Dienstag, 23. Dezember 2014

'Ich wünschte mir' - Ausstellung

Zurück

Nach vielen Jahren hatte es mich heute mal wieder ins Wuppertaler Von-der-Heydt-Museum gezogen. Damals wurde die wunderbare Ausstellung Ilja Repin und seine Malerfreunde präsentiert. Aktuell wollte ich Pissarro, dem Vater des Impressionismus, näher kommen. Ganz gelungen ist dies nicht, da meine typische Bewegung in der Ausstellung ein Schritt zurück, nicht einer nach vorne war. Und das lag nicht nur an den übereifrigen Wächterinnen, welche die Gemälde wie ihre jungen Küken hüteten.

Studienunterschiede

Die meisten Werke der Impressionisten sind bei Betrachtung aus kurzem Abstand einfach enttäuschend, wenn man nicht gerade ein besonderes Faible für groben Farbauftrag und fehlende Zeichnung hat. Es sind eben Studien, die von den Künstlern als fertig deklariert worden sind.

Dies ist im Grunde nichts verwerfliches, denn von großen Malern gibt es fantastische Studien. Bei Adolph von Menzel zum Beispiel schätze ich diese höher ein als seine vollendeten Gemälde.
So ging vor ein paar Wochen eine Menzel-Studie für 3,5 Millionen Euro über den Tisch. Rekordergebnis des kleinen Adolphs.

Adolph Menzel - Stehende Rüstungen (1866) - Gouache und Bleistift auf braunem Papier (45 x 57,9 cm)

Im Gegensatz dazu sieht man bei den meisten Impressionisten in der Nahsicht sofort, warum ihre Ergüsse der Zugang zu den Salonausstellungen verwehrt blieb. Sie waren, schlicht und einfach, im Vergleich zu ihren großen akademischen Zeitgenossen, nur zweit- oder drittklassige Maler. Vom Impressionismus beeinflusste Größen wie Sargent, Boldini oder Sorella bestätigen als Ausnahmen diese Regel.

Highlights

Von den 130 Werken Pissarros in der Ausstellung haben nur ein paar einen positiven Eindruck hinterlassen. Zwei Schneelandschaften, ein Mädchen mit Hut, ein paar Landschaftsbilder aus den 70er Jahren und ein Frühwerk in romantischer Tradition. Dann noch einzelne Ölgemälde, bei denen der pastose, kreuz und quer verteilte Auftrag eine gewisse Dynamik erzeugt, die vom langweiligen Bildinhalt ablenkt. Das war's.

Camille Pissarro - Zwei Frauen plaudern an einer Bucht, St. Thomas (1856) Öl auf Leinwand (27,7 x 41 cm)
Camille Pissarro - Straße im Schnee, Louveciennes (circa 1872) - Öl auf Leinwand (43,2 x 65.4 cm)
Camille Pissarro - Junges Mädchen, einen Strohhut tragend (1881) - Öl auf Leinwand (73,3 x 59,5 cm)
Camille Pissarro - Landschaft in der Nähe von Louveciennes (1870) - Öl auf Leinwand
Zur Verdeutlichung seines Umfelds waren einzelne Bilder anderer Künstler, meist aus der Wuppertaler Sammlung, zu sehen. Neben Durchschnittskost traten hier vor allem zwei Bilder Zandomeneghis hervor, welche mehr als die Pissarros beeindruckten. Eines der Gemälde ist ähnlich zu dem hier abgebildeten, für Zandomeneghi typischen Werk:

Federico Zandomeneghi - Die ersten Falten - Öl auf Leinwand (73 x 60 cm)

Wunschkonzert

Ich wünschte mir immer wieder, dieses oder jenes von einem anderen Künstler umgesetzt zu sehen:
  • Porträts von akademischen Malern, statt der bescheidenen Versuche Pissarros, in diesem Zweig der Malerei.
Camille Pissarro - Bäuerin (1880) - Öl auf Leinwand (73 x 60,4 cm)
William Bouguereau - Kleine Mahlzeit (1901) - Öl auf Leinwand (88,5 x 55,8 cm)
  • Hochgelobte Pariser Ansichten Pissarros sind eher einfacher Natur, was offensichtlich ist, wenn man sie mit Bérauds oder Gilberts Werken vergleicht.
Camille Pissarro - Avenue de l'Opera: Sonnenschein am Wintermorgen (1898) - Öl auf Leinwand (73 x 91.8 cm)
Victor Gabriel Gilbert - Markttag (1878) - Öl auf Leinwand (88,5 x 55,8 cm)
Jean-Georges Béraud - Boulevard Poissonniere im Regen (1885)
  • Die in der Ausstellung gezeigten Zeichnungen und Studien sind ohne Reiz, wenn man schon mal Landschaftsstudien eines Schirmer oder thematisch ähnliche Werke von Lessing gesehen hat. Leider finde ich keine Zeichnung der Ausstellung online. Deshalb hier eine, die in der Qualität den gezeigten Werken entspricht.
Ein Mann mit einem Esel im Wald
Carl Friedrich Lessing - Wasserburg (um 1838) - Bleistift und Feder (54,9 x 66,3 cm)
Camille Pissarro - Weg mit Apfelbäumen in der Nähe von Osny, Pontoise (1874) - Öl auf Leinwand (54 x 73 cm)
Oswald Achenbach - Römische Landschaft mit Pilger

Fazit

Dieses Jahr habe ich unter anderem die Staatliche Kunsthalle in Karlsruhe und die Hamburger Kunsthalle besucht. Die Eindrücke von dort sind noch zu frisch. Deshalb war die Messlatte für Pissarro wohl zu hoch, er konnte nur verlieren.

In den Sammlungen der großen Museen gehen die Impressionisten unter, da der Unterschied im Können zu den akademischen Meistern des 19. Jahrhunderts zu gewaltig ist. Meine Hoffnung war, in einer Ausstellung nur mit impressionistischen Werken, nicht von diesem Gefühl übermannt zu werden. Aber mir ist es nicht gelungen, mein Wissen über die wahren Meisterwerke der Malerei auszuschalten. Diese hatte ich immer im Hinterkopf.

Die Werke Pissarros und anderer Impressionisten wirken auf dem Monitor in kleiner Auflösung besser als in der Realität. Und das ist kein gutes Zeichen.

Kuhfladen

Ist meine Beurteilung gerecht? Vielleicht nicht ganz. Aber wenn in einem Raum Pissarros späte Zeichnungen als wahrlich meisterhafte Werke (so ähnlich war die Formulierung) angepriesen werden, und man dann auf der Wand nur ein paar dilettantische Skizzen sieht, kann ich nicht anders. Man muss nicht jeden Bullshit, wie der Engländer treffend sagen würden, glauben, nur weil er immer wieder monoton vorgekaut wird. Denn wenn Pissarro eines mit Sicherheit nicht war, dann ein Meister der Zeichenkunst.

