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Sonntag, 25. August 2013

Berliner Bilderbogen (Teil 7)

Deutsche Historische Museum

Thema: Soziale Frage

Die sozialen Probleme im 19. Jahrhundert werden in der Ausstellung ausführlich beschrieben. Hunger, Arbeitslosigkeit, katastrophale Arbeitsbedingungen oder mangelnde Fürsorge sind mittels verschiedener Gemälde anschaulich dargestellt.

Robert Warthmüller (1859 - 1895)

Armut und Elend waren auch zu Zeiten Friedrich des Großen weit verbreitet. Der beliebte König ordnete als eine Maßnahme gegen den Hunger an, die nahrhafte Kartoffel überall im Lande anzubauen. Seine Inspektionsreise zur Kontrolle und Ermutigung der Bauern ist auf dem bekannten Gemälde Warthmüllers abgebildet.

Robert Warthmüller - Der König überall (1886) - Öl auf Leinwand (105,5 x 182 cm)
Robert Warthmüller - Der König überall (1886) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (105,5 x 182 cm)
Robert Warthmüller - Der König überall (1886) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (105,5 x 182 cm)

Carl Henrik D'Unker

Düsseldorf war in der Mitte des 19. Jahrhundert eine Hochburg der Malerei. Schüler aus aller Welt wollten an dieser prestigeträchtigen Kunstschule ihr Können erlernen. Auf Befehl seines Königs kam auch ein erster schwedischer Maler in die Rheinmetropole. D' Unker, der für seine sozialkritische Genremalerei in der Art eines Johann Peter Hasenclever bekannt wurde.
Ein gebrechlicher Greis und seine junge Enkelin müssen im Kampf gegen den Hunger ihren Beitrag zum Familienunterhalt leisten. Sie versuchen mit Straßenmusik ein paar Münzen für das nächste Brot zu erbetteln. Doch die Gesetze erlauben dies nicht. Die beiden werden festgenommen und einem Beamten vorgeführt. Dieser steht dem Elend hilflos gegenüber und weiß keinen Rat.

Carl Henrik D'Unker - Arrestmeldung (1857) - Öl auf Leinwand (52,6 x 60,5 cm)
Carl Henrik D'Unker - Arrestmeldung (1857) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (52,6 x 60,5 cm)
Carl Henrik D'Unker - Arrestmeldung (1857) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (52,6 x 60,5 cm)

 Oskar Gräf (1861 -1912)

Die Arbeitsbedingungen in den Industrieanlagen waren katastrophal. Der Sicherheit wurde keine besondere Beachtung geschenkt. Die Arbeiter waren austauschbar. So kam es immer wieder zu tödlichen Unfällen. Die Ehefrau bekam eine lächerlich kleine finanzielle Entschädigung und war dann mit ihren Kindern auf sich alleine gestellt.
Die Trauer und Wut in dieser Situation zeigt anschaulich das Gemälde Oskar Gräfs, der unter anderem für die satirische Sozialdemokratische Zeitschrift Der Wahre Jakob zeichnete.

Oskar Gräf - Begräbnis eines Arbeiters (um 1900) - Öl auf Leinwand (62,5 x 100 cm)
Oskar Gräf - Begräbnis eines Arbeiters (um 1900) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (62,5 x 100 cm)
Oskar Gräf - Begräbnis eines Arbeiters (um 1900) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (62,5 x 100 cm)
Oskar Gräf - Begräbnis eines Arbeiters (um 1900) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (62,5 x 100 cm)

Josef Rolletschek (1859 - 1934)

Die Arbeit auf dem Lande reichte bei weitem nicht mehr aus, für die immer stärker anwachsende Bevölkerung. Viele Menschen waren gezwungen, in Richtung große Industriezentren zu wandern, um dort einen Broterwerb zu finden.

Solch von der örtlichen Polizei kontrollierte, und als unbrauchbar ausgewiesene Wanderarbeiter, zeigt das Gemälde Rolletscheks. Zu diesem Maler sind leider im Internet und meinen Büchern keine brauchbaren Informationen vorhanden.

