Dienstag, 30. Dezember 2014

Hamburger Kunsthalle - Teil 4 (Ende)

Makart-Saal 

Für den Liebhaber der Salonmalerei ist der Makart-Saal Höhepunkt des Hamburger Museumsbesuchs. Hier wird getrauert, gefeiert, geliebt, gekämpft, gebetet, geheilt, gefeilscht und gelacht. Das Leben pulsiert und Geschichten werden erzählt. Man taucht ein in andere Zeiten und leidet die Schicksale vieler mit. In diesem Raum findet man Salonmalerei auf höchstem Niveau.
Die Gemälde sind sorgfältig geplant, mit Studien und Kompositionsentwürfen vorbereitet, vollendet umgesetzt bis ins kleinste Detail. Ein Aufwand, der, mit den Impressionisten beginnend, als veraltet und zu starr empfunden wurde.
Präsentiert werden die Werke wie in einem Salon des 19. Jahrhunderts. Nicht nur in einer Ebene wie in den anderen Sälen, sondern in zwei, die oberen Bilder weit über den Köpfen hängend. Zur damaligen Zeit wurde es teilweise ins Extrem getrieben, kein Zentimeter der Wand war unbenutzt.

Impressionen
Makart-Saal
Impressionen
Hans Makart (1840 - 1884):
Fast 50 Quadratmeter nimmt das riesige Gemälde Makarts (5,2 x 9,5 Meter) in Beschlag. Das mit Abstand größte Bild des Museums. Die Idee für dieses Gemälde soll er den Tagebuchnotizen Albrechts Dürers (Tagebuch der Reise in die Niederlande) entnommen haben. Wer genau hinschaut, kann Dürer in der Mitte der linken Tribüne erkennen.
Eine pikante Note bekam das Gemälde, weil Makart den nackten Ehrenjungfrauen die Gesichter der schönsten Damen der Wiener Gesellschaft gab.
Aus der Mode gefallen, lag es viele Jahre nach dem 2. Weltkrieg eingemottet im Magazin, ehe der Epos nach weiterreichenden Restaurationsarbeiten 1981 wieder das Licht der Welt erblickte.
Hans Makart - Der Einzug Kaiser Karls V. in Antwerpen (1878)
Hans Makart - Der Einzug Kaiser Karls V. in Antwerpen (1878) - Ausschnitt

Hermann Steinfurth (1823 - 1880):
Online gibt es zu Hermann Steinfurth kaum Informationen. Wer war er, wie ist sein Leben verlaufen, wo lernte er und wer beeinflusste ihn? Man kann nur eines mit Sicherheit sagen. In der Mitte des 19. Jahrhunderts war er ein klassizistischer Maler. Vielleicht Schüler Kaulbachs?
Die Komposition mit den großen, gestellten Gesten entspricht nicht mehr ganz unserem heutigen Geschmack. Aber umgesetzt ist es vorzüglich. Die Gewänder sind wunderbar gemalt und Studien zu diesem Gemälde waren bestimmt von hoher Qualität.

Hermann Steinfurth - Diana wird von Aktäon im Bade überrascht (1847)

John Rogers Herbert (1810 - 1890):
Angst vor großen Themen hatte Herbert nie. Jedoch gilt das Gleiche wie für Steinfurth. Seine krampfhaft in die Dreiecksform hineingezwängte Komposition lässt die Verkündung durch Moses doch arg gekünstelt erscheinen. Wie man solche Massenszenen natürlicher gestaltet, kann man nachfolgend bei Alma-Tadema sehen.

John Rogers Herbert - Moses mit den Gesetzestafeln (1866-67)

Lawrence Alma-Tadema (1836 - 1912):
Alma-Tadema, einer der Großmeister der Salonmalerei, ist seit Jahren einer meiner Lieblingsmaler. Seine Prozessionsbilder gehören zu den besten, die sich solch einem Thema widmen. Die Hamburger Kunsthalle kann hier sogar gleich zwei dieser Schmuckstücke präsentieren. Ich kannte sie bisher nur aus Abbildungen und war über das relativ kleine Ausmaß überrascht. Bei den vielen Details hätte ich größere Gemälde erwartet. Aber die Wirkung wird live dadurch nicht geschmälert. Vor allem der Bacchus-Zug hat es mir angetan und hat es nicht ohne Grund auf den Umschlag einer Alma-Tadema-Biographie geschafft.

