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Dienstag, 30. Dezember 2014

Hamburger Kunsthalle - Teil 4 (Ende)

Makart-Saal 

Für den Liebhaber der Salonmalerei ist der Makart-Saal Höhepunkt des Hamburger Museumsbesuchs. Hier wird getrauert, gefeiert, geliebt, gekämpft, gebetet, geheilt, gefeilscht und gelacht. Das Leben pulsiert und Geschichten werden erzählt. Man taucht ein in andere Zeiten und leidet die Schicksale vieler mit. In diesem Raum findet man Salonmalerei auf höchstem Niveau.
Die Gemälde sind sorgfältig geplant, mit Studien und Kompositionsentwürfen vorbereitet, vollendet umgesetzt bis ins kleinste Detail. Ein Aufwand, der, mit den Impressionisten beginnend, als veraltet und zu starr empfunden wurde.
Präsentiert werden die Werke wie in einem Salon des 19. Jahrhunderts. Nicht nur in einer Ebene wie in den anderen Sälen, sondern in zwei, die oberen Bilder weit über den Köpfen hängend. Zur damaligen Zeit wurde es teilweise ins Extrem getrieben, kein Zentimeter der Wand war unbenutzt.

Impressionen
Makart-Saal
Impressionen
Hans Makart (1840 - 1884):
Fast 50 Quadratmeter nimmt das riesige Gemälde Makarts (5,2 x 9,5 Meter) in Beschlag. Das mit Abstand größte Bild des Museums. Die Idee für dieses Gemälde soll er den Tagebuchnotizen Albrechts Dürers (Tagebuch der Reise in die Niederlande) entnommen haben. Wer genau hinschaut, kann Dürer in der Mitte der linken Tribüne erkennen.
Eine pikante Note bekam das Gemälde, weil Makart den nackten Ehrenjungfrauen die Gesichter der schönsten Damen der Wiener Gesellschaft gab.
Aus der Mode gefallen, lag es viele Jahre nach dem 2. Weltkrieg eingemottet im Magazin, ehe der Epos nach weiterreichenden Restaurationsarbeiten 1981 wieder das Licht der Welt erblickte.
Hans Makart - Der Einzug Kaiser Karls V. in Antwerpen (1878)
Hans Makart - Der Einzug Kaiser Karls V. in Antwerpen (1878) - Ausschnitt

Hermann Steinfurth (1823 - 1880):
Online gibt es zu Hermann Steinfurth kaum Informationen. Wer war er, wie ist sein Leben verlaufen, wo lernte er und wer beeinflusste ihn? Man kann nur eines mit Sicherheit sagen. In der Mitte des 19. Jahrhunderts war er ein klassizistischer Maler. Vielleicht Schüler Kaulbachs?
Die Komposition mit den großen, gestellten Gesten entspricht nicht mehr ganz unserem heutigen Geschmack. Aber umgesetzt ist es vorzüglich. Die Gewänder sind wunderbar gemalt und Studien zu diesem Gemälde waren bestimmt von hoher Qualität.

Hermann Steinfurth - Diana wird von Aktäon im Bade überrascht (1847)

John Rogers Herbert (1810 - 1890):
Angst vor großen Themen hatte Herbert nie. Jedoch gilt das Gleiche wie für Steinfurth. Seine krampfhaft in die Dreiecksform hineingezwängte Komposition lässt die Verkündung durch Moses doch arg gekünstelt erscheinen. Wie man solche Massenszenen natürlicher gestaltet, kann man nachfolgend bei Alma-Tadema sehen.

John Rogers Herbert - Moses mit den Gesetzestafeln (1866-67)

Lawrence Alma-Tadema (1836 - 1912):
Alma-Tadema, einer der Großmeister der Salonmalerei, ist seit Jahren einer meiner Lieblingsmaler. Seine Prozessionsbilder gehören zu den besten, die sich solch einem Thema widmen. Die Hamburger Kunsthalle kann hier sogar gleich zwei dieser Schmuckstücke präsentieren. Ich kannte sie bisher nur aus Abbildungen und war über das relativ kleine Ausmaß überrascht. Bei den vielen Details hätte ich größere Gemälde erwartet. Aber die Wirkung wird live dadurch nicht geschmälert. Vor allem der Bacchus-Zug hat es mir angetan und hat es nicht ohne Grund auf den Umschlag einer Alma-Tadema-Biographie geschafft.