Josef Rolletschek - Ausweisung der Wanderarbeiter (1889) - Öl auf Leinwand (118 x 154 cm)
Josef Rolletschek - Ausweisung der Wanderarbeiter (1889) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (118 x 154 cm)
Josef Rolletschek - Ausweisung der Wanderarbeiter (1889) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (118 x 154 cm)
Josef Rolletschek - Ausweisung der Wanderarbeiter (1889) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (118 x 154 cm)

Robert Koehler (1850 - 1917)

Koehlers Gemälde Der Streik hieß früher Vor dem Streike, was die dargestellte Situation wohl etwas besser beschreibt. Die wütenden Arbeiter stehen kurz vor der Entscheidung, in den Streik zu treten. Eine Frau fleht ihren Ehemann an, einzuhalten, da ihre finanzielle Lage dies nicht erlauben wird. Ein anderer ist wild entschlossen und habt einen Stein zum Angriff. Der Arbeitersprecher versucht mit letzten, ernsten Worten, den Fabrikbesitzer von ihrer miserablen Lage zu überzeugen. Aber sein Unterfangen wird scheitern. Der Streik beginnt.

2011 widmete James M. Dennis ein ganzes Buch diesem Bilde. Eine Leseprobe ist hier zu finden.

Nachtrag: Dennis meint wohl zu Recht, dass im Vordergrund nicht die Ehefrau, sondern eine Frauen-Aktivistin, welche die Arbeiter in ihrem Kampf um soziale Verbesserungen unterstützt, abgebildet ist. Grund: Ihre bessere Kleidung.

Robert Koehler - Vor dem Streik (1886) - Öl auf Leinwand (181,6 x 275,6 cm)
Robert Koehler - Vor dem Streik (1886) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (181,6 x 275,6 cm)
Robert Koehler - Vor dem Streik (1886) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (181,6 x 275,6 cm)
Robert Koehler - Vor dem Streik (1886) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (181,6 x 275,6 cm)
Robert Koehler - Vor dem Streik (1886) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (181,6 x 275,6 cm)

Berliner Bilderbogen (Teil 6)

Deutsche Historische Museum 

Das Deutsche Historische Museum (DHM) bietet, wie der Name schon sagt, einen vielfältigen Überblick über die deutsche Geschichte. Sie wird sowohl aus Sicht der Mächtigen und Herrschenden erzählt, soll aber auch ein Gefühl für das Alltagsleben der Menschen vermitteln. Die Ausstellungsabschnitte sind zeitlich gegliedert und mit vielen Kunstwerken zur Verdeutlichung der Texte ausgeschmückt.

Aufgrund mangelnder Zeit konzentrierte sich mein Rundgang auf die Gemälde des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts.

NACHTRAG: Leider wünscht das DHM keine Veröffentlichung ihrer Gemälde auf privaten Blogs, auch eigene Fotos von gemeinfreien Werke sind nicht erlaubt. 

Thema: Porträt

Die Porträts der Sammlung zeigen einen Querschnitt der hohen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts. Kaufleute, Bankiers, Politiker, Aristokraten oder Adel werden vorgestellt. Alle Gemälde sind offizielle Porträts, welche den Status, Erfolg oder die Machtfülle der abgebildeten Personen zur Schau stellen.

Friedrich Carl Gröger (1766 - 1838)

Das im Deutschen Historischen Museum ausgestellte Porträt Grögers zeigt mal wieder, dass kleine Fotos keinen gebührenden Eindruck vom Original vermitteln. Die Gemäldesammlung in der Wikipedia hätte mich nach gefühlten fünf Sekunden weiterklicken lassen. Die Konterfeis sind zu steif und malerisch nicht beeindruckend. Doch das reale Gemälde wirkt viel frischer und lebendiger und ist ein paar Minuten der Betrachtung wert.
Das Bild ist eine Auftragsarbeit zur Hochzeit des Ehepaars Petersen. In seiner Größe, Qualität und Pose zeigt es anschaulich das neue Selbstbewusstsein der aufstrebenden Großbürgerschicht, welche sich nicht mehr hinter dem Adel versteckt.

Friedrich Carl Gröger - Emilie und Johann Philipp Petersen (1806) - Öl auf Leinwand (205 x 148 cm)
Friedrich Carl Gröger - Emilie und Johann Philipp Petersen (1806) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (205 x 148 cm)

Heinrich Wilhelm Schlesinger (1814 - 1893)

Das ausdrucksstarke Porträt des den Betrachter fest in die Augen blickenden Anton von Schmerling, zeigt eine malerische Qualität erster Güte.
Doch den Namen des Künstlers habe ich noch nie gehört. Auch eine Internetrecherche liefert keine brauchbaren Ergebnisse zu Heinrich Schlesinger. Wie kann es sein, dass ein so fähiger Maler kaum Spuren hinterlässt? Doch die Antwort liegt nah. Schlesinger wanderte nach Frankreich aus und nahm einen anderen Vornamen an. Henri-Guillaume. Und unter diesem Namen ist nun viel mehr zu finden. Zum Beispiel eine feine Bildersammlung.

