Sonntag, 27. September 2015

Mythen der Moderne

Ich bin blind, leide unter Geschmacksverirrung und habe keine Ahnung von Kunst.

Jedenfalls, wenn ich dem Buch Kaisers Rumpelkammer von Simon Winder glauben schenken darf. Der Autor schafft es, auf einer einzigen Seite (S. 563) einen riesigen Haufen Plattitüden anzuhäufen, den er mit voller Überzeugung in unser Gesicht wirft. Ziel seines Spotts ist der Malerfürst Hans Makart, der unter dem Dung der Vorwürfe nicht mehr zu erkennen ist.

Mythos 1: Akademische Maler haben keine Verbindung zur Tradition

Maler wie Hans Makart schufen eine endlose Reihe von degoutant überladenden Leinwänden, die alle Kunsttraditionen der Vergangenheit zu verspotten scheinen

Das ist völliger Quatsch, denn Makart steht mit seiner akademischen Vorgehensweise, den vielen vorbereitenden Studien, Kompositionsskizzen, seiner technischen Meisterschaft und realistischer Malerei, voll und ganz in der Tradition der großen Maler seit Beginn der Renaissance.

Hans Makart- Der Triumph der Ariadne (1873-1874) - Öl auf Leinwand (207 x 186 cm) [Public domain], via Wikimedia Commons

Damit ist er viel eher mit den großen Altmeistern der Malerei verbunden, als all die dilettantischen Kleckser, die im 20 und 21. Jahrhundert nach ihm kamen. Denn sie haben das Band verleugnet, welches alle großen Künstler der vergangenen Jahrhunderte zusammenhielt. Nämlich das Streben nach handwerklicher Virtuosität.

Titzan - Bacchus und Ariadne (1520-1523) - Öl auf Leinwand (176,5 x 191 cm) [Public domain], via Wikimedia Commons

Mythos 2: Historismus ist minderwertig

das farbige Äquivalent der gewaltigen Ringarchitektur, das man heute kaum mehr erträgt

Hallo. Gerade wegen dieser imposanten Historismusbauten kommen Millionen Touristen jährlich nach Wien.

Naturhistorische Museum Wien (By Gryffindor (Own work) via Wikimedia Commons)

Zum Glück sind die Verantwortlichen in der Nachkriegszeit nicht auf die Idee gekommen, diese verspielten, beeindruckenden Bauten durch langweilige, viereckige Klötze zu ersetzen. Ein Spaziergang durch Wien hätte dadurch jeden Reiz verloren.

Burgtheater, um 1900 (von Unbekannt [Public domain oder Public domain], via Wikimedia Commons)

Der Vorwurf, ein Mischmasch der Stile zu sein, ist nicht per Definition eine Schwäche, sondern kann eine Stärke sein. Dem Maler oder Architekt steht die ganze Welt seiner Vorgänger offen. Er kann diejenigen Rosinen herauspicken, welche am besten seinen aktuellen Ideen entsprechen. Was nützt der reine Stil, wenn er so lieblos und langweilig wie das Bauhaus ist.

Walter Gropius - Bauhaus-Gebäude in Dessau (By Lelikron (Own work) [GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html) or CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons)

 

Mythos 3: Moderne Kunst steht auf den Schultern von Giganten 

und der Bruch zwischen Makart und den späteren Helden der Moderne ist viel weniger eindeutig, also man hoffen möchte.

Falsch, der Bruch ist radikal und vollständig.

Piet Mondrian - Komposition in Oval (1914) - Öl auf Leinwand [Public domain], via Wikimedia Commons

Die Moderne steht mit ihrer kindischen Krakelei, der Anpreisung einfachster Striche als tiefgründige Kunst, in keiner Linie zu den großen Meistern der Malerei. Handwerkliche Perfektion und langjähriges Studium haben für die Moderne keine Bedeutung. Jeder kann ein Künstler sein. Ein Witz, den man erst seit dem Ende des 19. Jahrhunderts ernst nimmt. Rembrandt, Tizian, Vermeer, Rubens oder Tiepolo sind heute noch bedeutend wegen ihres großen technischen Könnens. Ohne diese Fähigkeiten wären sie schon lange von der Bildfläche der Geschichte verschwunden.

Rembrandt - Selbstporträt (1640) - Öl auf Leinwand (102 x 80 cm) [Public domain], via Wikimedia Commons

Mythos 4: Moderne Kunst ist kreativ 

...dass wahrhaft kreative Künstler gar nicht anders konnten, als die Moderne ins Leben zu rufen

Wer glaubt so was? Schon mal die Bilder der bekannten Maler der Moderne gesehen? Wikipedia zählt zum Beispiel Henri Matisse, André Derain, Pablo Picasso, Georges Braque, Max Beckmann, Franz Marc, Paul Klee und Piet Mondrian zu ihnen. Der Großteil ihrer Ergüsse sind schnell hingeschmierte, dilettantische Versuche mit simpelstem Inhalt.

