Berliner Bilderbogen (Teil 3)
Noch mehr aus der Alten Nationalgalerie
Carl Spitzweg (1808 - 1885)
Spitzweg war nie der große, technisch versierte Meister. Aber seine kleinen, lieblichen Geschichten sind immer noch unverändert populär. Bei Amazon werden alleine fünf verschiedene Kalender zum kommenden Jahr 2014 mit seinen Bildern gelistet. Mehrere Werke Spitzweg sind in der Nationalgalerie zu sehen, so auch die hier abgebildeten, kräftig die Tassen hebenden Feierbiester am Starnberger See.Öl auf Leinwand (32 x 54 cm)
Paul Baum (1859 - 1932)
Baum ist einer derjenigen Maler, die sich vom Paulus zum Saulus gewandelt haben. Seine frühen, der akademischen Tradition verpflichtenden Bilder zeugen von Können und Detailfreude. Den späteren, impressionistischen Werken fehlt jedoch der Atmen, der die Bilder zum Leben erweckt. Ganz anders das folgende Gemälde Baums. Hier riecht man die Luft nach einem Regenschauer und hört das Wasser plätschern. Auch wenn es im Atelier entstanden ist, kann es das Gefühl für Natur viel eher vermitteln, als viele der kunterbunten, impressionistischen Freiluftbilder.Karl Buchholz (1849 - 1889)
Die Weimarer Malerschule habe ich bisher nicht wahrgenommen. Ich wusste, dass sie für ihre Landschaften berühmt waren, aber ihre Gemälde sind mir noch nie über den Weg gelaufen. Aber ich gelobe Besserung und habe zur Vergebung meiner Sünden zwei Bücher über diese Maler bestellt. Dann werde ich erfahren, warum der talentierte Karl Buchholz mit 40 Jahren Selbstmord beging und wieso Paul Baum seinen Malstil änderte.Buchholz Frühlingsbild ist atmosphärisch wunderbar gelungen und der stark V-förmige Bildaufbau, die Verlängerung der beiden Dächer links und rechts in Richtung Weg, nicht jeden Tag bei einem Landschaftsbild zu sehen.
Karl Buchholz - Frühling in Oberweimar (1868) - Öl auf Leinwand (60 x 49 cm)
Fritz von Uhde (1848 - 1911)
Die religiöse Malerei wurde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert in Deutschland vor allem von den Nazarenern bestimmt. Ihre Kunst war rein und erhaben. Für viele, ich zähle mich dazu, auch langweilig. Menschen, deren christlicher Glaube nicht so fest wie in früheren Jahrhunderten war, konnte man mit dieser abgehobenen Darstellung nicht packen. Kann die christliche Malerei nicht weltlicher werden? Wo sind die realen Menschen in all den Heiligenbildern? Diese Lücke füllte neben Eduard Gebhardt kein Maler so sehr wie Fritz von Uhde.Auf dem Gemälde der Alten Nationalgalerie holt der Maler Jesus in das Hier und Jetzt, natürlich bezogen aufs Jahr 1885. Er ist überraschender Gast einer armen Handwerker-Familie, die gerade ihr "Komm, Herr Jesus" betete. Und siehe da, der Herr kam.
Öl auf Leinwand (130 x 165 cm)
Max Liebermann (1847 - 1935)
Liebermanns Bilder sind mir oft zu unvollendet. Nicht, dass sie schlecht wären. Bei weitem nicht. Dafür ist er ein viel zu gut ausgebildeter Maler. Aber häufig würde ich mir mehr Schliff und ausgemalte Passagen wünschen.Eines der Werke aus der Übergangszeit zum impressionistisch angehauchten Malstil ist das folgende Bild aus dem Jahre 1881. In früheren Zeiten wäre es als Studie angesehen worden, aber die Zeiten ändern sich. Siehe zum Beispiel auch das als Farbskizze deklarierte Werk Anton von Werners zum Gastmahl der Familie Mosse, Teil 1 des Berliner Bilderbogens.
Ich mag das Bild. Da verzeihe ich ihm auch die perspektivisch etwas missratene linke Bildhälfte in bester van Gogh-Tradition.
Gustav Spangenberg (1821 - 1891)
Der Tod holt uns alle. Ob Jung, ob Alt, ob Arm oder Reich, Ritter oder Bischof. Die Glocke des Todes zieht jeden in ihren Bann. Wer jetzt noch verschont bleibt, wird beim nächsten Mal an der Reihe sein. Gerade verabschiedet sich ein zum Krieg ausziehender Landsknecht, um seinen ihm zugewiesenen Platz in der endlosen Schlange einzunehmen.Öl auf Leinwand (158 x 282 cm)
Öl auf Leinwand (158 x 282 cm)
Franz von Lenbach (1836 - 1904)
Die Augen sind der Spiegel der Seele. Wer sie versteht, versteht den Menschen. Sie öffnen das Buch seiner Persönlichkeit.Ein Maler, der das sofort unterschrieben hätte, ist Franz von Lenbach. Denn in all seinen Porträts stehen die Augen im Mittelpunkt und ziehen den ganzen Fokus auf sich. Alles andere, außer dem Kopf selber, ist meist nur angedeutet gemalt.
Im Gegensatz dazu steht das im Teil 2 zu sehende Porträt von Leon Pohle, Bildnis des Malers Ludwig Richter. Dort wird der Mensch in einer für ihn wichtigen Umgebung gezeigt. Solch stilllebenartige Details sind in Lenbachs Porträts nie zu finden. Der Hintergrund ist immer einfarbig und lenkt die ganze Aufmerksamkeit auf den Gesichtsausdruck der Person.
Franz von Lenbach - Bildnis Otto von Bismarck (1884) (Ausschnitt) -
Öl auf Leinwand - (124,5 x 89,5 cm)
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