Sonntag, 7. November 2010

Dortmund: Museum für Kunst und Kulturgeschichte

In der Dortmunder Innenstadt ist eine der größten Einkaufstrassen in ganz NRW zu finden. Geschäft reiht sich an Geschäft und die shoppingbegeisterte Ehefrau ist kurz vorm Einkaufswahn. Doch wohin flüchten? Wer bietet dem Verirrten eine ruhige Zuflucht, um dem wilden Gedränge und Geschiebe zu entkommen. Kirchen sind hierfür wahrlich nicht schlecht, aber für längere Aufenthalte meist zu kalt. Für uns Kunstinteressierte gibt es zum Glück noch eine andere wunderbare Möglichkeit.

Das Museum. Glücklicherweise ist ein paar Schritte von der Einkaufshektik entfernt das Museum für Kunst und Kulturgeschichte zu finden. Man tritt ein und siehe da, Ruhe. Endlich. Ein paar der dort angestellten Damen unterhalten sich leise. Das war's. Ansonsten fast keine Besucher. Eben das typische Bild eines Museum, welches nicht zu den bekannten Anlaufstellen wie die Nationalgalerien in Berlin, Pinakotheken in München oder das Ludwigforum in Köln gehört. Mit kreativem Rahmenprogramm wie Kindergeburtstage, Hochzeiten oder ähnliches wird versucht, weitere Zielgruppen ins Museum zu 'locken'.

Locken musste mich niemand. Mein Begehr war einfacherer Art, nämlich nochmals die kleine aber feine Gemäldesammlung des 19. Jahrhunderts zu betrachten. Diesmal mit Kamera und Stativ ausgerüstet. Einem leider etwas zu kleinem Stativ. Nahaufnahmen waren deshalb nicht möglich. Aber besser als gar nichts.

Die Homepage des Museums geizt, mir unverständlich, mit Bildern ihrer Sammlung. Es werden zwar die verschiedenen Abteilungen erwähnt, aber nicht mit den Geschmack auf das Original anregenden Fotos unterstrichen. Im Text werden fast beiläufig ein paar Namen (Friedrich, Clorinth, Slevogt) erwähnt, aber nur zwei kümmerliche Bilder sind auf der Homepage (siehe hier) zu finden.

Dabei hat das Museum doch einiges mehr zu bieten als den bekannten Caspar David Friedrich und das Dreigestirn des deutschen Impressionismus (Clorinth, Liebermann und Slevogt) mit ihren für meine Augen meist halbgaren Skizzen.

Nämlich akademische Meister der vordersten Reihe:

Balthasar Denner (1685-1749)
Balthasar Denner (1685-1749) - Bildnis einer alten Frau
Öl auf Leinwand

Beginnen möchte ich mit einem Falschparker. Jemand, der sich durch die Hintertür in die Sammlung geschlichen hat und zum Glück dort belassen wurde. Balthasar Denner. Der Meister ist nämlich über hundert Jahre vor dem 19. Jahrhundert geboren. Denner war zu seiner Zeit ein sehr gefragter Maler. Warum, ist offensichtlich. Seine bis ins kleinste Detail gehenden Bilder wirken auch nach mehr als 200 Jahren unglaublich lebendig und faszinierend. Seine Spezialität war wohl die Darstellung älterer, vom Leben gezeichneter Damen. So wie die hier Abgebildete.

Balthasar Denner (1685-1749) - Bildnis einer alten Frau
Ausschnitt

Ein sehr ähnliches Gemälde (Link) befindet sich zum Beispiel in der Eremitage in St. Petersburg. Qualitativ spielt das Dortmunder Bild (nicht mein Foto, da kommt es nicht ganz so rüber) fast in der gleichen Liga.

Carl Hasenpflug (1802-1858)

Carl Georg A. Hasenpflug (1802-1858) - Klosterruine im Schnee (1849)
Öl auf Leinwand

Als ich dieses Bild zum ersten Mal sah, dachte ich, es wäre ein Lessing. Dieses verlassene Kloster mit seiner Winterlandschaft ist doch zu typisch für Lessing gewesen. Aber es stammt von einem anderen Zeitgenossen der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert. Carl Hasenpflug. Dieser war vor allem für seine Architekturmalerei bekannt, wurde aber, wie Wikipedia lehrt, durch die Bekanntschaft mit dem vielleicht größten damals lebenden Deutschen Maler zu romantischeren Themen bekehrt. Durch genau jenen Carl Friedrich Lessing. Zum Glück, würde ich behaupten. Denn ansonsten würde dieses kleine Meisterwerk nicht entstanden sein.

