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Freitag, 21. November 2008

Gute Freunde stehen zusammen

Von Kanzlern, Mediengurus und Professoren

Was sehe ich heute als Schlagzeile in der Onlineausgabe der Bildzeitung? Wie der Zufall es will, wieder etwas zur Düsseldorfer Kunstakademie.

Ein, wie ich finde, hässliches, ungeschickt gemaltes Bild eines Totenkopfs. Ein Vanitas Bild der schlechten Sorte.

Ich vermute, dies ist von einem pubertierendem 13-jährigen Gothicanhänger, der seine Kunstlehrerin im Kunst Grundkurs erschrecken möchte. Die schön verstreuten schwarzen Riesenkleckse bestätigten dies nur.
Aber halt, was lese ich da. Es ist von einem Malerfürsten!?

Ein sehr frühes Werk des damals 4-jährigen Hans Makart oder Franz von Lenbach etwa?

Nein. Jetzt lese ich genaueres. Es ist vom "Maler-Fürst Prof. Markus Lüpertz", dem Rektor der Düsseldorfer Kunstakademie. Ach so, ob er ein Fürst ist, weiß ich nicht, aber mit Malen, wie ich es verstehe, hat dies nichts zu tun. Oh, es haben sich sogar Gäste die Mühe gemacht, ihr warmes Heim zu verlassen, um dieses so wunderbare Beispiel des dilettantischen Realismus zu betrachten. Es werden wohl seine Freunde sein. Stimmt.

Rosarote Brille festigt Freundschaft

Der Herr Alt-Kanzler Schröder hat etwas zu sagen:
„Der Totenschädel ist eine Form ohne Inhalt. Vielleicht ist es als Kritik an Medien, Gesellschaft und Politik gemeint.“

Verstehe, "Form ohne Inhalt". Form, sehr richtig, die ließ sich nicht vermeiden. Aber ohne Inhalt finde ich etwas unverschämt. Der Totenkopf ist schon halbwegs zu erkennen. "Vielleicht ist es...", vielleicht auch nicht. Egal, das Bild wird dadurch auch nicht besser. Eben das typische Kunstblabla, um einem ungeschickten Bild einen Wert zu geben.

Bild-Chef Diekmann hat auch eine Meinung:
„kantig, wuchtig, hart, ehrlich“

Guter Mann. "kantig", da kann ich ihm nur zustimmen. Kantig ist die Malweise auf jeden Fall. "wuchtig" finde ich unpassend, egal, aber "hart" ist es, so etwas Anpreisen zu müssen und "ehrlich" ist der Maler auf jeden Fall, da er sein Können ohne Angst frei zur Schau stellt.

Ernst nehmen muss man solch eine Lobhudelei nicht. Bedenklich stimmt es aber schon, wenn im deutschsprachigen Raum, soweit mir bekannt, keine Akademie/Hochschule mehr existiert, bei der Kunst noch mit Können in Verbindung gebracht wird. In China, Russland, Italien und dem englischsprachigen Raum (siehe Link) ist dies noch oder wieder teilweise anders.

Arme Studenten

Akademische Tradition

Viele große Künstler sind akademische Maler des 19. Jahrhunderts. Jehan Georges Vibert, Lawrence Alma-Tadema, Jean-Leon Gerome, Ludwig Deutsch, Anton von Werner oder Karl Theodor von Piloty, um nur einige zu nennen.
Diese akademische Tradition hat jedoch im 20. Jahrhundert einen großen Bruch erfahren, welcher zu katastrophalen Entwicklungen in der Kunst führte.

Einmal die Suchmaschine des Vertrauens anwerfen. Google hat bei Eingabe von 'Kunst' und 'Akademie' die traditionsreiche Düsseldorfer Kunstakademie als ersten Eintrag ermittelt. Von mir so bewunderte Künstler wie Carl Friedrich Lessing oder Andreas Achenbach sind untrennbar mit der Düsseldorfer Malerschule verbunden. Was ist aus dieser großen Tradition geworden? Wie ist der Stand der Akademie im deutschsprachigen Raum heute? Um es vorweg zu nehmen, wie ich finde, ein sehr trauriger Stand.
Akademie heute
Ich gehe zur Startseite und auf den ersten Blick fällt auf, dass weit und breit kein Link zu den Arbeiten der dort Lehrenden ersichtlich ist. Bei einer Schule, die unter anderem das Malen lehren möchte, würde ich das erwarten.
Warum soll ich dort studieren, wenn man sich nicht mal traut, Werke der Lehrer anzupreisen? Die Erfahrung zeigt, dass man von solchen Schulen/Akademien besser nicht zu viel erwarten sollte. Alles andere wäre großer Optimismus.

Dilettantischer Realismus
Die umständlich zu findenden Studierendenarbeiten(siehe unter Rundgang) bestätigen dies nur. Typischer dilettantischer Realismus. Ein Niveau, welches Mitleid erregt für die Studierenden, die mit kaum vorhandenen Fähigkeiten zukünftig ihren Unterhalt verdienen müssen. Verglichen mit den Schülerarbeiten der Akademien des 19. Jahrhunderts fehlt den Werken durchgehend die notwendige Zeichnung, Komposition, Farbgebung.
Aber woher sollen sie es auch lernen. Mal den Link zu den Informationen für Bewerber und Studierende folgen und die wenig kunstvoll gestaltete Infobroschüre öffnen.

Lehrer die nichts lehren können und arme Studenten
Dort findet sich ein Leitfaden, der aus meiner Sicht neben viel pathetischem Gerede (Stolz zu sein hier, Stolz zu sein da, Stolz zu sein dort) schon im einleitenden Zitat den KO-Schlag für die Glaubwürdigkeit als Kunstschule enthält.
"Kunst ist nicht lehrbar. Es gibt keine Regeln für die Kunst;"

Da wird mir angst und bange, wenn ich so etwas lese. Der gute Friedrich Wilhelm von Schadow (der bekannte frühere Direktor der Akademie) würde sich im Grab umdrehen, wenn er dies lesen müsste. Und das unglaubliche ist, dieses Zitat ist bewusst gewählt. Ja, Sie meinen es ernst. "Es gibt keine Regeln für die Kunst", "nicht lehrbar". Schön. Nicht lehrbar!
Warum sollte ich denn überhaupt bei euch studieren? Nichts lernen kann ich auch zu Hause und meine Fehler immer wieder machen auch.
Nichts lehren und keine Regeln impliziert die ach so hoch geschätzte Kreativität und Innovationslust. Da haben eure nicht vorhandenen Lehrerbeispiele und Studierendenarbeiten bestimmt einiges zu bieten.
Stimmt, jetzt sehe ich es. Eine beeindruckende Papiertüte auf dem Kopf, wunderbar. Schreckliche grelle Farben gewählt. Perspektive extra nicht beachtet. Respekt. Da haben die Schüler des angeblich so großen Herrn Immendorf wirklich fleißig nichts gelernt und Regeln missachtet. Schöne schlecht gemalte Papiertüte. Arme Studenten.
Natürlich ist Kunst lehrbar und es gibt hunderte Regeln für die Malerei, wie für jede andere Tätigkeit, welche Talent, Können, Fleiß und nochmals Fleiß verlangt, um wunderbares zu leisten. Warum wohl haben alle großen Maler, über die Jahrhundert hinweg, viele Jahre der Ausbildungszeit benötigt. Weil dies Zeitverschwendung war? Weil sie es nicht besser wussten? Nein, weil man erst, wenn man die Grundlagen beherrscht, diese zum kreativen Schaffen verwenden kann.

Denn Kunst kommt von Können und ohne Können keine Kunst!