Sonntag, 16. November 2014

Liebermanns Geister

Beginnende Freundschaft


Ich las in der letzten Zeit viel von dem guten alten Herrn Liebermann. Und was ich las, gefiel mir sehr.
Für ihn [dem Künstler -  A.d.V.] sind Kunst und Handwerk identisch. Nicht in der Idee, sondern in der Ausführung der Idee liegt die Kunst
Daher ist es für den Wert eines Werkes der bildenden Kunst ganz gleichgültig, was es darstellt
Der Maler muss sein Leben lang arbeiten, um der Technik Herr zu werden; aber nicht um ihrer selbst willen, sondern um mittels der Technik seiner Phantasie einen möglichst vollendeten Ausdruck geben zu können
... ist die Kunst unbegrenzt, so weit die Ausdrucksfähigkeit ihrer technischen Mittel reicht
Überhaupt ist es ganz gleichgültig, ob der Künstler ein schon tausendmal dargestelltes Thema behandelt oder ein funkelnagelneues - was übrigens schwer zu finden sein dürfte

Genau mein Reden Herr Liebermann, so sehe ich es auch. Ohne Können keine Kunst. Mit feuchten Augen bot ich ihm das Du an und Max nahm mit aufrichtiger Freunde an.

Aufziehende Wolken

Es hätten glückliche Zeiten anbrechen können, doch unsere gerade aufblühende Freundschaft wurde bald auf eine ernste Probe gestellt. Denn was schreibt er da in seinen einleitenden Worten der Schrift Über Kunst:
Es ist ein unbestrittenes und unbestreitbares Axiom der Ästhetik, dass jeder Form, jeder Linie, jedem Strich die Idee vorausgehen muss, sonst kann die Form korrekt, kalligrafisch schön sein, aber sie ist nicht als künstlerisch anzusprechen, denn künstlerisch ist nur die lebendige Form, die vom schöpferischen Geist gezeugt ist.
Max, Max, Max. Musst du jetzt so schwammige Begriffe wie lebendige Form und schöpferischen Geist in die Runde werfen. Ich befürchte, es werden nicht die letzten sein, die du verwendest.

So bezeichnet er Manets Die Erschießung Kaiser Maximilians von Mexiko als eines der großen Meisterwerke des 19. Jahrhunderts und verteidigt es vehement. Schlechte Zeichnung, bescheidene Farbgebung, studienhaftes Bild, leblose Figuren oder Anton von Werners Hinweis auf  "schlecht ausgestopfte und kostümierte Vogelscheuchen" interessiert ihn wenig.

Édouard Manet - Die Erschießung Kaiser Maximilians von Mexiko (1868/69)
Öl auf Leinwand (252 cm × 305 cm)

Max sieht dies ganz anderes:
Allerdings komponiert er nicht mit den billigen Versatzstücken des Theaters, mit Vorder-, Mittel- und Hintergrund: er macht kein sogenanntes Historienbild, wo jedes Detail richtig ist, aber das Ganze ein "lebendes Bild" statt eines lebendigen Bildes. Sondern er komponiert mit den Ausdrucksmitteln seiner Kunst, mit dem Raum ebenso wie mit der Linie und Farbe. Was scheinbar zufällig, ist künstlerisches Taktgefühl, ist Geschmack.
Dem kann ich mich leider voll und ganz überhaupt nicht anschließen. Mich berührt dieses Werk kaum. Trotz Linien, Farben und dem angedeuteten Raum, denn es ist zu dilettantisch umgesetzt. Auch das von Max in diesem Zusammenhang erwähnte Bild Goyas Die Erschießung der Aufständischen reißt mich nicht vom Hocker, obwohl es mit seiner Lichtverteilung mehr Dramatik aufkommen lässt, aber nach meinem Geschmack zu studienartig umgesetzt ist.

Francisco de Goya - Die Erschießung der Aufständischen (1814)
Öl auf Leinwand (266 cm × 345 cm)

Beide sind in meinen Augen keine Meisterwerke der Menschheitsgeschichte. Die thematisch ähnlichen Bilder der weniger bekannten akademischen Maler Delaroche oder Gérôme sehe ich auf einem ganz anderen, höheren Niveau.

Jean-Léon Gérome - Die Hinrichtung des Marschall Michel Ney (1876)
Öl auf Leinwand (65.2 x 104.2 cm)
Nur hier kann ich mitfühlen, bangen und trauern, mich an Details erfreuen und die technische Meisterschaft bewundern.
Max, ich weiß, dir wird Delaroches Bild zu bühnenartig inszeniert sein, aber meinem naiven Geschmack stört dies überhaupt nicht.

Paul Delaroche - Die Hinrichtung der Lady Jane Grey (1833)
Öl auf Leinwand (246 x 297 cm)

Hoffnungsschimmer

Doch der gute Liebermann, Max meine ich natürlich, wäre nicht er selber, wenn nicht der Realismus wieder die Oberhand gewinnen würde mit der Erkenntnis:
Je mehr wir also in der Ästhetik beweisen wollen, desto mehr wird unsre Untersuchung darauf hinauslaufen, unsern Geschmack als den richtigen dem Leser hinzustellen.
Darauf können wir uns einigen. Es gibt eine technische Grenze, die den Laien vom Künstler unterscheidet und den Amateur vom versierten Meister. Aber wenn diese Grenze überschritten ist, ist alles darüber hinaus eine Frage des Geschmacks.
Wir lagen uns in den Armen und waren froh, wieder auf einer Welle zu schwimmen.

Unverständnis

Ich dachte, alles wäre gut, aber Max lief in eine Falle, in die fast alle Kunstkritiker tappen. Sie wollen den wahren Meister nicht nur anhand ihrer Werke erkennen, sondern in seine innersten Tiefen tauchen, um das wahre Genie zu finden.
Das Genie ist notwendige Voraussetzung jedes Kunstwerkes
Zum Glück bist du so freundlich, uns nicht im Dunkeln tappen zu lassen, sondern zauberst aus deinem Ärmel eine Liste der Genies hervor. Neben unbestreitbaren Größen wie Rubens oder Rembrandt reihst du eher bescheidene Naturen wie Manet oder Goya ein. Deren größtes Verdienst liegt darin, der Malerei einen weiteren Themenkreis erschlossen zu haben. Ewiger Dank sei ihnen dafür gewährt. Aber deshalb sind sie noch lange keine Großmeister der Kunst. Denn neu ist nicht automatisch gut. So waren Goyas offizielle Porträts zum Beispiel meist katastrophal und auch manches Werk Manets wirkt ziemlich unbeholfen.

Francisco Goya - Die Familie des Grafen von Osuna (1788)
Öl auf Leinwand (225 x 174 cm)

In diesem Kanon geht es weiter und du haust uns im Folgenden eine Phrase nach der anderen um die Ohren. Jede von ihnen fehlt Substanz, denn diese hatte sich beim kritischen Blick schnell verflüchtigt. Was übrig blieb, ist ein aufgeblasenes Gebilde voll esoterischer Wortakrobatik. Glaube wäre hier eher angebracht.
eine eminente Persönlichkeit
Nichts von kalter Berechnung
Ebenso wie seine Zeichnung ist seine Farbe: einfach und stolz, von aristokratischer Vornehmheit
Erst das sogenannte Genie flößt dem Leben, die Seele ein: die gemalte Leinwand wird zum lebendigen Kunstwerk
von der Sentimentalität arbeitete er sich bald zum wahren Gefühl durch
Innigkeit der Empfindung
Breitzügigkeit der Komposition
feierlicher Ernst
aus Überzeugung gemalt
mehr wahr gedacht, als wahr gemacht
Mein gesunder Menschenverstand kann dem leider nicht folgen und bewahrt lieber eine Portion Skepsis gegenüber solchen Begriffen. Denn mit solchen kann jeder x-beliebige Maler auf den höchsten Thron gehoben werden.
Die Gefühle, Gedanken und Ideen eines Künstlers vor und während der Entstehung des Gemäldes spielen keine Rolle. Wir kennen sie nicht. Wenn er sie verkündet, sind sie vielleicht gelogen oder im Nachhinein verklärt.
Ein köstliches Gericht wird nach seinen äußeren Reizen und dem Geschmack beurteilt und nicht nach den Gefühlen des Kochs während der Zubereitung.