Carl Georg A. Hasenpflug (1802-1858) - Klosterruine im Schnee (1849)
Ausschnitt

Anton von Werner (1843-1915)

Vom Großmeister aus Berlin sind zwei Bilder zu sehen. Eine kleine, einfach Studie eines Hausmädchens und ein als Geschenk für seine Frau gedachtes Gemälde ihrer ältesten (glaube ich auf jeden Fall aus dem Gedächtnis heraus) Tochter.

Anton von Werner (1843-1915) - Hausmädchen im Garten (Studie) (1898)
Öl auf Pappe

In der Studie hat von Werner mit wenigen, vollen Pinselstrichen (impressionistisch würde man heute sagen) die Kleidung gemalt und etwas detaillierter das Gesicht umgesetzt.

Anton von Werner (1843-1915) - Hausmädchen im Garten (Studie) (1898)
Ausschnitt

Nichts, was er je als eigenständig auszustellendes Bild gedacht hätte, aber wofür man als Museumsbesucher doch dankbar ist.

Anton von Werner (1843-1915) - Hausmädchen im Garten (Studie) (1898)
Ausschnitt

Viel vollendeter ist das Geschenk an seine Frau gemalt. Obwohl nur für den privaten Gebrauch gedacht, zeigt es den großen Könner.

Anton von Werner (1843-1915) - Tochter Hildegard (1893)
Öl auf Leinwand

Die melancholisch blickende Tochter (ungewöhnlich, man erwartet eher ein 'oberflächlich' lachendes Mädchen), mit dem halboffenen Buch in der einen, das Gesicht auf die andere Hand gestützt, scheint tief in Gedanken versunken.

Anton von Werner (1843-1915) - Tochter Hildegard (1893)
Ausschnitt

Für das plätschernde Bächlein oder das leuchtende Blattwerk scheint sie kein Auge zu haben. Ihre Gedanken sind gerade in einer ganz anderen Welt versunken. Wollen wir sie dort in Ruhe lassen und leise einen Schritt zurücktreten, um das Bild im Detail zu bewundern.

Anton von Werner (1843-1915) - Tochter Hildegard (1893)
Ausschnitt

Fantastisches Farbgefühl zeigt von Werner hier gepaart mit stofflicher Greifbarkeit. Das Moos auf den Steinen wirkt noch ganz feucht und der Schaum des herab fließenden Wasser scheint aus dem Bild zu rinnen.

Anton von Werner (1843-1915) - Tochter Hildegard (1893)
Ausschnitt

Dies ist hohe Kunst, mehr eben als ein 'gewöhnliches impressionistisches' Bild, welches meist ein paar nette Farben zu bieten hat aber nicht mehr.

Arthur Kampf (1864-1950)

Nebenan findet sich ein sehenswertes Gemälde von Kaiser Wilhelm I ( Wilhelm I auf dem Katafalk von 1888 - Öl auf Leinwand). Mal nicht gemalt von Anton von Werner, sondern von Arthur Kampf. Da der Maler noch keine 70 Jahre verstorben ist, kann ich dies hier leider nicht abbilden. Im Netz kursiert jedenfalls eine leicht andere Version dieses Gemälde von Kampf (siehe zum Beispiel hier), er scheint es also in mehreren Versionen gemalt zu haben.

Franz von Lenbach (1836-1904)

Franz von Lenbach - Bismarck - Ausschnitt

Von Lenbach darf natürlich auch kein Bild in einer Sammlung der bekannten Meister des 19. Jahrhunderts fehlen. Dortmund hat ein großes Bild Bismarcks aus Lenbachs Hand zu bieten. Bei einem Porträt von Lenbach bildet meist das Gesicht den Anziehungspunkt. So auch hier. Bismarck sitzt müde und kaputt in seinem Sessel. Er wirkt ausgelaugt und krank. Die Augen schauen einen fragend an, warum man ihn in seiner Ruhe stört. Das Foto ist leider leicht verschwommen und wird dem Gemälde nicht ganz gerecht.

