Berliner Bilderbogen (Teil 4)
Alte Nationalgalerie und kein Ende
Arnold Böcklin (1827 - 1901)
Böcklin ist ein Liebling der Kuratoren der Alten Nationalgalerie. Es werden bestimmt sieben oder acht Werke von ihm in der Sammlung präsentiert. Und das nicht ganz ohne Grund. Denn Böcklin war, wie die nachfolgenden Beispiele zeigen, ein Meister auf vielen Gebieten. Porträt- oder Landschaftsmalerei, christliche Geschichte oder Bilder zur Sagenwelt sind sein Metier, genauso wie die mythischen Welten in der Art seiner Toteninseln.
Seine römische Frau bildet er im folgenden Porträt im Profil ab.
Arnold Böcklin - Bildnis Angela Böcklin (1863) -
Tempera und Wachs auf Holz (41 x 32 cm)
Das Besondere am dem folgenden religiösen Bild ist die vom göttlichen Glanz erleuchtete Mauer.
Tempera und Firnis auf Holz (164 x 250 cm)
Das kleine, feine Landschaftsbild soll angelehnt sein an ähnliche Motive seines Freundes Franz-Dreber.
Verpackt in eine mythologische Szene, ist der schäumende Wasser-Aufprall gegen die Felsen das eigentliche Thema des Bildes.
Arnold Böcklin - Die Meeresbrandung (1879) -
Öl auf Holz (121 x 82 cm)
Giovanni Segantini (1858 - 1899)
Segantinis Bilder sind unverwechselbar. Seine Malweise, in der er die Farben ungemischt Strich für Strich nebeneinander platziert, erinnert sehr an den Pointillismus. Er steht aber meilenweit über diesem. Denn es gelingt ihm, im Gegensatz zu völlig überschätzen Malern wie Signac oder Seurat, seinen Gemälden wirkliches Leben einzuhauchen.In der Alten Nationalgalerie ist eine seiner besten Arbeiten ausgestellt. Dessen Leuchten ist der Blickfang des Ausstellungsraumes. Abgebildet ist eine für Segantini typisch reliefartige Szene, auf einem Hochplateau in den Bergen der Schweiz. Ein kleiner Trauerzug führt einen Toten zu seiner letzten Ruhestätte.
Öl auf Leinwand (161,5 x 299 cm)
Carl Blechen (1798 - 1840)
Coverversionen sind in der Malerei gang und gäbe. Wenn zu einem bestimmten Bildtypus eine große Nachfrage bestand, war der Künstler häufig gezwungen, dem Markt das zu bieten, was er verlangte. Der Maler musste eine Familie ernähren und hatte keine Wahl. So zum Beispiel in dem von mir beschriebenen Fall Carl Wilhem Hübners. Der Anstoß zu der Wiederverwendung eines Motivs kann natürlich auch vom Künstler selber kommen.In der Nationalgalerie sind zwei Gemälde Carl Blechens ausgestellt, die einen ganz engen Bezug zueinander haben. Der Park von Terni wird einmal als Kulisse für zwei badende Frauen, ein andermal für zwei diskutierende Mönche verwendet. Das Ursprungsmotiv scheint die Variante mit den beiden Badenixen zu sein, denn in der Staatsgalerie Stuttgart ist eine kleine identische Studie und im Frankfurter Städelmuseum ein großes Bild gleichen Inhalts zu sehen. Beide schon aus dem Jahr (1828/29).
Hier nun die Variationen aus der Alten Nationalgalerie.
Carl Blechen - Park von Terni mit badenden Mädchen (1835) -
Öl auf Leinwand (107 x 77 cm)
!Da meine Aufnahme viel zu schlecht ist, stammt die Abbildung der Badenden von Wikipedia!
Öl auf Leinwand (63 x 51,5 cm)
Öl auf Leinwand (63 x 51,5 cm)
Eduard Gaertner (1801 - 1877)
Gaertner ist vielleicht der beste Architekturmaler, den Deutschland je hatte. Seine liebevollen Stadtansichten sind aufgrund ihrer Genauigkeit und Atmosphäre unübertroffen. Man taucht ein in das Berlin des 19. Jahrhunderts und saugt das Flair dieser noch in ihren Kinderschuhen stehenden Weltstadt auf. Gaertners Lichtbehandlung straft jeden Lügen, der behauptet, erst die Impressionisten hätten verstanden, wie man die Facetten des Lichts wirklichkeitsnah darstellt.Öl auf Leinwand (75 x 155 cm)
Theodor Hildebrandt (1804 - 1874)
Die Räuber ist das erste Drama des noch jungen Friedrich Schillers. Es handelt von einem zu Unrecht vom Vater verstoßenen Grafensohn, der, auf sich alleine gestellt, nicht wirklich etwas mit seinem Leben anzufangen weiß. Die Folge ist klar. Er hat keine Ziele und nichts zu tun. Hängt mit falschen Freunden rum und gerät auf die schiefe Bahn. Sie gründen eine Gang und berauben in bester Robin Hood-Manier die Reichen und geben es den Armen. Jedoch zerbröckeln seine Ideale immer mehr an der Realität. Und, wie es sich für einen Klassiker gehört, sind am Ende fast alle Tod.Hildebrandts Räuber hat schon glücklichere Tage erlebt. Der goldene Ehering an seinem Finger weist auf die heile Welt seines früheren Lebens hin. Nun sitzt er einsam in einer verlassenen Ecke, mit dem Gewehr in der Hand, auf Gefahren lauernd. Ob er jemals wieder in die behütete Welt, die nur noch in seinen Erinnerungen existiert, zurückkehren kann, steht in den Sternen.
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