Édouard Manet - Frau mit Fächer (1862)
Öl auf Leinwand (113 x 90 cm)

Konsequenzen

Wenn man deine Reden zu den Sezessions- und Akademieausstellungen liest, merkt man, dass dir die Geister, die du mit deinem liberalen Kunstverständnis riefst, immer mehr über den Kopf wuchsen.

Zu Beginn der Sezession, Anfang des 20. Jahrhunderts, vorströmtest du Laissez-faire-Optimismus und warst beseelt von der absoluten künstlerischen Freiheit. Kein kritisches Wort zu den Qualitäten der ausgestellten Werke war dir genehm. Bis zum Ende deines Lebens bliebst du dem Gedanken treu, dass den jungen Künstler keine Schranken gesetzt werden dürfen und ihre Werke Ausstellungswürdig sind. Wer weiß schon, ob das kommende Genie unter ihnen ist.

Ernst Ludwig Kirchner - Nackte Frauen auf Waldwiese (1928)

Aber das uneingeschränkt gute Gefühl wich in den folgenden Jahrzehnten, und wenn auch nur zwischen den Zeilen, immer mehr einer realistischen Einschätzung:
die Kultur ... muss bewahrt werden vor dem wildgewordenen Genie
viele der Hoffnungen und Wünsche, die ich für die Akademie hegte, [sind -  A.d.V.] nicht in Erfüllung gegangen
Die Akademie ... schließt daher dilettantische Arbeiten aus
Aber es ist noch kein Beweis von Genie, wenn man gegen die Akademie Sturm läuft
Manches, was uns lieb und wert, haben wir verschwinden sehen: So will es die über uns fortschreitende Zeit
Ganz abgesehen von der Zerrissenheit, die leider auch in der Kunst bei uns herrscht, ist bei unseren Künstlern keine Pietät für das schon Erreichte vorhanden
Aber damit musst du leben Max, denn ein wenig bist du an der Entwicklung, die die Kunst genommen hat, selber Schuld.
Ein schwarzes Quadrat Malewichs oder die monochromen Farbflächen eines Rothko gelten auch dank dir in meiner Zeit als Meisterwerke der Malerei. Und Menschen wie Beuys oder Warhol werden als Künstler betrachtet und sogar als Bedeutende des 20. Jahrhunderts.

Kasimir Malewitsch - Schwarzes Quadrat auf weißem Grund (1915)
Öl auf Leinwand (79,5 x 79,5 cm)

Deinen Liebling Manet, den du für den größten Maler des 19. Jahrhunderts hieltest, konnte dir bis zum Lebensende keiner nehmen. Von seiner Meisterschaft warst du immer überzeugt. Max, er sei dir gegönnt, denn er war hundertmal besser als der ganz Müll, der ihm folgte. Und so möchte ich, deinem Wunsch entsprechend, mit einem schwergewichtigen Kronzeugen enden, der ganz in deinem Sinne spricht:
Als hätte Goethe Manet vorausgeahnt -, da er ein paar Jahre vor Manets Geburt zu Eckermann sagte: "Es muss ein großes Talent kommen, welches sich alles Gute der Zeit sogleich aneignet und dadurch alles übertrifft."
Denn selig ist, wer daran glaubt!

Édouard Manet - Im Wintergarten (1879)
Öl auf Leinwand (115 x 150 cm)

Einigkeit

Fast hätte ich es vergessen. In einem waren wir uns von Anfang an einig Max. Ein Meisterwerk strahlt auch ohne das Wissen, welcher Künstler es gemalt hat oder was er dabei dachte, fühlte oder machte. Jedoch funkelt es umso schöner mit der Kenntnis solcher Details. Oder um deine Worte zur Verteidigung des Buches Mit Rembrandt in Amsterdam von Frits Lugt zu verwenden:
Aber - ich höre den Einwand - wen interessiert es außer ein paar Kunstgelehrten, wo Rembrandt gesessen, als er die Radierung mit dem Milchmann oder die Zeichnung vom Diemen gemacht hat. Gewiß, für den Wert des Werkes ist es ganz gleichgültig zu wissen, wo es entstanden, ob es die Phantasie frei erfunden hat oder ob es aus der Naturanschauung entstanden ist: wie es für den Kunstwert des Faust ganz gleichgültig ist zu wissen, ob Goethe sein Gretchen und seine Ottilie nach Kätchen Schönkopf oder der Minna Herzlieb gezeichnet hat. Für die ästhetische Erkenntnis jedoch ist es von unschätzbarem Wert, das Original, nach dem der Künstler gearbeitet hat, zu kennen.
Jehan-Georges Vibert - Gulliver und die Liliputaner (1870)
Öl auf Leinwand (56.5 x 109.8 cm)

Montag, 6. Januar 2014

1 zu 9 gegen die Kunst

Haushohe Niederlage

Das Jahr 2013 ist beendet und das Ergebnis steht fest. Eine klare, eindeutige 1:9 Niederlage. Man konnte es nicht anders erwarten, aber schön ist es trotzdem nicht.

Wieder mal hat, wie der FAZ-Jahresrückblick der teuersten Besitzerwechsel von 'Kunst'-Werken zeigt, der Marktwert nichts mit Qualität zu tun, sondern nur mit Investment. Denn wenn Qualität und Können auch nur ansatzweise eine Bedeutung hätten, dann wären garantiert neun der ersten zehn Werke nicht in der Liste zu finden.

Fehlende Zockermentalität

Wie man zum Beispiel für Mark Rothkos oder Barnett Newmans langweilig, pedantisch, minimalistische Farbflächen hohe zweistellige Millionenbeträge ausgeben kann, wird mir immer ein Rätsel bleiben.
Nerven wie Drahtseile muss man auf jeden Fall haben, wenn man glaubt, dass diese 'Kunst'-Werke auch in Zukunft ihren Preis halten werden. Das Produkt selber ist natürlich nicht der Grund für den Optimismus. Der Maestro ist die Basis der Investition. Sein Ruhm soll die Zeit überstehen. Darauf hoffen die Geldgeber. Wenn sie recht haben, wird unsere Ära vielleicht als Spekulanten-Dilettantismus in die Geschichtsbücher eingehen.

Hoffnung

Einziges Werk, welche die Bezeichnung Kunst verdient, ist als rühmliche Ausnahme übrigens auf Platz 8b, Norman Rockwells „Saying Grace“ von 1951.

Mal sehen, was das Jahr 2014 bringen wird. Mein hoffnungsvoller Tipp ist 2:8.

Freitag, 3. Januar 2014

Menzel - Anekdoten aus einer anderen Zeit

Andere Zeiten

Eduard Meyerheim - Portrait des jungen Adolph Menzel (um 1839) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (42,7 x 36,6 cm)

Wir befinden uns in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Welt um uns ist bunt. Jedoch nur soweit, wie das Auge reicht. Wie sieht es aber hinter dem Horizont aus? Es gibt kein Telefon, keinen Fernseher, kein Internet, kein Kino und keine Farbfotografie. Kontakt zu Freunden hält man nur mit Briefen, da das Telegramm noch in den Kinderschuhen steckt. Andere Städte oder Länder kennt man nur aus Erzählungen oder Zeitungen, manchmal schwarz-weiß illustriert.

