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Samstag, 17. Januar 2009

Joseph B auf der Suche nach der Kunst

Eben fiel mir das Märchen ein, von einem, der auszog, um Künstler zu werden. Nennen wir ihn Joseph B.

König der Dilettanten

Dieser Joseph B war der Star der DocumentO, einer Show der Lächerlichkeiten und Langeweile. Er galt als König des Dilettantenreichs. Er hätte glücklich sein können, aber jeden Abend, als er gemütlich aber unruhig in seinem warmen Bettchen lag, träumt er immer den gleichen Traum.
Er wollte ein Künstler sein. In seinem Dilettantenreich wusste niemand mehr, wie man dies werden konnte. Das Wissen war schon vor langer Zeit verloren gegangen. Der letzte, der die Kunst kunstvoll beherrschte, ist vor vielen Jahren gestorben, verlacht und ignoriert von den Bewohnern des Dilettantenreichs.

Die Suche beginnt


Deshalb machte sich unser Joseph B auf, um den Ort zu suchen, wo noch richtige Künstler zu finden sind. Zum Glück begab es sich zu dieser Zeit, dass gerade eine der großen Weltausstellungen ihre Tore öffnete. Dort wird auch das Häuschen der Künstler sein, dachte er. Also geschwind seine wichtigsten Werke eingepackt und auf ging's in Richtung dieser Zauberwelt. Nach langem Fußmarsch erreichte er glücklich und voller Freude sein sehnsüchtig erwartetes Ziel.

Am Ziel seiner Wünsche

Er schlich zu einem der großen Fenster des Häuschens und spähte hinein. Da waren sie also versammelt. Große Meister der wahren Kunst, bewunderte Könner ihres Fachs. Sehr viele fehlten dieses Jahr, doch die Anwesenden erkannte er doch. Bis zur Präsentation des nächsten Gemälde war eine unerwartete Verzögerung eingetreten, da die Träger verzweifelt versuchten, das 53 Quadratmeter große Monumentalgemälde "Die Seeschlacht von Salamis" von Wilhelm von Kaulbach durch die kleine Hintertür zu quetschen.

Illustre Runde

Joseph B hatte also noch genügend Zeit, in Ruhe das Geschehen im Inneren zu beobachten.

Er sah den in Gedanken versunkenen Peter Paul Rubens, der über ein geschicktes Vorgehen bei seinen nächsten Friedensverhandlungen nachdachte. Neben ihm nahm Rembrandt van Rijn gerade einen kräftigen Schluck vom köstlichen Rotwein, während Anselm Feuerbach selbstverliebt sein eigenes Spiegelbild betrachtete.
Jehan Georges Vibert skizzierte eine Idee zu einem Gemälde des gern von ihm karikierten Papst Benedetto Ratzinger der Xte.

Und es waren noch andere versammelt.

Unser Joseph B sah den kleinen Adolph Menzel, wie immer zeichnend in seinem Notizbuch versunken. Menzel hatte die Unterbrechung wegen Kaulbachs Gemälde gar nicht registriert, da er damit beschäftigt war, den Stuhl zu zeichnen, auf dem vor ihm William Bouguereau saß.
Dieser wunderte sich, warum in dieser heiteren Männerrunde keine Frau anwesend war. Der Grund war einfach. Frauen hatten zu dieser Zeit noch keinen Zugang zu den Akademien. Und er beschloss, dies für seine Académie Julian und später für die École des Beaux-Arts zu ändern.
Anton von Werner sorgte unterdessen mit seinem gekonnten Cellospiel für einen angenehmen Zeitvertreib.
Zuletzt erblickte Joseph B noch hinten links den verschmitzt lächelnden Carl Theodor von Piloty. Dieser dachte gerade drüber nach, welches Unglück er wohl als Nächstes zur Leinwand bringen solle, als die Hoffnung in ihm aufkam, vielleicht das in Tränen aufgelöste Gesicht Kaulbachs malen zu können, falls er seine in mehrere Teile zerbrochene Seeschlacht erblickt, welche die Träger vor der Tür noch immer verzweifelt beschäftigt.

Hoffnung

Joseph B hatte genug gesehen. Er war begeistert von dieser illustren Runde und klopfte vorsichtig vorne an der Pforte an, dass ihm Einlass gewährt werde. Ein südländisch aussehender Mann namens Caravaggio öffnete ihm. Dieser war bekannte für seine anpackende Art und wurde deshalb jedes Jahr als Türsteher auserkoren.

