Stadtbild
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Kunsthalle |
Karlsruhe ist eine interessante Stadt. Am Reißbrett Anfang des 18. Jahrhunderts von den Bauherren des Markgrafen entworfen, führen viele Straßen im Halbkreis fächerartig vom
Schloss in Richtung Einkaufsstadt. Trotz Bombardement im 2. Weltkrieg ist die Struktur noch heute zu erkennen. Zum Zeitpunkt meines Besuchs, September 2014, jedoch durch endlos viele Baustellen entstellt.
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Orangerie |
Verfeinert wurde das Stadtbild im 19. Jahrhundert durch die Bauvorhaben der Großherzöge.
Orangerie, Brunnenanlagen, Stadthäuser oder Kirchen verschönerten das Bild der aufstrebenden Kleinmetropole. Die technische Hochschule war eine der ersten in Deutschland und die Kunsthalle, Grund meines Karlsruhe-Besuchs, wurde ebenfalls in der Mitte des 19. Jahrhunderts als eine der frühsten deutschen Museumsbauten errichtet.
Kunststadt
Mit dieser Maßnahme und der geschickten Abwerbung renommierter Künstler (
Schirmer als Akademie- und der damals weltberühmte
Lessing als Galeriedirektor) trat Karlsruhe in den Kreis der bedeutenden Kunststädte ein. Nicht immer ohne Neid der Einheimischen und Österreich nahestehenden wie
Canon, die ihre Pfründe durch die eingewanderten Preußen gefährdet sahen.
Doch der Aufstieg zur Kunstmetropole war nicht aufhaltbar und so verbindet man heute noch die Stadt mit vielen bedeutenden Malern des 19. Jahrhundert, die mal kurz oder lang in Karlsruhe ansässig waren.
Feuerbach,
von Werner,
Dietz,
Keller,
Thoma oder
Schroedter (der leider nicht in der Sammlung ausgestellt ist) sind Namen, die in ganz Deutschland einen bekannten Klang hatten.
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Schlosspark
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Kunsthalle
Die
Karlsruher Kunsthalle stand wegen ihrer bedeutenden Sammlung der deutschen Kunst des 19. Jahrhunderts auf meinem Programm. Doch auch die niederländischen und flämischen Maler des 17. und 18. Jahrhunderts bieten manches Schmuckstück, welche ich hier im ersten Teil vorstellen möchte.
Die großen Namen wie Rubens und Rembrandt sind natürlich vertreten, doch auch manch weniger ruhmreiche Künstler hat ein feines Bild zur Sammlung beigesteuert.
Wie immer sind die Bilder in bescheidener Qualität, dafür aber mit Rahmen. Und vielen Dank für die Erlaubnis zur Veröffentlichung meiner Bilder.
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Sammlung |
Das faszinierendste Gemälde der gesamten Altmeistersammlung ist, geschickt platziert an der Türöffnung, schon von weitem sehr gut sichtbar. Kleine Kinder schauen jetzt bitte weg, denn hier wird Horror der derberen Art geboten. Die Dämonen und Fabelwesen ziehen das Opfer hinab in einen dunklen Albtraum, aus dem es kein Entrinnen gibt.
Man denkt automatisch an
Hieronymus Bosch, der viele solcher vom Bösen heimgesuchten Werke gemalt hat. Es stammt jedoch nicht von ihm, sondern von einem 150 Jahre jüngeren Malerkollegen aus Flamen, Craesbeeck. Das Thema scheint einzigartig in dessen Werk zu sein, das eher für harmlose Genreszenen bekannt ist.
Die Haltung des gepeinigten, gequälten Gesichts mit weit offen gerissenem Mund schien ihm gut zu gefallen. Denn er verwendete es auch in einem ganz anderen Zusammenhang, wobei nicht klar ist, welches Bild zuerst entstand. In dem
Raucher des Louvre. Wahrscheinlich ein Selbstbildnis. Gleiches gilt damit natürlich also auch für das hier abgebildete Gemälde.
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Joos von Craesbeeck - Versuchung des heiligen Antonius (um 1650) |
Laut Wikipedia soll van Hemessen fast ausschließlich Gemälde mit mehreren Szenen auf einem Bild gemalt haben. Oft sehr statisch komponiert. Die im Web zu finden Werke bestätigen dies nicht ganz, aber zum Karlsruher Bild passt die Beschreibung 100%.
Es ist unverkennbar ein Tugendbild, welches vor den Gefahren in einem Freudenhaus warnt. Hinten rechts wird einem Jüngling der letzte Taler gestohlen. Auf der anderen Seite tritt schon der Nächste ein. Aber auch vor dem Alten vorne wird nicht halt gemacht. Alkohol soll ihn benebeln und das junge Mädchen bezirzt ihn auf gekonnte Art und Weise. Ob er der Gefahr entkommt, steht in den Sternen.