Lawrence Alma-Tadema - Eine Weihung des Bacchus (1889)
Lawrence Alma-Tadema - Das Fest der Weinlese (1871)
Lawrence Alma-Tadema - Ausschnitte

Jean-Léon Gérôme (1824 - 1904):
Die Dame ist entblößt und den Blicken der über sie urteilenden Herren ausgeliefert. Dieses Motiv fesselte Gérôme und hielt es in mehreren seiner Gemälde fest. Meist waren es Szenen eines Sklavenmarkts, bei denen die nackt vorgeführte Frau solvente Käufer anlocken sollte. 
Hier ist jedoch etwas ganz anderes dargestellt. Nämlich ein gewagter Drahtseilakt des Anwalts der angeklagten Phyrne. Ihre unverhüllte Schönheit sollte die Jury überzeugen, eine Priesterin der Göttin Aphrodite vor sich zu haben. Wer wagt es schon, solch eine göttlich Gesandte zu verurteilen? Die Juristenfinte glückte und die überraschte Altherrenriege sprach das leichte Mädchen frei. 

Jean-Léon Gérôme - Phryne vor den Richtern (1869)
Jean-Léon Gérôme - Phryne vor den Richtern (1869) - Ausschnitt

Oswald Achenbach (1827 - 1905):
Vom großen Düsseldorfer Landschaftsmaler sind drei Gemälde über einer der Eingangstüren zu finden. Leider zu hoch, um sie mit dem Auge näher zu betrachten, aber die Kamera hilft hier zum Glück ein wenig weiter. Dargestellt sind die typischen, in stimmungsvollem Licht eingetauchten italienischen Ansichten, für die Achenbach in Deutschland berühmt war. 

Oswald Achenbach - Die Engelsburg in Rom (1883)
Oswald Achenbach - Landschaft in der Nähe von Rom (um 1853)
Oswald Achenbach - Strand bei Neapel (1877)

Ludwig Knaus (1829 - 1910):
Knaus war einer der populärsten Maler des Kaiserreichs. Seine lieblichen Genrebilder kamen gut bei dem Publikum an. Hier wurde der Betrachter nicht mit Problemen überhäuft, sondern konnte sich an kleinen Anekdoten, Festen, Jahrmärkten oder spielenden Kindern erfreuen.
Das Leben bereit genug Probleme, warum nicht in die kleine heile Welt des Künstlers eintauchen. Sein Drehorgelspieler der Hamburger Kunsthalle hat es sogar auf eine Briefmarke geschafft, wie man hier sehen kann.

Ludwig Knaus - Der Leierkastenmann (1869)

William Dyce (1806 - 1864):
Der Schotte William Dyce war gläubiger Katholik und malte viele Gemälde mit religiösen Themen. Hier ist eine Szene aus dem 2. Buch der Könige des alten Testaments abgebildet (2. Könige 13: 14-19), in dem der Prophet Elischa (oder Elisa) den König von Israel, Joas, aufforderte, einen Pfeil aus dem Fenster zu schießen. Dies sei ein Zeichen, dass er mit Jehovas Hilfe die Syrer besiegen wird. Ganz verständlich wäre mir die Symbolik nicht gewesen, aber die leuchtenden Augen des Schützen strahlen Zuversicht und Überzeugung aus. 
Anmerkung: Warum das Bild grünlich schimmert, ist mir schleierhaft. In meinem Original ist davon nichts zu sehen. Scheinbar bearbeitet blogger beim Hochladen die Farben, aber nur hier fällt es wirklich auf. Komisch.

William Dyce - Joas schießt den Pfeil der Erlösung (1844)

Guillaume Bodinier (1795 - 1872):
Bodinier war ein Schüler Guérins, so wie die weltberühmten Maler Eugène Delacroix und Théodore Géricault. Im Gegensatz zu ihnen ist Bodinier völlig unbekannt. An seinem technischen Können kann dies nicht liegen. Seine Spezialität scheint die Darstellung weißer Stoffe zu sein, wie man an dem hier abgebildeten Werk oder auch am Louvre-Bild sehen kann.