Franz Marc - Akt mit Katze (1910) - Leinwand (86,5 x 81,5 cm) [Public domain oder Public domain], via Wikimedia Commons

Frederic Leighton - Cimabues Madonnenprozession in Venedig (1853-1855) - Öl auf Leinwand (231,8 x 520,7 cm) [Public domain], via Wikimedia Commons

Wer die abertausend Zeichnungen Picassos, mit ein paar Strichen hier und dort, kreativ nennt, hat den letzten Fetzen kritischen Verstandes über Bord geworfen. Das einzig Neue war die Dreistigkeit, kleine Fingerübungen als Kunst zu verkaufen. Und dabei das Glück zu haben, genug naive Anhänger zu finden, die ihm bis heute glauben.

Paul Klee - Schiffe im Dunklen (1927) - Öl auf Leinwand (80 x 63 cm) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Es ist, wie Anselm Feuerbach mal so schön treffend sagte, alles schon mal da gewesen und immer besser. Das Kreative in der Malerei ist die Kombination von kleinen bekannten Versatzstücken.

Wer ist kreativer? Der Hobbygärtner, der einen einzelnen Baum in seinem Garten pflanzt oder der Landschaftsgärtner, der einen komplexen Park aus dem Boden zaubert?

Der Hobbygärtner wird zwei oder drei Entscheidungen treffen und, aufgrund fehlender Ausbildung und Wissens, hoffen, dass sein Baum in ein paar Jahren blühen und Früchte tragen wird. Das war es. Mehr Aufwand und Fertigkeit sind in viele bekannte Werke der Moderne auch nicht eingeflossen.

Oder auf der anderen Seite der Landschaftsarchitekt, der einen ganzen Park plant. Überlegung zu verschiedenen thematischen Abschnitten, Bodenbeschaffenheit, Wetterwechsel, Jahreszeiten, Zusammenspiel der Farben oder harmonische Wirkung spielen eine große Rolle bei der Konzeption und Umsetzung. Ohne entsprechende, langjährige Ausbildung wird jeder Gärtner an solch einer Aufgabe scheitern. Hier ist Kreativität gefragt. Wie ein realistischer Maler entwirft er ein komplexes Bild, bei dem unendlich viele Details zu betrachten, einzuordnen, abzuwägen und zu kombinieren sind. Nur dann entsteht ein harmonisches Bild, welches durch sein Können auch unabhängig vom Namen des Künstlers strahlt.
Jehan-Georges Vibert - Der Ausschuss für moralische Bücher (1866) - Öl auf Leinwand (45 x 64,7 cm) [Public domain], via Wikimedia Commons

Montag, 9. März 2015

Kunsthalle Karlsruhe Teil 3 (Ende)

Es fehlen noch vier Schwergewichte, welche einen Teil ihres Lebens in Karlsruhe verbracht haben. Diese werden im Folgenden vorgestellt.

Carl Friedrich Lessing (1808 - 1880)

Der Preuße Lessing übernahm 1858 den Direktorenposten der Kunsthalle und blieb in Karlsruhe bis zu seinem Lebensende. Nach dem Tod Schirmers übernahm er für eine Übergangszeit zusätzlich die künstlerische Leitung der Akademie.

Es waren nicht immer einfache Jahre für Lessing, denn die politischen Spannungen führten zu manch kritischer Situation. Zugespitzt bestimmt in den Monaten des Deutschen Krieges, bei dem Baden, verbündet mit Österreich, Preußen nicht gerade wohlgesinnt war. Ein Zeitungsartikel enthielt die offene Drohung, dass Lessing, je nach Verlauf des Konflikts, Unannehmlichkeiten zu erwarten habe.
..., und Direktor C.F. Lessing lud alle seine Freunde ein, wenn es zum schlimmsten komme, sich mit ihm in seiner Amtswohnung zu verbarrikadieren, wo er Schießzeug und Munition in Hülle und Fülle habe... (Zitat Anton von Werner)
Aufgrund der schnellen Beendigung des Krieges eskalierte die Situation jedoch nicht.

Das in der Kunsthalle ausgestellte romantische Bild der Kreuzfahrer aus dem Jahre 1863 wurde frisch von der Staffelei der großherzoglichen Sammlung einverleibt. Nach langer, beschwerlicher Reise erreichten die Kreuzfahrer den heiß ersehnten Fluss, um ihren brennenden Durst zu stillen.

Carl Friedrich Lessing - Die Kreuzfahrer in der Wüste (1863)
Typisch für Lessing wird hier nicht idealistisch der Höhepunkt einer Kreuzfahrt, wie z.B. der Einzug in die eroberte Stadt, dargestellt, sondern der Blick auf eine weniger spektakuläre, menschliche Randszene gelenkt. Diese soll eine realistischere Vorstellung von solch einer Kreuzfahrt liefern. Realistisch in dem Sinne, dass es in dieser Art hätte passiert sein können. Komponiert ist es natürlich weiterhin bis ins letzte Detail.