Das vollständige Gemälde, auf den Seiten des DHM, ist hier zu sehen.

Heinrich Schlesinger - Anton Ritter von Schmerling (1849) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (121 x 89 cm)

Bernhard Plockhorst (1825 - 1907)

Leider habe ich aufgrund der ungünstigen Belichtung im Ausstellungsraum nur eine Seitenansicht von Plockhorsts Porträt des David Hansemann aufnehmen können. Aber auch so wird die feine Umsetzung deutlich. Doch nicht nur diese ist ein Grund für die Aufnahme des Bildnisses in die Sammlung. Denn der Dargestellte war ein Tausendsassa vor dem Herrn. Unternehmer, Bankier, Politiker. Gründer von Banken und Versicherungen. Sein historischer Verdienst liegt in der Vorreiterrolle, welche seine sozialen Unternehmungen in der deutschen Geschichte einnehmen.

Bernhard Plockhorst - David Justus Ludwig Hansemann (nach 1862) - Öl auf Leinwand (172 x 112 cm)

Oscar Begas (1828 - 1883)

Der aus der bekannten Künstlerfamilie Begas stammende Maler porträtiert hier den Bankier Bismarcks, Gerson Bleichröder. Dieser wurde als einer der ersten nicht getauften Juden, nach den Brüdern Oppenheim, in den niederen Adelsstand erhoben.

Oscar Begas - Gerson Bleichröder (1871) - Öl auf Leinwand (126 x 95 cm)
Oscar Begas - Gerson Bleichröder (1871) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (126 x 95 cm)

Paul Bülow (1842 - 1889)

Von Paul Bülow sind wenig Informationen überliefert. Wunderlich für jemanden, der schon mit Ende Zwanzig Hofmaler von Kaiser Wilhelm I war. Dies ist ein offizielles Porträt in Paradeuniform, aber durch Betonung der gütigen, glänzenden Augen, wird auch die großväterliche Seite des Kaisers für sein Volk betont.

Paul Bülow - Kaiser Wilhelm I in Paradeuniform (1879) - Öl auf Leinwand
Paul Bülow - Kaiser Wilhelm I in Paradeuniform (1879) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand

Franz von Lenbach (1836 - 1904)

In einem Museum der deutschen Geschichte darf ein Porträt Otto von Bismarcks natürlich nicht fehlen. Zum Glück war der Kanzler ein Liebling des Malers Lenbach, der ihn auf über 80 Bildnissen verewigte. Zwei dieser Gemälde haben ihren Weg in die Sammlung des Deutschen Historischen Museums gefunden.

Franz von Lenbach - Bildnis Otto von Bismarck (1879) - Öl auf Leinwand - (121 x 96,5 cm)
Das andere ist hier zu sehen.

Salvador Martínez Cubells (1845 - 1914)

Der spanische Maler und Restaurator Cubells ist im deutschsprachigen Raum völlig unbekannt. Dank der wunderbaren Übersetzungshilfe von Google kommen wir ihm aber dennoch auf die Schliche. Er war ein akademischer Maler erster Güte, der über viele Jahre hinweg Bilder zu den wichtigen Ausstellungen seines Landes sandte. Auch als Restaurator hatte Cubells einen großen Namen. Sein bekanntestes Projekt ist wohl die Übertragung der Schwarzen Serie Goyas von Wandmalerei auf Leinwand.
Den Weg in die Sammlung hat er Dank eines Doppelporträts des Ehepaares Stumm gefunden. Die bessere Hälfte sei hier abgebildet.

Salvador Martínez Cubells - Pauline von Stumm (1889-90) - Öl auf Holz
Salvador Martínez Cubells - Pauline von Stumm (1889-90) (Ausschnitt) - Öl auf Holz
Salvador Martínez Cubells - Pauline von Stumm (1889-90) (Ausschnitt) - Öl auf Holz

Thema: Auswanderung

Deutschland war im 19. Jahrhundert ein Auswanderungsland. Über 5 Millionen Menschen alleine suchten ihr Glück in den USA. Zu Beginn zwang vor allem die wirtschaftliche Not die Menschen zum Aufbruch in ein unbekanntes Land. Später war es jedoch häufig Abenteuerlust und der Wunsch, das große Geld im Land der unbegrenzten Möglichkeiten zu finden.

