Pferdemaler von Wierusz-Kowalski
Einer der bedeutenderen Maler des Kreises um Jozef von Brandt war sein polnischer Landsmann Alfred Jan Maksymilian von Wierusz-Kowalski. Viele Daten und Abbildungen zu dem Künstler sind dem schönen Buch von Hans-Peter Bühler: Jäger, Kosaken und polnische Reiter entnommen.
Dessen Spezialgebiet war die Darstellung von Pferden und Hunden, eingerahmt in eine kleine Geschichte. Schlittenfahrten bei Schnee, auf der Jagd oder reitende Soldaten waren seine ihn nie ermüdenden Themen.
Wie es dazu kam, soll der folgende Bericht schildern.
Der mit den Pferden tanzt
Wierusz-Kowalski wurde am 11. Oktober 1849 in Suwalki im russisch annektierten Teil Polens geboren. Seine wohlbehütete Kindheit verlebte er auf dem Gut seiner Eltern, von Pferden und Hunden umgeben. Hier entstand seine spätere Malleidenschaft für diese Tiere.
1865 musste der Hof verkauft werden und seine Familie zog in die kleine Industriestadt Kalisz. Nach der Gymnasialzeit besucht er seit 1868 die Zeichenklasse der Warschauer Kunstakademie. Seine Lehrer dort waren Rafael Hadziewicsz und Alexander Kaminski. Sie konnten ihm vielleicht grundlegende Kenntnisse vermitteln, die Musik in der Kunstwelt spielte aber zu dieser Zeit in anderen Ländern.
Künstlerwanderung
So zog es ihn schon im folgenden Jahren 1869 an die Akademie nach Dresden, bald darauf nach Prag an die Akademie der bildenden Künste und im Herbst 1873, zusammen mit seinem Freund, dem Maler Václav Brožík, nach München.
Dort besuchte er die Malklasse des Historienmaler Sándor (Alexander) von Wagners
und kam, fast selbstverständlich, in Kontakt mit dem Kreis um seinen bekannten polnischen Landsmann Jozef von Brandt.
Selbstfindung
Nachdem er sich noch in Prag an der Historienmalerei versucht hatte, stellt er bald fest, dass sein Metier die Malerei in Anlehnung an von Brandt sein sollte. Aus dem Jahr 1873 sind zwei Genrebilder (Ankunft des Postwagen und Reiseunfall) bekannt, die sehr unter dessen Einfluss stehen.
Wenn man die Messlatte hoch legt, fehlt seinen Figuren manchmal das Leben, sie atmen nicht im Vergleich zu den Bildern der großen Meister der Malerei. Ein Vergleich mit einem Gemälde Repins soll hier als Beispiel dienen.
Dafür hatte er ein Händchen für geschickte Kolorierung, gekonnten Bildaufbau und der phantasievollen Darstellung kleiner, ansprechender Geschichten.
Schwerpunkte und Konstanten
Es gab immer wieder Phasen in seinem Leben, in denen er den einen, mal den anderen thematischen Schwerpunkt setzte. Mal Bilder vom polnischen Januaraufstand 1863 gegen die Russen, den er selber erlebt hatte. Rebellierende Freischärler, welche gegen die Fremdherrschaft kämpften. Mal Jägerbilder, Schneebilder und kleinere Genreszenen.
In den 80 Jahren durchlief er eine Kaukasusphase, vielleicht in Anlehnung an den von Brandt geschätzten Theodor Horschelt.
Was jedoch fast nie verschwand waren Pferde, die einzige Konstante seiner Bilder.
Sie hat er öfter dramatisch in den Vordergrund des Bildes platziert, um die Dynamik des Geschehens zu erhöhen.
Fehlender Wurf
Aufgrund der Mängel seiner Arbeiten stellte sich jedoch in den 70er und Anfang der 80er noch kein wirklich großer Erfolg ein.
