Hamburger Kunsthalle - Teil 1
Gebäude
Eine der schönsten Sammlungen der Kunst des 19. Jahrhunderts besitzt die Hamburger Kunsthalle.Seit Mitte des Jahres wird das Museum modernisiert, um Anfang 2016 in noch hellerem Glanz zu erstrahlen. Zum Zeitpunkt meines Besuchs, März 2014, hatten die Umbaumaßnahmen glücklicherweise noch nicht begonnen.
Die Bilderauswahl (mit freundlicher Genehmigung der nicht-kommerziellen Verwendung meiner gemeinfreien Aufnahmen) ist teilweise an die Qualität der Fotos angepasst, da manches zu sehr verschwommen oder verrauschtes besser auf meiner Festplatte verborgen bleibt. Jedes Gemälde ist nachfolgend mit Teilen des Rahmens abgebildet, die leider sonst meist abgeschnitten sind.
Kunsthalle Altbau |
Kunsthalle Altbau - Fassade |
Kunsthalle Altbau - Fassade |
Altmeister 17. Jahrhundert
Die Sammlung der Altmeister enthält viele renommierte Maler, welche mit hochwertigen Gemälden vertreten sind. Schwerpunkt, jedenfalls qualitativ, liegt hier eindeutig auf der niederländischen und flämischen Kunst des 17. Jahrhunderts. Mein Geheimfavorit ist jedoch ein mir bisher unbekannter französischer Hofmaler Königs Ludwig XVI. und Königin Marie-Antoinettes.Kircheninterieur
Eine Spezialität der niederländischen Architekturmaler des goldenen Zeitalters war das Innenleben ihrer Kirchen. Heutzutage sind Gotteshäuser Stätten der Ruhe, Besinnung und des Gebets. Ganz anders zur damaligen Zeit. Dort war die Kirche ein Ort des Lebens, der Begegnung, des Gesprächs. Hunde liefen ohne Leine durch die heiligen Hallen und ihr Gebell wird niemand verstört haben. Bettende Menschen findet man in diesen Interieur-Bildern eher selten.Emanuel de Witte (um 1617 - 1692):
Emanuel de Witte - Die Oude Kerk in Amsterdam (1659) |
Gerard Houckgeest (um 1600 - 1661):
Pieter Jansz. Saenredam (1597 - 1665):
Pieter Jansz. Saenredam - Die Marienkiriche in Utrecht (1638) |
Pieter Jansz. Saenredam - Die Marienkiriche in Utrecht (1638) - Detail |
Porträt
Frage: Was hatten Herbert Wehner und Franz Josef Strauß gemeinsam? Genau. Ein weißes Hemd samt dunklen Anzug. Wer zur damaligen Zeit seriös sein wollte, musste sich mit dieser Einheitstracht schmücken.Doch auch im 17. Jahrhundert war es nicht anders. So trugen die wohlhabenden Bürger der Niederlande auf den repräsentativen Porträts die immer gleiche Oberbekleidung: Schwarzer Rock mit weißer Halskrause oder Spitzenkragen. An dieser Mode kam keiner vorbei. So auch die Maler nicht, deren Auftragsporträts hier abgebildet sind.
Anthonis van Dyck (1599 - 1641):
Anthonis van Dyck - Porträt eines Mannes (um 1619) |
Juriaen Jacobsz (1624 - 1685):
Abraham Lambertsz. van der Tempel (um 1622 - 1672):
Abraham Lambertsz van der Tempel - Bildnis einer Patrizierfamilie (1672)
Holländischer Mischmasch
Im 17. Jahrhundert arbeiteten in den Niederlanden tausende und abertausende von Malern. Viel zu viele, um sie als Laie auch nur halbwegs zu überblicken. So habe ich die drei ersten hier abgebildeten Künstler noch nie gehört, was eher an mir, als an ihrer Qualität liegt.Jan van Rossum (um 1630 - nach 1673):
Das Leben dieses niederländischen Künstlers liegt noch völlig im Dunkeln. Im Netz sind keine detaillierten Angaben zu seiner Person zu finden. Man kann aber auch anhand der kleinen Abbildung erkennen, dass er ein brillanter Stillleben-Maler war.
Jacobus Vrel (Mitte 17. Jahrhundert):
Die Darstellung des ruhigen Lebens in den kleinen niederländischen Gassen, ist, wie man zum Beispiel hier erkennen kann, typisch für den Maler Vrel.