Guillaume Bodinier - Drei Frauen am Brunnen hören einer Alten zu (1832)

Carl Wilhem Hübner (1814 - 1879):
Das Motiv der trauernden Witwe, welche mit ihren Kindern in eine ungewisse, wenig positives verheißende Zukunft blickt, ist von Hübner wiederholt dargestellt worden. Die Hamburger Version unterscheidet sich nur unwesentlich von einem Gemälde aus dem vorherigen Jahr, welches hier zu sehen ist.

Carl Wilhelm Hübner - Die trauernde Witwe (1852)

Benjamin Vautier (1829 - 1898): 
Der Schweizer Vautier war in Deutschland wohlbekannt, weil er an der damals weltberühmten Kunstakademie in Düsseldorf studierte und später auch unterrichtete. Wie für viele dort ausgebildete Maler Standard, pflegte auch Vautier mit Vorliebe die Genremalerei. Dabei bediente er sich manches Mal des Rokoko, so auch in der hier gezeigten, vorzüglich gemalten Hochzeitsfeier.

Benjamin Vautier - Der Toast auf de Braut (1870)
Benjamin Vautier - Der Toast auf de Braut (1870) - Ausschnitt

Louis Gallait (1810 - 1887):
Gallait 1841 vollendetes Gemälde der Abdankung Karls V war ein wegweisendes Werk, welches die Historienmalerei veränderte. Von revolutionär ist die Rede. Mir scheint es aber vor allem die Summe der kleinen Änderungen zu sein, welche dieses Gemälde so bedeutend machte. Etwas realistischer komponiert, etwas genauer recherchiert, etwas farbenreicher dargestellt.
Das Bild der Kunsthalle ist eher ein Genrebild, in dem das trauernde Musikerpaar, vielleicht herumziehende Zigeuner, in schwerer Stunde Trost bei der Musik suchen. Was genau geschah, bleibt im Verborgenen. Vielleicht ist gerade ihr einziges Kind verstorben.

Louis Gallait - Trost im Kummer (um 1852)
Louis Gallait - Trost im Kummer (um 1852) - Ausschnitt

Giovanni Segantini (1858 - 1899):
Und noch eine Trauerszene. Eltern weinen um ihr verstorbenes Kind und suchen Trost in ihrer Religion. Technisch ist es, Sengantini-typisch, weniger vollendet gemalt als zum Beispiel Gallaits Gemälde. Aber dies stört überhaupt nicht, denn die Bildwirkung mit dem helldunkel-Kontrast ist fantastisch.
Die Eltern sind noch in ihrem dunklen Trauerloch gefangen. Jedoch verkündet das sie umgebende Weiß, Sinnbild für die Unschuld des Kindes und Teilnahme am Göttlichen, Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Sei es im Himmel oder auf Erden.

Giovanni Segantini - Glaubenstrost (1897)

Ernest Meissonier (1815 - 1891):
Auch im Makart-Saal ist eine Soldatenszene Messioniers zu finden. Ein wenig großformatiger (73 x 62 cm) als die kleinen Miniaturmeisterwerke, die wir im vorherigen Teil kennengelernt haben, aber nicht viel. Der langweilige Soldatenalltag wird durch eine kleine Porträtskizze des lässig posierenden eitlen Pfaus aufgelockert. Ein Bild im Bilde, und, wer im Original genau hinschaut, erkennt ein weiteres rechts an der Wand.
Achja, und noch etwas für die Buchhalter unter uns: der Künstlername ist, wie ich gerade sehe, auf der Plakette falsch (mit zwei n statt mit einem) geschrieben. Dies scheint aber in den letzten 100 Jahren, falls der Rahmen Original ist, niemanden gestört zu haben.