Gotthardt Kuehl (1850-1915)

Gotthardt Kuehl (1850-1915) - In der Leihanstalt (um 1873)
Öl auf Leinwand

Eines der wenigen 'Problem'-Bilder der Dortmunder Sammlung ist das Gemälde des Dresdener Maler Gotthardt Kuehl. Geflüchtet von den Blicken Bismarcks bin ich in dieses Pfandhaus eingedrungen, dort, wo verzweifelte, meist ältere Damen ihr letztes Hab und Gut beleihen müssen. Diese Thematik war vor allem in der Mitte des 19. Jahrhundert häufig zu sehen. Einer der bekanntesten Maler solcher Szenen war Carl Wilhelm Hübner. Kuehls Szene wirkt weniger Bühnenhaft und insgesamt lebendiger als zum Beispiel Hübners ca. 30 Jahre vorher entstandenes Werk - Die Schlesischen Weber von 1844.


Konrad Dielitz (1845-1933)

Konrad Dielitz (1845-1933) - Porträt Julie Hiltrop (1797-1876) (1882)
Öl auf Leinwand

Über den Berliner Dielitz sind recht wenig Informationen im Netz zu finden. Er muss ein gefragter Porträtmaler gewesen sein, der sich jedoch auch dem völlig konträren Gebiet der historisch, mythologischen Welt widmete. Im Dortmunder Museum habe ich sein Gemälde eher zufällig gesichtet. Wollte die Sammlung schon verlassen, da sah ich hell erleuchtet in einem Ausstellungs-Wohnraum des 19. Jahrhundert sein Bild der Frau Hiltrop als Einrichtungsgegenstand hängen. Ich hoffe, dieses Foto bietet halbwegs einen Eindruck von der hohen Qualität der Malerei.

Anselm Feuerbach (1829-1880)

Von Feuerbach sind mir zwei Gemälde aufgefallen.

Anselm Feuerbach - Nanna Profil nach rechts (1862)
Öl auf Leinwand

Das Porträt seiner Nanna habe ich schon früher als Buch-Scann in einem anderen Bericht abgebildet. Hier also als eigenes Foto mit Rahmen.

Anselm Feuerbach (1829-1880) - Leontine(1851)
Öl auf Leinwand

Das andere ist eine sehr schöne Kopfstudie aus seiner Pariser Zeit. Faszinierend, wie gelungen das schwarze Haar der Frau gemalt ist. Mit ein paar 'einfachen' Strichen und ein wenig Weiß und Grau an den passenden Stellen glänzt das Haar und wirkt auch live sehr real. Meisterhaft gemalt.

Hans Makart (1840-1884)

Hans Makart (1840-1884) - Prachtpalast (1883)
Öl auf Tusche und Leinwand

Der Wiener Malerfürst gibt sich auch in Dortmund die Ehre. Nicht mit einem für ihn typischen Werk, sondern mit einer Phantasiearchitektur, welche er ein Jahr vor seinem frühzeitigen Tod gemalt hat. Dieses Architekturbild ist eines von vier zusammengehörenden Bildern, welche Makart ohne konkreten Anlass gemalt hat.

Hans Makart (1840-1884) - Prachtpalast (1883)
Ausschnitt

Laut Informationstafel wurden
Die Entwürfe wurden zusammen 1883 im Pariser Salon und noch im selben Jahr im Münchner Glaspalast ausgestellt.
Der hier abgebildete imposante Aufriss ist schätzungsweise 4 Meter breit (leider sind in Dortmund keine Größenangaben auf den Begleitplaketten angegeben) und nimmt eine ganze Wandseite ein. Teilweise kommt noch die Unterzeichnung auf dem Bild hervor.

Hans Makart (1840-1884) - Prachtpalast (1883)
Ausschnitt

Ich habe noch nicht viele farbige Architekturzeichnungen gesehen, aber diese dürfte von 1A Qualität sein. Die Gegenstücke sind glaube ich auf artrenewal.org abgebildet, siehe hier.