"Was ist euer Begehr?", fragt er unseren Joseph B.

Seine Kunst wolle er vorzeigen, zum Beispiel diese Zeichnungen hier, antwortete er.

"Was, Zeichnungen sollen das sein. Das ist wohl ein schlechter Scherz, guter Mann. Diese paar zittrig ungeschickt hingeschmierten Linien nennt ihr Zeichnung? Geht damit besser nicht zu dem Häuschen der Höllenmaler dort hinten, denn diese werden nicht so zivilisiert sein wie unsereins, sondern dich, wegen solcher talentloser Kritzeleien, achtkantig herauswerfen. Habt ihr nichts anders vorzuweisen, werter Herr?"

"Doch, natürlich.", sagte Joseph B und zog aus seinem Gepäck Zitronen, Fettbeutel und manch anderes Lebensmittel mehr.

"Guter Herr", antwortete Caravaggio. "Ich hatte nicht nach ungenießbaren Lebensmitteln gefragt, bin noch halbwegs gesättigt, sondern wollte wissen, ob ihr nichts vorzuweisen habt, was euch als Künstler ausweist."

Da ging unser Joseph B zu seinem Karren und brachte einen Haufen kaputter, alter, dreckiger Möbel mit. Seine letzte Trumpfkarte. Tische, Regal, Stühle, Kisten und vieles mehr war zu sehen. "Diese werden in meiner Dilettantenwelt hoch bewundert und verehrt, Herr Caravaggio."

Abweisung

Dessen gute Laune schwand langsam aber sicher.
Er sagte: "Packt euren Müll wieder ein oder bringt ihn zur Müllhalde, dort, wo er hingehört. Nichts, aber auch gar nichts haben eurer Werke mit Kunst und Können zu tun, deshalb wird euch so nie Einlass in unsere Hallen gewährt. Aber ich erkenne, ihr seid wohl ein Meister in der Kunst, aus Müll Gold zu machen. Deshalb möchte ich euch einen letzten Rat mit auf den Weg geben. Geht zu der glänzenden Hausattrappe hinten rechts. Dort versammeln sich die Immobilienhaie, Börsenspekulanten, Alchemisten und sonstige Blender. Da seid ihr besser aufgehoben. Viel Glück und passt auf euch auf!".

The End

Und so endete der Besuch des Joseph B bei den wahren Künstlern leider ohne Happy End.

Sonntag, 4. Januar 2009

Megaseller und Bohlen's 'Das Supertalent'

Top 2008

Der Kunstmarkt hat, wie man mal wieder anhand der Liste der teuerst verkauften Bilder des Jahres 2008 sehen kann, nichts mit wahren Kunstwerken am Hut. Gekauft werden die Akteure, die von sogenannten Fachleuten in den Himmel gepriesen werden.

Große Kunst darf man hierbei natürlich nicht erwarten, Können ist aufgrund dessen fehl am Platz. Ein Blick auf die Liste in der FAZ macht dies mehr als deutlich.

Kasimir Malevich: Suprematistische Komposition (1916)Öl auf Leinwand - 88,5 x 71 cm

Wer 53 Millionen Dollar zu viel hat, um diese gegen ein paar bunte Linien eines Malevich einzutauschen, hat eine äußerst merkwürdige Art, sein Geld zu verpulvern. Aber er muss genug davon haben, deswegen sollten wir uns nicht allzu große Sorgen um diesen Geldhahn haben.

Mit diesem abstrakten Geniestreich möchte ich mich diesmal nicht beschäftigen, sondern mit der Staffel 'Das Supertalent' 2008. Wieso das, wo soll denn da der Zusammenhang sein? Ich glaube, ich muss ausholen.

Bewegte 33 Millionen Dollar

Edgar Degas: Danseuse au repos (um 1879)
Pastell auf Papier, 59 mal 64 cm

Platz 10 der Megaseller 2008 war für läppische 33 Millionen Dollar zu haben. Erworben hätte man damit ein Pastel-Bild, „Danseuse au repos“, um 1879, von Edgar Degas (1834-1917).