Lawrence Alma-Tadema - Eine Weihung des Bacchus (1889)
Lawrence Alma-Tadema - Das Fest der Weinlese (1871)
Lawrence Alma-Tadema - Ausschnitte

Jean-Léon Gérôme (1824 - 1904):
Die Dame ist entblößt und den Blicken der über sie urteilenden Herren ausgeliefert. Dieses Motiv fesselte Gérôme und hielt es in mehreren seiner Gemälde fest. Meist waren es Szenen eines Sklavenmarkts, bei denen die nackt vorgeführte Frau solvente Käufer anlocken sollte. 
Hier ist jedoch etwas ganz anderes dargestellt. Nämlich ein gewagter Drahtseilakt des Anwalts der angeklagten Phyrne. Ihre unverhüllte Schönheit sollte die Jury überzeugen, eine Priesterin der Göttin Aphrodite vor sich zu haben. Wer wagt es schon, solch eine göttlich Gesandte zu verurteilen? Die Juristenfinte glückte und die überraschte Altherrenriege sprach das leichte Mädchen frei. 

Jean-Léon Gérôme - Phryne vor den Richtern (1869)
Jean-Léon Gérôme - Phryne vor den Richtern (1869) - Ausschnitt

Oswald Achenbach (1827 - 1905):
Vom großen Düsseldorfer Landschaftsmaler sind drei Gemälde über einer der Eingangstüren zu finden. Leider zu hoch, um sie mit dem Auge näher zu betrachten, aber die Kamera hilft hier zum Glück ein wenig weiter. Dargestellt sind die typischen, in stimmungsvollem Licht eingetauchten italienischen Ansichten, für die Achenbach in Deutschland berühmt war. 

Oswald Achenbach - Die Engelsburg in Rom (1883)
Oswald Achenbach - Landschaft in der Nähe von Rom (um 1853)
Oswald Achenbach - Strand bei Neapel (1877)

Ludwig Knaus (1829 - 1910):
Knaus war einer der populärsten Maler des Kaiserreichs. Seine lieblichen Genrebilder kamen gut bei dem Publikum an. Hier wurde der Betrachter nicht mit Problemen überhäuft, sondern konnte sich an kleinen Anekdoten, Festen, Jahrmärkten oder spielenden Kindern erfreuen.
Das Leben bereit genug Probleme, warum nicht in die kleine heile Welt des Künstlers eintauchen. Sein Drehorgelspieler der Hamburger Kunsthalle hat es sogar auf eine Briefmarke geschafft, wie man hier sehen kann.

Ludwig Knaus - Der Leierkastenmann (1869)

William Dyce (1806 - 1864):
Der Schotte William Dyce war gläubiger Katholik und malte viele Gemälde mit religiösen Themen. Hier ist eine Szene aus dem 2. Buch der Könige des alten Testaments abgebildet (2. Könige 13: 14-19), in dem der Prophet Elischa (oder Elisa) den König von Israel, Joas, aufforderte, einen Pfeil aus dem Fenster zu schießen. Dies sei ein Zeichen, dass er mit Jehovas Hilfe die Syrer besiegen wird. Ganz verständlich wäre mir die Symbolik nicht gewesen, aber die leuchtenden Augen des Schützen strahlen Zuversicht und Überzeugung aus. 
Anmerkung: Warum das Bild grünlich schimmert, ist mir schleierhaft. In meinem Original ist davon nichts zu sehen. Scheinbar bearbeitet blogger beim Hochladen die Farben, aber nur hier fällt es wirklich auf. Komisch.

William Dyce - Joas schießt den Pfeil der Erlösung (1844)

Guillaume Bodinier (1795 - 1872):
Bodinier war ein Schüler Guérins, so wie die weltberühmten Maler Eugène Delacroix und Théodore Géricault. Im Gegensatz zu ihnen ist Bodinier völlig unbekannt. An seinem technischen Können kann dies nicht liegen. Seine Spezialität scheint die Darstellung weißer Stoffe zu sein, wie man an dem hier abgebildeten Werk oder auch am Louvre-Bild sehen kann.

Guillaume Bodinier - Drei Frauen am Brunnen hören einer Alten zu (1832)

Carl Wilhem Hübner (1814 - 1879):
Das Motiv der trauernden Witwe, welche mit ihren Kindern in eine ungewisse, wenig positives verheißende Zukunft blickt, ist von Hübner wiederholt dargestellt worden. Die Hamburger Version unterscheidet sich nur unwesentlich von einem Gemälde aus dem vorherigen Jahr, welches hier zu sehen ist.