Anthonie van Borssom (um 1630 - 1677):
Das Bild ist ein schönes Beispiel für die meisterhafte Landschaftsmalerei der Niederländer. Die Farben sind auf der Abbildung etwas zu kräftig geraten, aber noch nah an das Original angelehnt.
Gerrit van Honthorst (1592 - 1656):
Van Honthorst ist berühmt für seine nächtlichen, von Kerzen- oder Lampenschein beleuchtete Szenen. Auf dem Gemälde der Kunsthalle überstrahlt die silberne Schüssel, des mit seinen Sklaven und Reichtümern prahlenden Königs Krösus, alles andere.
Rembrandt van Rijn (1606 - 1669):
In der Hamburger Sammlung sind mehrere kleinere Rembrandts zu finden. Die biblische Geschichte, mit ihrer göttlichen Be(Er)leuchtung und technisch feinen Umsetzung, gefiel mir am besten.
Altmeister 18. Jahrhundert
In der Sammlung der Hamburger Kunsthalle des 18. Jahrhunderts fristet die deutsche Bildnis-Malerei eher ein Stiefmütterchen-Dasein. Jedenfalls in meinen Augen. Denn der hier vorherrschende Klassizismus reißt nicht vom Hocker. Darum bilde ich hier von den deutschen Künstlern nur ein Gemälde ab.Die Italiener, vertreten unter anderem durch die weltberühmten Tiepolo und Canaletto, bieten mehr Dynamik und die Franzosen warten mit besserer Technik auf. Besonders geglänzt haben die Porträts des bisher für mich unbekannten Mosnier.
Jakob Philipp Hackert (1737 - 1807):
Dieses Bild bedient zwar alle Klischees des Klassizismus, wie Hirtenpaar, ruhige See, Fernblick, alte Bäume und Tempel. Aber es ist gut umgesetzt. Vor allem der riesige Stein rechts hatte es mir angetan.
Giovanni Battista Tiepolo (1696 - 1770):
Der große Tiepolo ist ein Meister dynamisch, bewegter Szenen. Der Bildaufbau als rechtwinkliges Dreieck, von links unten hoch zu Jesus und die mächtige weiße Säule wieder runter, im Gemälde der Dornenkrönung ist nicht jeden Tag zu sehen.
Giovanni Battista Tiepolo - Dornenkrönung (um 1745 - 50) |
Giovanni Antonio Canal (Canaletto) (1697 - 1768):
Der die Bewunderung anziehende Löwe ist der inhaltliche Mittelpunkt dieser Szene, die vom italienischen Meister der Architekturmalerei kunstvoll umgesetzt wurde.
Giovanni Antonio Canal (Canaletto) - Motiv aus Padua (um 1756) |
Sebastiano Ricci (1659 - 1734):
Vom venezianischen Barockmeister ist ein wunderbares, großformatiges Gemälde (259 × 201 cm) in der Kunsthalle zu sehen. Der Säugling Kyros sollte getötet werden, aber der Handlanger spielte nicht mit und übergab das Baby den Hirten.
Leider gibt die etwas verschwommene Abbildung nur einen unzureichenden Hinweis auf die hohe Qualität des Bildes.
Jean-Honoré Fragonard (1732 - 1806):
Auch ohne Kenntnis des Titels kann man hier den zerstreuten, in seine Gedankenwelt versunkenen Philosophen gut erkennen.
François Boucher (1703 - 1770):
Ein typisches Bild des französischen Rokoko-Meisters. Eine heitere Gesellschaft, mit glücklich spielenden Kindern, komponiert in schwungvoller, halber U-Form.
Joseph-François Ducq (1763 - 1829):
Das Paar, in der für Anfang des 18. Jahrhunderts typischen Mode, ist technisch meisterhaft umgesetzt. Die Damen waren zu dieser Zeit vom engen Korsett und Drahtgestell befreit, denn nur so war eine kniende Haltung, wie auf dem Gemälde, überhaupt möglich.
Jean-Laurent Mosnier (1743/44 - 1808):
Das Gemälde der Frau Hudtwalker ist wunderschön gemalt und hat live und in Farbe eine faszinierende Wirkung. Es würde sich wunderbar für das Titelblatt eines Katalogs oder Buchumschlags eignen.
Das andere Bild ist eine typische, an englische Porträts der damaligen Zeit angelehnte Pose, mit Ganzkörperfigur, ein Arm angelehnt an eine Brüstung, im Hintergrund die weite, freie Natur. Warum die schicke Dame mit ihrem rechten Zeigefinger so lasziv auf den hoch aufgerichteten Obelisken zeigt, wollen wir besser nicht weiter vertiefen.
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