Ernest Meissonier - Das Porträt des Serganten (1874)
Ernest Meissonier - Das Porträt des Serganten (1874) - Ausschnitt

An meiner Abbildung des Gebets, gemalt vom großen französischen Salonmaler Gérôme, kann man wunderbar erkennen, welch unterschiedliche Varianten bzgl. Farbgebung und Helligkeit ein und desselben Gemäldes im Internet existieren. Aufgrund der Bearbeitungsmöglichkeiten mit Software kann jeder sein Bild so hochladen, wie es den eigenen Vorstellungen entspricht.
Ich bin mir sicher (und habe es auch hier bestätigt bekommen), dass meine verschwommene Abbildung den Farbwert und die Helligkeit des Gemäldes halbwegs real wiedergibt. Meist kursiert das Werk aber in viel hellerer Farbgebung. Wer wunderbare Detailaufnahmen sehen möchte, die man vor Ort mit bloßem Auge weit unter dem Bild stehend nicht erkennen kann, schaue zum Vergleich hier. Vielleicht die dort gezeigte Version eher dem Zustand des Gemäldes vor 150 Jahren, zur Zeit seiner Entstehung.

Jean-Léon Gérôme - Das Gebet (1865)

David Wilkie Wynfield (1837 - 1887):
Wieder mal eine kleine Kostbarkeit gefunden. Der Maler Wynfield war mir bisher völlig unbekannt. Aber das Gemälde der Kunsthalle zeigt beeindruckend, welch Meister er war. Die Farbgebung ist fantastisch und das Gemälde bis ins Kleinste vollendet. Die Figuren sind lebendig und die Stoffe in Perfektion gemalt.

David Wilkie Wynfield - Der Anfang des englischen Handels im Wollgewerbe (1881)

George Dunlop Leslie (1835 - 1921):
Leslie ist der Maler der Frauen. Auf fast all seinen Gemälden sind ausnahmslos junge Mädchen oder Frauen abgebildet. Ein männliches Wesen findet man so gut wie nie. So wundert es nicht, auch hier im Hamburger Bild vier junge Damen zu erblicken. Nicht, das ich es vorher wusste, aber in dem fantastischen Gemälde ist die Königstochter Nausikaa an einem Fluss dargestellt, kurz bevor sie dem schiffbrüchigen Odysseus begegnet.

George Dunlop Leslie - Nausikaa und ihre Dienerinnen (um 1870)
George Dunlop Leslie - Nausikaa und ihre Dienerinnen (um 1870) - Ausschnitt

Henriette Browne (1829 - 1901):
Zum krönenden Abschluss das in meinen Augen beste Gemälde der ganzen Sammlung. Henriette Brownes barmherzige Schwestern. Mit diesem Meisterwerk ist sie von 0 auf 1 in meiner Hitliste der besten Malerinnen aller Zeiten gestiegen.
Die unterschiedlichen Weißabstufungen sind fantastisch gemalt. Die Flügelhaube der vorderen Nonne leuchtet so nuanciert fein, dass ich vor dem Gemälde stehend kaum glauben konnte, was ich sah. Der blasse Gesichtsausdruck des Kindes, das weiße Tuch, die helle Decke, das leichte Nachthemd. All das ist brillant gemalt und zeugt von spielender Beherrschung der Technik. Das Bild fesselt sowohl von der Umsetzung her als auch vom Thema.

Henriette Browne - Die Barmherzigen Schwestern (1859)
Henriette Browne - Die Barmherzigen Schwestern (1859) - Ausschnitt

Fazit

Die Sammlung der Hamburger Kunsthalle gehört zu den besten im deutschsprachigen Raum. Wer die Hansestadt besucht und das Museum verpasst, dem entgeht etwas. Meine kleinen, verrauschten Abbildungen können nur eine Idee von den Gemälden liefern. Die Betrachtung der großen Kunst der akademischen Maler des 19. Jahrhunderts live und in Farbe ist durch solch einen Onlineauftritt nicht zu ersetzen. Also auf nach Hamburg!