Carl Wilhelm Hübner - Die trauernde Witwe (1852)

Benjamin Vautier (1829 - 1898): 
Der Schweizer Vautier war in Deutschland wohlbekannt, weil er an der damals weltberühmten Kunstakademie in Düsseldorf studierte und später auch unterrichtete. Wie für viele dort ausgebildete Maler Standard, pflegte auch Vautier mit Vorliebe die Genremalerei. Dabei bediente er sich manches Mal des Rokoko, so auch in der hier gezeigten, vorzüglich gemalten Hochzeitsfeier.

Benjamin Vautier - Der Toast auf de Braut (1870)
Benjamin Vautier - Der Toast auf de Braut (1870) - Ausschnitt

Louis Gallait (1810 - 1887):
Gallait 1841 vollendetes Gemälde der Abdankung Karls V war ein wegweisendes Werk, welches die Historienmalerei veränderte. Von revolutionär ist die Rede. Mir scheint es aber vor allem die Summe der kleinen Änderungen zu sein, welche dieses Gemälde so bedeutend machte. Etwas realistischer komponiert, etwas genauer recherchiert, etwas farbenreicher dargestellt.
Das Bild der Kunsthalle ist eher ein Genrebild, in dem das trauernde Musikerpaar, vielleicht herumziehende Zigeuner, in schwerer Stunde Trost bei der Musik suchen. Was genau geschah, bleibt im Verborgenen. Vielleicht ist gerade ihr einziges Kind verstorben.

Louis Gallait - Trost im Kummer (um 1852)
Louis Gallait - Trost im Kummer (um 1852) - Ausschnitt

Giovanni Segantini (1858 - 1899):
Und noch eine Trauerszene. Eltern weinen um ihr verstorbenes Kind und suchen Trost in ihrer Religion. Technisch ist es, Sengantini-typisch, weniger vollendet gemalt als zum Beispiel Gallaits Gemälde. Aber dies stört überhaupt nicht, denn die Bildwirkung mit dem helldunkel-Kontrast ist fantastisch.
Die Eltern sind noch in ihrem dunklen Trauerloch gefangen. Jedoch verkündet das sie umgebende Weiß, Sinnbild für die Unschuld des Kindes und Teilnahme am Göttlichen, Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Sei es im Himmel oder auf Erden.

Giovanni Segantini - Glaubenstrost (1897)

Ernest Meissonier (1815 - 1891):
Auch im Makart-Saal ist eine Soldatenszene Messioniers zu finden. Ein wenig großformatiger (73 x 62 cm) als die kleinen Miniaturmeisterwerke, die wir im vorherigen Teil kennengelernt haben, aber nicht viel. Der langweilige Soldatenalltag wird durch eine kleine Porträtskizze des lässig posierenden eitlen Pfaus aufgelockert. Ein Bild im Bilde, und, wer im Original genau hinschaut, erkennt ein weiteres rechts an der Wand.
Achja, und noch etwas für die Buchhalter unter uns: der Künstlername ist, wie ich gerade sehe, auf der Plakette falsch (mit zwei n statt mit einem) geschrieben. Dies scheint aber in den letzten 100 Jahren, falls der Rahmen Original ist, niemanden gestört zu haben.

Ernest Meissonier - Das Porträt des Serganten (1874)
Ernest Meissonier - Das Porträt des Serganten (1874) - Ausschnitt

An meiner Abbildung des Gebets, gemalt vom großen französischen Salonmaler Gérôme, kann man wunderbar erkennen, welch unterschiedliche Varianten bzgl. Farbgebung und Helligkeit ein und desselben Gemäldes im Internet existieren. Aufgrund der Bearbeitungsmöglichkeiten mit Software kann jeder sein Bild so hochladen, wie es den eigenen Vorstellungen entspricht.
Ich bin mir sicher (und habe es auch hier bestätigt bekommen), dass meine verschwommene Abbildung den Farbwert und die Helligkeit des Gemäldes halbwegs real wiedergibt. Meist kursiert das Werk aber in viel hellerer Farbgebung. Wer wunderbare Detailaufnahmen sehen möchte, die man vor Ort mit bloßem Auge weit unter dem Bild stehend nicht erkennen kann, schaue zum Vergleich hier. Vielleicht die dort gezeigte Version eher dem Zustand des Gemäldes vor 150 Jahren, zur Zeit seiner Entstehung.