Felix Schlesinger (1833 - 1910)

Am Rockzipfel der Auswanderung stand eine gute strukturierte Maschinerie, welche den großen Strom, der in Richtung Amerika zog, verwaltete. Es wurden Flugblätter und Bücher gedruckt. Sogar eine Zeitschrift war im Umlauf, die über das Auswandern berichtete.
Die Poststation galt häufig als erste Anlaufstelle zum Start ins neue Land. Dort konnte man Tickets für eine Kutsche zu den großen Auswanderungshäfen Hamburg oder Bremerhaven erwerben, wo die Schiffe mit Ziel Westen lagen.

So wie die Auswanderung selber Millionen Menschen bewegte, waren natürlich auch die Gemälde über diese gefragt. Maler, welche häufig solche Szenen abbildeten, waren z.B. Carl Wilhelm Hübner oder Felix Schlesinger. Dessen fantastisches Gemälde der Poststube ist im DHM ausgestellt.

Felix Schlesinger - Die Poststube (1859) - Öl auf Leinwand (82,5 x 109,9 cm)
Felix Schlesinger - Die Poststube (1859) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (82,5 x 109,9 cm)
Felix Schlesinger - Die Poststube (1859) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (82,5 x 109,9 cm)
Felix Schlesinger - Die Poststube (1859) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (82,5 x 109,9 cm)

Antonie Volkmar (1827 - 1867)

Der Hafen ist erreicht und ein Platz am Bord eines Schiffes reserviert. Die paar Habseligkeiten sind gepackt und das Ruderboot bringt die Auswanderer nun zum großen Schiff. Jetzt gibt es kein zurück mehr auf der Reise ins Unbekannte. Ein Wiedersehen ist fast ausgeschlossen. War es die richtige Entscheidung? Was erwartet uns im fremden Land? Werden wir unser Glück finden? Wie wird es den Daheimgebliebenen ergehen? Tausend solcher Gedanken gehen den Reisenden gerade durch den Kopf.
Genau solch eine Szene hat die Malerin in dem folgenden Gemälde dargestellt.

Antonie Volkmar - Abschied der Auswanderer (1860) - Öl auf Leinwand (112,4 x 190,5 cm)
Antonie Volkmar - Abschied der Auswanderer (1860) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (112,4 x 190,5 cm)
Antonie Volkmar - Abschied der Auswanderer (1860) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (112,4 x 190,5 cm)

Berthold Woltze (1829 - 1896)

Der Kontakt mit den Auswanderern in Übersee war in Zeiten vor Telefon und Internet sehr rar gesät. Über fremde Schicksale berichteten die Zeitungen in regelmäßigen Kolumnen. Jedoch wurden die in Deutschland Gebliebenen über ihren Verwandten nur dann informiert, wenn ein Brief den langen Weg von Amerika in ihren Briefkasten fand. So wie in dem Fall der drei Damen in Woltzes Gemälde, welche erleichtert und gespannt die Lebenszeichen ihres Verwandten betrachten.

Berthold Woltze - Ein Brief aus Amerika (um 1860) - Öl auf Leinwand (94 x 77 cm)

Berthold Woltze - Ein Brief aus Amerika (um 1860) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (94 x 77 cm)
Berthold Woltze - Ein Brief aus Amerika (um 1860) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (94 x 77 cm)

Montag, 19. August 2013

Berliner Bilderbogen (Teil 5)

Alte Nationalgalerie (Last but not least)


Langsam kommen wir zum Ende des Rundgangs durch die Alte Nationalgalerie. Wir haben manch tolles Werk gesehen, aber den Höhepunkt der Sammlung noch nicht erreicht. Zwei Maler fehlen noch, die nach meinen Maßstäben den Glanzpunkt der Sammlung darstellen. Ein Österreicher und ein Deutscher.