Zwar wurden zwei seiner Bilder zum Pariser Salon 1880 zugelassen (Kaukasische Aufklärung und Kaukasier, die sich am Sonnenlicht wärmen), aber der große Wurf war ihm nicht vergönnt. Erst im Jahre 1883 konnte er eine Medaille 2. Klasse auf der Münchner Ausstellung gewinnen.
Das goldene Jahrzehnt
Danach blieb es lange Zeit Still um ihn, bis in den 90er Jahren sein goldenes Jahrzehnt begann. Der Zeitgeist kam ihm entgegen, da vollendet ausgemalte Bilder ihren Stellenwert langsam verloren. Mit den oft impressionistisch Zügen seiner Gemälde, vor allem in der Landschafts- und Schneedarstellung, lag er im Trend.
1889 wurde ihm von Prinzregent Luitpold die Professur Ehrenhalber verliehen und 1892 eines seiner Gemälde von der bayerischen Staatsgemäldesammlung angekauft. Medaillen in Wien und München 1892 und Goldene 1894 in Wien und 1896 in Berlin folgten. Damit stand Wierusz-Kowalski auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Im Ausland dagegen war sein Ruf eher bescheiden. Erst im Jahre 1910, bei seiner dritten Ausstellung im Pariser Salon, errang er eine Medaille dritter Klasse.
Leicht verbunden
Die Verbundenheit zu seiner Heimat war nicht so groß wie bei Jozef von Brandt, mit dem er in Gemeinschaft mit Wladyslaw Czachórski eine Gesellschaft zur Unterstützung polnischer Maler gründete.
Die 'Deutsch-Polnischen' Maler waren in ihrer Heimat nicht immer geschätzt. So war es zum Beispiel weder von Brandt noch Wierusz-Kowalski 1901 vergönnt, Bilder zur Eröffnung des Krakauer Künstlerhauses beizusteuern.
Ob das Wehklagen darüber groß war, ist nicht bekannt. Tatsache ist, dass er sich erst 1905 wieder fester an seine Heimat band, als der Künstler ein Landgut im heimischen Mikorzyn kaufte.
Kamele sind auch nicht schlecht
Zum Ende seines Künstlerlebens wehte nach einer Nordafrikareise im Jahre 1905 noch mal ein frischen Wind durch seine Gemälde.
Die Eindrücke dieser Reise verwertet er zu mehreren Bildern, bei denen er die geliebten Pferde manchmal durch Kamele ersetzte. So erinnert nachfolgendes Bild stark an den großen Franzosen Jean-Léon Gérôme.
Vorsicht vor Wölfen
Sein von den Ausmaßen wahrscheinlich größtes Gemälde malte der Künstler 1910 für das Münchener Rathaus, das überschwängliche Kritiken einheimsende, 10 Meter lange Bild Überfall von Wölfen. Das war ein persönliches Bild, da es in Verbindung mit einem Kindheitserlebnis stand. In jungen Jahren erlebte der Maler gefahrvolle Augenblicke während eines winterlichen Ausflugs. Der Schlitten seiner Familie wurde von einem Rudel hungriger Wölfe verfolgt und angegriffen. Nur knapp konnten sie unbeschadet entrinnen. Dieses Ereignis übte zeitlebens eine Faszination auf ihn auf, wie auch das nachfolgende Gemälde zeigt.
Verblichen
Das war sein letzter großer Erfolg. Als er im Jahre 1915, einige Monate vor Jozef von Brandt, am 17. Februar starb, war der glänzende Stern der polnischen Maler Münchens längst verblichen. Erst im Jahre 1935 entdeckte ihn seine Heimat Warschau mit einer Retrospektive wieder.
Zurecht!
Dessen Spezialgebiet war die Darstellung von Pferden und Hunden, eingerahmt in eine kleine Geschichte. Schlittenfahrten bei Schnee, auf der Jagd oder reitende Soldaten waren seine ihn nie ermüdenden Themen.
Wie es dazu kam, soll der folgende Bericht schildern.
Der mit den Pferden tanzt
Wierusz-Kowalski wurde am 11. Oktober 1849 in Suwalki im russisch annektierten Teil Polens geboren. Seine wohlbehütete Kindheit verlebte er auf dem Gut seiner Eltern, von Pferden und Hunden umgeben. Hier entstand seine spätere Malleidenschaft für diese Tiere.
