistischen Kunstwerk finden.

Respekt. Farbe ist bei der Malerei schon ab und zu vorhanden. Sehr gut erkannt. Dynamik und Gefühl also auch noch. Gut. Aber wohl doch eher das typische, hohle Geschwätz, welches sich zwar nett anhört, aber keine Entsprechung auf der Leinwand findet.

Jeder VHS Schüler kann soviel Gefühl beim Schmieren seiner Leinwand aufbringen, dass die Butter im Kühlschrank schmilzt. Das Ergebnis wird dadurch aber auch nicht besser.

Der Expressionist kann, wenn er Spaß daran hat, sich den ganzen lieben Tag wie ein blaues Pferd von Franz Marc fühlen. Solange er dies aber nicht gekonnt malt, hat dies nichts mit Kunst zu tun.

August Macke: Markt in Algier (1914)

Farbe hat er wirklich benutzt. Die Töpfe seines Malkastens schön gleichmäßig geleert. Ob er dabei Gefühle hatte, weiß ich nicht. Aber was das ganze mit Dynamik zu tun haben soll, verstehe ich als Expressionismus-Laie mal wieder nicht.

Gustav Bauernfeind: Die Davidstraße in Jersualem 
Aquarell - 49 x 32,7 cm

Er hat nicht nur Farbe benutzt, sondern sie auch gekonnt verwendet. Ob die Maurer und Schreiner dieser Straße Dynamik haben walten lassen, kann ich nicht beurteilen. So lieblos wie die Bilder Mackes wirkt das Resultat auf jeden Fall nicht.

4. Freiheit für Form und Farbe
Der freie Umgang mit Farbe und Form

Heißt übersetzt: kann nichts, hat nichts gelernt, bekommt es besser nicht hin. Freier Umgang heißt im Klartext, jeder Müll soll absichtsvoll erscheinen.

August Macke: Kairouan-3 (1914)

Kann ich nur bestätigen. Perfekter Expressionismus. Farbe und Form sind sehr frei gewählt und haben nichts mit kunstvollem Können zu tun.

Gustav Bauernfeind: Der Teich Bethesda in Jerusalem (1886)
Aquarell - 48,5 x 32,1 cm

Farben hat Bauernfeind auch benutzt, aber sich scheinbar nicht an den freien Umgang gehalten, sondern alles kunstvoll als Gesamtwerk komponiert. So wird das nichts als Expressionist, würde man ihm zurufen, wenn er noch leben würde.

5. Reduzierung ohne Perspektive
Motivreduzierung aufs Wesentlichste und der Auflösung der traditionellen Perspektive.

Passt zum vorherigen. Aufs Wesentliche bin ich schon sehr gespannt. Das Wesentliche muss ein Künstler immer auf die Leinwand bringen, da der Platz nur sehr begrenzt ist. Wesentlich scheint es auf jeden Fall zu sein, so ungeschickt zu sein, dass Perspektive und Komposition schön schief und hässlich sein müssen.

August Macke: Im Basar (1914)

Hier hat er wirklich reduziert. So weit reduziert, dass alles angedeutet ist und nichts klar erkennbar. Augen, Nase, Mund und sonstiges unwesentliches Zeug schön beiseite gelassen.

Gustav Bauernfeind: Eingang zum Tempelplatz in Jerusalem
Aquarell - 48,1 x 32,1 cm

Dieser bedeutende Ort ist mit viel Liebe zum Detail wiedergegeben. Perspektivisch hat der Streber sein Bild perfekt gemalt. Expressionistisch eine Katastrophe.

6. Direkt und Spontan

drückten die Expressionisten ihre eigenen Regungen aus, sie gaben direkt und spontan ein „durchfühltes“ und interpretiertes Motiv weiter.

Direkt und spontan. Gut. Anders habe ich es nicht erwartet. Mit Liebe zu einer Sache hat dies nicht viel zu tun, wenn alles direkt und spontan geschehen muss. Etwas auszuarbeiten und kunstvoll zu gestalten, verlangt mehr, als eine schnelle Skizze. Dies verlangt Können und Passion, welches den ungeschickten Händen der Expressionisten meist völlig fehlt.

Gustav Bauernfeind: Orientalische Straßenszene (Jerusalem)
Aquarell - 29 x 29 cm

Setzen. Sechs, würde der gute Expressionist jetzt sagen. Bauernfeind hat sich wieder an keine Regel dieser großen Schule gehalten. Nicht spontan und direkt hingeschmiert wie der große Macke. Nein, sorgsam ausgearbeitet hat er das Bild. Welch Schande und welch Verbrechen gegen die reine Expressionismuslehre. Zum Glück kannte Bauernfeind diese nicht. Es sei ihm verziehen.