Degas gilt als einer der großen Maler des 19. Jahrhunderts. Bewegung soll er meisterhaft gemalt haben. Völlig zu Unrecht in meinen Augen, da seine Bilder dort aufhören, wo große Kunst anfängt.
Er ist kein typischer Impressionist, wird eher aufgrund seiner Bekanntschaft mit diesen in eine Verbindung gebracht. Gemeinsam ist natürlich, dass das malerische Können nicht ihrer Stärke ist.
Schlecht finde ich Degas nicht, teilweise gefallen mir seine Werke, aber als großen Künstler, der Eingang in die Geschichtsbücher gefunden hat, kann man ihn nicht gelten lassen. Dort gehören andere hin.

Suppenwerk

Sein Top 10 Werk ist eigentlich eher eine Studie. So wäre es in früheren Zeiten auch bezeichnet worden, bis jemand auf die schlaue Idee kam, diese halbgaren Werke als impressionistisch beendet zu erklären. Gerade hier, wo das Können und die Liebe zur Malerei beginnt, endet der Dilettant sein Werk.
Dies ist wie eine Suppe, zu der man die Zutaten wie gekauft in einen großen Topf wirft. Bisschen Wasser rein, fertig. Die Mühe des Schälens und die Kunst des Würzens lässt man besser ganz sein, da man dies als Dilettant nur falsch machen kann. Gibt ja genug Einfaltspinsel, die auch solch eine kalte Suppe kaufen. Und siehe da, ein weiterer Impressionist ist geboren.

Ratte mit gebrochenem Bein

Sein angebliches Meisterwerk ist von solch einer Kategorie. Schnell ein paar braune und weiße Pastelpinselchen auf die Leinwand geschmiert, Boden und Wand angedeutet, hier etwas Grün, damit alles schön farbig wirkt, zwei Beine und Arme unten dran und fertig ist die kleine "Ratte", wie die jugendlichen Ballett-Tänzerinnen damals manchmal genannt wurden. Gelungen sind einzig die glänzenden Haare.
Ansonsten schmerzt der Anblick der schiefen Beine. Das verdrehte, rechte Bein der armen Ratte wird in den nächsten Sekunden brechen. Für uns eine schauerliche Vorstellung. Aber dem lieben Maler machte dies wohl weniger aus. Nur keine Korrektur, sagte er sich, da mache ich nur noch mehr Baustellen auf. Alles bloß so lassen hat man mir gesagt, in 100 Jahren ist dies große Kunst.

Das Supertalent

Und was hat das mit "Das Supertalent" zu tun?

Noch immer nichts direkt, aber wir nähern uns.

Der wohl bewegendste Auftritt in der Show war jener, mit der ätherisch, schwebenden Stimme Lisa Gerrards unterlegte Auftritt, des Derwisch-Tänzer Shinouda Ayad.

Was ein Derwisch sein soll, wird vorher nicht jeder gewusst haben. Aber mit seiner hypnotischen Vorstellung und dem endlos um die eigene Achse drehen, hat er es dem Publikum näher gebracht.

Lebloser Akademiker

Jean-Léon Gérôme: Die wirbelnden Derwische (1899)
Öl auf Leinwand - 72,5 x 94 cm

Mir war dies als Liebhaber der akademischen Meister des 19. Jahrhunderts nicht ganz unbekannt, da mir das Ölgemälde 'Die wirbelnden Derwische' (1899), ein Bild Jean-Léon Gérômes (1824-1904), noch vor Augen schwebte.

Gérôme war ein Zeitgenosse von Degas und galt zur Recht als einer der ganz großen Meister im 19. Jahrhundert. Heutzutage wird er als lebloser, akademischer Techniker vom Mainstream verlacht oder ignoriert. Dass die großen Akademiker natürlich Bewegung genauso oder besser als der angeblich so beachtenswerte Degas darstellen, zeigen die folgenden Bilder. Dies ist nicht verwunderlich, da bei Beherrschung der Grundlagen und dem nötigen Talent alles gemalt werden kann. Denn ohne Können keine Kunst.

Was bei diesem Bild Gérômes überrascht, ist seine Größe. Es ist fast genauso groß wie das von Degas (Degas 59 x 64 cm, Gérôme 72,5 x 94 cm), wirkt aber zehnmal größer. Ein Effekt der detaillierten, kunstvollen Öl-Malerei.