Eduard Meyerheim - Portrait des jungen Adolph Menzel (um 1839) - Öl auf Leinwand (42,7 x 36,6 cm)
Die Bedeutung der Malerei zur damaligen Zeit ist für uns, die tagtäglich von einer nicht mehr endenden Bilderflut überschwemmt werden, nur noch in Ansätzen fassbar.
Die Malerei war das Medium, um den Menschen die Welt in Form und Farbe näher zu bringen. Die Jahresausstellungen waren ein riesiges Ereignis. Hier wurde Geschichte lebendig und ferne Gegenden und Bewohner verloren den Grauschleier der Fantasie und wurden farbig.

Seine Exzellenz

Reinhold Begas - Büste Adolph von Menzel (um 1875 - 1876) - Carraramarmor getönt (66 x 63 x 45 cm)
In dieser Zeit wuchs Adolph Menzel (1815 - 1905) auf. Einer Zeit, in der die Maler noch kein unendliches Reservoir an Fotografien zur Verfügung hatten. Was interessant war, musste der eigene Stift festhalten. So war es für Menzel selbstverständlich, alles um ihn herum zu skizzieren. Wer weiß, ob man es für ein größeres Werk in der Zukunft brauchen könnte.

Menzel - Studentenfackelzug (1859) - Ausschnitt - Öl auf Pappe (31 x 54 cm)
Dieses ewige Suchen und Festhalten ist für einen Maler normal, war jedoch bei Menzel extrem ausgeprägt (Paul Meyerheim: "... mit geradezu krankhaftem Eifer"). Die Kunst galt ihm alles, die meisten Menschen um ihm herum wenig. Nur in der Rolle als unsichtbarer Beobachter fühlte er sich wirklich wohl. Hätte man für einen Tag sein Skizzenbuch geklaut, wäre es, als ob man sein Herz aus dem Leib gerissen hätte.

Psychogrämmchen 

Giovanni Boldini - Porträt von Adolph Menzel (1895) - Öl auf Leinwand (41 x 54,5 cm)

Warum sein Eifer so extrem war, lässt sich als Hobby-Psychologe leicht erklären:
  1. Sehr klein und deshalb auffällig
  2. Abweisung der Damenwelt
  3. Aufgrund Vaters Tod früh für die Familie verantwortlich
Denn Adolph Menzel war ein Mensch, den man nicht übersehen konnte. Nicht weil er so groß, sondern so klein war. Nur 140 cm, mit Bart und barhäuptigen, wuchtigem Kopf. Der Respekt war groß, jedoch war er auch häufig Ziel des Spotts.

Menzel - Abendgesellschaft (1847) - Öl und Papier auf Pappe (25 x 40 cm)
Der Maler pflegte gesellschaftliche Kontakte, aber auf Außenstehende wirkte er häufig grimmig abweisend. Verliebt war er vielleicht einmal oder zweimal, jedoch immer unerwidert.

Menzel - Porträt der Friederike Arnold (1845) - Ausschnitt - Öl auf Leinwand (69 x 62 cm)
Die Abweisung der Damenwelt führte ihn nur noch näher zu seiner einzig wahren Liebe, der Kunst. Sie war alles für ihn. Die Kunst ermöglichte ihm, der schon in jungen Jahren, nach dem Tod seines Vaters, für den Familienunterhalt sorgen musste, den bitteren Realitäten zu widerstehen. Sowohl finanziell als auch emotional.

Zeugen

Das unterhaltsamste und charakteristischste an einem Menschen sind vielleicht die kleinen Ecken und Kanten, die nicht ganz der 'Normalität' entsprechen. Und welch besseren Weg gibt es, diese zu erfahren, als denjenigen zu lauschen, die engen Kontakt mit der Person pflegten.
Deshalb möchte ich im Folgenden markante, lustige, manchmal tiefgründige Anmerkungen von Zeitgenossen zitieren. (Die Zusammenhänge zu den Zitaten sind in dem schönen Buch Exzellenz lassen bitten. Erinnerungen an Adolph Menzel von Gisold Lammel zu finden).

Menzel - Carl Heinrich Arnold (1848) - Ausschnitt - Öl auf Leinwand (48 x 39 cm)
Unterlegt mit Bildern Menzels, die ich in der alten Nationalgalerie Berlin (siehe hier) aufgenommen habe. Zwar in bescheidener Qualität, aber, was leider im Web viel zu selten zu finden ist, mit aktuellem Rahmen abgebildet:

Menzel - Carl Heinrich Arnold (1848) - Öl auf Leinwand (48 x 39 cm)

Kunstansichten 

"Lernen! Wer will noch lernen!" klagte der Altmeister. Das ist aus der Mode. (Ottomar Beta 1845 - 1913)
"Ich habe ein Prinzip, damit fing ich an, und damit höre ich auf: alles, was ich angriff, so gut zu machen wie möglich, auch wenn es in den Augen der Leute geringfüge Dinge waren."  (Ottomar Beta 1845 - 1913)
Menzel - Der Fuß des Künstlers (1876) - Ausschnitt - Öl auf Pappe (38,5 x 33,5 cm)
"Man tut den Schlagwörtern, Impressionismus und so weiter, hinter denen sich viel Unfähigkeit, Anmaßung und Selbstbetrug verbirgt, zuviel Ehre an. (Ottomar Beta 1845 - 1913)
"Er (Böcklin) malt Wesen, für die es keine Modelle gibt. Aber Hunderte, die ihm nachstreben oder auf diversen Pfaden von ihm ausgehen, können es nicht. Sie emanzipieren sich vom Modell, ehe sie gelernt haben, es richtig zu benutzen." (Ottomar Beta 1845 - 1913)
Auf einer Fahrt dorthin zeigte ich nach links, wo die Feste Hohensalzburg lag, und wagte hinzuzufügen: "Ist das nicht ein Poussinscher Effekt?" Da drehte mich Menzel heftig nach rechts, zeigte mir einen Misthaufen dicht am Wege und sagte: "Ach was, Poussin! hier das sehen Sie sich an." (Albert Hertel 1843 - 1912)
"Was ich am meisten an ihm [Böcklin] bewundere, ist, daß ein so großer Künstler so viel schlechtes Zeugs hat machen können, und daß er das auch überall noch sehen läßt und das Ausstellen nicht verbietet." (Paul Meyerheim 1842 - 1915)
... er meinte, im Gegensatz zu denen, die behaupten, daß der erste Vorwurf immer der beste, man sei zu Anfang meist der größte Esel. Auch verdürbe man sich mit einer Ölskizze den Appetit; es sei gerade so, als wenn man vor dem Diner ein Butterbrot äße. (Paul Meyerheim 1842 - 1915)
... Herr Professor Vogel, mit beredeten Worten schilderte, wie Photographie und Malerei jetzt vereint gingen, und daß die Photographie eine außerordentliche Stütze und Hilfe für die schönen Künste sei, verwahrte sich der Jubilar [Menzel] in seiner Gegenrede sehr energisch dagegen und machte den armen Professor ganz kleinlaut, indem er explizierte, daß zu viele Künstler heute sich dieser Eselsbrücke bedienten und darüber das Studium des selbständigen Zeichnens vernachlässigten. (Paul Meyerheim 1842 - 1915)
Bei all diesen Gesellschaftsbildern hat er es stets verschmäht, Porträts aus den Hofkreisen anzubringen ... weil das Publikum die Bilder dann immer mit anderen Interessen ansehen würde als mit rein malerischen. (Paul Meyerheim 1842 - 1915)
Menzel - Das Ballsouper (1878) - Ausschnitt - Öl auf Leinwand (71 x 90 cm)
Niemals hat er auf seinen Werken irgendeinen Gegenstand direkt nach der Natur auf das Bild gebracht. Selbst wenn er eine Eierschale oder ein Briefkuvert anzubringen hatte, so wurden diese erst gezeichnet und nach der Studie auf das Werk übertragen. (Paul Meyerheim 1842 - 1915)
Auch wenn er auf meinen Bildern eine Stelle bemerkte, die ich, um dem Auge einen Ruhepunkt zu gönnen, nur mit einem großen, breiten Ton behandelt hatte, sagte er, so etwas sei für Leute, für "Kerle", die nichts könnten und sich die Sache leicht machten; "du aber kannst doch noch etwas Interessantes anbringen". (Paul Meyerheim 1842 - 1915)
Menzel - Abreise König Wilhelms I. zur Armee am 31. Juli 1870 (1871) - Öl auf Leinwand (63 x 78 cm)
So empfahl er eindringlich als ausgezeichnete Übung den Versuch, nach vollbrachtem Tagewerk vor dem Zubettgehen noch schnell die reizvollsten Eindrücke des Tages festzuhalten. ... Er habe es zeitlebens so gehalten. (Hanns Fechner 1860 - 1931)
Menzel - Abreise König Wilhelms I. zur Armee am 31. Juli 1870 (1871) - Ausschnitt - Öl auf Leinwand (63 x 78 cm)
Da nahm Menzel das Wort und sagte ungefähr: "Ein solches Bild [Apotheose Kaiser Wilhelm I von Ferdinand Keller] würde ich zwar nicht malen können und auch wollen, aber es ist in seiner mir keineswegs sympathischen Art eine sehr respektable Leistung, die viel Mut voraussetzt; (Max Jordan 1837 - 1906)
Menzel - Abreise König Wilhelms I. zur Armee am 31. Juli 1870 (1871) - Ausschnitt - Öl auf Leinwand (63 x 78 cm)