7. Protest
Der Expressionismus richtete sich als Protest gegen die damals bestehende Ordnung und somit vielfach gegen das Bürgertum.

Die guten Expressionisten können Protestieren gegen alles und jeden, solange es ihnen Spaß bereitet. Wenn sie jedoch als Künstler bezeichnet werden wollen, zählt ihr künstlerisches Resultat. Und ich befürchte, dies ist eher grauenhaft schlecht als von Können gezeichnet.

August Macke: In der Tempelhalle (1910-1914)

Stimmt, hier hat Macke wohl gegen den Tempel protestiert. Das aber grauenhaft schlecht.

Gustav Bauernfeind: Kaffeehaus in Jerusalem (1880)
Aquarell - 31,7 x 46,4 cm

Gegen was hat der gute Gustav denn hier protestiert? Wohl gegen das Rauchen verbotener Substanzen im Kaffeehaus. Dies ist aber, außer für Expressionisten, unerheblich. Die Atmosphäre solch eines Hauses ist, auch ohne lebende Staffage, wunderbar wiedergegeben. Das ist Kunst, aber leider kein Expressionismus.

8. Geistige Haltung
Es war mehr die geistige Haltung, die den Expressionismus ausmachte.

Schön für sie. Und was hat das mit Kunst zu tun? Sie können halten was sie wollen.

August Macke: Händler mit Krügen (1914)

Nach allem, was ich von Macke gesehen und gelesen habe, wird seine geistige Haltung 1A gewesen sein.

Gustav Bauernfeind: Motiv aus Damaskus (1889) Aquarell - 37,5 x 26,8 cm

Ein kleiner Winkel Damaskus ist mittels des Meisters Hand zum Leben erwacht. Seine Empfindung hierbei ist egal. Aber, um den Expressionisten zu beruhigen, bei der großen Liebe zum Detail wird er bestimmt eine positive geistige Haltung bewahrt haben.

Sie sollten ihre geistige Haltung auf Seite legen und sich auf die Suche nach der verlorenen künstlerischen Haltung begeben. Zu finden ist sie bei Gustav Bauernfeind!

Sonntag, 7. Dezember 2008

Genie vs. Unbekannt (Teil 1)

Die Geschichte der Malerei des 19. Jahrhunderts wird völlig verfälscht in den Medien präsentiert. Die Darstellung ist meist folgende:
Es gab zu Beginn des 19. Jahrhunderts den klassizistischen Maler David, dann kam Ingres und Delacroix und dann gab es scheinbar viele Jahre überhaupt niemand erwähnenswertes, bis endlich die Impressionisten, vorbereitet durch Courbet, das Licht der Bühne erblickten und die Malerei Richtung Cubismus, Expressionismus und Co. führten.
Das jedoch in der Zeitspanne von 1840 bis zum 1. Weltkrieg die größten Maler aller Zeiten gelebt und gearbeitet haben, wird verschwiegen. Dies ist natürlich verständlich, da ein Vergleich dieser großen Meister mit den dilettantischen Resultaten von Cezanne, Picasso, Klee, Mondrian und Konsorten deren fehlendes Können offen legen würde.
Deshalb bereitet es mir eine Freude, Bilder der großen Genies mit denen der unwürdigen akademischen Maler des 19. Jahrhunderts zu vergleichen.
Eines der Kunst-Standardgeschichtswerke für Dummys ist die Geschichte der Malerei von Wendy Beckett. In ihr ist die Kunstgeschichte, wie nicht anders zu erwarten, beschrieben wie oben skizziert. Die Bilder bis zum 19 Jahrhundert sind auf hohem Niveau. Dann jedoch, zum Ende des 19. Jahrhunderts und hinein ins 20te werden die Bilder immer dilettantischer, kindischer, schlechter. Können, was bei den Künstlern anderer Jahrhunderte so hoch gelobt und besungen wird, scheint ab diesem Zeitpunkt für die liebe Nonne, Frau Beckett, nicht mehr zu zählen. Austauschbare Bilder von ungeschickter Hand, deren Wert einem neutral blickenden Menschen völlig unerklärlich sind, werden als große Werke gepriesen. Groß natürlich nur, weil sie die Unterschrift von X, Y oder Z tragen. Von Frau Mustermann gemalt, würde dies niemand interessieren.

Paul Cezanne vs. Oswald Achenbach
Einer der großen Vorreiter dieses dilettantischen Realismus und 'Wegbereiter der Moderne' ist der gute alte Paul Cezanne (1839-1906). Verlacht von seinen Zeitgenossen ist heute jede Buchhandlung mit seinen Büchern überfrachtet. Als eines seiner großen Meisterwerke hat Frau Beckett das Bild(Gemälde wäre übertrieben) Le Chateau Noir(1900-1904) gewählt. In unverständliche Worten und typischem Kunstblabla preist sie das Bild.
Licht... als Vibration tief im Inneren eines jeden Bildgegenstands,
Jede Form hat wirklich Substanz...,
...daß ein Gemälde sowohl kompositorisch überzeugend als auch formal unabhängig sein sollte.