Derwische überall

Dargestellt ist ein Tanzritual der Derwische. Als Derwisch wird jemand bezeichnet, der der mythischen Tradition des Islam, der Sufi, angehört, welche durch Gebet, Mediation, Askese oder gemeinsamen Zeremonien samt Tanz und Musik, eine ekstatische Annäherung an Gott erreichen will.
Solch eine Zeremonie kann mehrere Stunden dauern. Der monotone Gesang und die Musik können zu tranceartigen, hypnotischen Zuständen führen. Jemand steht auf und beginnt sich zu drehen. Und er dreht sich und dreht sich und dreht sich. Immer und immer wieder. Je nach Alter langsam oder schnell. Genau dieses permanente Drehen wurde beim Auftritt in der TV Sendung Das Supertalent 2008 gezeigt.
Und auf dem Meisterwerk Gérôme ist solch ein drehender Derwisch ebenfalls dargestellt.

Gérôme bewegt

Im Gegensatz zu Degas Megaseller ist dies ein vollendetes Bild, man fühlt sich als Zuschauer dieser Zeremonie. Nach einer ersten Skizze wurde das Bild nicht für vollendet erklärt, sondern hier begann erst die Kunst. Gérôme ist für seine sorgsam ausgearbeiteten Gemälde bekannt. Er hatte bestimmt solch eine Veranstaltung vorher besucht und die Eindrücke in vielen kleinen Studien und Skizzen festgehalten. Erst als er zufrieden mit seiner Komposition war, konnte das Ölgemälde beginnen.

Man kann einen beliebigen Ausschnitt aus dem Bild wählen und hat immer ein kleines Meisterwerk vor sich.

Jean-Léon Gérôme: Auschnitt- Die wirbelnden Derwische (1899)

Die Ansammlung der Turbane grenzen den Halbkreis um den Tänzer ein und wirken zum Greifen nah.

Jean-Léon Gérôme: Auschnitt- Die wirbelnden Derwische (1899)

Die Musiker ergäben ein wunderbares eigenes Bild.

Jean-Léon Gérôme: Auschnitt- Die wirbelnden Derwische (1899)

Die Bewegung des tanzenden Derwisch ist in Perfektion dargestellt. Im Gegensatz zum ach so großen Meister Degas, ist hier die Bewegung wunderbar gelungen. Jeder Pinselstrich sitzt. Der Wind des drehenden Rocks weht einem scheinbar entgegen.

Jean-Léon Gérôme: Auschnitt- Die wirbelnden Derwische (1899)

Die hypnotischen, in Trance gefallenen Gesichter sind vielfältig und ausdrucksstark dargestellt. So auch die Bewegungen und Körperhaltungen dieser Personen.

Jean-Léon Gérôme: Auschnitt- Die wirbelnden Derwische (1899)

Die Stoffe glänzen und die Personen leben.

Die Darstellung verzeiht keine Fehler und zeigt hier den großen Meister.
Und dies ist mit Sicherheit nicht Degas oder die sonstigen Megaseller, sondern der große Gérôme!


Nachtrag:
Mir fällt gerade eine weitere Verbindung zwischen Gérôme und dem Auftritt in der Fernsehsendung Das Supertalent auf. Dies ist die brillante Musik von Lisa Gerrard. Und zwar ist der Zusammenhang folgender:
Der Film Gladiator wurde nach Aussagen von Ridley Scott von Gérômes Gemälde Pollice Verso inspiriert. Und siehe da. Sowohl der Gladiatorfilm als auch der TV Derwisch wurden von ihrer Musik begleitet.
Soweit ein weiteres Kapitel der Reihe, Wissen, welches die Welt nicht braucht.

Samstag, 20. Dezember 2008

Was ist Kunst?

