Panoramareiter Roubaud
Im Folgenden möchte ich einen dritten Maler der Münchner Polenrunde vorstellen. Franz Roubaud. Viele Daten und Abbildungen zu dem Künstler sind dem schönen Buch von Hans-Peter Bühler: Jäger, Kosaken und polnische Reiter entnommen.
Heile Welt
Am 15. Juni 1856 erblickte Franz Roubaud (getauft wurde er auf François Iwan oder sein russischer Name Franz Alexejewitsch) an der Schwarzmeerküste in Odessa erstmals das Licht der Welt. Sein Name ist für einen russischen Jungen nur solange ungewöhnlich, bis man erfährt, dass seine Eltern aus Frankreich eingewandert sind. Der Vater, ein Kaufmann aus Marseille, die Mutter aus Clermont-Ferrand, in ihrer neuen Heimat eine erfolgreiche Modedesignerin, ausgezeichnet als Kaiserliche Russische Hoflieferantin.
In dieser wohlbehüteten, finanziell abgesicherten Welt gedeiht der kleine Spross zu einem talentvollen Reiter und begeisterten Zeichner samt erstem Zeichenunterricht im zarten Alter von 6 Jahren. Beides waren Leidenschaften, welche den Rest seines Lebens bestimmten.
Ab und wieder Auf
So glücklich und perfekt ist die Welt aber nicht oft und so zerplatzte die schön leuchtende Welt der Familie Roubaud, als die geschäftlichen Dinge nicht mehr so gut liefen. Zeitweise musste Franz die Schule verlassen, konnte dann aber auf Umwegen, mit der Unterstützung eines guten Freundes der Familie, seine Gymnasialschulzeit beenden und einen Job in einer Stärkefabrik finden.
Münchner Probleme
Doch ich würde nicht über ihn berichten, wenn sein Leben in dieser Bahn weiter verlaufen wäre. Seine Freude und sein Talent beim Malen und Zeichen konnte nur durch eine ordentliche Schule der Kunst gestillt werden. Also machte sich Franz Roubaud 1877 auf nach München an die weltberühmte Kunstakademie. Carl Theodor von Piloty, Otto Seitz und Wilhelm von Dietz waren die Meister, zu denen man als junger, wissbegierige Maler pilgerte.
Roubauds Talent wurde früh erkannt und Direktor Piloty empfahl eine Begabtenförderung, um den finanziell arg Gebeutelten die Aussicht auf Fortführung seines Studiums zu ermöglichen, denn
Von Erfolg gekrönt war dieses Schreiben nicht, da Roubaud zurück nach Odessa fuhr, wo eine gut dotierte Stelle als Erzieher winkte.
Doch auch dies war nicht von Dauer. 1881 zog es ihn in die Heimat seiner Eltern nach Südfrankreich und dem obligatorischen Parisbesuch.
Obwohl er vielleicht eine gewisse Verbundenheit mit dem Land seiner Vorfahren gefühlt haben mag, konnten die Eindrücke dort nicht mit München verglichen werden. Hier sah er seine Zukunft. Das war ihm klar.
Er war bereit, professioneller Maler zu werden. Seit einer frühen Reise nach Tiflis schwärmte er von den wilden Bergregionen des Kaukasus und seiner malerischen Menschen. Mit dieser Liebe im Gepäck gab es nur ein Atelier, wo man sich unter Seinesgleichen befand. Das sogenannte Polenatelier des Malers Jozef von Brandt. Also hieß es Ende 1881 wieder mal auf nach München, wo er bereitwillig Aufnahme fand.
Brandtschule
Seine ersten Versuche in der Manier von Brandts wurden noch nicht angenommen wie gewünscht. Die Straße von Jarmolinzi in Podolien aus dem Jahre 1882 begeisterte natürlich von Brandt, anderer Kritiker sahen aber in der realistischen Darstellung des 'matschigen' Lebens kein malerisches Potential.