Donnerstag, 15. August 2013

Berliner Bilderbogen (Teil 2)

Alter Schlager

Nehmen wir an, ich wäre ein großer Fan deutscher Schlagermusik. Es wird gerade eine neue CD-Sammlung beworben, die einen einzigartigen Überblick über die deutschen Schlager der letzten 60 Jahre bietet. Ich greife natürlich sofort zu, öffne die Packung, betrachte die Wiedergabeliste und bin verwundert. Was machen die ganzen französischen Lieder auf der CD? Ich wollte eine Hit-Sammlung deutscher und nicht europäischer Schlager kaufen. Und wenn schon international, wo sind dann die englischen, italienischen oder spanischen Lieder?
Mein gesunder Menschenverstand flüstert fragend ins Ohr, ob da nicht jemand ein paar Tantiemen für seine französischen Künstler einheimsen oder deren Marktwert steigen will?

Alte Nationalgalerie

Diese Mogelpackung gibt es nicht nur in der Musik, sondern auch in der Kunst. Wobei wir bei der Alten Nationalgalerie wären. Ursprünglich geschaffen zur Präsentation deutscher Kunst, wurde diese Maßgabe zum Ende des 19. Jahrhunderts aufgeweicht und stellt seitdem auch Werke französischer Maler aus. In jedem anderen Museum eine Selbstverständlichkeit, aber in einer Nationalgalerie aus meiner Sicht völlig unpassend. Doch der damalige Direktor Hugo von Tschudi setzte sich gegen große Widerstände, unter anderem von Kaiser Wilhelm II, durch. Er ging mit der Zeit. Und dies machen die Verantwortlichen der Alten Nationalgalerie auch noch heute, da sie einen Teil ihrer Sammlung in wunderbarer Auflösung dem google Art-Project zur Verfügung stellen. Jedoch einem Teil, der viele hochwertige Gemälde außer Acht lässt.
So bietet sich mir die Gelegenheit, die nicht beim Art-Project erwähnten Meisterwerke zu präsentieren. Einzig doppeltes Bild ist Uhdes Das Tischgebet, da mir dieses zum einen besonders gut gefällt und zum anderen in der google-Version eine ziemlich unrealistische Farbgebung besitzt. Außen vor bleibt Adolph Menzel, den ich demnächst mit einem eigenen kleinen Anekdoten-Bericht näher vorstellen möchte.

Jung gebliebene Bilder

Hier nun in unsystematischer Aufnahme-Reihenfolge Bilder der Alten Nationalgalerie:

Max Koner (1854 - 1900)

Der früh verstorbene Max Koner war einer der besten und gefragtesten deutschen Porträtmaler zum Ende des 19. Jahrhunderts. Bei diesem Porträt des Gelehrten Ernst Curtius sind die forschenden Augen der Anziehungspunkt des Bildes.

Max Koner - Bildnis Ernst Curtius (1896) - Öl auf Leinwand (81 x 100 cm)
Max Koner - Bildnis Ernst Curtius (1896) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (81 x 100 cm)

Karl Gussow (1843 - 1907)

Gussow legt hier wenig Wert auf ein psychologisches Porträt, sondern stellt die Dame so dar, wie sie gerne der Nachwelt erscheinen möchte. Glücklich blickend und elegant gekleidet.

Karl Gussow - Bildnis Frau Hedwig Woworsky (1878) - Öl auf Holz (138,5 x 98 cm)
Karl Gussow - Bildnis Frau Hedwig Woworsky (1878) (Ausschnitt) - Öl auf Holz (138,5 x 98 cm)
Karl Gussow - Bildnis Frau Hedwig Woworsky (1878) (Ausschnitt) - Öl auf Holz (138,5 x 98 cm)

Wilhelm Gentz (1822- 1890)

Das Gemälde kannte ich bisher nur von einer kleinen Abbildung und war erstaunt über seine Größe und Qualität. Dargestellt ist der triumphale Einzug des ganz in weiß gekleideten Kronprinzen Friedrich in Jerusalem. Dieser Besuch während seiner Reise 1869 zur Eröffnung des Suez-Kanals sollte den Auftakt bilden für die Präsenz des Deutschen Reiches im Orient.