Carl Friedrich Lessing - Die Kreuzfahrer in der Wüste (1863) - Details

Das andere große Historienbild Lessings in der Kunsthalle sorgte bei seinen Konkurrenten für großes Wehklagen und Missgunst. Es wurde für einen so hohen Betrag (der jedoch dem damaligen Marktwert seiner Bilder entsprach) angekauft, dass das Budget der Ankaufskommission für Jahre verbraucht war. Uns ist dies nur recht, denn so können wir uns an dem Disput zwischen Martin Luther zur Linken und Johannes Eck zur Rechten erfreuen.
Carl Friedrich Lessing - Disputation zwischen Luther und Eck auf der Pleißenburg zu Leipzig im Jahre 1519 (1867)
Carl Friedrich Lessing - Disputation zwischen Luther und Eck auf der Pleißenburg zu Leipzig im Jahre 1519 (1867) - Detail

Anton von Werner (1843 - 1915)

Anton von Werner kam aufgrund der Empfehlung von Professor Adolph Schroedter für vier Jahre (1862 - 1866) nach Karlsruhe 

Künstlerisch schätzte von Werner diese Jahre wenig. Er lernte mehr über die Malerei aus den Gesprächen mit Lessing als aus dem Unterricht an der Akademie. Privat jedoch war die Zeit ein voller Erfolg. Das kleine, übersichtliche Karlsruhe kam seinem Naturell sehr entgegen. Es war eine familiäre Atmosphäre, in der viel diskutiert, musiziert, aufgeführt und politisiert wurde. Mit Scheffel gewann er einen lebenslangen Freund, dessen Werke von Werner vielfach illustrierte. Und seine zukünftige Frau, die Tochter Schroedters, lernte er ebenfalls hier in Karlsruhe kennen.

Das in der Kunsthalle ausgestellte Werk Konradin von Hohenstaufen und Friedrich von Baden, das Todesurteil hörend war das erste große Historienbild von Werners und wurde auf der Weltausstellung in Paris akzeptiert. Ein Erfolg für den damals noch völlig unbekannten Maler.
Hinweis: Die Farbgebung ist auf den Details unten realistischer als auf dem Gesamtbild oben.

Anton von Werner - Konradin von Hohenstaufen und Friedrich von Baden wird 1268 zu Neapel im Kerker durch Robert von Bari auf Behehl Karls von Anjou das Todesurteil verkündet (1866)
Anton von Werner - Konradin von Hohenstaufen und Friedrich von Baden wird 1268 zu Neapel im Kerker durch Robert von Bari auf Behehl Karls von Anjou das Todesurteil verkündet (1866) - Details

Anselm Feuerbach (1829 - 1880)

Feuerbach ist Spross einer weitverzweigten Gelehrtenfamilie. Bekanntester Verwandte ist sein Onkel Ludwig. Das Feuerbach trotz dieser feinen Herkunft in seinen Äußerungen oft weniger taktvoll war, habe ich vor Jahren einmal hier beschrieben. In einer für den Sonderling typischen Mischung aus Selbstmitleid, Arroganz und Holzhammer bekommt natürlich auch Karlsruhe sein Fett weg:
  • Schirmer war eine Jammerseele, 
  • die Stadt ein Dorf, 
  • die Leute borniert, 
  • die Zeit in Karlsruhe insgesamt verschwendet.
Die Verantwortlichen des Museums haben ihm dies aber nicht übel genommen, denn in der Kunsthalle sind immer noch einige Werke Feuerbachs ausgestellt. Das ambitionierteste Projekt seiner Laufbahn war das Gastmahl des Plato oder auch Symposion genannt. Er hat es in zwei Versionen umgesetzt, die erste Fassung ist hier abgebildet, die zweite Version befindet sich in der Nationalgalerie, siehe zum Beispiel hier. Das 6 Meter breite Gemälde nimmt fast den ganzen Raum ein. Zum Zeitpunkt meines Besuchs war der Platz vor dem Bild mit Stuhlreihen belegt, bestimmt ein schöner Rahmen für einen Vortrag in wunderbarer Umgebung.

Anselm Feuerbach - Das Gastmahl des Plato (1869)

Rechts sind Philosophen (unter anderem Sokrates) dargestellt, welche über Eros sinnieren und debattieren. Links erscheint ein bacchantischer Zug (Alkibiades), der die gelebte Sinnesfreuden repräsentiert. Die Person in der Mitte des Bildes (Agathon), ist Vermittler zwischen diesen beiden Sphären.

Anselm Feuerbach - Das Gastmahl des Plato (1869) - Details

In dem Feuerbachraum ist neben diesem Großgemälde unter anderem ein Selbstporträt des Malers ausgestellt. Es zeigt ihn als nachdenklichen Dandy, der, wie für Feuerbachs Porträts charakteristisch, seinen Blick in unbekannte Ferne richtet. Zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissend, dass er nur noch zwei Jahre zu leben hat.

Anselm Feuerbach - Selbstbildnis (1878)

Einen Überblick zu bieten über Feuerbach wäre ohne ein Bild seiner geliebten Nana unvollständig. Er hat diese römische Schönheit in vielen Bildern festgehalten und konnte auch den Großherzog Friedrich I von ihrer Aura überzeugen. Denn dieser erwarb das Bild 1861 direkt vom Künstler zur Verschönerung von Schloss Mainau.