Ein durch den polnischen Malerkreis, unter anderem Wierusz-Kowalski, immer wieder gern gepflegter Themenkreis war der Kaukasus. Roubauds erster Besuch in Kinderjahren sollte nicht sein letzter sein. So durchstreifte er 1883 und 1884 diese Region, um sein Arsenal an malerischen Motiven aufzustocken.
Was er von diesen Reisen mitnahm, bestimmte den Großteil seines künstlerischen Schaffens. Tscherkessen, Kosaken, Orientalen in jeder Situation und Lage. In der Stadt, auf dem Markt, im Basar, auf der Jagd, im Gefecht oder beim Spiel.
Es gab nichts, das dem Auge Roubauds langweilig erschien.
Russischer Mammutauftrag
Der französische Russe, der im deutschen Reich Bilder des Kaukasus malte, war auch in Kreisen der russischen Regierung kein Unbekannter mehr und so erteilte man Franz Roubaud 1885 den Auftrag zur Ausmalung einer Ruhmeshalle in Tiflis zum Gedenken an die ruhmreichen Schlachten in dieser Region. Den Bildzyklus von 17 Gemälden wollte er mit der Unterstützung seiner Münchner Malerfreunde Rudolf Otto von Ottenfeld, Johannes Leonhard und Robert Büchtger meistern.
Der Vertrag verlangte vier Gemälde pro Jahr. Es gab also keine Zeit des Entspannens und so reiste die Malerkolonne 1886 zu Studien in den Kaukasus, um die Orte des Geschehens in sich aufzusaugen.
Erstes Panorama
Eines dieser Gemälde behandelte den Kampf um Achulgho. Dieser Kampf um die Bergfestung faszinierte Roubaud und seine Auftraggeber sehr, denn schon bald kamen 1889 konkrete Pläne zu einem riesigen Panorama mit diesem Thema auf den Tisch. Panoramen waren vor allem im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts in Mode. Von den enormen Aufwänden, die hinter der Erschaffung solch eines realistischen, den historischen Tatsachen folgenden riesigen Gemäldes stehen, berichtet Anton von Werner in seiner Biografie.
So war es nur natürlich, dass Roubaud ein weiteres Team zusammenstellte, zu Studien in die Region des Kriegsgeschehens reiste, und Karten und Generalstabsberichte analysierte, um den Verlauf der Ereignisse angemessen umzusetzen.
Hierbei wurde er von seinen Kollegen Fricke, Bjärke, Jan Rosen und Hans von Bartels unterstützt und das Werk in der kurzen Zeit von fünf Monaten in München vollendet.
15 Meter hoch und 115 Meter Umfang bot dieses Riesenrundbild. Standardnorm zur damaligen Zeit. Der Grund hierfür ist simpel. Aufgrund dieser normierten Ausmaße gab es in vielen Städten Gebäude, welche auf genau diese Maße ausgerichtet waren. Deshalb war eine Städtetour der Panoramen möglich samt Erhöhung der Einnahmen.
Die erstmalige Eröffnung am 1. Juni 1890 in der Münchner Theresienstraße war ein voller Erfolg und die Kritiker überschlugen sich mit Lob. Kein Wunder, dass Zar Alexander III dieses Gemälde kaufte und es in verschiedenen Städten des russischen Reiches ausstellte.
Goldene Neunziger
Mit diesem Panorama und seinem im selben Jahr beendeten Tiflis-Zyklus war Franz Roubaud auf der malerischen Karriereleiter oben angekommen. Die 90er Jahre waren sein goldenes Jahrzehnt. Man kannte und verehrte ihn und er errang die ein oder andere Medaille. 2. Klasse 1892 in München, die Goldene 1893 in München, die Medaille 1. Klasse in der Madrider Columbusausstellung, die Bronzemedaille auf der Weltausstellung 1893 in Chicago, eine kleine Goldene in Berlin 1895 und 1896 und 1898 die Medaille 1. Klasse in Barcelona.