Jean-Léon Gérôme - Das Gebet (1865)

David Wilkie Wynfield (1837 - 1887):
Wieder mal eine kleine Kostbarkeit gefunden. Der Maler Wynfield war mir bisher völlig unbekannt. Aber das Gemälde der Kunsthalle zeigt beeindruckend, welch Meister er war. Die Farbgebung ist fantastisch und das Gemälde bis ins Kleinste vollendet. Die Figuren sind lebendig und die Stoffe in Perfektion gemalt.

David Wilkie Wynfield - Der Anfang des englischen Handels im Wollgewerbe (1881)

George Dunlop Leslie (1835 - 1921):
Leslie ist der Maler der Frauen. Auf fast all seinen Gemälden sind ausnahmslos junge Mädchen oder Frauen abgebildet. Ein männliches Wesen findet man so gut wie nie. So wundert es nicht, auch hier im Hamburger Bild vier junge Damen zu erblicken. Nicht, das ich es vorher wusste, aber in dem fantastischen Gemälde ist die Königstochter Nausikaa an einem Fluss dargestellt, kurz bevor sie dem schiffbrüchigen Odysseus begegnet.

George Dunlop Leslie - Nausikaa und ihre Dienerinnen (um 1870)
George Dunlop Leslie - Nausikaa und ihre Dienerinnen (um 1870) - Ausschnitt

Henriette Browne (1829 - 1901):
Zum krönenden Abschluss das in meinen Augen beste Gemälde der ganzen Sammlung. Henriette Brownes barmherzige Schwestern. Mit diesem Meisterwerk ist sie von 0 auf 1 in meiner Hitliste der besten Malerinnen aller Zeiten gestiegen.
Die unterschiedlichen Weißabstufungen sind fantastisch gemalt. Die Flügelhaube der vorderen Nonne leuchtet so nuanciert fein, dass ich vor dem Gemälde stehend kaum glauben konnte, was ich sah. Der blasse Gesichtsausdruck des Kindes, das weiße Tuch, die helle Decke, das leichte Nachthemd. All das ist brillant gemalt und zeugt von spielender Beherrschung der Technik. Das Bild fesselt sowohl von der Umsetzung her als auch vom Thema.

Henriette Browne - Die Barmherzigen Schwestern (1859)
Henriette Browne - Die Barmherzigen Schwestern (1859) - Ausschnitt

Fazit

Die Sammlung der Hamburger Kunsthalle gehört zu den besten im deutschsprachigen Raum. Wer die Hansestadt besucht und das Museum verpasst, dem entgeht etwas. Meine kleinen, verrauschten Abbildungen können nur eine Idee von den Gemälden liefern. Die Betrachtung der großen Kunst der akademischen Maler des 19. Jahrhunderts live und in Farbe ist durch solch einen Onlineauftritt nicht zu ersetzen. Also auf nach Hamburg!

Montag, 29. Dezember 2014

Hamburger Kunsthalle - Teil 3

Studien des 19. Jahrhunderts 

Heute möchte ich einige Studien aus dem 19. Jahrhundert vorstellen. Sie alle waren nie als eigenständige Bilder gedacht, sondern galten entweder der Fingerübung, als Vorbereitung eines ausgeführten Gemäldes oder sie waren einfach nur ein schöner Zeitvertreib für die Künstler. Dass sie jemals in einem Museum ausgestellt werden, war für die Maler undenkbar.

Moritz von Schwind (1804 - 1871):
Moritz von Schwind war bestimmt nicht der beste Maler seiner Generation, aber einer der beliebtesten. Seine Illustrationen zu den Märchen und Sagen deutscher Sprache waren in jedem Haushalt zu finden. Die unvollendete Studie war vielleicht als kleines Geschenk für seinen Lehrmeister Carolsfeld gedacht. Man kann gut den Entstehungsprozess solch eines Werks, mit Untermalung in Grisailles, erkennen.

Moritz von Schwind - Die fünf Ältesten Kinder des Malers Julius Schnorr von Carosfeld (1838 - 40)

Franz von Lenbach (1836 - 1904): 
Dieses kleine Bild Lenbachs ist ein Pendant zu dem ähnlichen Bild des Hirtenjungen in der Schaak-Galerie (siehe hier). In jungen Jahren zog es den Malerfürsten oft in die Natur, wie die schöne Freilichtstudie einer Heuernte zeigt. Später war er eher ein malerischer Stubenhocker, der sich fast ausschließlich auf Porträts konzentrierte.