Beide galten als wenig kompromissbereit und gradlinig in ihren Handlungen. So wundert es nicht, dass sie schon früh mit dem akademischen Zopf aneinandergerieten.
Über die offizielle Doktrin, dass Landschaftsmalerei nur durch das Studium der Klassiker wie Lorraine oder Poussin erlernbar war, schüttelten sie den Kopf. Sie wollten keine idealisierten Landschaften malen, sondern die Welt so darstellen, wie sie war. Raus in die Natur lautete ihre Maxime seit Ende der 20er Jahre. Nur dort kann man ein Gefühl für Licht und Schatten, Wind oder Wolken gewinnen.

Ihre Gemälde sind genau nach meinem Geschmack. Vollendet bis in den kleinsten Winkel, aber nie fotorealistisch langweilig. Sie bieten nicht nur ein, zwei Blickfänge, sondern viele kleine Szenen, welche das große Ganze abrunden.

Ferdinand Georg Waldmüller (1793 - 1865)

Waldmüller ist ein fantastischer Maler, der auf vielen Gebieten (Stillleben, Porträts, Landschafts- oder Genremalerei) wahre Meisterwerke geschaffen hat. Seine technischen Fähigkeiten sind sagenhaft. So beeindruckt, wie von dem Kleid der Gräfin in dem Porträt der Familie Kerzmann aus dem Belvedere, bin ich selten gewesen. Der Zeit weit voraus war er in der Behandlung des Sonnenlichts. In dieser Intensität, hell und blendend, hat man es zuvor nicht gemalt gesehen.

Waldmüllers Lieblingsthema waren Kinderbilder. Diese wurden schon zu seinen Lebzeiten, und noch mehr heute, als naiv und belanglos belächelt. Ob das berechtigt ist, wird nicht mehr hinterfragt. Ich stimme dem natürlich nicht zu. Wie ein Thema umgesetzt wurde, ist von Belang, aber nicht sein Gegenstand. Dies ist Geschmackssache und dem Wandel der Zeit unterworfen.

Warum soll die Welt kleiner Kinder weniger malenswert sein, als das Leben der Erwachsenen? Warum kann der Fachmann sich an Leid und Tragödie als große Themen der Kunst ergötzen, aber die kleinen Freunde des Menschseins übersehen? Warum ist ein weinendes Kind Kitsch, ein blutender Erwachsener aber Kunst?

In der Alten Nationalgalerie sind alle Sparten der Kunst Waldmüllers vertreten.

So auch ein kleines, feines Stillleben. Keine Sorge. Auf der rotfigurigen Vase ist kein drittes Standbein des sich an die Dame annähernden bärtigen Herrn abgebildet.

Ferdinand Georg Waldmüller - Blumenstrauß mit Silbergefäßen und antiker Vase (um 1840) - Öl auf Holz (58 x 46 cm)
Ferdinand Georg Waldmüller - Blumenstrauß mit Silbergefäßen und antiker Vase (um 1840) (Ausschnitt) - Öl auf Holz (58 x 46 cm)

Ferdinand Georg Waldmüller - Blumenstrauß mit Silbergefäßen und antiker Vase (um 1840) (Ausschnitt) - Öl auf Holz (58 x 46 cm)

 

Kurz vor seinem Tod malte er eine weitere Version der im Vorfrühling im Wienerwald spielenden Kinderserie. Das älteste Bild von 1858 ist in Nürnberg ausgestellt, die mittlere Variante von 1861 im Belvedere in Wien.

Ferdinand Georg Waldmüller - Vorfrühling im Wiener Wald (1864) - Öl auf Leinwand (42 x 54 cm)
Ferdinand Georg Waldmüller - Vorfrühling im Wiener Wald (1864) (Auschnitt) - Öl auf Leinwand (42 x 54 cm)
Ferdinand Georg Waldmüller - Vorfrühling im Wiener Wald (1864) (Auschnitt) - Öl auf Leinwand (42 x 54 cm)

Voller Stolz präsentieren die drei Lebkuchenträger ihren auf der Kirchweih neu erworbenen Schatz.

Ferdinand Georg Waldmüller - Rückkehr von der Kirchweih (um 1859-60) - Öl auf Holz (74 x 94,4 cm)
Ferdinand Georg Waldmüller - Rückkehr von der Kirchweih (um 1859-60) (Ausschnitt) - Öl auf Holz (74 x 94,4 cm)



Ferdinand Georg Waldmüller - Rückkehr von der Kirchweih (um 1859-60) (Ausschnitt) - Öl auf Holz (74 x 94,4 cm)
Schulfrei. Jubel und Geschrei. So wars damals und so wirds nie anders sein.