So wundert es nicht, dass die Preise seiner Gemälde stiegen. 1893 kaufte beispielsweise die Bayerische Staatsgemäldesammlung für stolze 9000 Mark das Bild Im Kaukasus.
Prinzenförderung
Einen bedeutenden Förderer gewann Roubaud in dieser Zeit mit dem Prinzregenten Luitpold von Bayern. Es muss sich eine kleine Freundschaft zwischen ihnen entwickelt haben, denn anders ist ein 'privates' Bild wie Prinz Luitpold mit seiner Schwester der Herzogin von Modena, auf den Schären in Prien/Stock nicht zu erklären.
Verlust und Gewinn
Am 13. Juni 1897, kurze Zeit nach einem prunkvollen Diner beim Prinzregenten im Rahmen der VII Internationalen Kunstausstellung in München, verstarb Roubauds Ehefrau Katharina (geb. Keller). Der Künstler war nun mit seinen drei Kinder alleine gestellt, hatte aber das Glück, nach zwei Jahren ein Neues mit Elsa Haberl zu finden, die er am 3. Juni 1899 heiratete und mit ihr nochmals Vater von vier weiteren Kinder geworden.
Eine große Ehre wurde dem Maler Roubaud 1901 in seiner russischen Heimat zuteil, als sich in Moskau eine Einzelausstellung mit 25 Gemälden, Zeichnungen und Aquarellen seinem Schaffen widmete. Man umschmeichelt ihn und sah in ihn den Maler, der die russische Vergangenheit angemessen darstellen kann.
Zweites Panorama
Es wundert also nicht, das 1901 Zar Nikolaus II ihm den Auftrag zu einem weiteren monumentalen Rundgemälde, der Verteidigung von Sewastopol, erteilte, samt Verleihung des Ordens des Heiligen Stanislaws 2. Klasse im folgenden Jahr. Roubauds Umsetzung soll sich an Tolstois Erzählungen zu diesem Thema angelehnt haben, der direkte Austausch mit dem berühmten Dichter blieb ihm jedoch aufgrund gesundheitlicher Probleme Tolstois verwehrt.
Dargestellt wird der 6. Juni 1855, als den russischen Verteidigern ein Sieg gegen die europäischen Belagerer gelang.
In typischer Manier, mit Studien, Befragung der Veteranen und Lektüre der zeitgenössischen Schlachtberichte wurde das Projekt von Roubaud und seiner Mannschaft 1904 in München vollendet.
Unterstützt haben ihn hierbei die Maler Leopold Schönchen, Oskar Merté, Karl H. Frosch und 20 weitere Studenten der Münchner Akademie.
Die Ausmaße waren wieder einmal die bekannten 14 x 115 Meter, erstmals ausgestellt im Jahre 1905. Im 2. Weltkrieg gelang es nur mit viel Glück, 86 Einzelteile des Gemäldes vor dem Bombardement der deutschen Truppen zu schützen. 1954 wurde das restaurierte Panorama wieder eröffnet und ist noch heute zu besichtigen. Die Webseite der Panoramagesellschaft liefert reichlich Informationen hierzu.
Wunderbar ist auf dem folgenden Bild der für ein Panorama typische nahtlose Übergang zwischen dem gemalten Panorama (dem Pferd) und dem Vordergrund (faux terrain), der aus echten Gegenständen (dem Wagen) besteht, zu sehen.
Professor mit Verspätung
Das russische Reich wollte Roubaud noch weiter an sich binden und bot ihm 1903 die Professorenstelle für Schlachtenmalerei der St. Petersburger Akademie an, welche er auch voller Dank annahm.
Wie dem auch sei, von 1908 bis 1911 lehrte Roubaud an der St.Petersburger Akademie.
Drittes und letztes Panorama
Ab 1911 war keine Zeit mehr für den Lehrunterricht, denn es sollte wieder ein gigantisches Panoramaprojekt von Roubaud gemalt werden, die Schlacht von Borodino. Rechtzeitig zum 100 Jahrestag des Geschehens musste es vollendet werden. Darum trat Roubaud als Professor zurück, um sich voll und ganz dem neuen Panoramas zu widmen. Das Resultat ist noch heute zu besichtigen ist.