Franz von Lenbach - Der rote Schirm (um 1860)

Johan Christian Clausen Dahl (1788 - 1857):
Eine typische Landschaftsstudie mahlte Dahl vom Neustädter Elbufer seiner Wahlheimat Dresden. Sie wird an einem frühen Abend am Fluss selber entstanden sein. 

Johan Christian Dahl - Elbe und Neustädter Ufer in Dresden im Abendlicht (1837)

Gotthardt Kuehl (1850 - 1915):
Von Gotthardt Kuehl sind viele Kirchen-Innenansichten erhalten. Welchen Status er den beiden Studien der Hamburger Kunsthalle beimaß, weiß ich nicht. Ich vermute, dass es Fingerübungen waren, denen kein größeres Gemälde folgte.

Gotthardt Kuehl - Innenansicht der St. Katharinenkirche in Hamburg (1890)
Gotthardt Kuehl - Innenansicht der St. Michaelis-Kirche in Hamburg (1890)

Adolph Menzel (1815 - 1905): 
Menzel kann mit Fug und Recht als Großmeister der Studien angesehen werden. Diese wurde nach seinem Tod stapelweise in seinem Nachlass gefunden. Nur ausgewählten Freunden zeigte oder schenkte er mal hier und dort eine seiner kleinen Kostbarkeiten, aber für die Öffentlichkeit waren sie nicht bestimmt. Das Widersprach seinem Kunstverständnis, welches erst im detailvollendeten Gemälde seinen Sinn fand.

Adolph Menzel - Atelierwand (1872)
Adolph Menzel - Aufbahrung der Märzgefallenen (1848)
Adolph Menzel - Die Ruine des Nymphenbads im Dresdener Zwinger
Adolph Menzel - Schwester Emilie Menzel (um 1848)

Camille Corot (1796 - 1875):
Menschen spielten in den Landschaftsgemälden Corots nur eine untergeordnete Rolle. In Studien war dies jedoch ganz anders. Dort holt er sie gerne in den Mittelpunkt des Bildes. So auch in den beiden hier abgebildeten kleinen Werken, welche mit den verschiedensten Abstufungen der Farbe Braun spielen.

Camille Corot - Das Mädchen mit der Rose (um 1865)
Camille Corot - Der Mönch (1874)

Wilhelm Kaulbach (1805 - 1874):
Freundschaftsbilder von Malerkollegen waren im 19. Jahrhundert sehr beliebt und gehörten zum Beispiel bei den Düsseldorfern des Schadow-Umkreis zum Pflichtprogramm. Da Kaulbach selber an der Hochschule dort studierte, ist es kein Wunder, dass er diese Tradition übernahm. Diese Studie scheint aber eher eine Vorstudie zu einem großen Gemälde und kein typisches, zweckfreies Freundschaftsbild zu sein.

Wilhelm von Kaulbach - Porträt des Malers Heinlein als Ritter Schellenberg

Sammelsurium des 19. Jahrhundert

Bevor wir im nächsten Bericht zum Makart-Saal kommen, hier noch ein paar schöne Bilder, welche nicht ganz in die vorherigen Kategorien passen.


Eines der berühmtesten Gemälde des 19. Jahrhunderts ist das Porträt Goethes von Tischbein. Seine Bilder sind in der Regel zu klassizistisch steif komponiert. Dem Kinderbildnis der zukünftigen Hamburger Bürgermeisterfrau kann man dies aber nicht vorwerfen. Es hat einen lieblichen Charme und ist technisch hochwertig umgesetzt.

Wilhelm Tischbein - Cornelia Wilhelmine Amsinck (1805)

Vom vielleicht besten deutschen Architekturmaler des 19. Jahrhunderts ist eine Berliner Stadtansicht in der Kunsthalle ausgestellt, welche im Detail den damaligen Straßenzustand wiederspiegelt. Der Rahmen ist übrigens einer der schönsten der Sammlung, wie ich finde.

Eduard Gaertner - Blick auf das Kronprinzenpalais und das Königliche Schloß von der Neuen Wache aus (1849)

Schroedter war bekannt für seine humoristischen Darstellungen, in denen er gerne den ein oder anderen aufs Korn nahm. Die Geschichten des Münchhausen sind für ihn ein gefundenes Fressen. Der Lügenbaron zieht mit seiner Erzählung alle Blicke auf sich. Technisch ist der Lichtschein der Lampe meisterhaft umgesetzt.