Merkwürdige Ansichten
Was Kunst ist, ist eine Frage, die seit Jahrhunderten gestellt wird, aber wohl nie so merkwürdig beantwortet wurde, wie im 20. Jahrhundert.
  • Kunst muss neu sein,
  • Kunst wird durch technisches Können behindert,
  • Kunst muss anecken und unklar sein,
  • in jedem steckt ein Künstler.
Solche Ansichten wären in früheren Zeiten verlacht worden oder hätten zu Kopfschütteln geführt. Aber unserem Ohr klingen solche Phrasen der Heiligsprechung des Nichtskönnertums nicht mehr fremd, da tausendfach gehört und dann wohl richtig. Und in fast jeder Kunstschule oder modernem Museum ist dies auch lehrbuchmäßig umgesetzt, oder?
Was wirklich Kunst ist
Was es wirklich mit Kunst auf sich hat, ist natürlich etwas ganz anders.
Kunst kommt zuerst und als wichtigstes von Können.
Wer sein Handwerk nicht versteht und perfekt beherrscht, ist verloren. Ein Sportler, der immer über seine eigenen Beine fällt, wird nie ein Weltklasse-Läufer.
Ein Maler, der nicht mittels jahrelanger Arbeit Herr seiner Linien, Farbabstufungen, Übergänge und Perspektiven geworden ist, kann nie ein Künstler werden. Er wird immer ein Nichtschwimmer sein, der davon träumt, sich frei wie ein Fisch in den Weiten des Meeres zu bewegen. Erst, wenn er die handwerkliche Basis gelegt hat, kann er seine Ideen umsetzen.
Diese eigentliche triviale Erkenntnis scheint heute an den Kunstschulen in Deutschland nicht mehr von Interesse zu sein.
Grelle Farben, welche vom nicht erlernten Umgang mit Farben und Farbabstufungen ablenken sollen, tausend Perspektivfehler, welche das fehlende zeichnerische Können absichtsvoll und tiefgründig erscheinen lassen. Und das A und O sind möglichst schiefe, hässliche Darstellungen von allem und jedem, um angeblich auf die Schrecken der Welt hinzuweisen (da alles andere ja sowieso Kitsch ist). In Wirklichkeit ist dies darin begründet, dass das Malen eines realistischen Bildes jeden noch so kleinen Fehler offensichtlich werden lässt, da der Mensch jede Sekunde seines Lebens mit offenem Auge realistische Bilder gesehen hat, und kleine Ungenauigkeiten direkt erkennt.
Wer nichts kann, kann auch kein Bild komponieren!
  • Können ist also die wichtigste und einzig klar festlegbare Voraussetzung für Kunst.
  • Ein Kunstwerk wirkt, unabhängig vom Künstler
  • oder der Absicht des Künstlers.
  • Es hat eine technische Qualität, die man bewundert
  • und die nicht einfach kopiert werden kann. (Das Dilettanten wie Picasso, Klee, Matisse und Konsorten in Massen gefälscht werden, ist ein offensichtliches Resultat des fehlenden Könnens)
  • Es erzählt eine Geschichte oder beschreibt eine Gegend, einen Gegenstand oder Person
  • Ob ein Bild als Illustration oder eigenständiges Kunstwerk betrachtet wird, ist völlig egal.
  • Das Ergebnis zählt und dafür interessiert weder der Auftraggeber noch die Motivation des Künstlers.
So hat das folgende dilettantische Bild eines Jungen von Malevich, wenn es nicht seine Signatur hätte, null Wert und hat nichts, aber auch gar nichts in einem Museum zu suchen, wo es jedoch zu finden ist.
Kasimir Malevich: Junge (1928-1932)

Hingegen ist das Gemälde eines Mädchens von Bouguereau (einer der größten Maler aller Zeiten, aber natürlich in den Kunstbüchern unserer Zeit ignoriert) zeitlos schön, auch wenn es von Hans Mustermann aus Bienenbüttel gemalt wäre:


William Bouguereau: Une Vocation (1890)


Was meiner Meinung nach ins Reich der Subjektivität gehört, ist,
  • ob ein Bild bis in das kleinste Detail mit viel Liebe ausgemalt sein sollte, oder der Maler sich, wie man es so einfach nennt, aufs Wesentliche konzentriert und das Beiwerk Beiwerk sein lässt.
  • Ob die Pinselstriche des Malers erkennbar sind oder nicht.
  • Eine Gattungshierachie der Malerei.
  • Was ein Bild ausdrücken sollte, also z.B. etwas Erhabenes, Ideales, Schönes, Hässliches oder Provokatives.

Freitag, 21. November 2008

Arme Studenten

Akademische Tradition

Viele große Künstler sind akademische Maler des 19. Jahrhunderts. Jehan Georges Vibert, Lawrence Alma-Tadema, Jean-Leon Gerome, Ludwig Deutsch, Anton von Werner oder Karl Theodor von Piloty, um nur einige zu nennen.
Diese akademische Tradition hat jedoch im 20. Jahrhundert einen großen Bruch erfahren, welcher zu katastrophalen Entwicklungen in der Kunst führte.