1865 musste der Hof verkauft werden und seine Familie zog in die kleine Industriestadt Kalisz. Nach der Gymnasialzeit besucht er seit 1868 die Zeichenklasse der Warschauer Kunstakademie. Seine Lehrer dort waren Rafael Hadziewicsz und Alexander Kaminski. Sie konnten ihm vielleicht grundlegende Kenntnisse vermitteln, die Musik in der Kunstwelt spielte aber zu dieser Zeit in anderen Ländern.
Künstlerwanderung
So zog es ihn schon im folgenden Jahren 1869 an die Akademie nach Dresden, bald darauf nach Prag an die Akademie der bildenden Künste und im Herbst 1873, zusammen mit seinem Freund, dem Maler Václav Brožík, nach München.
Dort besuchte er die Malklasse des Historienmaler Sándor (Alexander) von Wagners
und kam, fast selbstverständlich, in Kontakt mit dem Kreis um seinen bekannten polnischen Landsmann Jozef von Brandt.
Selbstfindung
Nachdem er sich noch in Prag an der Historienmalerei versucht hatte, stellt er bald fest, dass sein Metier die Malerei in Anlehnung an von Brandt sein sollte. Aus dem Jahr 1873 sind zwei Genrebilder (Ankunft des Postwagen und Reiseunfall) bekannt, die sehr unter dessen Einfluss stehen.
Wenn man die Messlatte hoch legt, fehlt seinen Figuren manchmal das Leben, sie atmen nicht im Vergleich zu den Bildern der großen Meister der Malerei. Ein Vergleich mit einem Gemälde Repins soll hier als Beispiel dienen.
Dafür hatte er ein Händchen für geschickte Kolorierung, gekonnten Bildaufbau und der phantasievollen Darstellung kleiner, ansprechender Geschichten.
Schwerpunkte und Konstanten
Es gab immer wieder Phasen in seinem Leben, in denen er den einen, mal den anderen thematischen Schwerpunkt setzte. Mal Bilder vom polnischen Januaraufstand 1863 gegen die Russen, den er selber erlebt hatte. Rebellierende Freischärler, welche gegen die Fremdherrschaft kämpften. Mal Jägerbilder, Schneebilder und kleinere Genreszenen.
In den 80 Jahren durchlief er eine Kaukasusphase, vielleicht in Anlehnung an den von Brandt geschätzten Theodor Horschelt.
Was jedoch fast nie verschwand waren Pferde, die einzige Konstante seiner Bilder.
Sie hat er öfter dramatisch in den Vordergrund des Bildes platziert, um die Dynamik des Geschehens zu erhöhen.
Fehlender Wurf
Aufgrund der Mängel seiner Arbeiten stellte sich jedoch in den 70er und Anfang der 80er noch kein wirklich großer Erfolg ein.
Zwar wurden zwei seiner Bilder zum Pariser Salon 1880 zugelassen (Kaukasische Aufklärung und Kaukasier, die sich am Sonnenlicht wärmen), aber der große Wurf war ihm nicht vergönnt. Erst im Jahre 1883 konnte er eine Medaille 2. Klasse auf der Münchner Ausstellung gewinnen.
Das goldene Jahrzehnt
Danach blieb es lange Zeit Still um ihn, bis in den 90er Jahren sein goldenes Jahrzehnt begann. Der Zeitgeist kam ihm entgegen, da vollendet ausgemalte Bilder ihren Stellenwert langsam verloren. Mit den oft impressionistisch Zügen seiner Gemälde, vor allem in der Landschafts- und Schneedarstellung, lag er im Trend.
1889 wurde ihm von Prinzregent Luitpold die Professur Ehrenhalber verliehen und 1892 eines seiner Gemälde von der bayerischen Staatsgemäldesammlung angekauft. Medaillen in Wien und München 1892 und Goldene 1894 in Wien und 1896 in Berlin folgten. Damit stand Wierusz-Kowalski auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Im Ausland dagegen war sein Ruf eher bescheiden. Erst im Jahre 1910, bei seiner dritten Ausstellung im Pariser Salon, errang er eine Medaille dritter Klasse.