Walter Leistikow (1865-1908)

Walter Leistikow (1865-1908) - Breege auf Rügen (1908)
Öl auf Leinwand

Die Überraschung dieser Ausstellung ist für mich das Gemälde von Leistikow. Normalerweise gefallen mir, wie schon oft erwähnt, Impressionisten nicht besonders. Ich erhoffe mir meist, dass der Maler mal nicht, wie Adolf Menzel (ach ja, von ihm gibt es ein Bild mit kaum noch erkennbaren, fast schwarzen Inhalt - wird wohl nur für die Statistik, dass er auch in Dortmund vertreten ist, ausgestellt sein) es formuliert hat, zu faul war, sondern den ersten Eindruck weiter veredelt. So wie das oben beschriebenen Gemälde von Anton von Werner.
Eines der wenigen 'impressionistischen' Bilder (und ich habe von allen bekannten Impressionisten Bilder live und in Farbe gesehen), bei dem mir nichts fehlt, ist dieses Gemälde von Leistikow.

Walter Leistikow (1865-1908) - Breege auf Rügen (1908)
Ausschnitt

Der leuchtend weiße (auf dem Foto zu dunkel), grob aufgetragene Himmel ist der Anziehungspunkt dieses Bildes. Er glänzt schon von weiter Entfernung zum Bild und zieht einen magisch an. Geschickt sind weitere Weißtöne auf dem Bild verteilt und geben dem ganzen einen harmonischen Eindruck, der durch die kräftig dunkelgrüne Wiese abgerundet wird.

Andreas Achenbach (1815-1910)

Andreas Achenbach (1815-1910) - Nordisches Gebirge im Winter (Felsenlandschaft) (1838)
Öl auf Leinwand

Zuletzt das meiner Meinung nach beste Bild der ganzen Sammlung. Man wird durch die Raumaufteilung in einen neuen Bereich gelenkt und fühlt sich plötzlich in eine raue, von mächtigen Bergen gesäumte Landschaft Skandinaviens versetzt. Die Bergkette ist noch Nebelverhangen. Kein Zeichen von Zivilisation weit und breit. Nur zwei Greifvögeln scheinen in dieser unwirtlichen Gegend zu Hause zu sein.

Andreas Achenbach (1815-1910) - Nordisches Gebirge im Winter (Felsenlandschaft) (1838)
Ausschnitt

Ich war direkt begeistert von dem Gemälde und leicht überrascht zu lesen, dass es von Andreas Achenbach war. Nicht überrascht wegen der Qualität, sondern wegen der Größe. Ich hatte nämlich bisher nur kleinere Gemälde Achenbachs gesehen, dies ist das erste monumentalere Bild, ich schätze 2 mal 3 Meter groß. Von feinen Details wie den Eiszapfen unten auf dem großen Felsen, den unterschiedlichen Herbstfarben
bis zu den fantastisch gemalten Nebel des Hintergrunds bietet dieses Gemälde alles, was man von einem reinen Landschaftsbild nur erhoffen kann.

Andreas Achenbach (1815-1910) - Nordisches Gebirge im Winter (Felsenlandschaft) (1838)
Ausschnitt

Andreas Achenbach (1815-1910) - Nordisches Gebirge im Winter (Felsenlandschaft) (1838)
Ausschnitt

Ein Meisterwerk des damals erst 23 Jahre alten Andreas Achenbach.

Andreas Achenbach (1815-1910) - Nordisches Gebirge im Winter (Felsenlandschaft) (1838)
Ausschnitt