Anselm Feuerbach - Nanna Risi (1861)

Ferdinand Keller (1842 - 1922)

Enden möchte ich mit einem der treusten Söhne Karlsruhes. Ferdinand Keller. Der Maler war über 40 Jahre Professor an der Kunstakademie, der er 33 Jahre als Direktor vorstand. Angebote anderer Städte hatte er genug, aber seiner geliebten Heimat blieb er bis zu seinem Ruhestand treu. Als Dank wurde manches seiner Gemälde für die Sammlung erworben. So auch den Türkenlouis zur Verherrlichung der badischen Geschichte. Die Ankaufskommission, der auch Lessing angehörte, verwendete für den Kauf ihre gesamten Mittel des Jahres 1878/79. Dies verursachte aber diesmal keinen Aufschrei, wie es noch vor Jahren bei Lessings Luther-Bild der Fall war.

Ferdinand Keller - Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden, der Türkenlouis, reitet nach der Schlacht bei Salankamen am 19.8.1691 in das Zelt des sterbenden Mustafa Köprili (1879)

Die Schlacht ist barock-überladend gemalt, der Kampf tobt, die Leiber sind verschmolzen. Man kann in der Hektik nur schwerlich die einzelnen Szenen abgrenzen. Auf dem Höhepunkt des Kampfes dringt der Fürst, hoch auf seinem Ross, in das Zelt des sterbenden Feindes ein. Die Türken sind überwältigt, der Sieg ist nah, Baden triumphiert.

Ferdinand Keller - Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden, der Türkenlouis, reitet nach der Schlacht bei Salankamen am 19.8.1691 in das Zelt des sterbenden Mustafa Köprili (1879) - Details

Fazit

Die Kunsthalle in Karlsruhe ist ein tolles Museum. Ich hoffe, mein Bericht macht etwas Appetit auf mehr, denn der Anblick der Originale ist durch keine Abbildung zu ersetzen.

Kunsthalle Karlsruhe Teil 2

Die Karlsruher Maler des 19. Jahrhunderts verbindet man vor allem mit der Landschafts- und Historienmalerei.


In diesem Teil möchte ich ein paar Landschaftler vorstellen, welche ihren Weg in die Sammlung der Kunsthalle gefunden haben.

Johann Wilhelm Schirmer (1807 - 1863)

Der Aufstieg der Karlsruher Kunstakademie zur bedeutenden Institution begann Mitte des 19. Jahrhundert mit der Anwerbung Johann Wilhelm Schirmers. Er galt als einer der Hauptgründer der weltweit bekannten Düsseldorfer Landschaftsschule und war Anziehungspunkt für junge Maler und schon bekanntere Kollegen.

Schirmers Naturansichten sind oft ähnlich komponiert wie die seines Vorbilds Carl Friedrich Lessing. Die Bilder könnten auch ohne menschliche Staffage bestehen, aber zur Abrundung ist fast immer eine kleine Geschichte eingebaut, um das Interesse an dem Gemälde zu steigern. Schirmer stellt hierbei meist kleine Anekdoten oder biblische Geschichten dar.
So wie in den beiden Szenen aus der Serie Die vier Tageszeiten, welche der Großherzog 1858 der Sammlung einverleibte.
 
Johann Wilhelm Schirmer - Der Mittag - Der Überfall auf den Wanderer (1857)

Johann Wilhelm Schirmer - Der Abend - Der Barmherzige Samariter (1857)

Seine große Stärke zeigte Schirmer, wenn er frei von solchem Tiefgang die Natur darstellte, wie sie war. So sind in der Kunsthalle zwei schöne Ausflüge mit Blick auf ein weites Tal ausgestellt.

Johann Wilhelm Schirmer - Das Geroldsauer Tal bei Baden-Baden (1855)
Johann Wilhelm Schirmer - Das Oberbeuerner Tal vom Cäcilienberg aus - Vormittag (1855)

Wahre Meisterwerke sind seine detaillierten Studien, die nicht als eigenständige, für die Öffentlichkeit gedachte Werke galten.

Johann Wilhelm Schirmer - Böschung mit Baumstamm (um 1855-60)

Die Felsküste bei Etretat habe ich schon 2002 in einer Aachener Ausstellung gesehen und war damals hin und weg. Und nach all den Jahren hat sich an dieser Wirkung nichts geändert. Dieses kleine Werk ist für mich noch immer die schönste Küstenstudie, die ich je gesehen habe. Ein Höhepunkt der gesamten Karlsruher Sammlung.

Johann Wilhelm Schirmer - Felsküste bei Etretat (1836)

Carl Blechen (1798 - 1840)

Blechen ist einer der ausgestellten Landschaftsmaler, die keine direkte Verbindung zu Karlsruhe haben. Sein Bild soll die Sammlung der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts vervollständigen. Ausgestellt ist ein typisches Italien-Motiv Blechens. Ein spektakulärer Blick die Steilwand hoch in Richtung Kloster, welches er aus einer etwas anderen Richtung auch hier festgehalten hat.