Münchner bis zum Schluss
Roubaud blieb nach den Wirren des 1.Weltkriegs seiner Wahlheimat treu und verstarb am 11. März 1928 in München. Bis zuletzt war in seinen 'normalen' Gemälden der Kaukasus ein Lieblingsthema.
Einige Motive hat er immer wieder gerne verwendet. So ist die Flussüberquerung von Tscherkessen in vielen Varianten bekannt.
Fazit
Soviel zum dritten und letzten der aktuell von mir vorgestellten Maler der Münchner Polenrunde. Die Bilder dieser Schule sind oft sehr ansprechend, dynamisch komponiert und mit ihrer für den Westeuropäer fremdartigen Welt sehr anziehend. Malerisch sind sie mir manchmal zu halbgar, zu impressionistisch, nicht vollendet genug, um den Blick länger an einem Bild zu halten. Aber dies ist Geschmacksache und ihr Können unbestritten.
Heile Welt
Am 15. Juni 1856 erblickte Franz Roubaud (getauft wurde er auf François Iwan oder sein russischer Name Franz Alexejewitsch) an der Schwarzmeerküste in Odessa erstmals das Licht der Welt. Sein Name ist für einen russischen Jungen nur solange ungewöhnlich, bis man erfährt, dass seine Eltern aus Frankreich eingewandert sind. Der Vater, ein Kaufmann aus Marseille, die Mutter aus Clermont-Ferrand, in ihrer neuen Heimat eine erfolgreiche Modedesignerin, ausgezeichnet als Kaiserliche Russische Hoflieferantin.
In dieser wohlbehüteten, finanziell abgesicherten Welt gedeiht der kleine Spross zu einem talentvollen Reiter und begeisterten Zeichner samt erstem Zeichenunterricht im zarten Alter von 6 Jahren. Beides waren Leidenschaften, welche den Rest seines Lebens bestimmten.
Ab und wieder Auf
So glücklich und perfekt ist die Welt aber nicht oft und so zerplatzte die schön leuchtende Welt der Familie Roubaud, als die geschäftlichen Dinge nicht mehr so gut liefen. Zeitweise musste Franz die Schule verlassen, konnte dann aber auf Umwegen, mit der Unterstützung eines guten Freundes der Familie, seine Gymnasialschulzeit beenden und einen Job in einer Stärkefabrik finden.
Münchner Probleme
Doch ich würde nicht über ihn berichten, wenn sein Leben in dieser Bahn weiter verlaufen wäre. Seine Freude und sein Talent beim Malen und Zeichen konnte nur durch eine ordentliche Schule der Kunst gestillt werden. Also machte sich Franz Roubaud 1877 auf nach München an die weltberühmte Kunstakademie. Carl Theodor von Piloty, Otto Seitz und Wilhelm von Dietz waren die Meister, zu denen man als junger, wissbegierige Maler pilgerte.
Roubauds Talent wurde früh erkannt und Direktor Piloty empfahl eine Begabtenförderung, um den finanziell arg Gebeutelten die Aussicht auf Fortführung seines Studiums zu ermöglichen, denn
Seine finanzielle Lage ist derart, daß er sofort seine Studien unterbrechen müßte, wenn er keine Unterstützung bekäme, was bei seinem Streben und Talent sehr zu bedauern wäre, da er in jeder Hinsicht zu empfehlen ist (Schreiben der Akademie vom 28.05.1880, unterzeichnet von Carl von Piloty)Hin und Her
Von Erfolg gekrönt war dieses Schreiben nicht, da Roubaud zurück nach Odessa fuhr, wo eine gut dotierte Stelle als Erzieher winkte.
Doch auch dies war nicht von Dauer. 1881 zog es ihn in die Heimat seiner Eltern nach Südfrankreich und dem obligatorischen Parisbesuch.
