Cesar Santos - Out of the Square (Ausschnitt) (Copyright 2013 Cesar Santos)
Bezug: Piet Mondrian |
Räumliche Gegensätze
Ich finde die Idee schön, abstrakte und realistische Malerei zusammen in einem Raum auszustellen. Nicht für die ganze Sammlung des Museums, das wäre zu unstrukturiert. Aber in einem einzelnen Bereich die Gegensätze aufeinanderprallen zu lassen, wäre spannend zu beobachten.
Cesar Santos - En Plain Air Painting (Ausschnitt) (Copyright 2013 Cesar Santos)
Bezug: Pablo Picasso
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"Das kann man doch nicht machen", sagt vielleicht mancher Vertreter der modernen Kunst. Das wäre ungerecht, hier Äpfel mit Birnen zu verglichen. "Warum nicht?" wäre meine Antwort, es soll sich doch in beiden Fällen um große, bedeutende Malerei handeln, da braucht doch niemand den Vergleich zu scheuen. Oder doch?
Angst nie gekannt
Jemand, der vor diesem Raum bestimmt keine Angst hätte, ist Cesar Santos. Tauchen wir für einen Moment in seine Gedankenwelt ein.
Cesar Santos - Babysitter (Ausschnitt) (Copyright 2013 Cesar Santos)
Bezug: Pablo Picasso
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Wer bist du? Wie ist dein Leben verlaufen? Warum ist es so verlaufen? Wo waren die Wendepunkte? Wer hat dich beeinflusst? Welche Kräfte waren im Spiel?
Um diese Fragestellungen dreht er sich immer wieder und die Antwort darauf hat, wie wir sehen werden, auch seine Kunst maßgeblich beeinflusst.
Mehr Sein als Schein
Der Maler wurde Anfang der 80er in Kuba geboren und lebt heute in den USA. Wie sich sein Leben und seine Kunst entwickelte, beschreibt er ausführlich in einem Vortrag, der bei YouTube in 6 Teilen zu sehen ist (wer es gerne kurz und prägnant hat, hier ein anderes Video).
Cesar Santos - Dancing With Mr. Bacon (Ausschnitt) (Copyright 2013 Cesar Santos)
Bezug: Francis Bacon
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Es tritt einem ein Mensch entgegen, der auf den ersten Blick typische Klischees eines Künstlers bedient (Zotteliger Bart, philosophische Aura, bestimmt in seiner eigenen Welt lebend), diese Bedenken jedoch schnell mit einem schelmischen Blick beiseite schiebt. Und siehe da. Man hat einen sehr sympathischen, mit beiden Beinen im Leben stehenden Maler vor sich, der seinen Werdegang Schritt für Schritt seziert.
Die Gegensätze, mit denen er konfrontiert wurde, werden hierbei schnell deutlich. Man sieht, dass er diese verschiedenen Strömungen nicht bekämpft, sondern versucht hat, zu vereinen. Syncretism ist das Schlagwort, mit dem er dies beschreibt. Hört sich hochtrabend an, aber hiermit ist etwas ganz einfaches gemeint: Die Kombination sich auf den ersten Blick ausschließender Aspekte. Und damit hat er in seinem Fall den Nagel wirklich auf den Kopf getroffen.
Cesar Santos - Mazazo de gracia (Ausschnitt) (Copyright 2013 Cesar Santos)
Bezug: Pablo Picasso |
Was tun sprach Zeus
Schon in frühster Kindheit zeigte sich seine Leidenschaft fürs Zeichnen und Malen. Gefördert wurde er von seiner Mutter und einem Onkel, ein in Kuba sehr bekannter Maler abstrakter Gemälde. So wie er sollte Cesar malen und keine Zeit mit seinen so geliebten, naiv realistischen Versuchen verschwenden.
Cesar Santos - Farfalline della Notte (Ausschnitt) (Copyright 2013 Cesar Santos)
Bezug: sein Onkel (Name?) |
Dies hörte er immer wieder, es konnte ihn aber nie ganz überzeugen. Er wollte Dinge nicht nur andeuten, sondern sie in ihrem ganzen Glanz darstellen. Die technischen Fähigkeiten fehlten ihm noch, aber die Motivation blieb trotz Widerstände bestehen.