Vergleichen möchte ich es mit einem ähnlichen Gemälde des in Vergessenheit geratenen akademischen Maler Oswald Achenbach(1827 - 1905), Villa d'Este in Tivoli(1892). Oswald Achenbach ist der jüngere Bruder des damals weltberühmten Andreas Achenbach, der gleichzeitig sein erster Lehrer war. Oswald verbrachte mehrere Jahre in Italien und wurde später zum Professor in seiner Heimatstadt Düsseldorf ernannt. Berühmt war er vor allem  wegen seiner detaillierten, lebendigen Bilder des italienischen Lebens. Er erhielt Ehrenprofessuren und Goldmedaillen in mehreren Ländern und die Mitgliedschaft in der französischen Ehrenlegion.

Frage:
Vom Bildaufbau sind beide Bilder ähnlich gestaltet. Eine relativ dunkle Stimmung, Bäume und Vegetation, man blickt von links auf ein(e) Schloss/Villa und im rechten Bildteil ist ein blauer Himmel zu sehen. Ich möchte jedoch, um die nicht wirklich vorhandene Spannung aufrecht zu halten, erst am Ende erwähnen, welches Bild von dem genialen, weltberühmten Cezanne ist und welches von dem nicht erwähnenswerten Achenbach :-)

Vegetation:
Der erste Maler hat sich mit seinem angedeuteten Baum, farblich ganz ansprechend, auf den einfachen Weg gemacht. Alles sehr flach und leblos gemalt, wohl seinem Können entsprechend.


Auf dem anderen Bild sind in detaillierter Form und mit viel Geschick die verschiedensten Gräser dargestellt. Ich habe schon eine Vermutung, wer das nicht beachtenswerte Häuflein Elend ist und wer das Genie. Mal weiter sehen...

Himmel:
Blau ist er ja, aber das waren die Himmel auf meinen Kinderbildern auch. Blau, aber was noch? Dunkel sieht es aus, sowohl für den Himmel, als auch für den Maler. Der kann ja gar keine Brise in den Himmel zaubern, alles flach und langweilig.


Dagegen ein lebendiger Sonnenuntergang in den verschiedensten Farbabstufungen auf dem anderen Bild. Das rötliche der untergehenden Sonne schluckt die letzten blauen Strahlen des Himmels. In dieser Bildwelt würde man gerne einen Abend verbringen, in der ersten Welt wohl an der blauen,  vom Himmel kommend Farbe ersaufen...

Gebäude:

Die grellen Farben sind zwar geblieben, aber dass in dieser comicartigen, zittrig gepinselten Schlosswelt jemals ein Mensch gelebt hat, darf man jenem fiktiven Wesen auf keinen Fall wünschen.


Im Gegensatz dazu die im wechselnden Abendlicht leuchtenden, festen Mauern der schönen italienischen Villa. Fenster sind nicht nur als unbeholfener Strich, sondern plastisch zu erkennen. Ein Gebäude, welches, im Gegensatz zu dem Krickel-Krackel-Schloss des ersten Bildes nicht beim ersten Wind davon getragen wird.

Gesamtwirkung:
Das wichtigste an einem Bild ist jedoch seine Gesamtwirkung, und da wird das große Genie in seiner vollen Größe erstrahlen. Oder etwa nicht?

Cezanne: Le Chateau Noir (1900-1904)
Öl auf Leinwand - 74 x 97 cm

Mein ungeschultes Auge sieht auf jeden Fall nur ein schrecklich schlecht gemaltes Bild. Tausendfach jeden Abend in den Abendkursen der Volkshochschule nachmalbar. Ohne Signatur hätte dieses dilettantische, leblose Bild null Wert. Es kann nicht zu den Meisterwerken der Menschheitsgeschichte gezählt werden, so blind kann niemand sein.

O. Achenbach: Villa d'Este in Tivoli (1892)
Öl auf Leinwand - 119,5 x 150 cm
Das andere Bild ist ein wirklich stimmungsvoller Blick auf eine südliche Landschaft. Es gibt Details zu entdecken und macht Freude auf einen Urlaub in südlichen Gefilden.

Auflösung:
Das Musterbeispiel dilettantischen Realismus, das blaue Bild, ist, wie nicht schwer zu erraten war, von Cezanne. Das Könnerbild von Achenbach. Mir ist es und bleibt es ein Rätsel, wie jemand dies, wie Frau Beckett, anders sehen kann.