Wilhelm Gentz - Einzug seiner königlichen Hoheit des Kronprinzen von Preussen in Jerusalem (1876) - Öl auf Leinwand (131 x 258 cm)
Wilhelm Gentz - Einzug seiner königlichen Hoheit des Kronprinzen von Preussen in Jerusalem (1876) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (131 x 258 cm)

Paul Friedrich Meyerheim (1842 - 1915)

Meyerheims Spezialität waren kleine Zirkusvorführungen wie diese, welche Kinder zu allen Zeiten in großes Staunen versetzte. Seine typischen Zutaten sind alle vorhanden. Papageien, Elefant, einfache Leute, staunende Kinder, Dompteur. Seine kleinen Geschichten laden zum Betrachten und Verschnaufen ein.

Paul Friedrich Meyerheim - Zirkusvorstellung (1861) - Öl auf Leinwand (46,5 x 59,5 cm)

Paul Friedrich Meyerheim - Zirkusvorstellung  (1861) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (46,5 x 59,5 cm)

Friedrich Leon Pohle (1841 - 1908)

Den Namen Pohle hatte ich bis dahin nie gehört, werde ihn nun aber nicht mehr vergessen.
Denn das vielleicht beste Porträt der Sammlung ist von diesem Dresdner Künstler gemalt,
der hier sein ganzes Können zeigt. Sein Aufwand war nicht ohne Grund, denn der Käufer des Werkes stand schon vorher fest. Die Nationalgalerie.
Der bekannte Maler Ludwig Richter sinniert, mit dem Bleistift in der Hand, über den Inhalt eines zukünftigen Bildes. Der Blick ist, vom Betrachter aus, nach leicht rechts oben gerichtet. Also der typische, Nachdenklichkeit vermittelnde Blicktypus, wie ihn auch Koner im Curtius-Porträt verwendet.
Die Farbgebung des Bildes, mit seinen vielfältigen Braun- und Beigetönen, ist besonders gut gelungen.

Leon Pohle - Bildnis des Malers Ludwig Richter (1880) - Öl auf Leinwand (101 x 75 cm)

Leon Pohle - Bildnis des Malers Ludwig Richter (1880) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (101 x 75 cm)

Mihály von Munkácsy (1844 - 1900)

Dieses Bild untermauert die nicht immer akzeptierte, aber letztendlich triviale Erkenntnis, dass ein klassisch geschulter Maler in jeder Technik brillieren kann. Hier der große Ungar in Malweise mit grobem Farbauftrag. Die geschickt eingesetzten roten Akzente sorgen für einen wunderbaren Blickfang von nah und fern. Entstanden ist das Gemälde während Mukacsys Rückzug aus dem hektischen Paris in die Ruhe von Barbizon.

Mihaly von Munkacsy - Zigeunerlager (1873) - Öl auf Holz (64,5 x 102 cm)

Oswald Achenbach (1827 - 1905)

Achenbachs Gemälde hängt im Flur zum zweiten Geschoss, außerhalb der thematischen Räume. Seine helle, leuchtende Farbwahl und die beeindruckend gemalte Gruppe vorne links (übrigens im Schatten des Kolosseums stehend) zeigen Achenbach auf der Höhe seines Könnens.

Oswald Achenbach - Triumphbogen des Konstantin in Rom (1886) - Öl auf Leinwand (120 x 149 cm)

Oswald Achenbach - Triumphbogen des Konstantin in Rom (1886) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (120 x 149 cm)

Franz Defregger (1835- 1921)

Der Kampf der Tiroler gegen die bayrisch-französische Fremdherrschaft wurde von Defregger in zwei großformatigen Bildern umgesetzt.

Zum einen das im Belvedere in Wien zu sehende, fantastische Gemälde Das letzte Aufgebot von 1874, welches live unter anderem aufgrund der gekonnten Raumbelichtung einen gewaltigen Eindruck hinterlässt.

Franz von Defregger - Das letzte Aufgebot (1874) - Öl auf Leinwand (139 x 191 cm)
!Achtung, dieses Bild hängt im Belvedere in Wien!

Und zum anderen das in Berlin ausgestellte Werk des heimkehrenden Landsturms aus dem Jahre 1876, welches ein zeitlich vorhergehendes Ereignis darstellt.