Carl Blechen - Blick auf das Kloster Sta. Scolastica bei Subiaco (1832)

Carl Morgenstern (1811 - 1893) 

Der Frankfurter Morgenstern rundet die hochwertige Zusammenstellung der Zeit vor 1850 ab. Der Künstler war ein guter Architektur- und Landschaftsmaler, ist aber leider nicht allzu bekannt. An der Qualität seiner Bilder liegt es jedenfalls nicht, diese sind von hoher Güte. Die von seiner frühen Italienreise beeinflussten Gemälde überzeugen durch schöne Lichteffekte, wie auch in diesem Bild. Seine große Schwäche war die Darstellung der menschlichen Staffage, aber in seinen Freilichtstudien, wie diese hier, spielte dies, zum Glück mag man sagen, keine Rolle.

Carl Morgenstern - Am Golf von La Spezia (1841)

Arnold Böcklin (1827 - 1901)

In jungen Jahren lebte der Schweizer Böcklin fast sieben Jahre in Rom. Die Italienreise stand zu dieser Zeit noch auf dem Pflichtprogramm viele Maler und ebbte erst mit dem größeren Selbstbewusstsein zur eigenen nationalen Kunst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts langsam wieder ab.
Das in der Kunsthalle ausgestellte Landschaftsbild Böcklins wirkt auf meiner Aufnahme bei weitem nicht so schön, wie es wirklich ist. Vor allem der große, alles überragende Baum in der Mitte, mit seiner hellen, gefleckten Rinde, ist wunderbar gemalt.

Arnold Böckling - Landschaft im Albanergebirge (1851)

Eugen Bracht (1842 - 1921)

Eugen Bracht war einer der besten Landschaftsmaler im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts. Anton von Werner war sehr bemüht, ihn nach Berlin zu holen und machte ihm dies mit einer Professur schmackhaft.

Seine Lehrjahre verbrachte der Maler an mehreren Akademien, unter anderem an der Kunstschule in Karlsruhe, wo er zeitweise mit Hans Thoma befreundet war. Nach zwei Jahren verließ er Baden jedoch in Richtung Düsseldorf, da ihm Professor Schirmer nicht als geeignetes Vorbild erschien.

Auf den Auktionen tauchen immer wieder beeindruckende Orientbilder Brachts auf, welche das Leben in der kargen Wüste beschreiben. So wie das wunderbare Gemälde der Kunsthalle aus dem Jahre 1882. Vor dem Bild trocknet einem die Kehle. Die brütende Hitze dieses Wüstentages muss mit einem kühlen Schluck gemildert werden. Prost!

Eugen Bracht - In der Wüste Araba (1882)

Hans Thoma (1839 - 1924)

Als Anfang des 20. Jahrhunderts immer mehr Salon-Maler von der Kritik als bedeutungslos eingestuft wurden, konnte überraschenderweise Hans Thoma seinen guten Ruf behaupten. Seine Bilder gehörten technisch noch der akademischen Tradition an, aber mit ihren harmlosen Themen waren sie kein rotes Tuch für die Neues suchenden Kunstrichter.

Hans Thoma - Kinderreigen (1872)
In seinen zwanziger Jahren lebte und studierte Thoma immer mal wieder in Karlsruhe. Es war nicht die glücklichste Zeit seines Lebens, wie man in seiner Autobiographie Im Winter des Lebens nachlesen kann (zum Beispiel online hier). Nach Karlsruhe zog es ihn deshalb erst wieder im hohen Alter von 60 Jahren. Grund war ein Stellenangebot, welches er nicht ablehnen konnte. Direktor der Kunsthalle und Professor an der Akademie. Den Aufwand seiner Lehrtätigkeit konnte er gering halten, was zeigt, welch freies Leben die angeworbenen Kräfte damals in Karlsruhe hatten. Gleiches war nämlich auch von seinem Vorgänger Lessing bekannt.

Hans Thoma - Selbstbildnis mit Amor und Tod (1875)
Thoma war nicht der große Könner wie Anton von Werner. Seine Bilder sind manchmal etwas langweilig, unglücklich komponiert und die Menschen leblos. Mir gefallen vor allem die Landschaften, in denen er mit sattem grün und kräftigem blau arbeitet. So wie oben zum Beispiel beim Kinderreigen, hier oder hier.

Thoma-Kapelle Eingang
Ein faszinierender Raum, der seinesgleichen sucht, ist die Thoma-Kapelle. Man tritt von oben, über eine abgedunkelte Zwischenpassage, ein in eine Art Gruft (ohne Sarg). Diese Gestaltung verleiht dem Raum einen sakralen Charakter. Der zu Thomas Ehren errichtete Bau (1905-1909) sollte der krönende Abschluss seines Lebenswerkes werden, da der Meister selber die großformatige Gemälde aus dem Leben Jesus beisteuerte.

Vor allem die Nahaufnahmen zeigen jedoch, dass das malerische Endergebnis die hohen Erwartungen nicht ganz erfüllen konnte. Die Umsetzung der Menschen ist für einen akademischen Maler eher bescheiden, nur die Gewänder können wirklich überzeugen.