Ferdinand Georg Waldmüller - Nach der Schule (1841) - Öl auf Eichenholz (75 x 62 cm)
Ferdinand Georg Waldmüller - Nach der Schule (1841) (Ausschnitt) - Öl auf Eichenholz (75 x 62 cm)
Ferdinand Georg Waldmüller - Nach der Schule (1841) (Ausschnitt) - Öl auf Eichenholz (75 x 62 cm)
Ferdinand Georg Waldmüller - Nach der Schule (1841) (Ausschnitt) - Öl auf Eichenholz (75 x 62 cm)
Ferdinand Georg Waldmüller - Nach der Schule (1841) (Ausschnitt) - Öl auf Eichenholz (75 x 62 cm)

Carl Friedrich Lessing (1808 - 1880)

Lessing interessierte sich nicht für Konventionen.

Seinem ehemaligen Lehrer Schadow bereitete er Kopfschmerzen, da er mit den Themen seiner Gemälde Neuland suchte, welches der strenge Katholik Schadow nicht zu gehen bereit war. Den von der Inquisition als Ketzer verbrannten Huss in seinen Historienbildern zu verewigen, war für Schadow undenkbar.

Auch für die damals als Pflichtprogramm angesehene Italienreise, zum Studium der antiken Vorbilder, konnte sich Lessing nicht begeistern. Seine Motive gewann er lieber auf Wandertouren in heimischen Gefilden. Schon mit 19 Jahren, also seit 1827, sind des Malers Streifzüge, mit seinem Freund Wilhelm Schirmer, durch die Eifel bekannt.

Lessing war ein großartiger Zeichner, der jedes Gemälde durch unzählige Studien vorbereitete. Seine Akribie bei der Recherche zu den Historiengemälden wurde von vielen Kollegen bewundert. Er besaß eine große Bibliothek und Requisitensammlung, um den Werken noch mehr Authentizität zu verleihen.

Hier ein typisches Landschaftsbild der Romantik. Es ist ein einsamer Wanderer in einer flachen Wiesenlandschaft zu sehen, die zwar real wirkt, aber mit Sicherheit komponiert ist.

Carl Friedrich Lessing - Schlesische Landschaft (1841) - Öl auf Leinwand (48 x 114 cm)
Carl Friedrich Lessing - Schlesische Landschaft (1841) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (48 x 114 cm)
In der Sammlung befindet sich eines der frühsten Gemälde Lessings. Die Ritterburg ist aufgrund der zu konstruierten Zusammensetzung alles andere als gelungen. Es zeigt aber schön, dass noch kein Meister vom Himmel gefallen ist. Lessing erkannte seine Mängel in der Komposition eines Bildes, arbeitete an seinen Schwächen und gründete deshalb einen Komponierverein.

Carl Friedrich Lessing - Ritterburg (1828) - Öl auf Leinwand (138 x 194 cm)

Carl Friedrich Lessing - Ritterburg (1828) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (138 x 194 cm)



Mein Lieblingsbild der gesamten Sammlung ist die Kampfszene während des Dreißigjährigen Krieges, welche Lessing hier verewigt hat. Der am Engpass tobende Kampf ist in vollem Gange, während ganz rechts eine Dame in aller Ruhe den Edelmann bewacht. Jeder Zentimeter des Gemäldes ist mit viel Liebe und Detailbegeisterung gemalt.

Carl Friedrich Lessing - Schützen im Engpaß (1851) - Öl auf Leinwand (195 x 164,5 cm)
Carl Friedrich Lessing - Schützen im Engpaß (1851) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (195 x 164,5 cm)
Carl Friedrich Lessing - Schützen im Engpaß (1851) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (195 x 164,5 cm)
Carl Friedrich Lessing - Schützen im Engpaß (1851) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (195 x 164,5 cm)
Carl Friedrich Lessing - Schützen im Engpaß (1851) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (195 x 164,5 cm)
Carl Friedrich Lessing - Schützen im Engpaß (1851) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (195 x 164,5 cm)

Ausblick

Soweit mein Streifzug durch die Alte Nationalgalerie. Aufgrund der knappen Zeit in Berlin stand für den gleichen Tag noch das Deutsche Historische Museum auf dem Programm. Von diesem Ausflug berichte ich in den folgenden Teilen des Berliner Bilderbogens.