Sonstige Ansichten

"Behalten Sie Ihre Fremdwörter in der Tasche. Ich habe manche Zeit damit verloren, sie zu erlernen... (Ottomar Beta 1845 - 1913)
Und diese bewußte, fast puritanische Strenge ist es, die ihn von allen Berliner Künstlern Anton v. Werner so nahebringt, für den er eine ganz außerordentliche Verehrung besitzt. (Ottomar Beta 1845 - 1913) 
Er selbst entknotete das Paket und entnahm ihm - zwei völlig gleich eingerahmte Puhlmann. Lange blickte er die beiden Bilder an, ohne den Faksimiledruck vom Original unterschieden zu können, dann klopfte er hart auf das Glas des echten Puhlmann und stieß kurz hervor: "Das ist er, oder es gibt keine Stimme der Natur! Eine gefährliche Kunst, dieser Farbendruck! Da wird ja dem Betrug Tür und Tor geöffnet!" (Axel Delmar 1867 - 1929) 
"Ja, ich bin auch ein fleißiger Kirchenbesucher, aber vielleicht nicht in dem von Ihnen gewünschten Sinne; ich stecke gewöhnlich im Hochsommer hinter den Altären, wenn kein offizieller Gottesdienst, mache mir da mit meiner Malerei zu schaffen und glaube auch damit Gott zu dienen!" (Albert Hertel 1843 - 1912)
Menzel - Altar in einer Barockkirche (um 1880 bis 1890) - Öl Stift auf Eichenholz (50 x 61 cm)
Sein Prinzip war, man müsse den Magen dressieren und dürfe nicht von ihm abhängig sein. (Paul Meyerheim 1842 - 1915)
"Aber es wäre mir ganz nützlich gewesen, wenn ich die Akademie länger besucht hätte; nur, wissen Sie, es war ein gewisser Stolz im Wege: den Krüppel bedauert man - der Kleine wird belächelt. Das habe ich stark empfunden mein Leben lang, am stärksten natürlich in der Jugend." (Max Jordan 1837 - 1906)