Leicht verbunden
Die Verbundenheit zu seiner Heimat war nicht so groß wie bei Jozef von Brandt, mit dem er in Gemeinschaft mit Wladyslaw Czachórski eine Gesellschaft zur Unterstützung polnischer Maler gründete.
Alfred von Wierusz-Kowalski - Polnische Dorfstraße mit Fuhrwerk (um 1875)
Öl auf Leinwand (103 x 76,5 cm)
Öl auf Leinwand (103 x 76,5 cm)
Die 'Deutsch-Polnischen' Maler waren in ihrer Heimat nicht immer geschätzt. So war es zum Beispiel weder von Brandt noch Wierusz-Kowalski 1901 vergönnt, Bilder zur Eröffnung des Krakauer Künstlerhauses beizusteuern.
Ob das Wehklagen darüber groß war, ist nicht bekannt. Tatsache ist, dass er sich erst 1905 wieder fester an seine Heimat band, als der Künstler ein Landgut im heimischen Mikorzyn kaufte.
Kamele sind auch nicht schlecht
Zum Ende seines Künstlerlebens wehte nach einer Nordafrikareise im Jahre 1905 noch mal ein frischen Wind durch seine Gemälde.
Die Eindrücke dieser Reise verwertet er zu mehreren Bildern, bei denen er die geliebten Pferde manchmal durch Kamele ersetzte. So erinnert nachfolgendes Bild stark an den großen Franzosen Jean-Léon Gérôme.
Alfred von Wierusz-Kowalski - Mit dem Kriegsbefehl in Marokko (1910)
Öl auf Leinwand (81,5 x 105 cm)
Öl auf Leinwand (81,5 x 105 cm)
Vorsicht vor Wölfen
Sein von den Ausmaßen wahrscheinlich größtes Gemälde malte der Künstler 1910 für das Münchener Rathaus, das überschwängliche Kritiken einheimsende, 10 Meter lange Bild Überfall von Wölfen. Das war ein persönliches Bild, da es in Verbindung mit einem Kindheitserlebnis stand. In jungen Jahren erlebte der Maler gefahrvolle Augenblicke während eines winterlichen Ausflugs. Der Schlitten seiner Familie wurde von einem Rudel hungriger Wölfe verfolgt und angegriffen. Nur knapp konnten sie unbeschadet entrinnen. Dieses Ereignis übte zeitlebens eine Faszination auf ihn auf, wie auch das nachfolgende Gemälde zeigt.
Verblichen
Das war sein letzter großer Erfolg. Als er im Jahre 1915, einige Monate vor Jozef von Brandt, am 17. Februar starb, war der glänzende Stern der polnischen Maler Münchens längst verblichen. Erst im Jahre 1935 entdeckte ihn seine Heimat Warschau mit einer Retrospektive wieder.
Zurecht!
Mein Urgroßvater kaufte in München
AntwortenLöschender 20iger Jahre das überdimension-
ale Gemälde von Wieruscz-Kowalski:"Petersburger Schlittenfahrt" mit annähernd 100 Köpfen/Personen und Pferden und befindet sich jetzt im
Besitz meiner Tante!
Frage: Handelt es sich um ein bekanntes Werk des Malers?
In dem von mir erwähnten Buch ist dieses Gemälde nicht erwähnt, nur der allgemeine, offensichtlich Hinweis, dass diese Schlittenfahrten in mannigfacher Weise von ihm gemalt wurden. Heitere Schlittenfahrt, Abendliche Schlittenfahrt, Litauische Schlittenfahrt und so weiter und so fort. Von der Petersburger Schlittenfahrt ist aber explizit nicht die Rede. Wundert mich etwas, da solch enorme Figurenanzahl nicht typisch für ihn war und eigentlich ein Hauptwerk sein sollte.
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