Franz Defregger - Heimkehrender Tiroler Landsturm im Kriege von 1809 (1876) - Öl auf Leinwand (140 x 190 cm)



Die beiden als Pendant angelegten Bilder sind ähnlich strukturiert. Kleine Gasse, links und rechts Daheimgebliebene, mittig die auf den Betrachter zumarschierenden Freiheitskämpfer.

Im Wiener Bild zieht das letzte Aufgebot der alten Männer zum Kampfe aus. In der Hoffnung, das Unmögliche wahr zu machen. Viele fühlen jedoch, das dies nicht gelingen wird.
Hingegen Schützenfeststimmung auf dem Berliner Bild. Die siegreichen Kämpfer werden begeistert empfangen. Noch scheint keiner das böse Ende zu ahnen.

Franz Defregger - Heimkehrender Tiroler Landsturm im Kriege von 1809 (1876) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (140 x 190 cm)

Sonntag, 7. Dezember 2008

Genie vs. Unbekannt (Teil 1)

Die Geschichte der Malerei des 19. Jahrhunderts wird völlig verfälscht in den Medien präsentiert. Die Darstellung ist meist folgende:
Es gab zu Beginn des 19. Jahrhunderts den klassizistischen Maler David, dann kam Ingres und Delacroix und dann gab es scheinbar viele Jahre überhaupt niemand erwähnenswertes, bis endlich die Impressionisten, vorbereitet durch Courbet, das Licht der Bühne erblickten und die Malerei Richtung Cubismus, Expressionismus und Co. führten.
Das jedoch in der Zeitspanne von 1840 bis zum 1. Weltkrieg die größten Maler aller Zeiten gelebt und gearbeitet haben, wird verschwiegen. Dies ist natürlich verständlich, da ein Vergleich dieser großen Meister mit den dilettantischen Resultaten von Cezanne, Picasso, Klee, Mondrian und Konsorten deren fehlendes Können offen legen würde.
Deshalb bereitet es mir eine Freude, Bilder der großen Genies mit denen der unwürdigen akademischen Maler des 19. Jahrhunderts zu vergleichen.
Eines der Kunst-Standardgeschichtswerke für Dummys ist die Geschichte der Malerei von Wendy Beckett. In ihr ist die Kunstgeschichte, wie nicht anders zu erwarten, beschrieben wie oben skizziert. Die Bilder bis zum 19 Jahrhundert sind auf hohem Niveau. Dann jedoch, zum Ende des 19. Jahrhunderts und hinein ins 20te werden die Bilder immer dilettantischer, kindischer, schlechter. Können, was bei den Künstlern anderer Jahrhunderte so hoch gelobt und besungen wird, scheint ab diesem Zeitpunkt für die liebe Nonne, Frau Beckett, nicht mehr zu zählen. Austauschbare Bilder von ungeschickter Hand, deren Wert einem neutral blickenden Menschen völlig unerklärlich sind, werden als große Werke gepriesen. Groß natürlich nur, weil sie die Unterschrift von X, Y oder Z tragen. Von Frau Mustermann gemalt, würde dies niemand interessieren.

Paul Cezanne vs. Oswald Achenbach
Einer der großen Vorreiter dieses dilettantischen Realismus und 'Wegbereiter der Moderne' ist der gute alte Paul Cezanne (1839-1906). Verlacht von seinen Zeitgenossen ist heute jede Buchhandlung mit seinen Büchern überfrachtet. Als eines seiner großen Meisterwerke hat Frau Beckett das Bild(Gemälde wäre übertrieben) Le Chateau Noir(1900-1904) gewählt. In unverständliche Worten und typischem Kunstblabla preist sie das Bild.
Licht... als Vibration tief im Inneren eines jeden Bildgegenstands,
Jede Form hat wirklich Substanz...,
...daß ein Gemälde sowohl kompositorisch überzeugend als auch formal unabhängig sein sollte.