Bei der Arbeit

"Ja, hier rechts an der Staffelei male ich, und zwar mit der rechten Hand, und hier links zeichne, radiere oder aquarelliere ich, und zwar mit der linken." (Ottomar Beta 1845 - 1913)
Von einer Hofgasteiner Partie kehrten alle ohne Menzel zurück, der sich beim Abstieg "ausgeruht" hatte. Er zeichnete, in einem Graben sitzend, seine eigenen Kraxelstiefel... (Albert Hertel 1843 - 1912)
Man war im Begriff abzureisen - der Wagen stand vollbesetzt und bepackt vor dem Hotel -, da erschien als letzter Menzel, entdeckte beim Trinkgeldgeben eine Syenitsäule aus dem 14. Jahrhundert, "die er bisher unerhörterweise übersehen", zog die Handschuhe aus und begann, zur Verzweiflung der Seinen, aber vollkommen ruhig, die Säule zu zeichnen, bis er zufrieden war. (Albert Hertel 1843 - 1912)  
Bei einer Auswahl von Männerköpfen für die Menzel-Ausstellung ... viel mir ein schöner, bärtiger Kopf ... ganz besonders auf. Erfreut wollte ich ihn beseite legen, doch der siebenundachtzigjährige Wunderling entnahm mir brüsk das Blatt und erklärte kategorisch: "... Das habe ich vor zwei Jahren gezeichnet und inzwischen eine ganze Menge zugelernt. Da gehe ich jetzt erst richtig ran!" (Axel Delmar 1867 - 1929)
Menzel - Bärtiger Männerkopf im Profil nach rechts (1844) - Öl auf Papier und Pappe (40,1 x 29,6 cm)
..., daß Menzel mitten im Essen innehielt, um die vor ihm stehende, schön arrangierte Schüssel oder die Schalen einer Portion soeben verzehrter Austern abzuzeichnen. (Axel Delmar 1867 - 1929)
Wir arbeiteten bis spätabends, so daß sich oft heftiger Hunger einstellte und ich mit Sehnsucht an das Abendbrot dachte. Doch stand seine Schwester, wenn sie uns zu wiederholten Malen zu Tisch aufforderte, zuletzt in einer interessanten Beleuchtung, so wurde erst nach ihr noch eine Studie gemacht, was wieder lange Zeit dauerte. (Carl Johann Arnold 1829 - 1916)
... so kam es einmal vor, daß er, als er ein Fußbad nehmen wollte, eine lebensgroße Studie nach seinem Fuß malte und darüber den eigentlichen Zweck ganz vergaß. (Carl Johann Arnold 1829 - 1916)
Menzel - Der Fuß des Künstlers (1876) - Öl auf Pappe (38,5 x 33,5 cm)
... Da er auch zum Abendessen nicht erschien, wurde man etwas besorgt ... Man schweifte durch den Park und die Felder, um den kleinen Mann zu suchen. Ein Wagen verlor sich in der Richtung nach Küstrin, und man sah, an einem Bahnwärterhäuschen angelangt, ein seltsames Schauspiel. Die Nacht war dunkel; aber von dem Bahnwärterhaus fiel ein helles Licht auf die Eisenbahnschienen. Die Lokomotive warf flimmernde Helligkeit auf den Schienenweg. Vor diesen beiden Lichtbahnen aber saß Adolph Menzel auf einem Stein vor seiner Staffelei und malte. Die Bahnwärterfrau stand hinter ihm und hielt eine Öllampe über sein Bild. ... Aber er wandte nicht einmal den Kopf, knurrte etwas von "Inruhelassen" und von den Lichtnuancen auf den Schienen und den feuchten Steinen, und daß man dies festhalten müsse. Er käme bald nach Hause ... (Helge Evers-Milner)
Um die Schönheiten einer Feuersbrunst zu studieren, hatte Menzel mit dem Nachtwächter seines Reviers ein Abkommen getroffen, daß dieser ihn wecken sollte, sobald in der Stadt gegen Morgen ein großes Feuer stattfände. (Paul Meyerheim 1842 - 1915)
Menzel - Studentenfackelzug (1859) - Öl auf Pappe (31 x 54 cm)
Auch zu den Pferden machte Menzel sehr gründliche Studien, und sein Atelier war eine ganze Woche verpestet, weil er sich ein paar Pferdeköpfe vom Schinder verschafft hatte ... (Paul Meyerheim 1842 - 1915)
Menzel - Pferdestudie (Kopf liegend im Geschirr) (1848) - Öl auf Papier und Pappe (64,2 x 50 cm)
Er meinte, so ungestört könne man am Tage nicht arbeiten, und wenn er nicht die Nächte zu Hilfe genommen hätte, würde er nicht so viel haben schaffen können. Vor drei Uhr nachts ging er selten zu Bett. (Paul Meyerheim 1842 - 1915)
Die Hoffestlichkeiten waren sein besonderes Jagdrevier. Da wurden oft die Rückseiten des Programms oder die Menüs mit unzähligen gezeichneten Notizen bedeckt. (Paul Meyerheim 1842 - 1915)
Menzel - Das Ballsouper (1878) - Ausschnitt - Öl auf Leinwand (71 x 90 cm)
Als er sein berühmtes Ballsouper malte, war ich mit ihm in das Palais Wilhelm des Ersten geladen. Sobald die Schlacht um das Büfett begann, war ihm klar, daß seine natürliche Größe nicht genügte, um den Studienplatz zu überblicken. Er bat mich, als deckende Kulisse zu dienen, und stieg auf einen Stuhl neben einem Pfeilerspiegel. Schließlich stieg er auch, unbekümmert um die etwas staunende Hofgesellschaft, auf den Marmortisch vor dem Spiegel, um das Ganze einen Augenblick noch besser überschauen zu können. Der König hatte ihn stilllächelnd wohl bemerkt und ließ ihn ruhig gewähren. (Paul Meyerheim 1842 - 1915)
Menzel - Das Ballsouper (1878) - Öl auf Leinwand (71 x 90 cm)
Beim Frühstück im Freien beobachtete und zeichnete er die Spatzen und Finken, die Gartenbeete, Sträucher und Palmenbäumchen, und wenn sich gar nichts andres bot, die an die Tische gelehnten Stühle. (Paul Meyerheim 1842 - 1915)
Dann betraten wir beide den Laden, und Menzel sagte dem Inhaber etwas folgendes: "Lieber Herr, Sie haben da von mir eine alte Sünde ausgestellt, ganz schamrot bin ich geworden; das Ding kann aber gar nicht so bleiben. Ich bitte Sie, es mir ins Hotel zu schicken, ich werde noch etwas dran arbeiten." ... Er schloß sich sogleich nach Tisch in sein Zimmer ein und arbeitete an der Kreidezeichnung, bis diese sich in ein ganz wundervolles vollendetes Gouachebild verwandelt hatte. (Paul Meyerheim 1842 - 1915)
In den Sitzungen der Akademie und des Senats äußerte er selten eine Meinung, und wenn es ihm doch gar zu langweilig wurde, so pflegte er die Wahlurne oder anderes abzuzeichnen. (Paul Meyerheim 1842 - 1915)
... eine Festgesellschaft zur Feier seines Erwerbs von Menzels Gemälde "Das Ballsouper". ... Nur der Ehrengast fehlte noch - Menzel. Pünktlich zur Essenstunde erschien er. Aber die Freude auf leibliche Genüsse war arg verfrüht, denn der Alte setzte sich, ohne von jemanden Notiz zu nehmen, vor sein Bild und begann, es zu betrachten, schweigend, mit grimmigem Gesicht. Die Minuten verstrichen. Die Viertelstunden verstrichen. Niemand rührte sich. Er hätte können die Magen knurren hören, wenn er noch etwas anderes gehabt hätte als Augen. .... Endlich wagte dann der Gastgeber eine schüchterne Erinnerung. Menzel drehte sich zu ihm herum und sagte ärgerlich: "Stören Sie mich doch nicht! Nichts ist so wichtig, als wenn man seine Arbeit einmal am fremden Ort und in anderer Beleuchtung studieren kann. Man findet dann vieles, was man anders hätte machen sollen." (Hanns Fechner 1860 - 1931)
In dem kleinen Nest [Hofgastein] ist wohl kein Winkel, keine alte braune Holzhütte, kein Brunnen, kein malerischer Zaun, kein eigensinnig knorrender Baum, den der stets Spähende, unermüdlich leidenschaftlich Schaffende nicht studiert und gezeichnet hätte. (Agathe Herrmann)

Modell-Qualen

"Mit Engelsgeduld hat er [Wilhelm I.] vier Jahre auf sein Krönungsbild gewartet und mir minutenlang das Schwert gehalten mit zitternder Hand. (Ottomar Beta 1845 - 1913)
... und zwang den armen Kerl zu zweistündiger Erstarrung in der befohlenen Pose. Darin kannte er keine Rücksicht. Eine Pause gab es nicht. Wer ihm saß, hatte Order zu parieren und durfte nicht eher die versteiften Glieder recken, als bis er selbst "genug" hatte. (Axel Delmar 1867 - 1929)