Thoma - Kapelle

Thoma - Kapelle

Thoma - Kapelle
Thoma - Kapelle
Thoma - Kapelle
Thoma - Kapelle

Kunsthalle Karlsruhe Teil 1

Stadtbild

Kunsthalle (links) und Kunstverein (rechts)
Karlsruhe ist eine interessante Stadt. Am Reizbrett Anfang des 18. Jahrhundert von den Bauherren des Markgrafen entworfen, führen viele Straßen im Halbkreis fächerartig vom Schloss in Richtung Einkaufsstadt. Trotz Bombardement im 2. Weltkrieg ist diese Struktur noch heute zu erkennen. Zum Zeitpunkt meines Besuchs, September 2014, jedoch durch endlos viele Baustellen entstellt.

Orangerie (links und rechts)
Verfeinert wurde das Stadtbild im 19. Jahrhundert durch die Bauvorhaben der Großherzöge. Orangerie, Brunnenanlagen, Stadthäuser oder Kirchen verschönerten das Bild der aufstrebenden Kleinmetropole. Die technische Hochschule war eine der ersten in Deutschland und die Kunsthalle, Grund meines Karlsruhe-Besuchs, wurde ebenfalls in der Mitte des 19. Jahrhunderts als eine der frühsten deutschen Museumsbauten errichtet.

Kunststadt

Mit dieser Maßnahme und der geschickten Abwerbung renommierter Künstler (Schirmer als Akademie- und der damals weltberühmte Lessing als Galeriedirektor) trat Karlsruhe in den Kreis der bedeutenden Kunststädte ein. Nicht immer ohne Neid der Einheimischen und Österreich nahestehenden wie Canon, die ihre Pfründe durch die neuen Preußen gefährdet sahen.
Doch der Aufstieg zur Kunstmetropole war nicht aufhaltbar und so verbindet man heute noch die Stadt mit vielen bedeutenden Malern des 19. Jahrhundert, die mal kurz oder lang in Karlsruhe ansässig waren. Feuerbach, von Werner, Dietz, Keller, Thoma oder Schroedter (der leider nicht in der Sammlung ausgestellt ist) sind Namen, die in ganz Deutschland einen bekannten Klang hatten.

Brunnen und Denkmäler

Kunsthalle

Die Karlsruher Kunsthalle stand wegen ihrer bedeutenden Sammlung der deutschen Kunst des 19. Jahrhunderts auf meinem Programm. Doch auch die niederländischen und flämischen Maler des 17. und 18. Jahrhunderts bieten manches Schmuckstück, welche ich hier im ersten Teil vorstellen möchte.
Die großen Namen wie Rubens und Rembrandt sind natürlich vertreten, doch auch manch weniger ruhmreiche Künstler hat ein feines Bild zur Sammlung beigesteuert.

Wie immer sind die Bilder in bescheidener Qualität, dafür aber mit Rahmen. Und vielen Dank für die Erlaubnis zur Veröffentlichung meiner Bilder.

Sammlung

Großmeister

Joos van Craesbeeck  (ca. 1605/1606 - ca 1660)

Das faszinierendste Gemälde der gesamten Altmeistersammlung ist, geschickt platziert an der Türöffnung, schon von weitem sehr gut sichtbar. Kleine Kinder schauen weg, denn hier wird Horror der derberen Art geboten. Die Dämonen und Fabelwesen ziehen das Opfer hinab in einen dunklen Albtraum, aus dem es kein Entrinnen gibt.
Man denkt automatisch an Hieronymus Bosch, der viele solcher vom Bösen heimgesuchten Werke gemalt hat. Es stammt jedoch nicht von diesem, sondern von einem 150 Jahre jüngeren Malerkollegen aus Flamen, Craesbeeck. Dieses Thema scheint einzigartig in dessen Werk zu sein, für den eher harmlose Genreszenen typisch sind.
Die Haltung des gepeinigt, gequälten Gesichts, mit weit offen gerissenem Mund, schien ihm gut zu gefallen. Denn er verwendete es auch in einem ganz anderen Zusammenhang, wobei nicht klar ist, welches Bild zuerst entstand. In dem Raucher des Louvre. Wahrscheinlich ein Selbstbildnis. Gleiches gilt damit natürlich dann auch für das hier abgebildete Gemälde.

Joos von Craesbeeck - Versuchung des heiligen Antonius (um 1650)

Jan van Hemessen (1500 - 1566)

Laut Wikipedia soll van Hemessen fast ausschließlich Gemälde mit mehreren Vorgängen auf einem Bild gemalt haben. Oft sehr statisch komponiert. Die im Web zu finden Werke bestätigen dies nicht ganz, aber zum Karlsruher Bild passt die Beschreibung 100%.
Es ist unverkennbar ein Tugendbild, welches vor den Gefahren in einem Freudenhaus warnt. Hinten rechts wird einem Jüngling der letzte Taler gestohlen. Auf der anderen Seite tritt schon der Nächste ein. Aber auch vor dem Alten vorne wird nicht halt gemacht. Alkohol soll ihn benebeln und das junge Mädchen bezirzt ihn auf gekonnte Art und Weise. Ob er der Gefahr entkommt, steht in den Sternen.