Vergleichen möchte ich es mit einem ähnlichen Gemälde des in Vergessenheit geratenen akademischen Maler Oswald Achenbach(1827 - 1905), Villa d'Este in Tivoli(1892). Oswald Achenbach ist der jüngere Bruder des damals weltberühmten Andreas Achenbach, der gleichzeitig sein erster Lehrer war. Oswald verbrachte mehrere Jahre in Italien und wurde später zum Professor in seiner Heimatstadt Düsseldorf ernannt. Berühmt war er vor allem  wegen seiner detaillierten, lebendigen Bilder des italienischen Lebens. Er erhielt Ehrenprofessuren und Goldmedaillen in mehreren Ländern und die Mitgliedschaft in der französischen Ehrenlegion.

Frage:
Vom Bildaufbau sind beide Bilder ähnlich gestaltet. Eine relativ dunkle Stimmung, Bäume und Vegetation, man blickt von links auf ein(e) Schloss/Villa und im rechten Bildteil ist ein blauer Himmel zu sehen. Ich möchte jedoch, um die nicht wirklich vorhandene Spannung aufrecht zu halten, erst am Ende erwähnen, welches Bild von dem genialen, weltberühmten Cezanne ist und welches von dem nicht erwähnenswerten Achenbach :-)

Vegetation:
Der erste Maler hat sich mit seinem angedeuteten Baum, farblich ganz ansprechend, auf den einfachen Weg gemacht. Alles sehr flach und leblos gemalt, wohl seinem Können entsprechend.


Auf dem anderen Bild sind in detaillierter Form und mit viel Geschick die verschiedensten Gräser dargestellt. Ich habe schon eine Vermutung, wer das nicht beachtenswerte Häuflein Elend ist und wer das Genie. Mal weiter sehen...

Himmel:
Blau ist er ja, aber das waren die Himmel auf meinen Kinderbildern auch. Blau, aber was noch? Dunkel sieht es aus, sowohl für den Himmel, als auch für den Maler. Der kann ja gar keine Brise in den Himmel zaubern, alles flach und langweilig.


Dagegen ein lebendiger Sonnenuntergang in den verschiedensten Farbabstufungen auf dem anderen Bild. Das rötliche der untergehenden Sonne schluckt die letzten blauen Strahlen des Himmels. In dieser Bildwelt würde man gerne einen Abend verbringen, in der ersten Welt wohl an der blauen,  vom Himmel kommend Farbe ersaufen...

Gebäude:

Die grellen Farben sind zwar geblieben, aber dass in dieser comicartigen, zittrig gepinselten Schlosswelt jemals ein Mensch gelebt hat, darf man jenem fiktiven Wesen auf keinen Fall wünschen.


Im Gegensatz dazu die im wechselnden Abendlicht leuchtenden, festen Mauern der schönen italienischen Villa. Fenster sind nicht nur als unbeholfener Strich, sondern plastisch zu erkennen. Ein Gebäude, welches, im Gegensatz zu dem Krickel-Krackel-Schloss des ersten Bildes nicht beim ersten Wind davon getragen wird.

Gesamtwirkung:
Das wichtigste an einem Bild ist jedoch seine Gesamtwirkung, und da wird das große Genie in seiner vollen Größe erstrahlen. Oder etwa nicht?

Cezanne: Le Chateau Noir (1900-1904)
Öl auf Leinwand - 74 x 97 cm

Mein ungeschultes Auge sieht auf jeden Fall nur ein schrecklich schlecht gemaltes Bild. Tausendfach jeden Abend in den Abendkursen der Volkshochschule nachmalbar. Ohne Signatur hätte dieses dilettantische, leblose Bild null Wert. Es kann nicht zu den Meisterwerken der Menschheitsgeschichte gezählt werden, so blind kann niemand sein.

O. Achenbach: Villa d'Este in Tivoli (1892)
Öl auf Leinwand - 119,5 x 150 cm
Das andere Bild ist ein wirklich stimmungsvoller Blick auf eine südliche Landschaft. Es gibt Details zu entdecken und macht Freude auf einen Urlaub in südlichen Gefilden.

Auflösung:
Das Musterbeispiel dilettantischen Realismus, das blaue Bild, ist, wie nicht schwer zu erraten war, von Cezanne. Das Könnerbild von Achenbach. Mir ist es und bleibt es ein Rätsel, wie jemand dies, wie Frau Beckett, anders sehen kann.