Obwohl er vielleicht eine gewisse Verbundenheit mit dem Land seiner Vorfahren gefühlt haben mag, konnten die Eindrücke dort nicht mit München verglichen werden. Hier sah er seine Zukunft. Das war ihm klar.
Er war bereit, professioneller Maler zu werden. Seit einer frühen Reise nach Tiflis schwärmte er von den wilden Bergregionen des Kaukasus und seiner malerischen Menschen. Mit dieser Liebe im Gepäck gab es nur ein Atelier, wo man sich unter Seinesgleichen befand. Das sogenannte Polenatelier des Malers Jozef von Brandt. Also hieß es Ende 1881 wieder mal auf nach München, wo er bereitwillig Aufnahme fand.
Brandtschule
Seine ersten Versuche in der Manier von Brandts wurden noch nicht angenommen wie gewünscht. Die Straße von Jarmolinzi in Podolien aus dem Jahre 1882 begeisterte natürlich von Brandt, anderer Kritiker sahen aber in der realistischen Darstellung des 'matschigen' Lebens kein malerisches Potential.
Aus solch Ingredienzen ein anziehendes Bild zu schaffen, ist und bleibt ein Ding der Unmöglichkeit.Wenn man als heutiger Betrachter von solch eingeschränktem Streben nach dem Schönen und Bedeutsamen in der Kunst befreit ist, kann man die Leistung ohne schlechtes Gewissen anerkennen. (Was ist Kunst?)
Ein durch den polnischen Malerkreis, unter anderem Wierusz-Kowalski, immer wieder gern gepflegter Themenkreis war der Kaukasus. Roubauds erster Besuch in Kinderjahren sollte nicht sein letzter sein. So durchstreifte er 1883 und 1884 diese Region, um sein Arsenal an malerischen Motiven aufzustocken.
Was er von diesen Reisen mitnahm, bestimmte den Großteil seines künstlerischen Schaffens. Tscherkessen, Kosaken, Orientalen in jeder Situation und Lage. In der Stadt, auf dem Markt, im Basar, auf der Jagd, im Gefecht oder beim Spiel.
Es gab nichts, das dem Auge Roubauds langweilig erschien.
Russischer Mammutauftrag
Der französische Russe, der im deutschen Reich Bilder des Kaukasus malte, war auch in Kreisen der russischen Regierung kein Unbekannter mehr und so erteilte man Franz Roubaud 1885 den Auftrag zur Ausmalung einer Ruhmeshalle in Tiflis zum Gedenken an die ruhmreichen Schlachten in dieser Region. Den Bildzyklus von 17 Gemälden wollte er mit der Unterstützung seiner Münchner Malerfreunde Rudolf Otto von Ottenfeld, Johannes Leonhard und Robert Büchtger meistern.
Der Vertrag verlangte vier Gemälde pro Jahr. Es gab also keine Zeit des Entspannens und so reiste die Malerkolonne 1886 zu Studien in den Kaukasus, um die Orte des Geschehens in sich aufzusaugen.
Erstes Panorama
Eines dieser Gemälde behandelte den Kampf um Achulgho. Dieser Kampf um die Bergfestung faszinierte Roubaud und seine Auftraggeber sehr, denn schon bald kamen 1889 konkrete Pläne zu einem riesigen Panorama mit diesem Thema auf den Tisch. Panoramen waren vor allem im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts in Mode. Von den enormen Aufwänden, die hinter der Erschaffung solch eines realistischen, den historischen Tatsachen folgenden riesigen Gemäldes stehen, berichtet Anton von Werner in seiner Biografie.
So war es nur natürlich, dass Roubaud ein weiteres Team zusammenstellte, zu Studien in die Region des Kriegsgeschehens reiste, und Karten und Generalstabsberichte analysierte, um den Verlauf der Ereignisse angemessen umzusetzen.
Hierbei wurde er von seinen Kollegen Fricke, Bjärke, Jan Rosen und Hans von Bartels unterstützt und das Werk in der kurzen Zeit von fünf Monaten in München vollendet.