Jan van Hemessen - Lockere Gesellschaft (um 1540)

Rachel Ruysch (1664 - 1750)

In der Kunsthalle sind einige tolle Stillleben ausgestellt. Eines in sehr schönen leuchtenden Tönen stammt von der niederländischen Malerin Ruysch. Als Schülerin von Willem von Aelst, der nachfolgend ebenfalls vorgestellt wird, hat sie ein sehr gutes Gefühl für Farben entwickelt, was in dem hier abgebildeten Bild gut zu erkennen ist.
Thematisch war das Korsett für Malerinnen zur damaligen Zeit sehr eng. So wundert es nicht, dass auch von ihr fast nur konventionelle, aber hochwertige, Blumenstillleben bekannt sind. Eines ihrer Besten ist in Karlsruhe ausgestellt.

Rachel Ruysch - Blumenstrauß (1715)

Willem van Aelst (1627 - 1683)

Der Niederländer van Aelst ist einer der großen Stilllebenmaler des 17. Jahrhunderts. Im Gegensatz zu seiner Schülerin Ruysch, von der fast nur Blumenstillleben bekannt sind, hat ihr Meister verschiedene Varianten dieses Genre bedient. Das Jagdstillleben, welches den großen Koloristen zeigt, konnte die Kunsthalle vier Jahre nach dem Bild seiner Schülerin erwerben.

Willem van Aelst - Jagdstillleben mit Rebhuhn (1668)

Jan Fyt (1611 - 1661)

Ein noch üppigeres, barockes Jagdstillleben entsprang dem Pinsel des flämischen Malers Jan Fyt/Fijt.
An diesem Bild ist gut zu erkennen, dass Maler oft baukastenartig ihre Bilder komponierten. Ein von den Kunden gern gesehenes Motiv wurde immer wieder in gleichen oder leicht abgewandelten Variationen wiederholt. So ist der neugierig blickende Hund mit schwarz-weißem Fell auf mehreren anderen Gemälden Fyts ebenfalls zu finden (hier, hier oder beispielsweise hier).

Jan Fyt - Jagdstillleben mit Papagei (1650-60)

Frans Synders (1579 - 1657)

Ich habe schon einige Stillleben gesehen, aber an eines mit diesen Ausmaßen, auf dem nur riesige Feldfrüchte abgebildet sind, kann ich mich nicht erinnern. Normalerweise enthalten solche Gemälde eher schlankes Gemüse oder formvolles Obst. Solch wuchtige, das ganze Bild einnehmende Kohlköpfe kommen nur ganz selten vor. Damit das Ganze nicht zu plump wirkt, ist es mit einem Hinweis auf den Quell dieser Gaben versehen, dem mühsam bewirtschafteten Acker.

Frans Synders - Stillleben mit Feldfrüchten - Allegorie der Erde (um 1610)

Samuel van Hoogstraten (1627 - 1678)

Um das Spektrum der Stillleben zu vervollständigen, hat die Kunsthalle in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts ein hochkarätiges Trompe-l’œil des niederländischen Künstlers van Hoogstraten erworben. Dieses Motiv der Pinnwand war zu allen Zeiten bei den Trompe-l’œil-Malern beliebt. Es kann mit beliebigen kleinformatigen Gegenständen bestückt werden, bei denen der Meister sein Können in der Darstellung unterschiedlichster Stoffe unter Beweis stellen kann.

Samuel van Hoogstraten - Augenbetrüger-Stillleben (um 1666-78)

Rembrandt van Rijn (1606 - 1669)

Ohne einen Rembrandt ist eine Sammlung der niederländischen Altmeister unvollständig. Es sollen in etwa 50 gemalte Selbstporträts von Rembrandt existieren. Das hier abgebildete ist ein typisches Beispiel. In warmen Brauntönen gehalten, mit hell erleuchtetem Gesicht, schaut der Meister, wie auf fast all seinen Selbstbildnissen, den Betrachter direkt an.

Rembrandt van Rijn - Selbstbildnis (um 1650)

Peter Paul Rubens (1577 - 1640)

Rubens ist neben Rembrandt der wohl bekannteste Maler des 17. Jahrhunderts. Die Nachfrage nach seinen Gemälden war enorm. Alleine war dies für einen Menschen nicht zu bewältigen. Deshalb führte der Flame, in Tradition der Renaissance-Maler, ein eigene große Werkstatt. Inwieweit Rubens selber Hand bei den Gemälden anlegte, ist nicht immer ermittelbar. Die Aufteilung in der Zusammenarbeit mit namhaften Kollegen war jedoch bekannt. So wurde der oben vorgestellte Synders gerne für Tierdarstellungen angeworben.
Das Karlsruher Familienbildnis zeigt eine innige Beziehung zwischen Eltern und Kind. Die vorsichtigen, zärtlichen Berührungen behüten das Kleine und schützen es vor den Gefahren der Welt.