Menzel - Begegnung Friedrichs II. mit Kaiser Joseph II. in Neiße 1769 (1857) - Öl auf Leinwand (247 × 318 cm)
So hatte er einmal einen Soldaten auf einem hölzernen Pferdemodell sitzen, plötzlich wurde der Mann ohnmächtig und sank vom Pferd herunter, aber ehe er noch nach einem Glas Wasser lief, machte er schnell noch einige Striche von der Stellung des Soldaten. (Carl Johann Arnold 1829 - 1916)
Eine Droschke stand bereit, uns heimzufahren. Da umarmte meine Mutter die Schwester des Künstlers zum Abschiede besonders herzlich auf der Straße, und im selben Momente gebot der Bruder peremptorisch: "Stillgestanden!" Das Skizzenbuch flog aus der Tasche, und die Zeichnerei ging los ..., viel zu lange für meine Mutter, die sich nach Hause sehnte, zu kurz für den Droschkenkutscher, der für das Warten bezahlt werden mußte. (Paul Meyerheim 1842 - 1915)
Die Namen und Adressen von den Modellen schrieb er sich niemals auf; er meinte, wenn man sie danach fragte, begännen sie mit der Erzählung ihrer Lebens- und Leidensgeschichten, und das liefe immer auf eine kleine Stiftung hinaus. (Paul Meyerheim 1842 - 1915)
... lehnte sich im Nebenzimmer ein alter Herr mit seinem Arm auf eine Bücheretagere. Menzel bemerkte die Hand, sagte zu dem würdigen Tischgaste, den er gar nicht kannte: "Bitte, lieber Herr, halten Sie mal einen Augenblick still" ... Für den Herrn, der sich gern mit einer Zigarre niedergelassen hätte, gab es keine Gnade; er mußte sehr lange stehen bleiben, bis das kleine Meisterwerk vollendet war. (Paul Meyerheim 1842 - 1915)
Menzel - Begegnung Friedrichs II. mit Kaiser Joseph II. in Neiße 1769 Ausschnitt (1857) - Öl auf Leinwand (247 × 318 cm)
Wir haben gezählt: achtzigmal mußte der Sennbub ihm dicht vor der Nase das Radschlagen wiederholen, indes der Meister mit dem größten Eifer in einer Reihen von schnellen Skizzen das Aufstellen der Hände während des Turnstückleins aufzeichnete. (Hanns Fechner 1860 - 1931)
... da hielt er mich in einer ziemlich unbequemen Position fest, "einen Augenblick" wegen eines Lichteffektes in meinem Haar... Aus dem Augenblick wurden anderthalb Stunden. (Agathe Herrmann)
Eines Abends wird das weibliche Modell, nach dem sie zeichneten, von epileptischen Krämpfen befallen. ... Die jungen Künstler mußten darauf verzichten, an diesem Abend weiterzuarbeiten. ... als Menzel spät wie gewöhnlich erschien. "Was soll das heißen? Ihr zeichnet nicht?" ... "Wie, so was Seltenes habt ihr zu sehen bekommen, und ihr habt die Gelegenheit nicht benutzt und es nicht gezeichnet? Schämen sollt ihr euch!" (Ludwig Pietsch 1824 - 1911)
Wenn jener ermüdet, im Flöten pausieren wollte, so erklang immer wieder erbarmungslos das Kommando des Meisters: "Blasen Sie weiter!" ... Aber dem Modell ging schließlich der Atem und die Fähigkeit zu blasen und zu stehen aus, und er brach zusammen. (Ludwig Pietsch 1824 - 1911)

Außenwirkung

Es liegt ihm ein sittlicher Ernst aufgeprägt, der jede Annäherung an Selbstironie, geschweige denn Selbstpersiflage ausschließt. (Ottomar Beta 1845 - 1913)
"Und selbst diese unerläßlichen Ausflüge werden mir vielfach verleidet durch Leute, welche glauben, mich dort unterhalten und amüsieren zu sollen. Das habe ich nicht nötig, habe mich noch nie in meiner eigenen Gesellschaft gelangweilt." (Ottomar Beta 1845 - 1913) 
Menzel - Pferdestudie (Kopf in Seitenansicht nach rechts) (1848) - Öl auf Papier Pappe und Leinwand (35,2 x 59,6 cm)
Und da war ich wieder in dem vielleicht häßlichsten Künstleratelier Berlins, in der bescheidenen, anspruchslosen, nüchternen Werkstatt... (Julius Norden 1849 - 1907)
Kam der kleine, kaum 1,40 Meter hohe Herr im unvermeidlichen, altmodischen Sommer- oder Winterhaus, den sperrigen Regenschirm dicht an den Körper gedrückt, über eine belebte Straße, so hielten die Droschkenkutscher und Kinderwagen, um ihn herüberzulassen. (Axel Delmar 1867 - 1929) 
... saß er meist allein am seinem Tisch und nahm von niemanden Notiz. Erst in den letzten "mürberen Jahren" ließ er sich hin und wieder mit einem bekannteren Gast in ein Gespräch ein, zog es aber vor, nach jedem Gang ein Nickerchen zu machen. Müdigkeit überfiel ihn auch zuweilen bei offiziellen Festlichkeiten, was ihm natürlich niemand verübelte, zumal er mit offenen Ohren schlief. (Axel Delmar 1867 - 1929)
Als die Potsdamer Brücke noch aufgezogen werden müßte, wenn ein hochbödiger Spreekahn durchpassierte, klappte eines Tages der Brückenwart die Flügel wieder herunter, als er den "ollen Menzel" gewahrte, der auf die Brücke zukam. Der Kahn mußte warten... (Axel Delmar 1867 - 1929) 
Pünktlichkeit war seine schwächste Seite. ... Bei einer um zwölf angesetzen Eröffnungsfeier der Landesausstellung erschien er pünktlich um halb drei Uhr, gerade als im Bankettsaal die Suppe aufgetragen wurde und behauptete kaustisch: "Na, die hätte ich auch noch versäumen können!" (Axel Delmar 1867 - 1929) 
An diesem Tag hatte die kleine Exzellenz, wie ich vorsichtig eruierte, über fünfhundert Mark an Leute verschickt, die er kaum kannte, über deren mißliche Lage er aber eine ganze Woche nachgedacht hatte. (Axel Delmar 1867 - 1929) 
... Farbenblase platzte und ihm von der unvertilgbaren Farbe in seinen Bart spritze, aus dem sie trotz allem Waschens und Reinigens nicht rauszubringen war. Er sah sich schließlich genötigt, sich den Bart abrasieren zu lassen und ließ sich darum vierzehn Tage nicht blicken. (Carl Johann Arnold 1829 - 1916)
So fand er, als er eines Abends spät nach Hause kam, noch ein lang erwartetes Buch über Friedrich den Großen, worin er sich so vertiefte, daß er bis zum hellen Morgen las, ohne nur Hut und Paletot abzulegen. (Carl Johann Arnold 1829 - 1916)
Menzel - Kronprinz Friedrich besucht den Maler Pesne auf dem Malgerüst in Rheinsberg (1861) - Deckfarben auf Papier (24 × 32 cm)
... ebenso untersuchte er vorm Schlafengehen sorgfältig ..., ob sich unter dem Bett nicht etwa jemand versteckt habe, und dies war ihm schließlich so sehr zur Gewohnheit geworden, daß er sogar Kleider und Handtücher in die Höhe hob. Solch eine Kontrolle dauerte geraume Zeit, wobei er wohl an ganz andere Dinge dachte... (Carl Johann Arnold 1829 - 1916)
Menzel hat in seinem Leben niemals geraucht und nie Karten gespielt. ... Abends elf Uhr besuchte er gewöhnlich seine alte Stammkneipe ... so hatten die Kellner und Bediensteten die Order, den Meister durch keinerlei Begrüßung und Redensart zu inkommodieren. Er nahm an einem Tische in einer Ecke Platz und kippte die übrigen leeren Stühle um. (Paul Meyerheim 1842 - 1915)
Er war bei Feierlichkeiten und in der Kneipe immer der allerletzte, wies es aber mit äußerster Schroffheit ab, wenn ein Freund ihn zu Fuß oder per Droschke nach Hause geleiten wollte. Beim Heimgang spürte er dann ... immer neue Lust, Studien zu machen. (Paul Meyerheim 1842 - 1915)
Den schlesischen Akzent hatte er nie ganz abgelegt. (Paul Meyerheim 1842 - 1915)
Denn er sprach gerade vor sich hin in seinen Teller hinein und nicht mit lauter Stimme. ... und so bildete sich im Nu ein dichter Schwarm von Gästen, die mit der Hand am Ohr in allen möglichen gebückten Stellungen in einem festen Knäuel sich um den verehrten Redner drängten. (Paul Meyerheim 1842 - 1915)
An den vielen Orden, die ihm zuteil wurden, hatte er doch eine stille Freude und putzte sich gern damit. (Paul Meyerheim 1842 - 1915)
Er hat, wenn es sich um Unterstützung von hilfsbedürftigen Künstler oder zu wohltätigem Zweck veranstalteten Bazaren und Lotterien handelte, immer kostbare Blätter gespendet, mit deren Wert kein Beitrag der anderen Wohltäter konkurrieren konnte. (Paul Meyerheim 1842 - 1915)
Er war kein Mann von gleichgültigen Redensarten, fragte nie nach Familienangelegenheiten, nach künftigen oder nach erledigten Sommerplänen oder nach dem Neuesten vom Tage. (Paul Meyerheim 1842 - 1915)
Eine erwartungsvolle Viertelstunde verbrachte ich vor der Ateliertür, bis der Meister mir, nach seiner Gewohnheit, endlich öffnete. (Hanns Fechner 1860 - 1931)
Bei aller herzlichen Liebe und Verehrung hatten wir Kinder doch eine heilige Scheu vor ihm. Ich fühle noch den Schreck, als er plötzlich hinter mir stand und mich beim Zeichnen ertappte; ... Er prüfte meinen schüchternen Zeichenversuch und sagte wiederholt: "Ja, ja, die Courage des Sehens." (Agathe Herrmann)
... von dem "alten Mann" wollte er nichts wissen. Wenn man ihm z.B. beim Einsteigen in den Wagen oder beim Aussteigen behilflich sein wollte, lehnte er schroff ab. (Hermann Roth)
Menzel - Pferdekopf (1848) - Öl auf Pappe (52,3 x 38,5 cm)
Drei Attribute waren von ihm unzertrennlich: ein Regenschirm, den er nie "in Gedanken stehenließ", denn er schien mit ihm geboren - und er trug ihn bei jedem Wetter -, das Skizzenbuch und ein Opernkucker. (Hermann Roth)
... war nie zu bewegen, seinen schweren Pelz abzulegen, weil er nur eine Minute bleiben wollte, und saß oft stundenlang, um über einen Ausdruck im Text mit mir zu disputieren und gewissermaßen zu handeln. (Max Jordan 1837 - 1906)
Entweder er kam in die Sitzung, wenn sie eben geschlossen werden sollte, oder er schlief, oder er sprach in der Diskussion langsam und bedächtig über Dinge, die gar nicht zur Diskussion standen. (Anton von Werner 1843 - 1915)
... und eine "olle Kratzbürste", wie Berlin ihn wenig respektvoll nannte, war er gewiß nicht. (Heinrich von Angeli 1840 - 1925)
Menzel hatte nur eine große Schwäche, und das war seine Eitelkeit. Ein bewunderndes Wort hörte er sehr gerne, die ihm verliehenen Orden und Titel machten ihm Riesenfreude. (Heinrich von Angeli 1840 - 1925)
... die Natur und die Menschen beobachtet er mit der Mitleidslosigkeit des Forschers. Man hält ihn für fähig, das Leben so sehr bis ins äußerste zu zergliedern, daß er zur Not seine Beute tödlich verletzen könnte, käme dies nur dem Leben seiner Kunst zugute. (Jan Veth 1864 - 1925)