Das alles interessierte seinen Vater aber wenig. Er hatte andere Pläne mit seinem Jungen. Cesar war zu weich und sollte Boxer werden, um den harten Realitäten des Alltags wie ein Mann entgegentreten zu können.
Was tun sprach Zeus, dachte der Kleine wohl manches Mal und ahnte selber nicht, dass er letztendlich allen Genüge tat und doch seinen eigenen Weg ging. Er wurde professioneller Künstler, malte wie sein Onkel manches Mal abstrakt (aber zum Glück, wie wir sehen werden, ist er kein abstrakter Maler) und stieg gelegentlich in den Boxring.
Cesar Santos - The Fixed and The Mobile (Ausschnitt) (Copyright 2013 Cesar Santos)
Bezug: Kazimir Malevich
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Wanderer zwischen den Welten
Damit er eine bessere Schulbildung genießen konnte, wanderte seine Familie in die USA aus. Zu Hause waren die Möglichkeiten für den kleinen Sprössling zu beschränkt. Die Aussichten im Land der unbegrenzten Möglichkeiten war einfach zu verlockend. So machten sich die Santos auf in den Norden.
Cesar Santos - Figure re-Kline-ing (Ausschnitt)
(Copyright 2013 Cesar Santos)
Bezug: Franz Kline
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Stilfindung
Die notwendigen handwerklichen Fähigkeiten hat er auf diesen Reisen perfektioniert, doch wie findet man seinen eigenen Stil, wie findet man sich selber? Da gibt es keine Hilfe von außen, das muss von innen kommen. Und Santos fand seinen Stil, den er so treffsicher mit Synkretismus beschreibt. Sein Leben war von Gegensätzen bestimmt- Kuba - <-> USA,->
- Kunst - <-> Boxen, ->
- Abstrakt -<-> Realistisch, ->
Cesar Santos - Restorers (Ausschnitt)
(Copyright 2013 Cesar Santos)
Bezug: Pablo Picasso
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Im wahren Leben hat er diese Gegensätze akzeptiert und gemeistert. Und so kam er auf die simple aber geniale Idee, abstrakte und realistische Malweise in einem Bild zu vereinen. Mit 'abstrakt' ist in diesem Zusammenhang nicht nur die abstrakte Malerei an sich gemeint, sondern alle Strömungen seit dem Ende des 19. Jahrhunderts, welche das handwerkliche Können immer weniger schätzten und Skizzen in den Status fertiger Bilder hoben. Hierbei zitiert er Werke berühmter (natürlich aus meiner Sicht bei den meisten völlig unverdient) Maler wie Picasso, Malevich, Kline, van Gogh, Warhol, Mondrian, um sie in vielfältiger Weise in seine Bilderwelt zu verweben.
Vincent van Gogh - Sternennacht (1889) |
Cesar Santos - Aftermath (Copyright 2013 Cesar Santos)
Bezug: Vincent van Gogh und Pablo Picasso
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Unverkennbar
Er war nicht der Erste, der dies umsetzte (siehe z.B. Norman Rockwells Bild The Connisseur). Aber keiner war so konsequent wie Cesar Santos, der es zu seinem Markenzeichen erhob. Ein schlauer Schachzug, denn seine Bilder haben einen Wiedererkennungswert, wie ein Künstler ihn sich nur wünschen kann.Happy End
Die Bilder sind unter anderem so beeindruckend, weil sie zeigen, dass ein Maler mit großen technischen Fähigkeiten alles malen kann. Das handwerkliche Können ist kein Fluch, sondern ein Segen. Und teilweise gewinnen auch die Originale ein wenig Charme. Van Goghs finde ich normalerweise als halbgare Skizzen viel zu langweilig.Vincent van Gogh - Vincents Schlafzimmer in Arles (1889) |
Aber eingebettet in ein 'richtiges' Bild, wie es Cesar Santos so brillant umsetzt, besänftigen sie sogar mein sonst so kritisches Auge.
Jedenfalls beim werten van Gogh... :-)
Cesar Santos - Juliet
(Copyright 2013 Cesar Santos)
Bezug: Vincent van Gogh
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