Peter Paul Rubens - Bildnis eines Ehepaars mit einem Kind (um 1610)

Govaert Flink (1615 - 1660)

Ein weiteres schönes Familienporträt der Sammlung stammt von Flink. Dieser niederländische Maler war ein Schüler Rembrandts und soll in vielen Gemälde seinem Lehrmeister ähneln. Von der Farbgebung mag dies auch hier stimmen, aber die Komposition erinnert mich weniger an einen Rembrandt als an van Dyck. Wie dem auch sei, es ist vorzüglich gemalt, die Stoffe glänzen und das Kolorit meisterhaft gelungen.

Govaert Flinck - Bildnis eines Ehepaares (1646)

Jacob van Ruisdael  (1628/29 - 1682)

Die Landschaften der alten Meister sind mir in Karlsruhe nicht besonders im Gedächtnis haften geblieben. Dies ist wohl der schwächste Teil ihrer Sammlung des 17. und 18. Jahrhunderts. Das Bild des Niederländers Ruisdael ist unverkennbar ein komponiertes Gemälde, bestehend aus beliebten Bestandteilen der Landschaftsmaler. Es entspricht also keinem realen Ort, sondern einem Konstrukt seiner Fantasie.
Der Hirte mit seinen Kühen, die mächtigen, in U-Form geschwungenen Bäume am See. Vorne abgestorben Stämme, um den Kreislauf der Natur zu verdeutlichen. Dazu im Hintergrund ein Dorf mit Kirchturm, in dem das Leben lauter und hektischer ist als hier am verlassenen See. Das Ganze ist etwas weniger gekünzelt, als man es von Klassizisten im Jahrhundert danach kennt.

Jacob van Ruisdael - Große Baumgruppe am Wasser (1665-70)

David Teniers der Jüngere (1610 - 1690)

Das Dorffest war ein beliebtes Thema des jüngeren Teniers, welcher es in ähnlichen Variationen immer wieder malte (oder malen musste), wie man zum Beispiel hier, hier und hier sehen kann. Seine Kundschaft liebte dieses Motiv. Das Bild eignet sich wunderbar für den Audioguide, der es mit Geräuschkulisse und Erzählung aus Sicht des Malers noch interessanter gestaltet. Das Auge und Ohr verweilt gerne bei den liebevollen Details, die in diesem Gemälde zu finden sind.

David Teniers d.J - Dorffest (1648)

Jan van der Heyden (1637 - 1712)

Es ist ein heller, strahlender, nur von ein paar Wolken getrübter Frühlingstag im Amsterdam. Die reichen Bürgersleute verlassen die Stadtmauer für einen kleinen sonntäglichen Spaziergang in der Natur. Eine Bettlerfrau vorne links hofft auf ein paar gute Gaben und ein Junge mit Krückstock sorgt für eine kleine Umverteilung der Werte.
Hervorstechend ist das Gemälde aufgrund seiner wunderbaren Darstellung des Lichts. Es zeigt, dass sonnendurchflutete Szenen keine Erfindung der Impressionisten sind, sondern schon seit vielen Jahrhunderten beherrscht wurden.

Jan van der Heyden - St. Anthonispoort Amsterda (um 1663-65)

Jan de Bray (um 1627 - 1697)

Den Künstler de Bray kannte ich bisher nicht. Aber das scheint nicht nur mir so zu gehen, auch in Wikipedia hat er noch keinen Eingang in die deutsche Version gefunden. Dabei war er ein hochkarätiger Maler, wie man an dem Bild der Kunsthalle sehen kann. Zum Schmunzeln regt der Junge rechts an, der bei dieser feierlichen Prozession, die Bundeslade ist im Hintergrund zu erkennen, mit großem Eifer seine Pflicht erfüllt.

Jan de Bray - König David geleitet die Bundeslade nach Jerusalem (1670)

Lorenzo di Credi (um 1459 - 1537)

Die Renaissance fristet in der Sammlung eher ein stiefmütterliches Dasein. Der Schwerpunkt liegt, wie dargestellt, in späteren Jahrhunderten. Ein Bild, welches in meinen Augen besonders heraussticht, ist das in leuchtendem Farben gemalte Madonnen-Bild di Credis. Als Freund von Details gefallen mir die Bilder de Brays und nachfolgend Jordaens besser, aber die schlichte, andächtige Anbetung strahlt eine für den Gläubigen angemessenere Ruhe aus.

Lorenzo di Credi - Maria, das Kind anbetend, mit dem Johannesknaben (um 1480)

Jacob Jordaens (1593 - 1678)

Jordaens ist toll. Ich habe jetzt schon einige Gemälde von ihm gesehen und bin immer wieder begeistert von dem Leben in seinen Werken. Seine Festbilder machen Spaß und versprühen eine positive Stimmung. Man würde gerne bei diesen Gelagen dabei sein.
In Karlsruhe hat jedoch ein beeindruckendes Gemälde mit religiösem Thema seinen Platz gefunden. Wie bei Jordaens nicht anders gewöhnt, vollgepackt bis zum letzten Zentimeter. Das staunende Volk Israel ist geblendet von dem Wunder, welches Moses mit Hilfe des göttlichen Lichts vollbracht hat.

Jacob Jordaens - Moses schlägt Wasser aus dem Felsen (um 1618-20)