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Jan van Hemessen - Lockere Gesellschaft (um 1540) |
In der Kunsthalle sind einige tolle Stillleben ausgestellt. Eines in sehr schönen leuchtenden Tönen stammt von der niederländischen Malerin Ruysch. Als Schülerin von Willem von Aelst, der nachfolgend ebenfalls vorgestellt wird, hat sie ein sehr gutes Gefühl für Farben entwickelt, was in dem hier abgebildeten Bild gut zu erkennen ist.
Thematisch war das Korsett für Malerinnen zur damaligen Zeit sehr eng. So wundert es nicht, dass auch von ihr fast nur konventionelle, aber hochwertige, Blumenstillleben bekannt sind. Eines ihrer Besten ist in Karlsruhe ausgestellt.
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Rachel Ruysch - Blumenstrauß (1715) |
Der Niederländer van Aelst ist einer der großen Stilllebenmaler des 17. Jahrhunderts. Im Gegensatz zu seiner Schülerin Ruysch, von der fast nur Blumenstillleben bekannt sind, hat ihr Meister verschiedene Varianten dieses Genres bedient. Das Jagdstillleben, welches den großen Koloristen zeigt, konnte die Kunsthalle vier Jahre nach dem Bild seiner Schülerin erwerben.
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Willem van Aelst - Jagdstillleben mit Rebhuhn (1668) |
Ein noch üppigeres, barockes Jagdstillleben entsprang dem Pinsel des flämischen Malers Jan Fyt/Fijt.
An diesem Bild ist gut zu erkennen, dass Maler oft baukastenartig ihre Bilder komponierten. Ein von den Kunden gern gesehenes Motiv wurde immer wieder in gleichen oder leicht abgewandelten Variationen wiederholt. So ist zum Beispiel der neugierig blickende Hund mit
schwarz-weißem Fell auf mehreren anderen Gemälden Fyts zu finden (hier, hier oder beispielsweise hier).
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Jan Fyt - Jagdstillleben mit Papagei (1650-60) |
Ich habe schon einige Stillleben gesehen, aber an eines mit diesen Ausmaßen, auf dem nur riesige Feldfrüchte abgebildet sind, kann ich mich nicht erinnern. Normalerweise enthalten solche Gemälde eher schlankes Gemüse oder formvolles Obst. Solch wuchtige, das ganze Bild einnehmende Kohlköpfe kommen nur ganz selten vor. Damit das Ganze nicht zu plump wirkt, ist es mit einem Hinweis auf den Quell dieser Gaben versehen, dem mühsam bewirtschafteten Acker.
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Frans Synders - Stillleben mit Feldfrüchten - Allegorie der Erde (um 1610) |
Um das Spektrum der Stillleben zu vervollständigen, hat die Kunsthalle in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts ein hochkarätiges Trompe-l’œil des niederländischen Künstlers van Hoogstraten erworben. Das Motiv der Pinnwand war zu allen Zeiten bei den Trompe-l’œil-Malern beliebt. Es kann mit beliebigen kleinformatigen Gegenständen bestückt werden, bei denen der Meister sein Können in der Darstellung unterschiedlichster Stoffe unter Beweis stellen kann.
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Samuel van Hoogstraten - Augenbetrüger-Stillleben (um 1666-78) |
Ohne einen Rembrandt ist eine Sammlung der niederländischen Altmeister unvollständig. Es sollen in etwa 50 gemalte Selbstporträts von Rembrandt existieren. Das hier abgebildete ist ein typisches Beispiel. In warmen Brauntönen gehalten, mit hell erleuchtetem Gesicht, schaut der Meister, wie auf fast all seinen Selbstbildnissen, den Betrachter direkt an.
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Rembrandt van Rijn - Selbstbildnis (um 1650) |
Rubens ist neben Rembrandt der wohl bekannteste Maler des 17. Jahrhunderts. Die Nachfrage nach seinen Gemälden war enorm. Alleine war das für einen Menschen nicht zu bewältigen. Deshalb führte der Flame, in Tradition der Renaissance-Maler, ein eigene große Werkstatt. Inwieweit Rubens selber Hand bei den Gemälden anlegte, ist nicht immer ermittelbar. Die Aufteilung in der Zusammenarbeit mit namhaften Kollegen war jedoch bekannt. So wurde der oben vorgestellte Synders gerne für Tierdarstellungen angeworben.
Das Karlsruher Familienbildnis zeigt eine innige Beziehung zwischen Eltern und Kind. Die vorsichtigen, zärtlichen Berührungen behüten das Kleine und schützen es vor den Gefahren der Welt.