Adolph Schroedter - Münchhausen erzählt seine Jagdabenteuer (1842)

Die Gemälde von Carl Spitzweg sind zeitlos. An den kleinen Anekdoten, skurrilen Personen oder heiteren Gesellschaften kann man sich auch heute noch erfreuen. Der Einsiedler war ein gerne verwendetes Thema Spitzwegs und die Neuland erobernden Touristen haben nichts an Aktualität verloren.

Carl Spitzweg - Einsiedler im Gebirge
Carl Spitzweg - Touristen in den Bergen

Schmitson war ein östereichischer Tiermaler, der schon in jungen Jahren an einer schweren Nierenkrankheit verstarb. Überraschenderweise gibt es von ihm keinen Wikipedia-Eintrag. Dabei ist sein Leben, wie man dem Link oben entnehmen kann, gut dokumentiert. Die wenigen Bilder, welche man online von Schmitson findet, als auch das Hamburger Gemälde, deuten auf einen talentierten Maler hin, der sich autodidaktisch bildetet.

Teutwart Schmitson - Die Kuh des Armen
Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts gehört es für die oberen Zehntausend zum schicken Ton, einmal vom Münchener Malerfürsten porträtiert worden zu sein. Nach Hamburg hat es ein Bild Franz Lists geschafft. Lenbach-typisch werden, trotz ihrer großen Bedeutung für den Komponisten, die Hände überhaupt nicht beachtet. 

Franz Lenbach - Der Komponist Franz Liszt (1884)

Oppenheim malte den zwei Jahre älteren Heinrich Heine in dem Jahr der Auswanderung des Dichters nach Paris. Angst scheint er keine vor der ungewissen Zukunft, die vor ihm liegt, zu haben. Er schaut uns selbstbewusst und direkt an. Man fühlt sich vor dem Bild eher als Objekt der Betrachtung, denn als Betrachtender. Ob die beiden Männer Freunde waren, vielleicht aufgrund ihrer gemeinsamen jüdischen Herkunft, kann ich leider nicht sagen.

Moritz Oppenheim - Der Dichter Heinrich Heine (1831)

Wilhelm Leibl (1844 - 1900):
Leibl war nicht mit dem großen Talent eines Anton von Werner gesegnet, sondern musste seine Erfolge hart erarbeiten. Die Schwierigkeiten bei der Komposition von Gemälden konnte er nie ablegen, die saubere Perspektive war ein ewiger Kampf. Aber der urwüchsige Rheinländer gab nicht auf. So arbeitete er über drei Jahre an dem in der Kunsthalle ausgestellten berühmten Gemälde der drei Frauen in der Kirche, bis er auch mit der letzten kleinen Ader zufrieden war.

Wilhelm Leibl - Drei Frauen in der Kirche (1778 - 1881)
Wilhelm Leibl - Rosine Fischler, Gräfin Treuberg (1877 - 1878)

Arnold Böcklin (1827 - 1901):
Von Böcklin sind drei ausgezeichnete Gemälde im Museum ausgestellt. Zwei persönliche Porträts (Selbstbildnis und Verwandter) und die mythische Prozession zu einem heiligen Hain, ein Meisterwerk der symbolistischen Malerei.

Arnold Böcklin - Augusto Fratellei, ein Vetter der Frau (um 1864)
Arnold Böcklin - Selbstbildnis (1873)
Arnold Böcklin - Heiliger Hain (1886)

Dante Gabriel Rossetti (1828 - 1882):
Rossetti war Dichter, Maler und führender Kopf der Präraffaeliten. Seine Bilder können technisch nicht mit denen Millais mithalten und meinem Geschmack treffen sie nicht ganz. Aber seinen verträumten, sinnlichen Frauen ist ein gewisser Reiz nicht abzusprechen. Die hier abgebildete Fanny Cornforth war ein Geliebte des Künstlers und auf vielen Werken zu sehen. Ihre Hände sind besonders gut gelungen.

Dante Gabriel Rossetti - Helena von Troja (1863)
Ernest Meissonier (1815 - 1891):
Ende der 60er Jahre des 19. Jahrhunderts war Meissonier der weltweit gefragteste zeitgenössische Maler. Sein Alleinstellungsmerkmal waren die kleinformatigen Bilder mit tausend Details. Die Kunsthalle besitzt (mindestens) eine Studie und zwei solcher Meisterwerke der Miniaturmalerei. Der Rahmen des Schachspieler-Bildes ist großer als das Gemälde selber. Eine Besonderheit, die man nicht jeden Tag sieht.

Ernest Meissonier - Schachspieler (1856)
Ernest Meissonier - Reiters Rast (1876)
Ernest Meissonier - Der Schildermaler (1872)