15 Meter hoch und 115 Meter Umfang bot dieses Riesenrundbild. Standardnorm zur damaligen Zeit. Der Grund hierfür ist simpel. Aufgrund dieser normierten Ausmaße gab es in vielen Städten Gebäude, welche auf genau diese Maße ausgerichtet waren. Deshalb war eine Städtetour der Panoramen möglich samt Erhöhung der Einnahmen.
Die erstmalige Eröffnung am 1. Juni 1890 in der Münchner Theresienstraße war ein voller Erfolg und die Kritiker überschlugen sich mit Lob. Kein Wunder, dass Zar Alexander III dieses Gemälde kaufte und es in verschiedenen Städten des russischen Reiches ausstellte.
Goldene Neunziger
Mit diesem Panorama und seinem im selben Jahr beendeten Tiflis-Zyklus war Franz Roubaud auf der malerischen Karriereleiter oben angekommen. Die 90er Jahre waren sein goldenes Jahrzehnt. Man kannte und verehrte ihn und er errang die ein oder andere Medaille. 2. Klasse 1892 in München, die Goldene 1893 in München, die Medaille 1. Klasse in der Madrider Columbusausstellung, die Bronzemedaille auf der Weltausstellung 1893 in Chicago, eine kleine Goldene in Berlin 1895 und 1896 und 1898 die Medaille 1. Klasse in Barcelona.
So wundert es nicht, dass die Preise seiner Gemälde stiegen. 1893 kaufte beispielsweise die Bayerische Staatsgemäldesammlung für stolze 9000 Mark das Bild Im Kaukasus.
Prinzenförderung
Einen bedeutenden Förderer gewann Roubaud in dieser Zeit mit dem Prinzregenten Luitpold von Bayern. Es muss sich eine kleine Freundschaft zwischen ihnen entwickelt haben, denn anders ist ein 'privates' Bild wie Prinz Luitpold mit seiner Schwester der Herzogin von Modena, auf den Schären in Prien/Stock nicht zu erklären.
Franz Roubaud - Prinzregent Luitpold mit seiner Schwester der Herzogin von Modena
, auf den Schären in Prien/Stock
Öl auf Leinwand (58 x 84 cm)
, auf den Schären in Prien/Stock
Öl auf Leinwand (58 x 84 cm)
Verlust und Gewinn
Am 13. Juni 1897, kurze Zeit nach einem prunkvollen Diner beim Prinzregenten im Rahmen der VII Internationalen Kunstausstellung in München, verstarb Roubauds Ehefrau Katharina (geb. Keller). Der Künstler war nun mit seinen drei Kinder alleine gestellt, hatte aber das Glück, nach zwei Jahren ein Neues mit Elsa Haberl zu finden, die er am 3. Juni 1899 heiratete und mit ihr nochmals Vater von vier weiteren Kinder geworden.
Eine große Ehre wurde dem Maler Roubaud 1901 in seiner russischen Heimat zuteil, als sich in Moskau eine Einzelausstellung mit 25 Gemälden, Zeichnungen und Aquarellen seinem Schaffen widmete. Man umschmeichelt ihn und sah in ihn den Maler, der die russische Vergangenheit angemessen darstellen kann.
Zweites Panorama
Es wundert also nicht, das 1901 Zar Nikolaus II ihm den Auftrag zu einem weiteren monumentalen Rundgemälde, der Verteidigung von Sewastopol, erteilte, samt Verleihung des Ordens des Heiligen Stanislaws 2. Klasse im folgenden Jahr. Roubauds Umsetzung soll sich an Tolstois Erzählungen zu diesem Thema angelehnt haben, der direkte Austausch mit dem berühmten Dichter blieb ihm jedoch aufgrund gesundheitlicher Probleme Tolstois verwehrt.
Dargestellt wird der 6. Juni 1855, als den russischen Verteidigern ein Sieg gegen die europäischen Belagerer gelang.