Humor

Menzel - Ansprache Friedrichs des Großen an seine Generale vor der Schlacht bei Leuthen 1757 (1859 - 1861) - Ausschnitt - Öl und Kreide auf Leinwand (318 x 424 cm)
"Als sie mein siebzigstes (Jubiläum) feierten, wurde so viel 'gealtmeistert', daß ich endlich aufstand und um der guten Stimmung wegen mir das Herumreiten auf diesem Worte verbat. ... Er erhob sich - und ich meinen Zeigefinger, so saß er, der das Wort 'Altmeister' dutzendfach im Konzept hatte, es nun jedesmal hörbar verschlucken mußte. Er ist fast an dem Wort erstickt - und die Hörer vor Lachen." (Ottomar Beta 1845 - 1913)
Einen dieser Herren [Modell] ... bewillkommnete er nach genauer Prüfung des etwas auf fünfzig Jahre zu schätzenden Gesichts mit den Worten: "Sie haben mir noch zuviel Farbe und keine Linien. Wenn Sie zwanzig Jahre älter sind, kommen sie mal wieder mit ran, aber fragen Sie lieber schriftlich vorher an". (Axel Delmar 1867 - 1929)
...auf eine Weise angefeindet worden ... (Dabei ergriff er ein Lineal und hieb ein paarmal kräftig in die Luft). Das ist's, was diese Leute verdienten. (Ottomar Beta 1845 - 1913) 
[Zu einer Skizze Begas:] "Sagen Sie doch dem Reinhold, wenn Sie ihn sehen, ob er nicht imstände wäre, sich einmal etwas platonisch zu verlieben, damit er den Gesichtsteilen auch einige Aufmerksamkeit schenken möchte. (Paul Meyerheim 1842 - 1915)

Frauen

Menzel - Clara Illgner (1848) - Öl auf Leinwand (44 x 36 cm)
Es schmerzte Menzel, daß man ihn, wie er sich ausdrückt, zu einem "brutalen Weiberfeind" machen möchte. Er hat so viele Beweise vom Gegenteil gegeben und stets mit Vorliebe weibliche Wesen gemalt. (Ottomar Beta 1845 - 1913)
... an die vierzig Jahre ein weibliches Modell zu empfangen, das er mir einmal als "einzige Liebe" bezeichnete. ... Sie mochte gute zwei Köpfe höher gewesen sein als die kleine Exzellenz. ... "Auf der einen Seite war ich zu groß, auf der anderen sie." (Axel Delmar 1867 - 1929) 
Menzel - Porträt der Friederike Arnold (1845) - Öl auf Leinwand (69 x 62 cm)
... eines Wortes ... das er selbst, vermutlich im vollen Ernst, prägte ... "Ich bin schlimmer wie'n Junggeselle, in bin alte Jungfer." (Axel Delmar 1867 - 1929)
... er habe wohl deshalb niemals Porträts von schönen Frauen gemacht, weil dieselben, wenn sie das Atelier beträten, immer beanspruchten, vom Künstler wie Wesen aus einer anderen Welt mit ganz anderen Augen angesehen zu werden. ... "Na, siehst du dir denn ein weibliches Krokodil mit anderen Augen an als ein männliches?" (Paul Meyerheim 1842 - 1915)
"Liebes Menzelchen, die Damen sind doch nicht so häßlich, wie Sie sie gemalt haben." Menzel knurrte sein gewohntes: "Ich sehe sie aber so". Wrangel machte neue Einwendungen, aber Menzels Geduld war längst zu Ende. Mit hochgeschwungenem Malstock ging das kleine Männchen gegen den Feldmarschall los, der es diesmal vorzog, das Feld zu räumen, in der Türe seinem Zorne mit dem Ausrufe "Giftige olle Kröte" Luft machend. (Heinrich von Angeli 1840 - 1925)