2 Kommentare:

  1. Über Ihren Artikel habe ich mich sehr gefreut und mit großem Interesse gleich auch all' die anderen verschlungen. In der Tat, es ist wirklich eine Revision der Kunstgeschichte vonnöten, und es wäre wirklich mal an der Zeit, die lange verpönte Malerei des 19. Jahrhunderts wieder anzuschauen. Vor einem Jahr war ich im Museé d'Orsay in Paris und das, was mich wirklich interessierte, das waren Bilder wie "La peste en Rome" von Elie Delaunay, oder ein Gemälde von Victor Mottez (seine Frau), dagegen fand ich die weltberühmten Impressionisten ziemlich fade.
    Man hat ja auch allzulange bloß auf das "Neue" und auf die "Orginalität" geachtet, und in den letzten 100 Jahren ist die Kunst von Skandal zu Skandal und von Provokation zu Provokation gehechelt, man kann auch sagen, sie wurde zu Tode revolutioniert.
    Die Folgen dieser Art "Kulturpolitik" sehen wir ja leider täglich, es ist ja nur konsequent, dass mittlerweile die aktuelle Kunst nichts Anderes mehr ist als Geldanlage und Modespektakel. Und die Provokationen eines Jonathan Meese sind zum Gähnen langweilig...
    Auch ist es heute für junge Leute, die Interesse haben, die Malerei im klassischen Sinne zu erlernen, kaum möglich geeignete Lehrer zu finden, vor allem nicht an den Kunstakademien.
    Ich verschwendete selbst vier Jahre an einer Kunstschule und kann ein Lied davon singen. Von einem der "allerbesten Freunde" des berühmten Beuys hörte ich: "Es ist völlig egal, was ihr macht, das wichtige ist, ihr könnt darüber reden." und der bekannte Konzeptkünstler Jochen Gerz saß dabei und sagte: "Ich schaue mir nie die Arbeiten meiner Studenten an, das ist viel zu deprimierend."
    Mich deprimierte auch, was ich in dieser Kunstwelt sah, und mit welchen Menschen man da zu tun hatte, seit geraumer Zeit meide ich Ausstellungen zeitgenössischer Kunst und arbeite konsequent unzeitgemäß.
    Schaue ich mir Bilder von Ruisdael, van der Neer, Friedrich, Goya, Claude Lorrain, Monsu Desiderio, oder Schirmer, Lessing oder den Surrealisten Oelze (könnte noch viele Namen nennen), dann habe ich wieder Freude an der Kunst, bei den Modekünstlern fühle ich mich immer wie nach dem Genuss von mehreren Kilo Pommes Frittes...
    Von Zeit zu Zeit hat auch mal jemand kritisch über die allgemein anerkannte Sicht auf die Kunstgeschichte und den Kunstmarkt geschrieben, vor einigen Jahren habe ich mit großem Genuss ein dünnes Bändchen des Malers Manfred Bluth (der sich für die Rehabilitierung der Historienmalerei des 19. Jhds. einsetzte und auch die Bücher von Jürgen Weber ("Entmündigung der Künstler" und "Kunst ohne Kompass")
    Auch wenn ich die handwerkliche Qualität eines Kunstwerks nicht als das alleinige Qualitätsmerkmal eines Kunstwerkes ansehe (in diesem Punkt bin ich zu 90, aber nicht zu 100%) Ihrer Meinung, so sehe ich in dem Supremat (oder der Alleinherrschaft)des Dilettantismus' ein Riesenproblem, und den meisten Künstlern würden einige Lektionen in klassischem Malen und Zeichnen sicher guttun.
    In so vielen anderen Bereichen des Lebens sieht man, was die allgemeine ästhetische Verwahrlosung anrichtet, und ich frage mich auch, ob eine Gesellschaft, die alles verachtet, was sich nicht in Euro und Cent ausdrücken lässt, eine bessere Kunst verdient hat als die, die ihr von windigen Galerien und Museumsdirektoren heute serviert wird.
    Ich hoffe, Sie machen doch weiter mit Ihrem Blog, es sind fürchterlich dicke Bretter zu bohren, aber für mich ist jeder, der sich auf fundierte Weise gegen den Mainstream der Kunstrezeption auflehnt, ein Hoffnungsschimmer.

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  2. Vielen Dank für die netten Worte und interessanten Gedanken und Hinweise ('La peste en Rome' ist ein fantastisches Gemälde, vorher nie gesehen).
    Ich stimme natürlich voll mit Ihnen überein, dass zu wenig kritische Stimmen im deutschen Sprachraum zu finden sind, welche dem öden, provokant hässlichen und vor allem dilettantischen Kunsttreiben mit Kopfschütteln gegenüberstehen. Ich war zwar schon vor den Zeiten des Internets äußerst skeptisch gegenüber den Lobhudelein auf abstrakte Kunst, Dadaismus, Minimalismus und Co. Aber man traute seiner eigenen Meinung doch nicht ganz, da alles um einen herum (Kunstbücher, Medien, moderne Museen) dies scheinbar ganz anders sah. Ausnahme war ein kleines Buch von Kishon (Picassos süße Rache: Neue Streifzüge durch die moderne Kunst) Erst als ich im Internet die artrenewal.org Seite und vor allem den Großmeister der Kunstkritik Mani de Li(http://www3.sympatico.ca/manideli/) kennenlernte, war mir klar, dass relativierende Worte nicht immer den Kern der Sache treffen.
    Wenn ich ebenfalls ein paar Menschen in ihrer Überzeugung bestärken kann, wäre dies eine große Freude.

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