Einmal die Suchmaschine des Vertrauens anwerfen. Google hat bei Eingabe von 'Kunst' und 'Akademie' die traditionsreiche Düsseldorfer Kunstakademie als ersten Eintrag ermittelt. Von mir so bewunderte Künstler wie Carl Friedrich Lessing oder Andreas Achenbach sind untrennbar mit der Düsseldorfer Malerschule verbunden. Was ist aus dieser großen Tradition geworden? Wie ist der Stand der Akademie im deutschsprachigen Raum heute? Um es vorweg zu nehmen, wie ich finde, ein sehr trauriger Stand.
Akademie heute
Ich gehe zur Startseite und auf den ersten Blick fällt auf, dass weit und breit kein Link zu den Arbeiten der dort Lehrenden ersichtlich ist. Bei einer Schule, die unter anderem das Malen lehren möchte, würde ich das erwarten.
Warum soll ich dort studieren, wenn man sich nicht mal traut, Werke der Lehrer anzupreisen? Die Erfahrung zeigt, dass man von solchen Schulen/Akademien besser nicht zu viel erwarten sollte. Alles andere wäre großer Optimismus.

Dilettantischer Realismus
Die umständlich zu findenden Studierendenarbeiten(siehe unter Rundgang) bestätigen dies nur. Typischer dilettantischer Realismus. Ein Niveau, welches Mitleid erregt für die Studierenden, die mit kaum vorhandenen Fähigkeiten zukünftig ihren Unterhalt verdienen müssen. Verglichen mit den Schülerarbeiten der Akademien des 19. Jahrhunderts fehlt den Werken durchgehend die notwendige Zeichnung, Komposition, Farbgebung.
Aber woher sollen sie es auch lernen. Mal den Link zu den Informationen für Bewerber und Studierende folgen und die wenig kunstvoll gestaltete Infobroschüre öffnen.

Lehrer die nichts lehren können und arme Studenten
Dort findet sich ein Leitfaden, der aus meiner Sicht neben viel pathetischem Gerede (Stolz zu sein hier, Stolz zu sein da, Stolz zu sein dort) schon im einleitenden Zitat den KO-Schlag für die Glaubwürdigkeit als Kunstschule enthält.
"Kunst ist nicht lehrbar. Es gibt keine Regeln für die Kunst;"

Da wird mir angst und bange, wenn ich so etwas lese. Der gute Friedrich Wilhelm von Schadow (der bekannte frühere Direktor der Akademie) würde sich im Grab umdrehen, wenn er dies lesen müsste. Und das unglaubliche ist, dieses Zitat ist bewusst gewählt. Ja, Sie meinen es ernst. "Es gibt keine Regeln für die Kunst", "nicht lehrbar". Schön. Nicht lehrbar!
Warum sollte ich denn überhaupt bei euch studieren? Nichts lernen kann ich auch zu Hause und meine Fehler immer wieder machen auch.
Nichts lehren und keine Regeln impliziert die ach so hoch geschätzte Kreativität und Innovationslust. Da haben eure nicht vorhandenen Lehrerbeispiele und Studierendenarbeiten bestimmt einiges zu bieten.
Stimmt, jetzt sehe ich es. Eine beeindruckende Papiertüte auf dem Kopf, wunderbar. Schreckliche grelle Farben gewählt. Perspektive extra nicht beachtet. Respekt. Da haben die Schüler des angeblich so großen Herrn Immendorf wirklich fleißig nichts gelernt und Regeln missachtet. Schöne schlecht gemalte Papiertüte. Arme Studenten.
Natürlich ist Kunst lehrbar und es gibt hunderte Regeln für die Malerei, wie für jede andere Tätigkeit, welche Talent, Können, Fleiß und nochmals Fleiß verlangt, um wunderbares zu leisten. Warum wohl haben alle großen Maler, über die Jahrhundert hinweg, viele Jahre der Ausbildungszeit benötigt. Weil dies Zeitverschwendung war? Weil sie es nicht besser wussten? Nein, weil man erst, wenn man die Grundlagen beherrscht, diese zum kreativen Schaffen verwenden kann.

Denn Kunst kommt von Können und ohne Können keine Kunst!