In typischer Manier, mit Studien, Befragung der Veteranen und Lektüre der zeitgenössischen Schlachtberichte wurde das Projekt von Roubaud und seiner Mannschaft 1904 in München vollendet.
Unterstützt haben ihn hierbei die Maler Leopold Schönchen, Oskar Merté, Karl H. Frosch und 20 weitere Studenten der Münchner Akademie.
Die Ausmaße waren wieder einmal die bekannten 14 x 115 Meter, erstmals ausgestellt im Jahre 1905. Im 2. Weltkrieg gelang es nur mit viel Glück, 86 Einzelteile des Gemäldes vor dem Bombardement der deutschen Truppen zu schützen. 1954 wurde das restaurierte Panorama wieder eröffnet und ist noch heute zu besichtigen. Die Webseite der Panoramagesellschaft liefert reichlich Informationen hierzu.
Wunderbar ist auf dem folgenden Bild der für ein Panorama typische nahtlose Übergang zwischen dem gemalten Panorama (dem Pferd) und dem Vordergrund (faux terrain), der aus echten Gegenständen (dem Wagen) besteht, zu sehen.
Professor mit Verspätung
Das russische Reich wollte Roubaud noch weiter an sich binden und bot ihm 1903 die Professorenstelle für Schlachtenmalerei der St. Petersburger Akademie an, welche er auch voller Dank annahm.
Ich bin unendlich glücklich über diese Ernennung, obwohl es mir schwer fällt, München zu verlassen, wo ich genau 26 Jahre verbracht habe.Ganz so eilig hatte er es am Ende doch nicht, denn erst 1908 trat er die Stelle wirklich an, aufgehalten vielleicht nicht nur durch die russische Revolution.
Wie dem auch sei, von 1908 bis 1911 lehrte Roubaud an der St.Petersburger Akademie.
Drittes und letztes Panorama
Ab 1911 war keine Zeit mehr für den Lehrunterricht, denn es sollte wieder ein gigantisches Panoramaprojekt von Roubaud gemalt werden, die Schlacht von Borodino. Rechtzeitig zum 100 Jahrestag des Geschehens musste es vollendet werden. Darum trat Roubaud als Professor zurück, um sich voll und ganz dem neuen Panoramas zu widmen. Das Resultat ist noch heute zu besichtigen ist.
Münchner bis zum Schluss
Roubaud blieb nach den Wirren des 1.Weltkriegs seiner Wahlheimat treu und verstarb am 11. März 1928 in München. Bis zuletzt war in seinen 'normalen' Gemälden der Kaukasus ein Lieblingsthema.
Einige Motive hat er immer wieder gerne verwendet. So ist die Flussüberquerung von Tscherkessen in vielen Varianten bekannt.
Fazit
Soviel zum dritten und letzten der aktuell von mir vorgestellten Maler der Münchner Polenrunde. Die Bilder dieser Schule sind oft sehr ansprechend, dynamisch komponiert und mit ihrer für den Westeuropäer fremdartigen Welt sehr anziehend. Malerisch sind sie mir manchmal zu halbgar, zu impressionistisch, nicht vollendet genug, um den Blick länger an einem Bild zu halten. Aber dies ist Geschmacksache und ihr Können unbestritten.
Vielen Dank für die tolle Arbeit zu Roubaud ! Bin selber Maler im Kaukasus- in Georgien. Beste Grüße, Hans Heiner Buhr http://heinerbuhr.de/
AntwortenLöschenEin interessanter Blogg mit wirklich guten Artikeln, die ich immer wieder gerne lese, deswegen raff ich mich jetzt mal auf und tue dies nun offen kund. Beste Grüße aus Niederbayern, Franz Peter Ruß
AntwortenLöschenVielen Dank für die freundlichen Worte. Es wird soviel Unsinn als Kunst verbreitet, da können ein paar kritische Worte nicht schaden. Und im Internet-Zeitalter ist deren Veröffentlichung zum Glück keine Kunst mehr :-)
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