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Peter Paul Rubens - Bildnis eines Ehepaars mit einem Kinde (um 1610) |
Ein weiteres schönes Familienporträt der Sammlung stammt von Flink. Dieser niederländische Maler war ein Schüler Rembrandts und soll in vielen Gemälde seinem Lehrmeister ähneln. Von der Farbgebung mag dies auch hier stimmen, aber die Komposition erinnert mich weniger an einen Rembrandt als an van Dyck. Wie dem auch sei, es ist vorzüglich gemalt, die Stoffe glänzen und das Kolorit meisterhaft gelungen.
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Govaert Flinck - Bildnis eines Ehepaares (1646)
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Die Landschaften der alten Meister sind mir in Karlsruhe nicht besonders im Gedächtnis haften geblieben. Dies ist wohl der schwächste Teil ihrer Sammlung des 17. und 18. Jahrhunderts. Das Bild des Niederländers Ruisdael ist unverkennbar ein komponiertes Gemälde, bestehend aus beliebten Bestandteilen der Landschaftsmaler. Es entspricht also keinem realen Ort, sondern einem Konstrukt seiner Fantasie.
Der Hirte mit seinen Kühen, die mächtigen, in U-Form geschwungenen Bäume am See. Vorne abgestorben Stämme, um den Kreislauf der Natur zu verdeutlichen. Dazu im Hintergrund ein Dorf mit Kirchturm, in dem das Leben lauter und hektischer fortschreitet als hier am verlassenen See. Das Ganze ist etwas weniger gekünzelt, als man es von Klassizisten im Jahrhundert danach kennt.
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Jacob van Ruisdael - Große Baumgruppe am Wasser (1665-70) |
Das Dorffest war ein beliebtes Thema des jüngeren Teniers, welcher es in ähnlichen Variationen immer wieder malte, wie man zum Beispiel
hier,
hier und
hier sehen kann. Seine Kundschaft liebte dieses Motiv. Das Bild eignet sich wunderbar für den Audioguide, der es mit Geräuschkulisse und Erzählung aus Sicht des Malers noch interessanter gestaltet. Das Auge und Ohr verweilt gerne bei den liebevollen Details, die in dem Gemälde zu finden sind.
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David Teniers d.J - Dorffest (1648) |
Es ist ein heller, strahlender, nur von ein paar Wolken getrübter Frühlingstag im Amsterdam. Die reichen Bürgersleute verlassen die Stadt für einen kleinen sonntäglichen Spaziergang in der Natur. Eine Bettlerfrau vorne links hofft auf ein paar gute Gaben und ein Junge mit Krückstock sorgt für eine kleine Umverteilung der Werte.
Hervorstechend ist das Gemälde aufgrund seiner wunderbaren Darstellung des Lichts. Es zeigt, dass sonnendurchflutete Szenen keine Erfindung der Impressionisten sind, sondern schon seit vielen Jahrhunderten beherrscht wurden.
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Jan van der Heyden - St. Anthonispoort Amsterdam (um 1663-65) |
Den Künstler de Bray kannte ich bisher nicht. Aber das scheint nicht nur mir so zu gehen, auch in Wikipedia hat er noch keinen Eingang in die deutsche Version gefunden. Dabei war er ein hochkarätiger Maler, wie man an dem Bild der Kunsthalle sehen kann. Zum Schmunzeln regt der Junge rechts an, der bei dieser feierlichen Prozession, die
Bundeslade ist im Hintergrund zu erkennen, mit großem Eifer seine Pflicht erfüllt.
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Jan de Bray - König David geleitet die Bundeslade nach Jerusalem (1670) |
Die Renaissance fristet in der Sammlung eher ein stiefmütterliches Dasein. Der Schwerpunkt liegt, wie dargestellt, in späteren Jahrhunderten. Ein Bild, welches in meinen Augen besonders heraussticht, ist das in leuchtendem Farben gemalte Madonnen-Bild di Credis. Als Freund von Details gefallen mir die Bilder de Brays und nachfolgend Jordaens besser, aber die schlichte, andächtige Anbetung strahlt eine für den Gläubigen angemessenere Ruhe aus.
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Lorenzo di Credi - Maria, das Kind anbetend, mit dem Johannesknaben (um 1480) |
Jordaens ist toll. Ich habe jetzt schon einige Gemälde von ihm gesehen und bin immer wieder begeistert von dem Leben in seinen Werken. Seine Festbilder machen Spaß und versprühen eine positive Stimmung. Man würde gerne bei diesen Gelagen dabei sein.
In Karlsruhe hat jedoch ein beeindruckendes Gemälde mit religiösem Thema seinen Platz gefunden. Wie bei Jordaens nicht anders gewöhnt, vollgepackt bis zum letzten Zentimeter. Das staunende Volk Israel ist geblendet von dem Wunder, welches Moses mit Hilfe des göttlichen Lichts vollbracht hat.
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Jacob Jordaens - Moses schlägt Wasser aus dem Felsen (um 1618-20) |
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